Die Feuerzangenbowle (1944) (DVD) Testbericht

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Die-feuerzangenbowle-1944-dvd
ab 5,99
Auf yopi.de gelistet seit 11/2011

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Erfahrungsbericht von Myhnegon

\"Pfeiffer, mit drei f.\"

Pro:

humorvoll, Besetzung, interessante Story

Kontra:

bestenfalls ein paar altersbedingte Kleinigkeiten

Empfehlung:

Ja

Heut möchte ich Euch einen Film vorstellen, der kürzlich mal wieder im Fernsehen lief und den ich erstmals auf Anraten meiner Mom sah...

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Die Story
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Vier alternde Doktoren/Professoren schwelgen bei einer Feuerzangenbowle in Erinnerungen an ihre Schulzeit, als ihr jüngerer Kollege, der Dichter Dr. Pfeiffer, dazu kommt. Dieser kann den Geschichten über die Lehrer und die Streiche, die ihnen gespielt wurden, jedoch nichts abgewinnen, da er selber nie zur Schule gegangen ist, sondern einen Hauslehrer hatte. Zu fortgeschrittener Stunde und einigen weiteren Gläsern der Feuerzangenbowle kommt einer der Herren auf die Idee, dass Pfeiffer seine Schulzeit dringend nachholen muss.

Also macht er sich auf in ein kleines Dorf, in dem ihn keiner kennt, um dort ein Gymnasium zu besuchen und seinen Lehrern mit seinen Klassenkameraden einen ganzen Stapel Streiche zu spielen. Eine Zeit geht auch alles gut und er lernt sogar die Tochter des Direktors näher kennen, doch dann taucht eine Schauspielerin auf, die sich als seine Lebensgefährtin sieht und der nichts mehr am Herzen liegt, als ihn von diesen Albernheiten zu befreien. Allerdings genießt er sein neues Leben so sehr, dass er sich ihrem Willen keinesfalls beugen will...

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Weitere Infos
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Der 1944 in Deutschland produzierte Film ist etwa 94 Minuten lang, ab 12 Jahren freigegeben - aus welchem Jahrhundert diese Altersbegrenzung wohl stammt? ;-) - und darüber hinaus schwarz-weiß. Die DVD kostet bei Amazon im z-Shop derzeit € 13,89 + Versand, während das Video dort für € 7,31 + Versand zu bekommen ist.

Dr. Johann Pfeiffer....................Heinz Rühmann
Regie.........................................Helmut Weiss
Musik........................................Werner Bochmann

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Meine Meinung
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Schon die etwas veraltete, aber gerade deshalb passende Musik und die Schriftzüge im Vorspann (wie: „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, dass die Schule es nicht merkt.“) regen zum Schmunzeln an und stimmen einen perfekt auf den Film ein. Als nächstes sieht man nämlich vier niedliche, alternde Herren, die auf einen verstorbenen und ihre Lehrer im allgemeinen eine Feuerzangenbowle trinken. Zwar wird hier schon klar, dass die Tonqualität aufgrund des Alters des Films etwas zu wünschen übrig lässt, sodass man nicht immer alles versteht, aber letzteres kann auch an der etwas unkonventionellen Sprechweise der meisten Personen liegen mag. Später versteht man sie nämlich noch schlechter, weil sie betrunken sind, was dem Vergnügen aber Wundersamerweise keinen Abbruch tut. Weniger leicht lassen sich die etwas zu auffälligen Einsätze der Statisten übergehen, was ich als klaren Regiefehler deklarieren würde.

Doch bleiben wir bei den Herren und ihrer geselligen Runde, die lediglich von dem etwas drögen Dr. Pfeiffer gestört wird, denn der Clou dieses Films ist natürlich, wie der stocksteife Dr. Pfeiffer sich aufgrund einer wahren Schnapsidee ohne viel Federlesens in einen waschechten Schüler verwandelt. Diese Idee ist so wunderbar verrückt, um nicht zusagen „irrsinnig“, dass sie einem einfach gefallen muss. Interessant, dass ein so gebildeter Mann noch mal zur Schule geht und gerade in seinem eigentlich besten Fach immer wieder getadelt wird. Dabei ist natürlich besonders reizvoll, dass Gelehrte ohne Wissen versuchen einen Gelehrten zu belehren. Anfänglich fällt es ihm auch nicht ganz leicht, sich in die Rolle einzufügen, da er halt schon arbeitet und eine Menge Geld zur Verfügung hat, was einige komische Situationen nach sich zieht. So zieht er beispielsweise zunächst ins Wirtshaus statt ein Zimmer bei „anständigen“ Leuten zu beziehen.

Jedenfalls macht es Spaß zuzusehen, wie er immer lockerer – und frecher – wird und eine unbändige Lust am Leben entwickelt. Diese Unterschiede werden durch kleine Rückblenden in sein „normales“ Leben besonders schön deutlich gemacht, wobei sowohl Kameraführung und Regie sich richtig ins Zeug gelegt haben. Eins bleibt er aber immer: ein Herzensbrecher – und als solcher macht er tatsächlich eine gute Figur. Immerhin ist die Beziehung zu seiner Schulfreundin – die übrigens die Tochter des Direktors ist – richtig unschuldig und auch ein bisschen romantisch, während die Beziehung zu seiner Schauspielerfreundin sehr viel bodenständiger ist, was glücklicherweise nur angedeutet wird. Hierbei ist man ziemlich enttäusch, dass zweitere im nachspioniert, weil man nicht will, dass es auf diese Weise und o schnell zu Ende geht. Das besondere an diesem Film ist jedoch unter anderem, dass nicht alles unnötig dramatisiert wird, wie ebendiese Episode, was eine angenehme Abwechslung ist.

Dennoch lebt der Film letztlich von seinen Übertreibungen, aber erfreulicherweise in anderen Bereichen, in denen man herzhaft darüber lachen kann. Damit meine ich natürlich die Schüler und was sie – allen voran „Dr.“ Pfeiffer“ – sich so einfallen lassen und wie unterschiedlich die Lehrer darauf reagieren. Hierbei ist es immer wieder spannend, wie die Schüler der Strafe entgehen und zudem recht lustig, dass es Pfeiffer einfach nicht gelingt, von der Schule geworfen zu werden. Bei den Schülern reicht die Palette übrigens von frech über streberisch bis hin zu zurückhaltend und ich kann nur sagen, dass die Besetzung sehr gut gelungen ist, wobei man von Pfeiffers Mitschülern deutlich weniger zu sehen kriegt als von den Lehrern und dem übrigens ebenfalls gut passenden, optisch etwas an Zeus erinnernden Schuldirektor. Ähnlich gut besetzt sind auch die Nebenrollen, wie etwa Pfeiffers vier alternde Kollegen und die weiblichen Nebendarstellerinnen.

Auch die Lehrer sind sehr unterschiedlich, von streng über niedlich-naiv bis hin zu ziemlich cool und erstaunlich fortschrittlich, wobei hier für jeden die perfekte Besetzung gefunden wurde, sodass man ihnen die teilweise etwas seltsam anmutenden Eigenarten durchaus abnimmt. Besonders gut hat mir der coole Lehrer gefallen, den es zu meiner Schulzeit bestenfalls in weiblicher Form gab, während mir der niedlich-naive mich an meinen ehemaligen Klassenlehrer erinnerte und fast etwas Leid tat, was man von dem strengen auch sagen könnte, wenn Pfeiffer nicht fair genug wäre, um zu seinen Taten zu stehen und letzterem somit eine Menge Ärger zu ersparen. Hier hat er ein paar große Pluspunkte gesammelt. Übrigens sind besonders Pfeiffers wunderbar trockene Sprüche ein wahres Vergnügen, so sagt er zum Beispiel – sinngemäß – zum Direktor, als dieser meint, er solle nicht denken: „Dann werde ich es mir natürlich abgewöhnen.“

Letztlich ist man dann fast etwas enttäuscht, als das Ende kommt, aber es ist ausgesprochen gut gemacht und eigentlich soll man ja auch aufhören, wenn’s am schönsten ist. Dennoch hätte der Film gut eine halbe Stunde oder Stunde länger sein können, ohne dass man angefangen hätte sich zu langweilen. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, was ich nun von der Beziehung zwischen Pfeiffer und der Tochter des Direktors halten soll, da sie doch recht naiv ist und man nicht wirklich weiß, wie alt Pfeiffer nun eigentlich ist. Da stellt sich die Frage, ob man hierauf nicht hätte verzichten können, aber andererseits bietet dies auch Raum für den ein oder anderen Scherz. Bleibt mir zu sagen, dass die Kulissen dem Alter des Films entsprechen und das Bild der alten Schule und ihrem ältlichen Charme wunderbar abrunden. Somit kann die Welt gar nicht noch heiler sein als in diesem Film, was mir gerade so gut daran gefällt.

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Fazit
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Da ich den Film wegen seiner heilen Welt und dem wunderbaren Witz immer wieder gerne sehe, bekommt er schon mal ein klares Empfehlenswert, und da ich trotz der ein oder anderen Unebenheit mit Begeisterung seinem Charme erliege, auch alle fünf Sterne.

34 Bewertungen, 2 Kommentare

  • hjid55

    10.03.2007, 20:38 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & lg Sarah

  • LittleGiant

    08.01.2005, 12:41 Uhr von LittleGiant
    Bewertung: sehr hilfreich

    ist zwar schon uralt, aber trotzdem immer noch gut. Es gibt ein Remake mit Walter Giller in der Rolle des "Pfeiffer mit drei f" (aus den 60er oder 70er Jahren), das aber lange nicht so gut ist...