Als Jim Dolan kam (DVD) Testbericht

ab 9,50
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010

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Erfahrungsbericht von mima007

Western mit Dino: Nicht das Goldene vom Ei

Pro:

unterhaltsam, ein bisschen Action, Humor, passables Bonusmaterial, guter Sound, sehr gutes Bild

Kontra:

zu wenig Spannung, zu wenig Action, Soundstandard

Empfehlung:

Ja

Zwei Männer, beide einst Gesetzeshüter, haben die Fronten gewechselt und sind ihre eigenen Wege gegangen. Diese kreuzen sich wieder in der Kleinstadt Jericho. Dort residiert der machtgierige Ex-Sheriff Alex Flood (Dean "Dino" Martin). Und dorthin verschlägt der Zufall den ruhelosen Glücksspieler und ehemaligen U.S. Marshall Jim Dolan (Peppard). Er nimmt den Kampf gegen den teuflischen Despoten und seine Bande Gesetzloser zusammen mit ein paar Getreuen auf. Und natürlich geht es auch um eine Frau (Jean Simmons).
Filminfos
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O-Titel: Rough Night in Jericho (USA 1967)
Dt. Vertrieb: Kochmedia
FSK: ab 12
Länge: ca. 99 Minuten
Regisseur: Arnold Laven
Drehbuch: Sydney Boehm & Marvin H. Albert nach einem Roman von Marvin H. Albert
Musik: Don Costa
Kamera: Russell Metty (“Spartacus”)
Darsteller: Dean Martin (Alex Flood), George Peppard (Jim Dolan), Jean Simmons (Molly), John McIntire (Ben Hickman), Slim Pickens (Yarbrough) u.a.
Handlung
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In der Kleinstadt Jericho betreiben Molly Lang (Jean Simmons) und Ben Hickman (John McIntire) einen Postkutschendienst. Einziger Passagier ist gerade Jim Dolan (Peppard), ein ehemaliger U.S. Marshall, da wird die Kutsche von einem Unbekannten beschossen. Hickman, der Kutscher, wird verletzt. Doch kein Raub erfolgt, der Schütze verzieht sich. Was sollte das bloß, fragt Dolan Hickman. Dann sieht er den durchschossenen Namenszug „Hickman“.
Er darf bei Molly Lang übernachten, die den Verletzten pflegt. Molly klärt Jim über die Lage in Jericho auf. Die Stadt gehört praktisch Alex Flood (Dean "Dino" Martin), einem bei Indianern aufgewachsenen früheren Hilfssheriff der Stadt. Jim kann sich an ihn erinnern. Flood hat das Gesetzt nach der Absetzung des Sheriffs in die eigene Hand genommen und seiner Bande von gesetzlosen Halsabschneidern die Ausübung der Gesetzesgewalt anvertraut. Und was ihm noch fehlt, ist unter anderem Mollys Fuhrbetrieb. Sie war einst Floods Geliebte und hat inzwischen zwei Gatten begraben müssen.
Natürlich hofft sie, dass Dolan als der Beschossene ihr hilft, den Widerstand gegen Dolan zu organisieren. Doch Dolan zieht die Unparteilichkeit der Konfrontation vor. Er will nämlich als Spieler sein Glück im Ace Deuce Saloon versuchen, der Flood gehört. Während er seine Partie mit hohem Einsatz gegen Flood gewinnt, hört Dolan erst Schüsse, dann eine Explosion – das war mal der Laden von Ryan, dem Krämer. Dolan zuckt nicht mit der Wimper. Als er in Mollys Haus zurückkehrt, trinken sie beide erstmal eine Menge Whisky, um sich auszusprechen. Sie nennt ihn einen verdammten Feigling. Er bringt sie aber trotzdem wie ein Gentleman zu Bett.
Am nächsten Morgen wollen zwei Deputys die Postkutsche Mollys konfiszieren und demolieren. Doch Dolan ist dagegen: Erstaunt erfahren wir, dass er die Hälfte von Mollys Unternehmen gekauft hat (mit dem Gewinn aus der Partie gegen Flood) und es nicht duldet, dass sein Eigentum beschädigt wird. Sich gegen das Gesetz in der Stadt zu stellen, macht ihn natürlich zur unerwünschten Person. Flood stellt ihm ein Ultimatum: abhauen bis um neun Uhr am nächsten Morgen oder der Strick.
Dolan hat anderes im Sinn. Zusammen mit dem genesenen Hickman, Molly und Ryan dreht er den Spieß einfach um und geht gegen Floods Eigentum vor. Schließlich kommt es immer darauf an, wem die 51% am Eigentum gehören und wieviel sie noch wert sind…
Mein Eindruck
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Schon durch den prolog (den ich nicht erzählt habe) werden die Grenzlinien, die durch die Stadt Jericho verlaufen, deutlich aufgezeigt. Alex Flood ist der Mann, der hier das Sagen hat, und der Sheriff hat gefälligst zu kuschen, sonst wird ihm das Gefängnis und Büro in die Luft gejagt. Der geforderte Mann wird herausgegeben und ohne Gerichtsverhandlung aufgeknüpft. Molly geht noch als einzige Bürgerin dazwischen, doch auch ihr Einsatz ist zwecklos. Offenbar fehlt ein entscheidender Faktor, um Recht und Gesetz wieder zu Geltung zu verhelfen: ein starker Kerl, der hier mal so richtig aufräumt.
Schwächen

Leider hängt George Peppard, der als Jim Dolan auf eine Vergangenheit mit Flood zurückblicken kann (seltsamerweise hatte er nie was mit Molly), das Image des netten Jungen von Nebenan an. Das stammt aus seinem Film „Frühstück mit Tiffany“ (1961) mit Audrey Hepburn. Entsprechend schwer ist ihm die Rolle des Aufräumers abzunehmen. Und als Zocker wäre es durchaus kontraproduktiv, sich mit dem Betreiber des lokalen Glückspielsalons anzulegen. Der erste Teil zieht sich denn auch ziemlich dröge dahin, während sich Dolan durchmogelt.
Molly nimmt die Zügel in die Hand, steuert ihre Bürgerinitiative auf die Konfrotnation zu und trinkt Dolan unter den Tisch. Dabei geigt sie ihm nicht nur die Meinung, sondern verkauft ihm offenbar auch ihren Anteil an dem Postunternehmen. Dolan hält nun Anteile an dem großen Kuchen, der als „Jericho“ zum größten Teil Flood gehört. Aber gehört ihm damit auch Molly? Das muss sich erst noch herausstellen, denn auch Flood meldet Ansprüche an Molly und ihr Unternehmen an. Als Flood unfaire Mittel einsetzt, schlägt Dolan zurück und sich auf Mollys Seite. Folglich geht es für ihn nun ums Überleben.
Sympathischer Schurke
Das Problem des Films ist nicht nur ein unentschlossener Zocker, sondern auch ein Schurke, dem wir gar nicht böse sein können. „Hey, was wollt ihr eigentlich?“, scheint er verschmitzt zu rufen: „Mir gehören doch bloß 51 Prozent der Firmen hier. Wie könnte mir da irgendjemand böse sein? Und ich bin nicht mal der Sheriff, also ich bitte Sie!“ Und wenn es dann doch mal „Rums!“ macht, herrje, dann sind immer die anderen dran schuld. Erst am Schluss zeigt Flood sein wahres Gesicht, und konsequenterweise kommt es zu einem packenden Showdown mit Dolan. Wir der schlaue Indianerjunge über den ehrlichen Weißen siegen?
Die Lady der Herzen
Die beste Figur in diesem schmutzigen Spiel macht noch Jean Simmons als Molly Lang. Jean Simmons spielte die Ophelia in Laurence Oliviers „Hamlet“ (1948) und stand der Seite von Kirk Douglas in Kubricks „Spartacus“ (1960). Auffallend ist ihre Ähnlichkeit mit Audrey Hepburn, doch sie hat mehr mit Maureen O’Hara und anderen tapferen Damen des Westens gemein. Das beweist sie im Prolog, als sie ein Gewehr in den Händen hält, und in der Saufszene, als sie versucht, Peppard untern Tisch zu trinken. John McIntire als Ben Hickman ist auf einer Wellenlänge mit ihr. Schade, dass sie im gewalttätigen Finale zu hause bleiben muss, um den Helden den Zwieback zu reichen.
Italienischer Einfluss
Der Western schuldet dem erfolgreichen Spaghetti-Western schon einige Stilelemente. Zwar tritt kein einsamer Rächer wie in „Für eine Handvoll Dollar“ auf, aber ein peitschenschwingender Sheriff ist auch in einem US-Western ein eher seltener Anblick. Die Szene, als Dolan unter der Peitsche leidet wie Jesus auf Golgatha, ist auch der Wendepunkt der Handlung. Dolan setzt sich zur Wehr und das mit allem, was er gerade in die Finger bekommt. Es ist ein dreckiger Fight, wie ihn Recken wie John Wayne sicherlich verabscheut hätten.
Die DVD
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Technische Infos
Bildformate: 2,35:1
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
1) Originaltrailer
2) 4-seitiges Booklet
3) Bildgalerie mit seltenem Werbematerial
Mein Eindruck: die DVD
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Das Bild ist von guter Qualität, wie man es von einem Film aus dem Jahr 1966 erwarten kann. Die Farben sind prächtig, und Artefakte finden sich überhaupt keine. Der Tonstandard ist, wie zu erwarten, auf dem Stand eines guten Fernsehers und mit DD 2.0 erklingt der Ton immerhin in stereo. Untertitel gibt es wie stets in dieser Reihe keine.
EXTRAS
1) Der Originaltrailer
Im Trailer tritt kein Geringerer als Dean Martin selbst auf, den das US-Publikum damals aus seiner Fernsehshow kannte. Er führt als Conferencier durch seinen eigenen Film, durch die besten Szenen – mit den besten Mädels. Die Sache ist launig, aber man mus es schon mögen, dass er sich als Hahn im Korb aufführt und die Mädels nur die Zutaten bilden.
2) 4-seitiges Booklet
Das Booklet zeigt zwei Farbfotos von Filmszenen und enthält einen kenntnisreichen Essay von Hank Schraudolph. In einer launigen Sprache mokiert sich gerne über die lange Tradition des Motivs „Unsere Stadt soll schöner werden“, und wie dabei alles von einsamen Rächern (Clint Eastwood) bis zu rechtschaffenen Sheriffs („Rio Bravo“) aufgeboten wird, um der Tyrannei ein Ende zu machen. Er verweist auf den Einfluss des Spaghetti-Westerns. Am besten sind seine Charakteristiken von George peppard, Dean Martin und Jean Simmons gelungen. Es bemerkt auch, dass sich der Regisseur durch alle möglichen Stimmungen hindurchmogelt.
3) Bildgalerie mit seltenem Werbematerial
Die Bildergalerie umfasst internationale Poster, ein Heft der „Film-Illustrierten“ sowie der „Film-Bühne“. Hier findet sich eine komplette Inhaltsangabe. Amerikanische Aushangfotos sind mit farbigen und schwarzweißen Szenenfotos ergänzt. Deutsches Werbematerial rundet die Galerie ab. Alles in allem ist dies das Übliche und nichts Besonderes.
Unterm Strich
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Im ersten Drittel fragte ich mich, ob dieser Western überhaupt noch in Fahrt kommen würde, denn alle agierten ziemlich unentschlossen – mit Ausnahme von Flood, der alles im Griff zu haben scheint. Dies ist keine Aufräumer-Action, wie man sie von Clint Eastwood oder Bruce Willis kennt. Das Problem ist vielleicht, dass der Schurke zwar in jedem Unternehmen in Jericho seine Finger drin hat, er sie sich aber nie schmutzig macht. Genau wie bei der Mafia, die ja auch in Las Vegas, wo Martin eine Show hatte, sehr gut verdiente (vgl. „Der Pate Teil 2“). Vielleicht soll der Plot ja auch eine Parallele zur Mafia ziehen.
Aber dann sollte man in die Stadt Spieler einen besseren Mann schicken als den geschniegelten George Peppard. So richtig brutale Szenen, wie man sie aus dem Spaghetti-Western kennt, gibt es nur einmal, und der Schluss sieht aus wie ein Gentleman’s Agreement, bei dem der Ausgang offen ist: Für den Shootout zieht man sich vornehm und menschenschonend in die Wildnis zurück. Erst hier kann der Kameramann von „Spartacus“ zeigen, was sein Equipment drauf hat.
Die DVD ist ein Sammlerstück und mit den entsprechenden Standards ausgestattet: Booklet, Trailer, Bildergalerie. Leider fehlen auch hier die Untertitel und jegliche Dokumentation.
Fazit: drei von fünf Sternen
Michael Matzer (c) 2009ff

32 Bewertungen, 13 Kommentare

  • MasterSirTobi

    28.05.2009, 18:43 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH. Viele Grüße von MasterSirTobi

  • Tut_Ench_Amun

    24.05.2009, 16:57 Uhr von Tut_Ench_Amun
    Bewertung: besonders wertvoll

    Nuja, was will man von einem Western mit Dean Martin auch groß erwarten - So vollkommen ohne Sammy Davis Jr. ?

  • anonym

    24.05.2009, 14:25 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    ;O) Lieben Gruß Sabrina

  • morla

    24.05.2009, 00:16 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    ich wünsche dir einen schönen abend lg. petra

  • Puenktchen3844

    24.05.2009, 00:05 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein guter Bericht. LG

  • minasteini

    23.05.2009, 21:57 Uhr von minasteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr interessanetr Bericht.

  • willma1984

    23.05.2009, 17:30 Uhr von willma1984
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht... LG willma1984 :)

  • Clarinetta2

    23.05.2009, 16:56 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: besonders wertvoll

    perfekt geschrieben- bw

  • Grambo

    23.05.2009, 16:37 Uhr von Grambo
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht würde mich auch über gegenlesungen freuen

  • pbtraeger

    23.05.2009, 16:27 Uhr von pbtraeger
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht... LG PB-Träger

  • monschischi

    23.05.2009, 15:39 Uhr von monschischi
    Bewertung: besonders wertvoll

    Supi Bericht! LG Nadi

  • peter_nordberg

    23.05.2009, 15:32 Uhr von peter_nordberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht. lg Peter

  • Falabella

    23.05.2009, 15:31 Uhr von Falabella
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und einen Gruß !