Das Phantom der Oper (DVD) Testbericht

ab 4,83
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Erfahrungsbericht von mmoritz

"Denk an mich, denk an mich zärtlich, ...

Pro:

Herausragende Darsteller; Musik, die Gänsehaut verursacht; wunderbare Kulissen; fesselnde Atmosphäre

Kontra:

Synchronisation; nur eine entfallene Szene

Empfehlung:

Ja

... wie an einen Traum!" sind nur die ersten Töne des weltberühmten Liedes, mit dem sich Christine nicht nur in die Herzen der Zuschauer, sondern auch in die Seele des Phantoms singt. Hier werden nicht nur Christines eigene Erinnerungen an das Phantom der Oper, sondern auch dessen Gefühle seiner Muse gegenüber offenbart.



Û©Û©Û©Û©Û©Û© EINLEITUNG Û©Û©Û©Û©Û©Û©
Schon seit einigen Jahren bin ich ein großer Fan des Musicals "Das Phantom der Oper", habe die Lieder auf CD und kenne viele Texte schon längst auswendig. Regelmäßig passierte es seitdem, daß im TV auf dieses Musical aufmerksam gemacht wurde. Ich nahm mir vor, bald selbst einmal dieses von Andrew Lloyd Webber geschaffene Märchen anzuschauen; jedesmal wieder.

Und bis heute habe ich das Musical leider noch immer nicht gesehen. Wie Joel Schumacher es im Rückblick formuliert: der Film ist für diejenigen, die sich das Musical nicht leisten können. Nicht, daß ich nicht das Geld dafür gehabt hätte, es hat sich einfach nicht ergeben. Umso mehr freute ich mich, als dieses Musical dann endlich verfilmt wurde. Ich habe mir den Film natürlich im Kino angesehen, sogar mehrfach, und war einfach nur begeistert, sprachlos und - als hoffnungsloser Romantiker - auch emotional sehr ergriffen.
Eigentlich hatte ich vor, gleich nach Erscheinen die DVD zu kaufen, aber leider hat die Erfahrung gezeigt, daß zunächst nur der Film auf DVD erscheint, um den Großteil potentieller Erstkäufer abzuschöpfen. Erst später werden erweiterte und limitierte Editionen veröffentlicht, die das Herz des Sammlers erfreuen. So erging es mir auch hier, folglich war es eine Selbstverständlichkeit, daß ich mir schließlich diese spezielle Sammleredition (mit 3 DVDs und einer originalen Phantom-Maske) in mein exklusives Archiv holte.



Û©Û©Û©Û©Û©Û© DAS PHANTOM DER OPER Û©Û©Û©Û©Û©Û©

Wir schreiben das Jahr 1919, Schauplatz ist Paris. In der alten, vor fast einem halben Jahrhundert abgebrannten Opéra Populaire findet eine Auktion mit noch intakten Raritäten aus der Zeit vor dem Brand statt. Unter den einzelnen Objekten befindet sich auch ein gigantischer Kronleuchter, der das Hauptinteresse der Anwesenden auf sich lenkt; inzwischen repariert und mit elektrischem Licht ausgestattet, soll er nun vorgeführt werden. Bei einigen Anwesenden werden dadurch Erinnerungen an früher geweckt. Und auch wir werden mitgenommen auf eine Zeitreise in die Blütezeit dieses Opernpalais, genauer gesagt: ins
Paris um 1870
In der Oper steht die Premiere des Stückes "Hannibal" kurz bevor. Zeitgleich setzt sich Monsieur LeFevre als Direktor zur Ruhe, während sich die beiden ehemaligen Altmetallhändler Firmin (Ciaran Hinds) und André (Simon Callow) als neue Direktoren in die Oper einkaufen, aber ganz unmittelbar mit den Konsequenzen ihres Vorhabens konfrontiert werden: der Operngeist, das "Phantom der Oper" (Gerard Butler), das in den Katakomben ein einsames Dasein fristet, zwingt allen Beteiligten seinen Willen auf: es verweist auf die Fälligkeit seines monatlichen Gehalts in Höhe von 20.000 Franc und beansprucht Loge Nr. 5 auf Dauer weiterhin für sich allein. Zudem weigert sich der Star der Oper, Diva Carlotta (Minnie Driver), am Abend der Premiere aufzutreten, nachdem sie bei den Proben fast von einem Stück Kulisse erschlagen worden wäre.

Ersatz scheint schnell gefunden, als Madame Giry (Miranda Richardson), unter anderem ist sie die Vermittlerin des Phantoms, die junge Christine Daaé (Emmy Rossum) vorschlägt, die von einem "Engel der Muse" Gesangsunterricht bekommt. Die Premiere wird ein voller Erfolg mit stehenden Ovationen, vor allem durch Christines gelungene Vorstellung. Doch nicht nur das: ihre wunderbare, engelsgleiche Stimme dringt bis in die innersten Tiefen der Oper vor, bis zum Phantom, welches Christine anschließend zu ihrer Feuertaufe gratuliert und sie in sein Versteck "entführt", um ihr seine Pläne zu offenbaren: es schreibt an einer Oper, die nur von ihr gesungen werden soll. Doch das Phantom hat die Rechnung ohne Graf Raoul de Chagny (Patrick Wilson) gemacht, der sich ebenfalls um Christine bemüht, kennt er sie doch schon aus der gemeinsamen Kindheit. Mit Briefen und Attentaten versucht das Phantom, bei den Beteiligten seine Pläne durchzusetzen. Ob es ihm gelingt? Was wird aus Christine, für wen entscheidet sie sich? Und was hat es auf sich mit dem mißgebildeten Gesicht des Phantoms; wie kam es dazu, sich ein Versteck unter der Oper und der Stadt zu suchen?



Û©Û©Û©Û©Û©Û© UMSETZUNG Û©Û©Û©Û©Û©Û©
Vom französischen Schriftsteller Gaston Leroux unter dem Titel "Le Fantôme de l'Opéra" verfaßt, 1911 zum ersten Mal veröffentlicht und seitdem durch fast ein Dutzend Fassungen, auch filmisch, bearbeitet, hat das "Phantom der Oper" sich unaufhaltsam in die Herzen der Menschen gestohlen und mit dem 1986 uraufgeführten, gleichnamigen Musical von Andrew Lloyd Webber einen ersten Höhepunkt erreicht.

Webber, der sich auch rühmen darf, solche Klassiker wie "Jesus Christ Superstar", "Cats" oder "Starlight Express" erschaffen zu haben, stolperte mehr oder weniger zufällig über diese Geschichte und lenkte den Fokus der Erzählung auf die tragische Liebesbeziehung zwischen dem Phantom und der jungen Christine. Seitdem wurde das Musical mit zahllosen Theaterpreisen ausgezeichnet und in über 16 Ländern und von mehr als 80 Millionen begeisterten Zuschauern gesehen, ein Zehntel davon allein in Deutschland.
Schon Anfang der 1990er Jahre plante Webber dann, sein Musical auch filmisch umzusetzen, dieses Vorhaben scheiterte jedoch zunächst: 1990 ließ er sich von Sarah Brightman scheiden, der er das Musical ursprünglich als Ausdruck seiner Liebe gewidmet hatte und die - zusammen mit Michael Crawford (...) - die Hauptrolle im Musical spielte. Doch Webber verlor das angestrebte Ziel nie aus den Augen, suchte sich schon frühzeitig Joel Schumacher ("Der Klient", "Nicht auflegen") als Regisseur aus, von dessen Arbeiten er sehr angetan war. Über die Jahre kam das Gespräch immer wieder darauf zurück, bis dann endlich beide reif waren, sich diesem Projekt zu widmen und gemeinsam das Drehbuch zu verfassen.

Entstanden ist für mein Empfinden einer der schönsten und ergreifendsten Liebesfilme der letzten Jahre, in Musicalform entwickelt die Geschichte einen ganz eigenen Reiz und unglaubliche Anziehungskraft und übertrifft dabei James Cameron's "Titanic" um Längen. Dabei spielt auch die Auswahl der Darsteller eine tragende Rolle. Schumacher wollte für seine Charaktere keine älteren oder sehr bekannten Schauspieler, hätte doch sonst die Liebesgeschichte an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Für mich ist dies völlig einleuchtend: wie soll man älteren Actricen die von Christine ausgehende Unschuld abnehmen? Außerdem sollen die Zuschauer doch frei jeglicher Erwartungen diesen Musicalfilm anschauen. Folglich wurden - meiner Meinung nach völlig zu Recht - Emmy Rossum ("The Day After Tomorrow", "Mystic River") und Gerard Butler ("Tomb Raider - Die Wiege des Lebens"; "Die Jury") für die beiden Hauptfiguren, Christine und das Phantom, engagiert, womit sie sogar Stars wie Antonio Banderas, John Travolta, Keira Knightley und Anne Hathaway hinter sich ließen.

Ich habe in meinem Leben schon viele Filme und auch einige verfilmte Musicals ("Moulin Rouge", "Chicago" oder "Evita") gesehen, kenne also inzwischen zahlreiche Facetten der inhaltlichen und optischen Gestaltung. Wenn ich also bedenke, daß keine einzige der Kulissen in der Realität so existiert, wie es im Film scheint, wird der Aufwand, den man hier betrieben hat, nur allzu offensichtlich. Manches hätte ja allein schon durch die Erzählweise keinen Eigentümer überzeugen können, einer Filmcrew völlige Handlungsfreiheit zu lassen: wer stellt seine Oper zur Verfügung, damit sie in Brand gesteckt wird. Doch das war ja teilweise auch gar nicht die Intention, schließlich wollte man eine Welt schaffen, die einzig und allein auf den Film zugeschnitten ist. Im Ergebnis sorgen die einzelnen Schauplätze also nicht nur für optischen Hochgenuß, sondern geben der Erzählung einen stimmigen Rahmen, betten sie harmonisch in die Umgebung ein.

Was Joel Schumacher uns nun zeigt, ist wirklich einzigartig und zieht uns einfach nur in seinen Bann. Aus einer einfachen Idee hat der ehemalige Kostümbildner zusammen mit dem erfahrenen Kameramann John Mathieson ("Gladiator", "Hannibal") ein bildgewaltiges Feuerwerk entworfen, das vor leuchtenden Farben, üppigen Formen und traumhaften Kostümen nur so strotzt, ohne dabei das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren: Musicalkenner mit den bekannten Melodien und Texten zu erreichen, und alle anderen, die das Musical noch nicht anschauen konnten, abzuholen und geradewegs zu entführen in eine wunderbare Welt des Fantastischen, des Unheimlichen, des Schaurigen, der großen Gefühle.

Obwohl Schumacher bei der Entwicklung der Figuren keinerlei Aufwand hatte - schließlich waren sie durch das als Grundlage dienende Musical schon komplett vorgegeben -, ist ihm besonders sein feinfühliges Gespür für ideale Besetzungen hoch anzurechnen. Dies fängt an bei Emmy Rossum und Gerard Butler und erstreckt sich schließlich auf die kleineren Rollen, die unter anderen mit Minnie Driver, Miranda Richardson oder Ciaran Hinds hochkarätig besetzt wurden. Sie sind zwar nicht so umfangreich, tragen aber jedesmal dazu bei, die Geschichte zu lenken und zum Teil auch die Hauptfiguren zu unterstützen.

2004 war die damals 16-jährige Emmy Rossum noch relativ unbekannt und hätte die Rolle fast nicht bekommen, stand den Probeaufnahmen doch eine Familienfeier entgegen. Doch Joel Schumacher konnte sie schließlich überreden, auf Letztere zu verzichten, wofür wir ihm, wie ich finde, gar nicht genug danken können. Emmy Rossum verkörpert die Rolle der von ihren Gefühlen hin- und hergerissenen Christine Daaé mit so viel Gefühl und Intensität, das sie den eigentlichen Titelhelden fast an die Wand spielt; eine unglaublich reife Performance mit einer wunderbar sanften und klaren Stimme, erst recht im englischen Original.

Ihr zur Seite steht Gerard Butler als Phantom und entstelltes Musik-Genie, das auch als Bildhauer und Architekt tätig ist. Man hat fast das Gefühl, die Rolle sei ihm direkt auf den Leib geschrieben. Im Gegensatz zu Emmy Rossum und Patrick Wilson hatte Butler keine fertige Gesangsausbildung, als er für diesen Film gecastet wurde, doch seine rauchige Tonlage paßt sehr gut zu der Rolle; sie verschafft der Figur das gewisse Etwas an Männlichkeit, Kraft und Gefährlichkeit, offenbart deren Gefühle und versetzt uns zurück in die Zeit der rockigen Bühnenshow.

Der Dritte im Bunde ist der schon erwähnte Patrick Wilson als Graf de Chagny. Meiner Meinung nach ist Wilson ('Oklahoma', 'The Full Monty' (beide am Broadway), "Angels in America") ein sehr interessanter und glaubwürdiger Schauspieler, kann nach meiner Einschätzung sein Potenzial als eher gutmütiger Gegenspieler des abgeklärten und zielstrebigen Phantoms jedoch nicht wirklich ausschöpfen.

Dagegen liefern sowohl Miranda Richardson ("Crying Game" ... ) als geheimnisvolle Madame Giry, die strenge Ballettmeisterin, die mit dem Phantom eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, als auch Minnie Driver, die völlig abgehobene und exzentrische Operndiva Carlotta, grundsolide Vorstellungen ab. Das gleiche gilt natürlich für die beiden großartigen Charakterdarsteller Ciaran Hinds ("Veronica Guerin", "Road to Perdition") und Simon Callow ("Shakespeare in Love") als die sich für Lebemänner haltenden Altmetallhändler Firmin und André. Pikantes Detail: Minnie Driver singt als einzige Darstellerin nicht selbst, sondern lieh sich die Stimme einer professionellen Opernsängerin.

"Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist" stellte schon Victor Hugo fest. Und so wird die Handlung eindeutig von den Gesangsparts dominiert. Gesprochene Dialoge spielen im "Phantom der Oper" nur eine untergeordnete Rolle; viele Gefühle und Aussagen sind gesanglich noch eindringlicher zu vermitteln. Die Melodien, die nahezu unverändert aus Webbers Musical übernommen und von ihm nur hier und da an die Handlung angepaßt wurden, erzeugen eine sehr harmonische, aber auch fesselnde Atmosphäre, unterstützt von der mitreißenden und bis ins kleinste Detail passenden Szenerie. Unterbrochen wird dieses Gesamtkunstwerk nur von dem Titelsong "The Phantom of the Opera", der stets die Anwesenheit bzw. das unmittelbar bevorstehende Eintreffen der Titelfigur begleitet, durch seinen mit Rock-n-Roll vergleichbaren Rhythmus viel Dramatik erzeugt und kontrastierende Akzente setzt. Stellenweise wird aber leider deutlich, daß die deutsche Synchronisation keineswegs so gut gelungen ist, wie man das denn eigentlich erwarten dürfte, zu offensichtlich sind einfach die Synchronisationsunterschiede zwischen den Lippenbewegungen der Darsteller und den deutschen Texten.



Û©Û©Û©Û©Û©Û© SAMMLEREDITION - AUSSTATTUND UND FEATURES Û©Û©Û©Û©Û©Û©
Die Edition ist in einem großen Kubus untergebracht, der im Regal allein schon dadurch die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. In der Verpackung hat neben den drei in einem ausklappbaren Folder untergebrachten DVDs auch die dem Original nachempfundene Maske Platz, siehe Abbildung oben. Im ebenfalls mitgelieferten und 14 Seiten dünnen Booklet werden sehr viele Filmszenen fotographisch dargestellt sowie die Credits und Pressezitate aufgelistet.

Schon beim Blick in das Menü der Film-DVD, das - passend zur Thematik - ganz im Stile einer Opernbühne gehalten ist, wird anhand der zur Auswahl stehenden Sprachen deutlich, daß diese Edition ganz speziell auf den deutschsprachigen Markt zugeschnitten wurde. Neben Englisch in Dolby Digital 5.1 steht nur Deutsch in Dolby Digital 5.1 und Dolby DTS (ähnlich Dolby Digital, aber mit höherer Datenrate aufgezeichnet) zur Verfügung, als Untertitel gar nur Deutsch und Deutsch für Hörgeschädigte.

Und schon die Film-DVD wartet mit Bonusmaterial auf: unter >Songs< findet sich eine Datenbank mit 17 Liedern aus Film und Musical, die sowohl separat abgespielt oder hintereinander bzw. in ihrer Reihenfolge ganz individuell programmiert, sprich: zusammengestellt, werden können. Dies macht die Edition schon zu etwas Besonderem: man muß keineswegs den gesamten Film abspielen, um sich die schönsten Lieder anhören zu können, sondern läßt die DVD nur mit den Songs - wahlweise in Deutsch oder Englisch nebenher laufen, entweder am PC, während der Arbeit, oder im DVD-Player, bei einem guten Buch.



Û©Û©Û©Û©Û©Û© BONUS DISCS - AUSSTATTUNG UND FEATURES Û©Û©Û©Û©Û©Û©

Diese Sammleredition vom "Phantom der Oper" enthält neben der Film-DVD noch zwei weitere Discs mit umfangreichem Bonusmaterial. Während die zweite Bonus-DVD sich vor allem auf Kommentare und Videos konzentriert, finden sich auf der ersten Bonus-Scheibe vor allem kleinere, dafür zahlreichere Informationen nicht nur rund um den Film selbst, sondern auch über dessen Vorgeschichte und Entstehung.
Wunderschön und sehr stilvoll à la "Fluch der Karibik" animiert, sind die Boni auf insgesamt acht Kategorien verteilt:


01/01 KINOTRAILER
Hier finden sich sowohl die eigentlichen Trailer als auch die so genannten Teaser, jeweils die deutsch- und die englischsprachige Fassung. Während die Trailer einer zusammengefaßten Inhaltsangabe mit Hervorhebung effektvoller Passagen gleich kommen, sind die Teaser eher in Form eines Zeitraffers geschnitten: das Auge bekommt keine Gelegenheit zum Verweilen, sondern wird nur mit optischen und kurz aufeinander folgenden Appetithäppchen gefüttert.


01/02 BESETZUNG/STAB
Graphisch und optisch sehr ästhetisch und hochwertig gestaltete Tafeln beleuchten das Leben und den Werdegang der einzelnen Darsteller. Unerwartet ist hier die Tatsache, daß nebenbei auch noch auf die deutschen Synchronstimmen der drei Hauptcharaktere verwiesen und deren Leben dem interessierten Publikum zugängig gemacht wird - nach meiner Erfahrung sehr selten, aber gerade deswegen umso interessanter.
Exklusiv zuschaltbar ist auch der Screentest von Emmy Rossum, bei dem sie die Jury von der Qualität und Geeignetheit ihrer Stimme für diese Rolle überzeugen mußte, gewissermaßen handelt es sich hierbei um eine Art akustisches Casting, eine Probeaufnahme. Gleichzeitig unterstreicht dieses Video, was für eine glasklare, wunderschöne Gesangsstimme Emmy Rossum eigentlich hat - hier kann sie, nur vom Klavier begleitet, ihre wahre Wirkung entfalten.


01/03 FEATURETTES
Die Featurettes sind - neben dem noch zu besprechenden "Making Of" - das eigentliche Herzstück dieser ersten Bonus-DVD und beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der Filmentstehung. Gleich zu Anfang sei deshalb ein Hinweis gegeben: diejenigen, die sich nach Genuß des Filmes die Illusionen nicht zerstören wollen, sollten darauf verzichten, sich diese Beiträge anzusehen.
Ein rund 12-minütiger Einblick in das >Produktionsdesign< wird uns durch Anthony Pratt ("2001: Odyssee im Weltraum") gewährt. Dabei bekommen wir nicht nur die Miniaturmodelle, die im Vorfeld von jedem einzelnen Set angefertigt wurden, zu sehen, sondern erfahren auch, wie penibel sich Pratt auf die Gestaltung der Kulissen konzentriert und warum man sich trotz des viel höheren finanziellen Aufwandes dazu entschieden hat, diese in England anfertigen zu lassen.

Für >Visuelle Effekte< zeichnete die Effektschmiede Asylum Visual Effects verantwortlich, die sich in ihrem Aufgabenbereich vor allem auf die Bereiche konzentriert hat, die eben nicht per Hand, sondern nur mit dem Computer zu erstellen waren: so zum Beispiel der Filmbeginn, als die Kerze auflodert, den Titel und anschließend eine zum Leben erwachende Postkarte beleuchtet. Auch die imposante, nein: grandiose, Überblende von der Auktion 1919 zurück ins Jahr 1870 ist den Ideen von Asylum zu verdanken. Besonders faszinierend fand ich in diesem 12-minütigen Special, einem der Designer an seinem Bildschirm über die Schulter schauen zu können, wie die Segmente nicht nur einzeln gestaltet, sondern auch Stück für Stück übereinander gelegt und letztendlich zu einem stimmigen Ganzen zusammengefügt wurden.

Die >Musik< zum Film wurde in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Nachdem in der Vergangenheit schon die Beatles oder Pink Floyd hier ihre Alben eingespielt hatten und John Williams seinen Melodien für "StarWars" und "Indiana Jones" den letzten Schliff gab, konnte nun Andrew Lloyd Webber für die filmische Fassung vom "Phantom der Oper" endlich auf ein großes Orchester zurückgreifen, das in seinen Ausmaßen - immerhin kamen unter der Leitung von Simon Lee ("Cats", "Jesus Christ Superstar") über 100 ausgewählte Musiker und ein 90-köpfiger Chor zum Einsatz - für das Musical undenkbar gewesen wäre. Am Rande dieses knapp 10-minütigen Beitrags wird auch den Hauptdarstellern und ihrem für den Film unabdingbaren Gesangstraining die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt.

Terry Rawlings ("Alien", "Yentl") war für den >Schnitt< dieser Leinwandromanze zuständig. Im knapp 5-minütigen Interview erzählt er Einiges über seine Herangehensweise an einen Film.
Unter >Spezialeffekte< würde man eigentlich spektakuläre Hintergrundinformationen zu mehreren speziellen Szenen erwarten. Stattdessen war dieses Featurette für mich leider eher enttäuschend, denn es behandelt über 7 Minuten lang nur den Augenblick, als der Lüster in den Zuschauerraum stürzt und durch den anschließenden Brand das Opernhaus völlig zerstört wird.

Oscar-Preisträgerin Alexandra Byrne ("Elizabeth", "Finding Neverland") hatte man mit dem Entwurf der >Kostüme und Maske< betraut. Sie erzählt uns in diesen 8 Minuten viel über die Schwierigkeit, einen entsprechenden Stil für den Film zu entwickeln, dabei aber gleichzeitig ein visuelles und stilistisches Gleichgewicht zu finden.

Zu Guter Letzt ist ein so gewaltiger Film natürlich ein gute Gelegenheit für Product Placement. Und daher ist dieses letzte Feature der Firma >Swarovski< gewidmet, bekannt für ihre Schmucksteine: Kristalle, die aus zu Glas geschmolzenem Sand hergestellt werden. Im Vergleich zu allen anderen Beiträgen nimmt dieser den zeitlich größten Rahmen ein, etwa eine Viertelstunde lang dürfen wir werbewirksam nicht nur der gesamten Konstruktionsphase des zentralen Kronleuchters beiwohnen, sondern werden auch über verschiedene, bewährte oder exklusiv neue, Verarbeitungsmethoden der Kristalle aufgeklärt.

Ich persönlich fand diese Featurettes sehr aufschlußreich und überaus informativ, geben sie uns doch die Möglichkeit, den Entstehungsprozeß einzelner Elemente des Films zumindest indirekt mitzuerleben. Allerdings sollte man sie sich zum besseren Verständnis und auch, um nicht der Handlung schon vorzugreifen, erst nach Genuß des Films zu Gemüte führen.


01/04 PRODUKTIONSNOTIZEN
Auf exakt die gleiche Weise wie die Tafeln über Besetzung und Crew gestaltet, geleitet uns dieser Teil in textlicher Form auf 24 Seiten durch den gesamten Prozeß von der Idee über Vorbereitung und das Casting bis hin zum Setdesign, den Effekten und dem fertigen Film. Dabei kommen auch die Meinungen aller Beteiligten nicht zu kurz; sehr schön anzusehen und vor allem kurzweilig zu lesen.


01/05 THE MAKING OF "THE PHANTOM OF THE OPERA"
Das Making Of ist eigentlich unverzichtbar, wenn es darum geht, einen Film in seiner Gesamtheit zu betrachten. Beim "Phantom der Oper" kann man zwischen drei ausführlichen Themenbereichen wählen:
Der Titel spricht eigentlich schon für sich. Nach einem kurzen Intermezzo auf dem roten Teppich bei der Weltpremiere in London im Dezember 2004 steigt der 17-minütige Beitrag direkt ein: daß es über 10 Jahre gedauert hat, bis das Projekt endlich in Angriff genommen wurde und warum sich Andrew Lloyd Webber gerade für Joel Schumacher als Regisseur entschieden hat. Natürlich kommen auch die Umstände nicht zu kurz, unter denen Emmy Rossum und Gerard Butler sowie Patrick Wilson für ihre Rollen ausgewählt wurden und wie sie sich selbst in der folgenden Zeit vorbereiteten und vorbereitet wurden.

>Die Produktion< ist hauptsächlich auf die Kulissen und Miniaturmodelle fokussiert, auf das Operngebäude, das Versteck etc. und nicht zuletzt die Kostüme. Auffällig ist hierbei, daß sich in den 11 Minuten einige Sequenzen wiederholen; sie sind auch in den besprochenen Featurettes enthalten.

>Nebendarsteller und Musik< sind zentrale Aspekte eines jeden Films, denn auch wenn sie nur kleinere Rollen haben, unterstützen sie durch ihre Anwesenheit die Hauptcharaktere, erst recht, wenn es sich, wie hier, um einen Musicalfilm handelt. Deshalb ist ihnen dieser 17-minütige Teil des Making Ofs gewidmet. Auch hier sind leider Wiederholungen zu finden, was aber im Gesamtbild - wenn man die Featurettes nicht gesehen hat - ebenso wie bei der Produktion seine Berechtigung hat.


01/06 PROGRAMMTIPS
Ich persönlich halte nichts von dieser Kategorie, weil sie auf einer DVD einfach fehl am Platz ist. Nur der Vollständigkeit halber werde ich hier kurz anschneiden, daß es Werbung für andere bei Concorde Entertainment erschienene Verfilmungen ist: "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", "Being Julia" und "Bergkristall".


01/07 ENTFALLENE SZENE
Ja, lediglich eine entfallene Szene wird hier noch nachgeliefert. Es ist ein Monolog, gewissermaßen ein Selbst-"gespräch" des Phantoms in seinem unterirdischen Versteck, in dem es singend seine Gefühle für Christine offenbart, verbunden mit einem Schwenk durch die Zuflucht und den in der Folge ins Blickfeld rückenden, gezeichneten Porträts von Christine. Auch wenn mir nicht ganz klar ist, warum diese Sammleredition lediglich eine entfallene Szene enthält - sicher nicht die Einzige - so messe ich ihr elementare Bedeutung zu, gibt sie doch sehr viel über den Gemütszustand des Phantoms preis.


01/08 ? - FRAGEZEICHEN
Tja, was hat ein Fragezeichen hier zu suchen: es ist stellvertretend für eventuelle Fragen, die beim Abspielen der DVDs auftauchen könnten. So werden die Bedingungen erklärt, wann und warum unter Umständen Bild- und Tonaussetzer zu erwarten sind. Für Sammler ist dies aufgrund ihres fortgeschrittenen Wissensstandes nicht weiter von Belang, für Neulinge schon eher.

Wie man sieht, schon die erste Bonus-DVD ist ziemlich reich bestückt mit Informationen rund um "Das Phantom der Oper". Doch damit noch lange nicht genug, geht es auf der zweiten Bonus-Scheibe ohne Unterbrechung weiter:

Das Menü ist hier nicht auf die gleiche Weise gestaltet, sondern ganz im Gegenteil in Buchform gehalten, ebenfalls sehr schön anzusehen und übersichtlich zu navigieren. Das Beiträge sind hier in vier Kategorien untergliedert:


02/01 BEHIND THE MASK - THE STORY OF "THE PHANTOM OF THE OPERA"
Dieser einstündige Kommentar beschäftigt sich mit der gesamten Geschichte des "Phantoms der Oper", vom geistigen Vater Gaston Leroux bis hin zum jetzigen, populärsten, Film. Von allen Boni in dieser Edition ist dieser Kommentar für mein Empfinden eigentlich der tiefgründigste, geht es doch nicht nur allein um den Film mit Emmy Rossum und Gerard Butler, sondern um die gesamte historische Entwicklung dieser tragischen Geschichte, von ihren literarischen Anfängen bis zum heutigen Tage.


02/02 MUSIK VON "PHANTOM DER OPER"
War das Feature der ersten Bonus-DVD mehr auf den Entstehungsprozeß der Musik fokussiert, so setzt sich dieser knapp 20-minütige Beitrag eher mit ihrer Wirkungsweise auseinander, nicht nur im Hinblick auf den Film, sondern auch auf die Geschichte und den emotionalen Anspruch, den sie dem Zuschauer zu vermitteln versucht. So aufschlußreich und interessant dieser Abschnitt auch ist - er läßt uns das musikalische Werk aus zum Teil anderer Perspektive sehen - so langatmig wirkt er doch stellenweise. Dies dürfte auch dem Umstand geschuldet sein, daß er fast ausschließlich den Charakter eines Interviews hat und die Analyse weniger anhand konkreter akustischer Beispiele exerziert wird.


02/03 PROMOTION-VIDEOS DER ORIGINAL-BÜHNENSHOW
Für das Musical wurden zahlreiche Musikvideos gedreht, mit unterschiedlicher Besetzung; alle finden sie sich hier wieder. Das Video "The Phantom of the Opera" mit Steve Haley und Sarah Brightman - als damalige Hauptdarstellerin (der Christine) war sie in allen diesen Videos vertreten - hat einen sehr skurrilen, fast schon antiken Charakter: Steve Haley als Phantom trägt eine Maske im Stile altgriechischer Lustspiele, Sarah Brightman ist wie eine ägyptische Pharaonin geschminkt. Dadurch wirkt dieses Video sehr überzeichnet und auch provokant. Bei Cliff Richard und Sarah ist mit "All I Ask Of You" eher das Gegenteil der Fall, wirkt doch alles sehr romantisch und verträumt, sogar ein wenig surrealistisch. Im Video zu "The Music Of The Night" mit Sarahs Bühnenpartner Michael Crawford dürfte die recht morbide anmutende Atmosphäre anderen Künstlern als Vorbild gegolten haben; sehr düster, melancholisch und schwermütig fühlt man sich als Betrachter in ein Meat Loaf-Video oder auch auf die Bühne eines David Copperfield versetzt. Das Solo "Wishing You Were Somehow Here Again" ist dagegen von einer resignierenden, trauernden Stimmung geprägt, bringt dabei aber im gleichen Atemzug die stimmliche Vielfalt von Sarah Brightman sehr gut zum Ausdruck. Für mich waren diese Videos eine schöne Gelegenheit, diese berühmten Lieder mal in einem teilweise etwas anderen Kontext zu erleben.


02/04 "PHANTOM DER OPER" TV-SPOT
Diese TV Werbung bezieht sich abschließend auf die Musicalaufführungen in Deutschland.



Û©Û©Û©Û©Û©Û© FAZIT Û©Û©Û©Û©Û©Û©
"Das Phantom der Oper" ist ein äußerst berauschendes Filmerlebnis. Dafür sorgt nicht nur die fantastische Musik, die ohne zu zögern direkt unter die Haut geht und bei mir jedesmal wieder für eine Gänsehaut sorgt - erst recht, wenn wir gleich zu Beginn auf die optisch beispiellose Zeitreise mitgenommen werden -, sondern auch die wunderbaren Darsteller, durch die die romantische Liebesgeschichte überhaupt erst die ihr gebührende Aussagekraft und Intensität bekommt.

Allen voran ist hier natürlich Emmy Rossum zu nennen, die die Rolle der wunderschönen und bezaubernden Christine so unglaublich reif und intensiv verkörpert, und mit ihrer Stimme und ihrem Charakter nicht nur das Phantom, sondern mich ebenso jedesmal aufs Neue verführt. Doch auch das Phantom selbst, herausragend von Gerard Butler dargestellt, weiß mit seiner stimmlich rauchigen Interpretation absolut zu überzeugen.

Die opulenten Bilder tun dabei ihr Übriges, um uns in ein glamouröses Märchenparadies voller Emotionen, aber auch Tragik zu entführen: pompös üppige und detailverliebte Kulissen betten die Handlung in einen sehr ästhetischen Rahmen ein, der dem Ganzen zugleich etwas Mystisches einhaucht. Das beginnt schon bei der fesselnden Anfangsszene - wenn der sich erhebende, nunmehr restaurierte Kronenleuchter den Staub des Vergessens wegbläst und das Opernhaus in altem Glanz wiedererstrahlt - und zieht sich durch die ganzen 135 Minuten, in denen uns der Film die Realität vergessen läßt.

Das fast 4-stündige, sehr umfangreiche und überaus informative Bonusmaterial rundet die Edition zu einem erstklassigen Paket ab, daß mit einem Preis von derzeit rund 30 €uro keinesfalls zu teuer, sondern eher als Schnäppchen und Geheimtip zu bewerten ist. Der Film allein hat seinen ***** - Sterne-Status schon mehr als verdient, die Boni sind gewissermaßen das "Tüpfelchen auf dem I" ...

27 Bewertungen, 13 Kommentare

  • Prueter87

    20.02.2009, 18:59 Uhr von Prueter87
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wow, hat mir gut gefallen. LG

  • Striker1981

    20.02.2009, 14:23 Uhr von Striker1981
    Bewertung: besonders wertvoll

    BH und Liebe Grüße vom STRIKER

  • Baby1

    20.02.2009, 01:03 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Sweeaty

    19.02.2009, 18:14 Uhr von Sweeaty
    Bewertung: besonders wertvoll

    super bericht, sehr ausführlich! bw von mir! liebe grüße!

  • leupi123

    19.02.2009, 17:49 Uhr von leupi123
    Bewertung: besonders wertvoll

    Toller Bericht. Freu mich auf Gegenlesungen :D

  • morla

    19.02.2009, 16:40 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    klasse bericht lg. petra

  • Mondlicht1957

    19.02.2009, 16:21 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse

  • timecode001

    19.02.2009, 16:16 Uhr von timecode001
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse geschrieben! Dafür von mir die 10.0!!! Liebe Grüße. timecode001

  • minasteini

    19.02.2009, 16:12 Uhr von minasteini
    Bewertung: besonders wertvoll

    Von mir gibt es ein BW.

  • 4money

    19.02.2009, 14:09 Uhr von 4money
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr ausführlich und informativ beschrieben, lg chris

  • lanzbulldog79

    19.02.2009, 14:05 Uhr von lanzbulldog79
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schöner Bericht! Lg Sven

  • sigrid9979

    19.02.2009, 14:00 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche einen schönen Tag lg Sigi

  • nikita86

    19.02.2009, 14:00 Uhr von nikita86
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht. freu mich über gegenlesung. lg, nikita