Loriot - Ödipussi (DVD) Testbericht

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Loriot-oedipussi-dvd
ab 8,82
Auf yopi.de gelistet seit 10/2013
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von XXLALF

Ja, Mama

4
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Altersgruppe:  keine Altersbeschränkung
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

Vorteile: Siehe Bericht

Kontra:

Nachteile: Nichts

Empfehlung:

Ja

Gibt es eigentlich noch jemanden, der noch nie den Namen Loriot bzw. Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, kurz Vicco von Bülow gehört hat, wobei ich denke, dass sein bürgerlicher Name für viele nicht so geläufig sein wird, zumal ich diesen zum ersten-mal in den 70zigern, im Zusammenhang mit der TV-Quizsendung "Drei mal Neun" die Wim Thoelke moderierte hörte. Ja und zu dieser Sendung gehörte auch ein Hund, Wum, der nicht nur zum Markenzeichen von "Drei mal Neun" und später "Der große Preis" wurde, sondern auch aus Loriots Feder entsprang und durch seine Stimme sprechen konnte. Denn Loriot war nicht nur ein Zeichner, sondern auch Wortkünstler und Regisseur.

Nun, mein heutiger Bericht handelt weder von Wum noch Wim Thoelke, sondern von Loriot, der außer so kurzen Fernseh-Sketchen auch noch für zwei Spielfilme Drehbücher schrieb, in denen er auch mitwirkte. Zumeist zusammen mit Evelyn Harmann oder Heinz Meier. Nun gut, beide Spielfilme sind mir nicht nur bekannt, sondern ich habe diese auch schon oftmals gesehen, wobei ich mit seinem ersten, "Ödipussi" mal anfangen werde, den ich persönlich einfach nur genial finde, weil ich diese grandiose Satire auf die Widersinnigkeit unserer gesellschaftlichen Verhaltens- und Umgangsformen liebe.

Loriot sagte mal, bezüglich seines ersten Spielfilms "Ödipussi", in dem unentwegt Komisches, ja Absurdes geschieht: "Was die Sache bei humoristischen Arbeiten so mühsam macht, ist die Bedingung, dass es hinterher nicht so aussehen darf, als sei alles so schwierig gewesen. Komik ist nun mal komplizierter als Tragik".

Ja, und so ist es auch, wenn ein Muttersöhnchen in die Jahre kommt, und die Mama mit Argusaugen das sittsame Dasein ihres Lieblings überwacht....

Doch jetzt kurz zum Filminhalt:

Da ist zunächst einmal Paul Winkelmann (Loriot), der vor drei Jahren die Leitung des familieneigenen Möbel- und Dekorationsgeschäftes übernommen hat, und trotz seiner 56 Jahre noch immer, aber offensichtlich glücklich, unter der Obhut seiner resoluten Mutter Louise (Katharina Brauen)lebt, die nicht nur zu unmöglichen Zeiten Brahms-Lieder singt, sondern ihn auch sanft und zärtlich "Pussi" nennt. Sie geraden das ersten mal aneinander, als Paul sich eine eigene Wohnung mietet und zum ersten Mal eine andere Frau, als nur seine Mutter, in seine Leben tritt. Die Erkorene ist niemand anders als Margarethe Tietze (Evelyn Hamann), die er nicht allein in seinem Geschäft kennen lernt, und sich die Auswirkungen von Stoffbezügen auf die menschliche Psyche erklärt lässt, da sie ja Diplom-Psychologin ist, sondern er fängt mit ihr ganz zaghaft und unbeholfen ein Techtelmechtel an. Zum Leidwesen seiner Frau Mama.

Obwohl sie auch nicht mehr die Jüngste ist, hat sie sich offensichtlich auch noch nicht vollständig von ihren Eltern abgekapselt und abgenabelt. Sie wahrt im gewissen Sinn schon einen größeren Abstand zu ihren Eltern, wenngleich er sie dennoch überreden muss, mit ihm gemeinsamen übers Wochenende nach Italien zu reisen. Jetzt ist es natürlich mit der bisherigen Familienidylle zwischen ihm und seiner Mutter vorbei, zumal es immer sie war, die ihn auf dieser Geschäftsreise begleitete. Ja und bald darauf hat Frau Winkelmann das Vergnügen die etwas neurotischen Eltern von Margarethe kennenzulernen. Nur leider bleibt der erwünschte Erfolg aus, und alles endet in einem gesellschaftlichen Desaster...

Mehr dazu möchte ich nicht verraten.

Deshalb gleich zur eigenen Meinung:

Nun was Loriot, der Meister des feinsinnigen und hintergründigen Humors in "Ödipussi" erzählt, ist nicht allein der Beweis dafür, dass es liebevoll umworbene Muttersöhnchens schwer haben, sich abzunabeln und sich auf eigene Füße zu stellen, weil sie doch bis zuletzt erkennen, dass Mama doch die Beste ist. Und Mama gefällt es, wenn sie ein so folgsames Kind hat. Ja, Kind bleibt man für die Eltern ein Leben lang, auch wenn man schon 56 Lenze zählt, wie Paul Winkelmann, der von seiner robusten und resoluten Mutter liebevoll umsorgt wird, worüber ihrer Freundinnen und Verwandten sie schon belächeln. Er ist ihr ganzer Stolz. Und dann macht er so-was, und lernt er eine Frau kennen. Aber sie dreht den Spieß um, und nimmt einen jüngeren Mann in Untermiete, dem sie Pauls Zimmer anbietet. Und auch diesem putzt sie hinterher und macht ihm, wenn es ihm beliebt, das Kartoffelpüree warm. Und auf diesen jungen Mann, der in seinem Zimmer wohnt, ist wiederum Paul eifersüchtig.

"Ödipussi" ist wohl ein fast 90minütiger Spielfilm, der jedoch aus einzelnen aufeinanderfolgenden Sketschen zusammengebaut ist, die mit viel Humor und eine ganze Menge komischer Einfälle bespickt sind, wie auch Gags, die das breite Spektrum amüsanter und heiterer Gemütsbewegungen so wie Missverständnisse im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen zeigen. Im gewissen Maß, der Meinung bin ich, kommt jede/r bei diesem Film voll auf seine Kosten, wenn Paul Winkelmann, wie man Paul sieht, wie er gewissermaßen durchs Leben rudert, und er dabei dann literweise Wasser ins Gesicht abbekommt. Damit möchte ich sagen, dass Paul sozusagen auf allen Ebenen das Pech gepachtet hat. Zum Beispiel hat er keine Chance seiner Kundschaft die Vorzüge einer dänischen Kombi-Serie zu erklären, obwohl er der Eigentümer des Wohnraumtextilgeschäfts ist. Denn pausenlos bleibt er irgendwo hängen, oder tritt irgendwo ins Fettnäpfchen, wobei seine größten Marotten Staubwischen und die außergewöhnlich freundliche Aufmerksamkeiten und Verbindlichkeiten sind, mit der er manchmal die Leute in den Wahnsinn treibt.

Mir kommt der etwas brav gestriegelt und geschniegelte Paul Winkelmann etwas verschreckt, ja irgendwie auch eingeschüchtert in seinem dezent, kleinkarierten Anzug vor, wenngleich doch eine große Verantwortung auf seinen Schultern lastet. Denn er ist jetzt der Chef vom Möbel- und Dekorationsgeschäft Winkelmann & Sohn das früher sein Vater und noch früher sein Großvater führte. Und das bekommt er tagtäglich von seiner dominierenden Mutter aufs Butterbrot geschmiert, bevor er morgens aus dem Haus geht. Im gewissen Sinn, so kommt es mir zumindest vor, muss er Dankbar dafür sein. Denn wie sie es sagt und betont, hat schon etwas sehr überhebliches ja beinahe schon majestätisches an sich.

Meiner Meinung nach kommt dies schon einer mimischen Glanzleistung gleich, wenn zum Beispiel Katharina Brauren als stattlich, gut gebaute Über-Übermutter ihrem Sohn Püree serviert und dabei ihm Vorhaltungen macht, wieso er nicht wie andere Jungs auch, zu Hause bei Mama wohnen könne. Das Absurdeste bzw. komischste in "Ödipussi" geschieht immer dann, wenn es sich im Grunde um ganz normale Handlungsabläufe dreht. Denn immer wieder kommt es vor, dass irgendwo ein Türschloss klemmt, oder Herr Winkelmann im falschen Stockwerk landet und mit seinem Schlüssel dort auf der Etage eine Eingangstür aufsperrt. Im gleichen Zug lässt sich die Kommode "Trolleberg", ob zuhause oder im Geschäft, nur unter Ruckeln und Knarren öffnen. Außer bei Mama zuhause zu sitzen, oder mit ihren Freundinnen einen Spielabend zu verbringen, gehört Paul einem Hinterstuben-Verein an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Gedanken "Frau und Umwelt" mit dem Karneval zu verflechten. Ein wahrlicher Leckerbissen in Sachen Situationskomik wird in einer Doppelrolle von Loriot dargestellt. Nämlich als liebestoller glatzköpfiger lüsterner Mann, der der kichernden, zappelnden Blondine Hamann in einem Hotel über den Flur grapschend nach-giert.

Wie man sieht, sind diese absurden wie auch aberwitzigen Be- und Gegebenheit im großen und ganzen dem ganz gewöhnlichen Alltag entnommen, nur wurden diese unvergleichlich zugespitzt, was ich bis jetzt nur bei Loriot sah. Ganz egal, ob es sich nun um die Nudel im liebesstammelden Mundwinkel handelt, oder um die zwei fremden Herren, in der ein und derselben Hotelbadewanne. Hauptsache ist, Kontrolle und Haltung bewahren, während um einen herum die Welt zerbricht. Im Grunde ist es der Ernst und die Gewissenhaftigkeit, in den noch so absurdesten Situationen des Bestreben und Bemühen, es jedem recht machen zu wollen. Das allein ist das eigentliche, was Loriots Witz ausmacht.

Wenn man es so nimmt, bildet im gewissen Maß der gute Ton von Grund herein die Grundlage für einen Miss-Akkord. Loriots Humor und Witz lebt von den Kommunikationsstörungen innerhalb des menschlichen mit- und untereinander. Der Witz bzw. Humor entsteht zum einen aus der bruchstückhaften Verständigung, wie auch aus dem aneinander-vorbeireden, und aus den Problemen sich zu äußern, aber auch daraus, das gesagte wiederum zu verstehen. Hört sich im Grunde etwas verrückt an, aber so entsteht Humor und Komik. Aus strategisch-wohlüberlegtem und unabsichtlichem falsch verstandenem. Im Grunde ist Loriots Welt voll von solchen Falltüren, Fußangeln wie auch von doppelten Böden.

Absolut komisch und witzig kommt es rüber, wenn Loriot in "Ödipussi" gute Umgangsformen einfach baden gehen lässt. Dabei steigt die Ignoranz, mit bürgerlichen Verhaltensweisen umzugehen, zur Aberwitzigkeit auf. Im gewissen Sinn verkörpert Loriot Herrn Jedermann, der durch eine recht dumme Begebenheit, durch die sprichwörtliche Tücke des Objekts, in eine miserable, hoffnungslose Lage gerät. Schauspielerisch erstklassig, spielte auch seine Lieblingspartnerin Evelyn Hamann, die in "Ödipussi" eine glaubwürdige, eigentlich "normale" Frau spielt, die in peinliche wie auch unangenehme Lagen gerät.

Nun habe ich gelesen, dass "Ödipussi" 1988 gleichzeitig in West- und Ostberlin uraufgeführt wurde.

Zusammengefasst ist "Ödipussi" eine Liebesgeschichte voll von absonderlicher und aberwitziger Situationskomik und feinsinnig wie auch hintergründigem Humor. Im Grunde ein gelungener Spielfilm, der allerdings meiner Meinung nach nicht ganz an die Einmalig- und Einzigartigkeit von Loriots Fernseh-Sketchen heranreicht.

Deshalb vier Sterne und meine Empfehlung

Daten zum Film und der DVD "Ödipussi"

Regisseur: Loriot (d.i. Vicco von Bülow)
Buch: Loriot
Kamera: Xaver Schwarzenberger
Musik: Rolf Wilhelm

Darsteller: Loriot (Paul "Pussi" Winkelmann), Evelyn Hamann (Margarethe Tietze), Katharina Brauren (Übermutter), Edda Seippel (Mutter Gerda Tietze), Richard Lauffen (Vater Kurt Tietze), Dagmar Biener (Frau Mengelberg), Eberhard Fechner (Herr Dr. Giesebrecht), Rosemarie Fendel (Frau Westphal), Klaus Schultz (Herr Weber), Walter Hoor (Choreograph Rudi Romanowski), Rose Renée Roth (Tante Mechthild), Agi Prandhoff (Frau Grothe), April de Luca (Fräulein Hagebusch), Heinz Meier (Herr Müller), Hans-Günter Martens (Dr. Schnoor), Udo Thomer (Herr Meier-Grabenhorst), Nikolaus Schilling (Herr Melzer), Charlotte Asendorf (Frau Melzer)

Format: Dolby, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Mono)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Studio: Universum Film GmbH
Erscheinungstermin: 6. November 2009
Produktionsjahr: 2001
Spieldauer: 84 Minuten

Extras: Keine

34 Bewertungen, 14 Kommentare

  • dolphinstyle

    16.10.2013, 14:48 Uhr von dolphinstyle
    Bewertung: besonders wertvoll

    sehr gute review

  • anonym

    13.10.2013, 21:42 Uhr von anonym

    bw folgt

  • HEIDIZ

    11.10.2013, 13:10 Uhr von HEIDIZ
    Bewertung: sehr hilfreich

    super lg heidiz

  • Gi22Fr

    10.10.2013, 15:05 Uhr von Gi22Fr
    Bewertung: besonders wertvoll

    Liebe Grüße Gitte

  • BoxerRocko

    09.10.2013, 11:09 Uhr von BoxerRocko
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße

  • xRonx

    09.10.2013, 07:26 Uhr von xRonx
    Bewertung: besonders wertvoll

    Gruß xRonx

  • anonym

    08.10.2013, 20:17 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Toller Film! LG Damaris

  • Clarinetta2

    08.10.2013, 18:15 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: besonders wertvoll

    sehr gut vorgestellt-bw

  • Lale

    08.10.2013, 17:40 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • Ayaka

    08.10.2013, 16:48 Uhr von Ayaka
    Bewertung: besonders wertvoll

    Diese Art von Genre liebe ich Liebe Grüße von Ayaka

  • katjafranke

    08.10.2013, 14:27 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH.....LG KATJA

  • Juri1877

    08.10.2013, 12:42 Uhr von Juri1877
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw: Loriot ist eine Klasse für sich

  • Little-Peach

    08.10.2013, 12:12 Uhr von Little-Peach
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw :)

  • monagirl

    08.10.2013, 10:47 Uhr von monagirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön berichtet. LG Mona