King Kong (2005) (DVD) Testbericht

ab 6,10
Auf yopi.de gelistet seit 01/2009

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Monster-Blues? Dieser Film hilft dagegen!

Pro:

Bild und Ton der DVD - Version könnten besser kaum sein

Kontra:

nichts, das ins Gewicht fiele

Empfehlung:

Ja

Ärzte schlagen Alarm: Immer mehr Filmfans klagen nach dem Ansehen von Filmen wie „Van Helsing“ oder „Die Mumie III“ über Gefühle von Antriebslosigkeit und Melancholie. Laut einer bisher unveröffentlichten Studie amerikanischer Wissenschaftler könnten in vielen Fällen schlecht animierte Monster die Ursache für die miesepetrige Stimmung sein.


Bestimmt kennen Sie das auch: Sie gehen mit hochgesteckten Erwartungen ins Kino oder in die Videothek und freuen sich auf einen entspannten Abend mit guter Film-Unterhaltung. Und dann? Entpuppt sich der vermeintliche Blockbuster wieder als B-Ramsch mit billigsten Effekten. Aus Enttäuschung trinken Sie wieder deutlich zuviel Rotwein und weinen sich danach in den Schlaf. Am nächsten Morgen fühlen Sie sich lustlos, sind unkonzentriert und machen an Ihrer Arbeitsstelle jede Menge dummer Flüchtigkeitsfehler: Experten schätzen, dass die deutsche Volkswirtschaft durch Fälle von Monster-Blues jährlich einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe erleidet.

Hätten Sie doch lieber gleich zu „King Kong“ gegriffen! Peter Jacksons aufwändige 2005er Hommage an den legendären Schwarzweißfilm aus dem Jahre 1933 ist ein gut drei Stunden langer Augenschmaus, der offensichtlich mit viel Liebe gekocht worden ist – man sieht dem Film wirklich in jeder seiner 192 Minuten an, dass „King Kong“ für Jackson eine echte Herzensangelegenheit war. Ein großer Teil dessen, was auf der Leinwand zu sehen ist, stammt zwar aus dem Rechner, aber anders als in vielen billigen Produktionen entlarven sich die Effekte in „King Kong“ erst weit hinter der Netzhaut als Erzeugnisse von Kollege Rechenknecht: Der Zuschauer weiß, dass das, was das Auge sieht, nicht wirklich sein kann. Das fängt beim New York der 30er Jahre an, das uns Jackson zu Beginn des Films präsentiert, und das bereits die ungeheure Liebe zum Detail verrät, die „King Kong“ auszeichnet: Man weiß, dass die Armada von Oldtimern auf New Yorks Straßen ebenso am Computer entstanden sein müssen wie der Großteil der Gebäudefassaden, aber es ist unmöglich zu sagen, wo die Grenze zwischen Requisite und digitaler Illusionsmalerei verläuft.

Dankenswerterweise nimmt Jackson sich fürs Erzählen seiner Geschichte gehörig Zeit und seinem Publikum deshalb auch ausgiebig Gelegenheit dazu, die verschwenderische Kulissenpracht in aller Ruhe zu bewundern – bis die Hauptfiguren vorgestellt sind und Regisseur Carl Denham (Jack Black) mit seiner Filmcrew auf der mysteriösen, nebelverhangenen Insel mit dem unheilvollen Namen „Skull Island“ anlandet, vergeht gut eine Stunde. Solange baut Jackson erst einmal Atmosphäre auf, und das zahlt sich aus. Mit der Ankunft auf der Totenkopf-Insel zieht das Tempo dann aber kräftig an, und natürlich spielt der Film auch erst ab hier seine eigentlichen visuellen Trümpfe aus. Die spektakuläre Szene, in der die Furcht einflößenden Eingeborenen Schauspielerin Ann Darrow (Naomi Watts) dem Riesenaffen Kong als Opfer andienen, gehört zu meinen persönlichen Lieblingssequenzen in „King Kong“ und bereitet den Auftritt des eigentlichen Stars des Films perfekt vor. Feuerbäche ergießen sich in gähnende Abgründe, Trommeln dröhnen, und Baumstämme bersten, als sich irgendetwas Monströses Bahn durchs Unterholz bricht: Kong ist da, und nie hat er besser ausgesehen als in Jacksons Film.

Aber nicht nur der Riesenaffe, sondern auch alles andere an Peter Jacksons Film ist “larger than life“, und so bekommt es der zu Anns Rettung entsandte Stoßtrupp mit Insekten und Egeln im XXXL-Format und anderen prähistorisch anmutenden Monstern zu tun, welche die Insel unsicher machen – übrigens nicht nur zu Lande, sondern auch zu Wasser, denn im längeren Director’s Cut, den die DVD bietet, ist unter anderem eine gefahrvolle Floßfahrt hinzugekommen. So bekannt die Story und ihr Ausgang auch sein mögen, so sehenswert ist nichtsdestotrotz Jacksons Nacherzählung – „King Kong“ ist so bildgewaltig, dass auch das wiederholte Ansehen Spaß macht; James Newton Howards düsteres Leitmotiv überzeugt ebenfalls, und zum Glück stimmen auch die schauspielerischen Leistungen.

Die DVD

Gute Noten verdient auch die DVD-Fassung, für die man den Hauptfilm dankenswerterweise in zwei auf separaten DVDs präsentierte Abschnitte geteilt und das Bonusmaterial auf eine eigene, dritte Disc ausgelagert hat. Dass man dem Film ein Maximum an Speicherplatz eingeräumt hat, bekommt Bild und Ton nämlich ausnehmend gut – wer für die Wiedergabe die traditionelle Kombination aus DVD-Player und Fernseher nutzt, darf sich über ein Bild freuen, das in punkto Brillanz und Schärfe seinesgleichen sucht. Die Grenzen des Mediums DVD werden wirklich erst bei der Projektion der Disc auf eine Leinwand offensichtlich: Details der Stadtansichten zu Beginn des Films verschwimmen leider, vertikale Linien flimmern oft leicht; in den Wolken des Sonnenuntergangs auf hoher See sowie im Schein der hinter Nebelschwaden verborgenen Sonne treten deutlich Banding-Effekte zutage.

Leider scheint auch bei „King Kong“ das unselige Edge Enhancement zum Einsatz gelangt zu sein – Personen, die vor hellem Hintergrund agieren, sind deshalb oft von der typischen, hellen Outline umgeben, die Resultat der digitalen Kantenschärfung ist. Die kleinen Fehler fallen aber wohl nur deshalb ins Auge, weil der Transfer unterm Strich eben sehr gut gelungen ist – gerade die vielen Close-ups des Films sind erfreulich scharf und detailreich und bringen die schöne Ausleuchtung und die gefällige Farbgebung des Films gut zur Geltung. Der Ton lässt ebenfalls keine Wünsche offen – der Mix aus Dialog, Toneffekten und Howards Musik ist gut austariert, und krachender Wellengang, markerschütterndes Affengebrüll und andere basslastige Effekte verschaffen auch dem Subwoofer im Heimkino immer wieder Arbeit.

Angesichts der Qualität des Gebotenen fällt es aber sicher nicht schwer, sich vorzustellen, dass sich die Blu-ray-Version des Films wirklich in der Referenzklasse bewegen dürfte – allerdings bin ich mit der herkömmlichen DVD zufrieden genug, um mit dem Update solange zu warten, bis der Preis für die Blu-ray Disc sich nicht mehr wesentlich von dem aktuellen Tagespreis für die 3er-DVD unterscheidet. Die ist derzeit oft schon für deutlich weniger als zehn Euro zu haben und bietet neben dem eigentlichen Film, der sich in bestechend guter Qualität präsentiert, noch eine Disc mit wirklich interessantem Zusatzmaterial.

R e s ü m e e

„King Kong“ rein, Monster-Blues raus: Jacksons bildgewaltige Verneigung vor dem Original aus dem Jahr 1933 verwöhnt das Publikum mit spektakulären Bildern: In „King Kong 2.005“ finden Filmfans, die an von schlechten Tricks gereizten Augen leiden, einen perfekten Stimmungsaufheller: So macht Effektkino wirklich Spaß!



================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================

Nein, ich habe nicht die „3 Disc Deluxe Edition im Steelbook“ gekauft. Stattdessen habe ich die 3 Disc Deluxe Edition gekauft, wie sie derzeit bei cd-wow.net zu haben ist.



Die Ausgabe steckt zwar nicht im Blechmantel, ist inhaltlich aber identisch und kostet schon seit geraumer Zeit nur noch 14.99 Euro und damit etwas mehr als die Hälfte der 27,99, die der günstigste der anderen Anbieter für die Dreifach-Disc haben möchte. Im Unterschied zur teuren Steelbook-Version handelt es sich bei meiner Ausgabe auch nicht um die Version für den deutschsprachigen Markt – was aber insofern keine Rolle spielt, als die neben der englischsprachigen Originaltonspur auch die französische und die deutsche Synchronfassung bietet. Deshalb steht auf dem Pappschuber auch die Überschrift „The Present“ und nicht, wie in der deutschen Version, „Die Gegenwart“, was hier als Übersetzung grundverkehrt ist, da es im fraglichen Filmchen um ein Präsent geht, das die Filmcrew Peter Jackson anlässlich von dessen Geburtstag macht – autsch, liebe Universal-Marketingabteilung, so was tut schon wirklich weh.

Ich hätte keine Neuauflage von „King Kong" gebraucht; und wenn's nach mir gegangen wäre, hätte es nie eine gegeben. Ich bin allerdings auch kein Regisseur, und ich bin schon gar nicht Peter Jackson.

Dessen Qualitäten als Regisseur dürften seit seiner sehenswerten Verfilmung der „Herr der Ringe"-Trilogie außer Frage stehen. Für mich hieß das: Ich habe mir den neuen „King Kong" angesehen, weil der neue King Kong ein Jackson-King Kong ist. Ich war neugierig darauf, wie Jackson den Stoff anpackt, ich war gespannt auf den Look des Films und ob Jackson der Geschichte neue Seiten würde abgweinnen können.

Mein Eindruck: King Kong ist ein weiterer Stein in der Jackson-Krone geworden. Sein Film sieht rundum toll aus, und wenn ich etwas zu bemängeln hätte, dann vielleicht, dass Jackson es für meinen Geschmack mal wieder etwas zu gut mit seinem Publikum meint. Jackson hat ein XXL-Paket geschnürt, in dem es nicht nur einen Riesen-Affen gibt, sondern neben einem halben Jurassic Park außerdem monsterhaft großes Ungeziefer. Keine Frage - das Bestiarium bietet immense Schauwerte, aber oft wird aus Monster-Größe und -Fülle dann auch erzählerische Länge. Ich habe das jedenfalls so empfunden - wenn die Wurstverkäuferin einen einmal fragt, ob's etwas mehr sein darf, wird man dagegen nichts einzuwenden haben. Der Extended Cut wird dann aber sicher auch in der Metzgerei schnell etwas ermüdend.

Trotzdem: Jackson meint es gut, nimmt sein Publikum ernst und sich die Zeit, seine Geschichte in aller Ruhe zu erzählen. Das bekommt manchen Teilen besser als anderen. Die Fahrt zur Schädelinsel, die Ankunft und die Scharmützel mit den Eingeborenen sorgen z.B. für angenehmen Grusel. Jackson baut hier langsam Atmosphäre auf und dreht gekonnt an der Spannungsschraube. Mit dem Unbehagen wächst dann auch die Größe der Bilder: Spätestens wenn Ann Warren, über feuriger Lohe schwebend, den Opfertod sterben soll, hält man im Zuschauerraum den Atem an - das ist Abenteuergruselkino vom Feinsten. In solchen Momenten hat Jacksons King Kong alles, was Filme um Allan Quartermain, Indiana Jones und „Die Mumie" zum schaurig-schönen Spaß gemacht haben. Deshalb verzeihe ich ihm die eine oder andere Länge gern - auf Dauer wird wahrscheinlich auch eine Fahrt in der Achterbahn langweilig; trotzdem ist eine Achterbahn ein rasanteres Vergnügen als ein Kinderkarussell.

Und die DVDs der Deluxe Edition? Für die gilt das Gleiche: Jackson bietet Fans seines Films Verwöhnprogramm, das mit einem gegenüber der Kinofassung um knapp eine Viertelstunde verlängerten „Extended Cut" anfängt, in einer knappen Dreiviertelstunde (!) geschnittener Szenen seine Fortsetzung findet und Fans des Films im Besonderen wie des Mediums DVD im Allgemeinen ein Überaschungs-Ei im Big Apple-Format bietet.

Ich bin zwar noch weit von dem Tag entfernt, an dem ich mich durch das komplette Zusatzmaterial gewühlt haben werde, bin aber schon jetzt sehr angetan von der Akribie, mit der Jackson auch diesmal wieder zu Werke gegangen ist.

Was auf anderen DVDs „Goofs“ oder auch schon mal „Gag Reel“ heißt, heißt hier, dem Geist des Films getreu, „The Eighth Blunder of the World“ und bietet knapp 20 Minuten lang Patzer, Schnitzer und Gags (darunter einige wirklich nette Spielereien aus der Spezialeffekt-Abteilung). Die Lauflänge dieses Filmchens ist bezeichnend für eine DVD-Edition, die die Vorteile des Mediums einmal mehr voll ausreizt: Wer die Schuber mit den Langfassungen der Filme von Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie kennt, ahnt, welche Fülle an Material ihn auch mit der Deluxe Edition von „King Kong“ erwartet.

Da sind, um ein Beispiel zu nennen, die Auftritte der Varieté-Künstler, die den Film einleiten, und denen jetzt ein eigener Kurzfilm gewidmet worden ist: Wer mag, kann sich die Vorführungen in voller Länge ansehen und erfährt hie und da etwas über die Darsteller – und auch den einen oder anderen optischen Trick, mit dem gearbeitet worden ist. Erhellend fand ich auch die Verweise auf Szenen, in denen der neue King Kong dem Original aus den 30er Jahren Tribut zollt – dass zum Beispiel Dialoge fast wörtlich übernommen wurden, dürfte beim Kinogang nur Zuschauern aufgefallen sein, die ähnlich große Fans des Stoffs sind wie Peter Jackson, der sich mit seinem Remake offenbar einen Lebenstraum erfüllt hat. Das und noch viel, viel mehr erfährt, wer sich durch „Pre Viz Animatics“, Trailer, Galerien, ein „verschollenes Produktionstagebuch“, „Making of“ (ich bin bis zur dritten Disc vorgestoßen, habe nach knapp zwo Stunden „Making of“ aber erst einmal eine Pause einlegen müssen) wühlt – mit anderen Worten: Fans des Films wie der Vorteile, die das Medium DVD bietet, kommen voll auf ihre Kosten.


R e s ü m e e

Mithin meine Empfehlung: Für Jackson-Fans, die Spaß an den „Herr der Ringe"-Schubern mit 4 Discs hatten, ist diese Ausgabe des „King Kong" natürlich die definitive. Wer den Film noch nicht kennt und keinen Wert auf DVD-typische Zugaben legt, ist aber auch mit der Single Disc-Edition gut bedient. Sehenswert ist dieser jüngste King Kong allemal.

45 Bewertungen, 10 Kommentare

  • jacky1990

    04.02.2014, 23:31 Uhr von jacky1990
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht lg

  • Mondlicht1957

    04.09.2010, 15:43 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse

  • meisterjaeger86

    27.08.2010, 17:18 Uhr von meisterjaeger86
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht lg

  • Humpen77

    27.08.2010, 15:06 Uhr von Humpen77
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht! Lieben Gruß

  • ronald65

    06.07.2010, 12:12 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg

  • Lale

    17.06.2010, 18:57 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    * Allerbesten Gruß *

  • austin77

    17.06.2010, 17:15 Uhr von austin77
    Bewertung: besonders wertvoll

    du liest bei mir und ich bei dir, so macht yopi Spaß. Liebe Grüße

  • peter_nordberg

    17.06.2010, 13:28 Uhr von peter_nordberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht von dir. lg Peter

  • Iris1979

    17.06.2010, 12:30 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG Iris

  • Janosch89

    17.06.2010, 11:16 Uhr von Janosch89
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht. Würde mich über Gegenlesungen freuen.