Was das Herz begehrt (VHS) Testbericht

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ab 8,04
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von w.gruentjens

Lachmuskeln top, Story flop

Pro:

Köstlicher Humor

Kontra:

Unrealistische und moralisierende Story

Empfehlung:

Ja

Was das Herz begehrt, nämlich köstliches Lachen wie als Kind im Zirkus, wenn die Cowns auftraten, und ein Heile-Welt-Ende, bei dem der Kopf vor lauter Clownwereien mal ausgeschaltet wird: Das bekommt man in diesem Film. Wer sich köstlich amüsieren will, ist hier aber nicht verkehrt.


IDEALINHALT

Wäre der Film von Charlie Chaplin, so hätte er uns trotz allen Blödsinns fühlen lassen, dass der einsame Frauenheld, der sich im Alter dann schließlich doch noch verliebt, es dann immer noch nicht schafft, eine Beziehung aufzubauen, und dass er, die lustige und tragische Gestalt zugleich, ohne Lebensgefährtin, nur mit Stock und Melone, in die Einsamkeit des Alters hinauswackelt.


DER TATSÄCHLICHE INHALT

Der alt gewordene Harry (Jack Nicholson) hat es immer nur mit jungen Frauen getrieben. Und auch jetzt wird er von der 29-Jährigen Marin (hübsch: Amanda Peet) zum Wochenendhaus ihrer Mutter mitgenommen.

Pech nur, dass die Mutter und ihre Schwester überraschend auch die Idee gehabt haben, hier ihr Wochenende zu verbringen. Nachdem man sich geeinigt hat, dass alle vier bleiben, will er gerade mit dem Vorspiel beginnen, als ihn ein Herzinfarkt überfällt.

Im Krankenhaus kann er gerettet werden, und der Arzt (Keanu Reeves) verliebt sich in die Mutter (Diane Keaton). Dabei kommt schon eine große Clownerei, als Harry (Nicholson) – noch halb benommen – aufsteht und man durch den breiten Schlitz in seinem Intensivstation-Hemdchen seinen Arsch sieht.

Nun passieren noch viele Dinge, die nicht so viel mit Liebe und Einsamkeit zu tun haben, sondern die dazu dienen, möglichst viele lustige Streiche zu machen und Zirkusclown zu spielen.


QUALITÄT

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mich trotz aller berechtigter Kritik köstlich amüsiert habe. Man bekommt viel zu lachen, und die Geschichte bringt viel Witz, manchmal geistreich, manchmal platt. Nicholson spielt toll.

Aber hier muss noch mehr Tolles gemacht werden: Nicht nur die witzige Situation des Alten, der mit der Jungen … will, dann einen Herzinfarkt bekommt und schließlich, nach vielen Irrungen und Wirrungen, bei ihrer Mutter landet, nicht nur die tollen Schauspieler – wobei ich Nicholson noch viel toller fand als Keaton -, nicht nur viele geistreiche Witze und Clownereien, nein, das alles ist nicht genug.

Nein, die Welt muss nachher heil sein, der Frauenheld in den Hafen der Monogamie einlaufen, Alt zu Alt, Jung zu Jung sortiert sein.

Nun denn, es hätte ja so sein können, nur wird es in dem Film nicht so gezeigt, dass es glaubhaft ist: Die Wendungen kommen so plötzlich und unmotiviert, dass es rein äußere Wendungen sind nach dem Motto: Ob es passt oder nicht, jetzt müssen die zwei zusammenkommen.


Wer den Film also evtl. sehen will, muss das wissen; er muss wissen, das die Story nicht viel taugt, sondern nur Trägermaterial für den Blödsinn ist – wie es bei WAS FRAUEN WOLLEN von derselben Regisseurin (Nancy Meyers) ja auch schon der Fall war.

Über die Witze haben wir herzhaft gelacht; sie sind das Beste an dem Film, sie sind geistreich, auch mal frivol, und sie nehmen auch mal den zu romantischen Gang der Story auf die Schippe.

Wenn man sich das klargemacht und das akzeptiert hat, und wenn man bereit ist, 8 € für 2 Stunden Lachen ohne tieferen Sinn auszugeben, dann hat man andererseits einiges mit eingekauft, das sich sehen lassen kann:

Die schauspielerischen Leistungen von Nicholson (vor allem) und von Keaton lassen sich wirklich sehen. Mir gefällt dabei der Nicholson noch besser, weil bei ihm überhaupt nicht auffällt, dass er spielt – ihm wurde die Rolle ja maßgeschneidert; bei Diane Keaton fallen mir viele Gesten auf, die ich persönlich für übertrieben halte und die mich abhalten würden, mich in eine solche Frau zu verlieben – aber das ist ja Geschmackssache.

Die Kamera von Michael Ballhaus ist wirklich ein Labsal in diesem Film, der handwerklich weitgehend perfekt gemacht ist.

Die Musik von Hans Zimmer dagegen stört mit ihrem pseudo-spätromantischen Getue immer an den gewollt, aber nicht gekonnt romantischen Stellen des Films.

Wenn man einen Kunstfilm erwartet, findet man nur einen Stern; wenn man einen sehr guten Film erwartet, findet man zwei; erwartet man sehr gute Unterhaltung, findet man drei, und wenn man einen schlechten und kitschigen Film erwartet, wird man sogar – wie ich – angenehm überrascht und findet 4 Sterne. Ich gebe knappe 4 Sterne, weil handwerkliche Perfektion und köstlicher Humor zusammentreffen.


FAZIT

Ein Film zum Lachen, der herzlich viel Humor besitzt – manchmal auch unterhalb der Gürtellinie – und der handwerklich perfekt gemacht ist. Man muss aber wissen, dass der Film nicht realistisch, sondern in der Story moralisierend und verlogen ist. Wenn man das in Kauf nimmt, bekommt man viele gute Witze und eine mittelmäßige Liebesgeschichte.

31 Bewertungen, 1 Kommentar

  • darras76

    22.08.2006, 03:35 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bin bereit! * Ihre letzten 8 Euro aus dem Schweinderl holt und den Film kaufen geht, aber lieber auf DVD*