Commandos 2 - Men Of Courage (PC Strategiespiel) Testbericht

Zu Beginn meines Studiums lernte ich – damals noch Computerlos! – einen Freund kennen, der mit einem Pentium 90 (ja, 90 MHz) eine wahre Spielmaschine besaß. Jeden Monat besorgte er sich die neuesten Spielezeitschriften und dann auch die neuesten Spiele. Mitte 1998 erschien das Spiel Commandos – Im Auftrag der Ehre. Stundenlang saß ich, damals Anfang 20 und von der für mich neuen Welt fasziniert, neben meinem Kumpel und beobachtete, wie er die einzelnen Missionen löste.
Es sollte noch ein bisschen dauern bis ich meinen ersten eigenen PC zugelegt habe…aber Commandos habe ich nicht vergessen und irgendwann ersteigerte ich bei Ebay Commandos 2 – Men of Courage, die 2001 erschienene Fortsetzung des erfolgreichen Strategiespiels. Eigentlich schon die zweite Fortsetzung, denn mit Commandos - Hinter freundlichen Linien erschien zwischendurch schon der eigentlich zweite Teil, der aber technisch komplett auf der Engine des ersten basierte und deswegen auch als allein lauffähige Addon-Version läuft.
Aber egal, hier soll es um Commandos 2 – Men of Courage gehen:

===Systemvoraussetzungen===
Für Commandos 2 – Men of Courage gelten heutzutage fast schon lächerliche Mindestanforderungen: Pentium-II 266 MHz-CPU, 64 MB RAM, DirectX8 kompatible 4MB-Grafikkarte, DirectX8-kompatible Soundkarte, 4fach-CD-ROM-Laufwerk, 1,5 GB Festplattenspeicher. Empfohlen wird eine 450MhZ-CPU, 128 MB RAM, DirectX8 kompatible 8MB-Grafikkarte, DirectX8-kompatible Soundkarte, 8fach-CD-ROM-Laufwerk, und 2,5 GB Festplattenspeicher.
Ein auch nur halbwegs aktueller Rechner sollte diese locker erfüllen.
Seinerzeit wurde Commandos 2 ab 16 Jahren freigegeben. Nun ja, immerhin geht es um gezieltes und geplantes Töten des Gegners.
Die deutsche Version ist zusätzlich entschärft. Nazisymbole sind durch Fantasiesymbole ersetzt worden (man weiß natürlich trotzdem, was gemeint ist), Leichen verwandeln sich in Sandsäcke. Wer es realistischer mag, wird im Internet sicher fündig. Google weiß wo.

===Hersteller===

Programmiert wurde das Spiel von der Schmiede Pyro Studios, vertrieben von Eidos Interactive. Gegründet wurde Eidos 1990. Neben der Commandos-Reihe vertrieb Eidos auch die Tomb Raider-Reihe und viele weitere große Hits. 2005 wurde Eidos durch SCi Entertainment übernommen.

EIDOS GmbH
Domstraße 17
20095 Hamburg
Germany
> Tel. +49 (0) 40 / 30 633 - 400
> Fax + 49 (0) 40 / 30 633 – 402
www.eidos.de

===Das Spielprinzip===

Die ganze Commandos-Reihe ist zeitlich während des zweiten Weltkriegs angesiedelt. Man schlüpft in die Rolle einer alliierten Spezialeinheit, bestehend auf unterschiedlicher Besetzung. Die einzelnen Charaktere haben jeder für sich Stärken und Schwächen und auch Spezialkenntnisse, die sie von den anderen Mitgliedern abheben. Nur durch geschickten, kombinierten Einsatz der einzelnen Teammitglieder ist man am Ende erfolgreich. Und ganz wichtig ist dabei, dass der leisere Weg in der Regel der Erfolgreichere ist – taktisches Vorgehen ist als vonnöten.
Gesteuert wird das Spiel mit Maus und Tastatur – letztere sollte man unbedingt beherrschen, denn durch Tastenkürzel lassen sich viele Aktionen schneller durchführen als durch Mausgeklicke.
Revolutionär zum damaligen Zeitpunkt war die Möglichkeit, die Perspektive zu drehen und stufenlos zu zoomen. Heute ist das Standard, damals hätte das noch niemand so für möglich gehalten.
Die Künstliche Intelligenz des Gegners ist dagegen noch in den Kinderschuhen. Ob es realistisch ist, ganze Heerscharen von gegnerischen Soldaten durch eine geworfene Zigarettenschachtel in eine Falle zu locken, sei einfach mal dahingestellt. Spaß macht es trotzdem.

===Die Charaktere===

Zum Team gehören verschiedene Charaktere:
Der Green Beret ist mit fast allen Waffen vertraut und kann die meisten Gegner ausschalten. Der Scharfschütze verfügt über ein leises Präzisionsgewehr, das ihm erlaubt aus dem Verdeckten in sicherer Entfernung zu agieren.
Der Taucher verfügt über eine Tauchausrüstung und kann sich so unbemerkt dem Gegner nähern. Außerdem kann er mit Booten aller Art umgehen und seine Kameraden so transportieren.
Der Pionier ist mit allen Arten von Sprengstoff vertraut. Er kann nicht nur Zeit- und Fernzünderbomben legen, sondern auch ein Geländer verminen bzw. es von Minen räumen.
Der Fahrer kommt mit so ziemlich jeder Art von Landfahrzeug zurecht. Zusammen mit dem Pionier als Schützen kann er mit einem Panzer großen Schaden anrichten.
Der Spion kann in einer deutschen Uniform den Gegner ablenken oder ihn direkt in eine Falle locken. Zwar wird er von den höheren Offizieren enttarnt, ist aber trotzdem oftmals unverzichtbar.
Der Dieb ist sehr geschickt mit den Händen, kann unbemerkt stehlen und auch die verschiedensten Schlössen mit seinen Dietrichen öffnen. Außerdem ist er ein geschickter Kletterer und der schnellste Läufer im Team.
Natascha ist ebenfalls eine Spionin, die durch weibliche Reize den Gegner ebenfalls abzulenken vermag. Außerdem ist auch sie eine hervorragende Scharfschützin. Sie kann auch im asiatischen Raum agieren.
Den Hund Whisky erbt das Team während der ersten Mission von einem im Vorspann sterbenden französischen Kämpfer der Resistance. Whisky kann unbehelligt von den Deutschen Dokumente und ähnliches transportieren. Außerdem kann er mit Bellen auf sich aufmerksam machen und so für einige Sekunden das Wachpersonal ablenken.

===Die Missionen===

Zunächst muss man sich in zwei Trainingsmissionen mit der Steuerung der Commandos vertraut machen. Dann geht’s endlich richtig los! Die einzelnen Missionen werden vor Beginn mit Videos erklärt und dann noch einmal vom Kommandeur besprochen.

01 – Die Nacht der Wölfe
Es startet mit einem Nachteinsatz. Der Dieb muss mit Nataschas Hilfe eine deutsche Enigma-Chiffriermaschine stehlen und eine Nachricht entschlüsseln. Anschließend muss er Kontakt mit dem Hauptquartier aufnehmen. Von dort wird Verstärkung geschickt…

02 – Das Boot – Lautlose Killer
Ein alliiertes U-Boot ist auf den deutschen Stützpunkt gebracht worden, die Mannschaft wurde gefangen genommen. Die Mannschaft ist zu befreien, der Stützpunkt dabei zwangsläufig zu erobern. Außerdem sollen einige Flak-Geschütze unschädlich gemacht werden. Ist alles erledigt, so verlässt man den Stützpunkt an Bord des alliierten U-Bootes.

03 – Der weiße Tod
Doch weit kommt man nicht, denn das U-Boot wird von einem deutschen U-Boot-Jäger durch Wasserbomben mitten in der Arktis zum Auftauchen gezwungen. Die Besatzung wird wiederum gefangen genommen, ebenso wie die meisten Commandos. Am Anfang kann man nur mit dem Taucher agieren. Sind die Kameraden befreit, geht es an die Befreiung der U-Boot-Besatzung und die Eroberung des deutschen Kreuzers, der natürlich unschädlich gemacht werden muss.

04 – Ziel: Burma
Die nächste Mission führt erstmals in den asiatischen Raum. Eine scharf bewachte Stadt ist zu erobern, nebenbei muss Kontakt mit dem geistigen Führer aufgenommen und eine Gruppe von Ghurka-Untergrundkämpfern kontaktiert und bewaffnet werden. Höhepunkt der Mission ist der Anschlag auf den Tyrannen und die anschließende Flucht.

05 – Die Brücke am Kwai
Inspiriert durch den Film geht es auch in dieser Mission um eine zu zerstörende Brücke. Zunächst muss man sich aber den Weg freikämpfen und nebenbei ein paar alliierte Kriegsgefangene befreien. Und man darf Elefanten reiten!

06 – Die Kanonen von Savo Island
Savo Island muss aus taktischen Gründen erobert werden, denn die dortige Küstenbefestigung würde den amerikanischen Vormarsch im Pazifik gefährden. Unterstützung erfährt man durch einen komischen Kauz, der sich auf der Insel von den Besatzern unbehelligt bewegen kann und einige hilfreiche Unruhe zu stiften vermag. Nebenbei kann man noch eine Goldene Affenfigur erbeuten und muss einen gefangenen Piloten befreien, der das ebenfalls zu erobernde Flugzeug zur Flucht steuert.

07 – Der Riese von Haiphong
In Haiphong liegt ein japanischer Flugzeugträger vor Anker. Es gilt, die Commandos auf diesem zu verstecken, doch dafür muss man sich zunächst durch die ganze Stadt kämpfen und dann ins Hafengebiet gelangen. Hierbei ist man zunächst ganz allein auf den Green Beret angewiesen, denn die anderen Teammitglieder sind so platziert, dass sie nichts machen können ohne entdeckt zu werden.

08 – Der Soldat James Smith
Der Titel kommt bekannt vor und das zu recht. James Smith ist auf einem Schlachtfeld zu finden. Seine Einheit ist umzingelt und hat sich in einem Haus verschanzt, er selber ist verletzt und benötigt medizinische Hilfe. Dummerweise werden die Commandos mit Ausnahme des Diebs am Anfang entdeckt und gefangen genommen. Also heißt es zunächst Kameraden befreien, dann Gebäude für Gebäude erobern und schließlich zu Smith vordringen.

09 – Schloss Colditz
Der Dieb ist gefangen genommen worden und steht vor einem Erschießungskommando. Seine Kameraden müssen zum Schloss vordringen und ihn befreien – ohne dabei Alarm auszulösen, denn dann wird der Dieb erschossen. Doch mit seiner Befreiung ist die Mission noch nicht zu Ende, denn dann sind noch Geheimdokumente zu erobern und zu entschlüsseln.

10 – Brennt Paris?
In den eroberten Geheimdokumenten steht, dass das besetzte Paris bei Vorrücken der alliierten Soldaten gesprengt werden soll. Der Auslöser befindet sich im Büro des deutschen Kommandanten. Aber dort muss man auch erstmal hinkommen. Ist der Auslöser deaktiviert, kann man die Alliierten informieren…dazu muss dann noch der Eiffelturm erobert werden.

Tja, und wem die 10 Missionen zu wenig sind, der kann sich noch Bonusmissionen sichern. Überall sind kleine Puzzleteile versteckt – hat man das Bild vollständig, wird die Bonusmission freigeschaltet. Zwar sind diese meist nicht ganz so umfangreich wie die Hauptmissionen, können aber einiges an Spielspaß bringen.
Und es kann am Anfang durchaus passieren, dass man irgendwo hängenbleibt. Dann hilft die Seite http://www.steffennet.com/loesungen/commandos2/loesungen.htm sicher weiter!

===Meine Meinung===
Commandos 2 hat mir einige schlaflose Nächte beschert. Immer wieder an der gleichen Stelle zu scheitern, neu zu laden und es noch einmal zu versuchen bis es dann geklappt hat, das kostet schon Zeit. Aber mir hat es viel Spaß gemacht…sonst wäre ich ja wohl auch ins Bett gegangen.
Schön finde ich auch, dass man drei verschiedene Schwierigkeitsgrade wählen kann. So hat auch der Einsteiger eine Chance…leicht ist das Spiel aber für Ungeübte trotzdem nicht zu lösen.
Am Ende einer Mission wird abgerechnet: Wurden alle Ziele erreicht? In welcher Zeit? Welcher Schaden wurde dem Gegner zugefügt? Und wurden Gegner ausgeschaltet, aber nicht getötet? Mit etwas Glück springt am Ende eine Beförderung raus…aber die ist zum Glück eher unwichtig, Hauptsache die Missionen sind gelöst. Für Bonusmissionen gibt es einen Orden. Aber auch die stehen im Hintergrund. Der Fokus liegt auf den Missionen und dem Spielspaß – das gefällt mir deutlich besser als eine sinnlose Punktesammelei.

Auch wenn Commandos 2 nach heutigen Maßstäben keinen Blumentopf mehr gewinnen könnte, spiele ich es auch heute noch manchmal ganz gerne. Mir wäre Commandos 2 locker 5 Sterne wert – einen ziehe ich aber ab, weil es eben doch ein ziemlich brutales Spiel sein kann. Naja, andererseits weiß man das, wenn man es spielen will….und der Preis ist unschlagbar, denn man kann es entweder im Fachmarkt in den Pyramiden oder Resteposten entdecken (und dort für einen günstigen Preis) oder irgendwo ersteigern, und das für kleines Geld. Also ein Bonusstern für den Preis – und damit wäre ich doch wieder bei 5!
Mission erfüllt – weggetreten!

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