Fiat Marea Testbericht

Die Fiat Marea (weiblich, da Marea italienisch für die Gezeiten ist) ist ein italienisches Mittelklassemodell. Ich selbst fahre eine 1996er Limosine mit einem 1.6 Benziner und bin Mitglied im größten Deutschsprachigen Fiat Marea Forum.
Vor 2 Jahren, kurz nach dem Erwerb meines Führerscheins, suchte ich ein eigenes Auto. Durch einen Bekannten bin ich zufällig auf die Marea gestoßen. Der Kaufpreis war sehr niedrig und daher habe ich natürlich sofort zugeschlagen. Und nun möchte ich natürlich jedem Interessierten an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Karosserieformen: Die Marea gab es als Limousine und Kombi (bei Fiat heisst der Kombo Weekend). Es gab auch noch ein 5-türiges Coupe und einen 3-türer, die aber als Brava und Bravo verkauft wurden. Die Marea wurde in der unteren Mittelklasse einsortiert und in Vergleichen der Automobilzeitschriften mit dem Opel Vectra oder auch dem Renault Laguna verglichen, wo sie außerordentlich gut abgeschnitten hat.
Aktuelle kann man die Limousine deutlich günstiger erwerben als den Kombi. Das liegt daran, dass die Limousine in Deutschland kaum gefragt ist. Gerade hier erhält man ein sehr günstiges Einsteigerauto. Der Weekend hat einen sehr großen Kofferraum und eine abklappbare Stoßstange was eine sehr niedrige Ladekante mit sich bringt.
Die Limousine hat einen sehr großen Zuladungsbereich (es passen 4 Kompletträder in den Kofferraum), allerdings hat man leichte Probleme mit etwas sperrigeren Sachen, da die Luke zum einladen relativ klein ist.
Motorvarianten: Für die Marea gab es 3 Benziner und 2 Dieselmotoren.
Erst einmal die Benzinmotoren:
Der 1.6 mit 103 PS ist der kleinste Motor. Ihn zeichnet vor allem eine hohe Robustheit aus (250.000 Kilometer ohne Probleme sind keine Seltenheit).
Des weiteren hat er einen sehr geringen Spritverbrauch für einen herkömmlichen Benziner (ich fahre ihn mit rund 9 Litern, dabei viel Stadt) und ist mittlerweile sehr günstig zu bekommen.
Der 1.8 mit 113 PS ist der etwas größere Motor, hat allerdings nicht die gewünschte Leistung gegenüber dem 1.6. Er wurde auch deutlich seltener verkauft, weswegen ein 1.8 auch seltener bei den Onlineportalen im Angebot existiert. In den Fahrleistungen ist er nicht viel besser als der 1.6 und beim Verbrauch liegt er deutlich drüber (im Schnitt um die 10 Liter)
Der 2.0 ist der einzige Fünfzylindermotor im Benzinbereich. Fünfzylinder zeichnen sich durch eine bessere Laufruhe und einem besseren Leistungsverlauf auf. Der 2.0 Liter Motor bei der Marea wurde in verschiedenen Leistungsvarianten gebaut. Die ersten Modelle hatten 147 PS, dann folgten kurzzeitig 150 PS und zum Ende hin waren es 155 PS. Durch die guten Eigenschaften eines Fünfzylinders hat der Motor eine gute Anfahrtgeschwindigkeit (8,5 Sekunden von 0-100), Höchstgeschwindigkeit von 230 Km/h und einen Spritverbrauch von ca. 10 Litern.
Die Dieselmotoren:
Es gibt den 1.9 Turbodiesel mit 110 PS, der einen sehr geringen Spritverbrauch hat (4,5 Liter aktuell die Bestleistung), der aber ansonsten technisch dem 1.6 sehr ähnelt und auch das Einstigesmodell ist. Es handelt sich hierbei um einen Vierzylinder Motor.
Und es gibt den 2.4 Fünfzylinder Turbodiesel mit 130 PS. Dieser ist vor allem für lange Autobahnfahrten ein Genuss da er auch unter Vollast nicht allzu viel verbraucht.
Ausstattungsvarianten: Da die Ausstattungslisten viel zu groß sind nur einige wichtige Merkmale.
Alle Modelle haben ABS, Servolenkung, Drehzalmesser, Fahrer und Beifahrer Airbag, vorne elektrische Fensterheber, elektrische Wegfahrsperre und eine Zentralverrieglung, die ebenfalls elektrisch funktioniert.
Das sind auch die wichtigsten Merkmale der SX Ausstattung.
Ein ELX Marea hat zusätzlich elektrische Außenspiegel, Nebelscheinwerfer und Klarglas Linsenscheinwerfer.
Die HLX Ausstattung besitzt dazu noch eine Diebstalalamanlage, auch hinten elektrische Fensterheber, Funkfernbedienung, Klimaautomatik, Scheinwerferreinigungsanlage und Alufelgen.
Ab dem Modellwechsel 1999 sind einige HLX Merkmale auch schon bei der ELX vorhanden.
Zusätzlich hat jeder Weekend eine Dachreling und einen Heckscheibenwischer Serienmäßig.
Meine 1.6 Erfahrungen:
Jetzt kommen hier meine Erlebnisse mit dem Auto. Das Auto ist für die damalige Zeit technisch hervorragend gebaut worden, besitzt allerdings kleine Kinderkrankheiten. Von Vorteil ist vor allem eine Einzelradaufhängung an allen Rädern, ein sehr ergonomisch abgestimmtes 5-Gang Getriebe mit kurzen Schaltwegen bei allen Modellen, ein höhenverstellbares Lenkrad und Airbags für Fahrer und Beifahrer Serie. Das Platzangebot ist riesig, auch Leute mit 2 Metern Körpergröße können gut damit fahren.
Die Haltbarkeit der Verschleißteile ist auch gut. Die Kupplung wurde bei mir das erste Mal mit 150.000 Kilometern gewechselt, ebenso die Querlenker und die hintere Trommelbremse. Bis jetzt (11 Jahre Alter) ist kein Rost zu sehen, der Unterboden sieht aus wie neu. Ich bin damit ohne Probleme durch den Tüv gekommen. Entgegen der Vorurteile gegenüber italienischer Autos ist das Auto sehr gut im Schuss und wird das auch eine weitere Zeit bleiben.
Nachteile der Marea sind die beim 1.6 vorne bis zum Facelift 1999 leicht unterdimensionierten Bremsen und ab und an Elektrikprobleme, die aber oft auch davon abhängen, was man mit dem Auto macht (zB neues Radio).
Versicherung: Die Versicherungseinstufung ist nicht die niedrigste, aber trotzdem gut. Da es sich bei einem Auto dieses Alters nicht mehr lohnt, eine Kasko abzuschließen, habe ich nur die Haftpflicht Werte. Die Typklasse ist 16, was für solch ein altes Auto doch noch akzeptabel ist.
Fahreigenschaften: Die Mare fährt ziemlich stabil und sicher auf der Straße. Aufschaukeln, wie ich es schon bei anderen Autos erlebt habe, gab es nie. Das Fahrwerk ist nicht zu weich, aber auch nicht hart. Die Lenkung ist sehr präzise und hat keinerlei Spiel. Wenn man am Lenkrad dreht, dann spricht die Lenkung auch sofort an. Der Komfort im Auto ist nicht Weltklasse, aber man sitzt angenehm und hat auch auf längeren Strecken keine Probleme.
Ersatzteile: Bei Fiat kaufen kann einen arm machen. Aber es gibt genug Firmen, die nachgebaute Teile in gleichwertiger oder sogar besserer Qualität anbieten. Und gebrauchte Ersatzteile bekommt man bei Schrottplätzen und Internet-Auktionshäuser regelrecht hinterher geworfen. Wenn man also eine freie Werkstatt kennt oder auch selber baut, kann hier richtig günstig sein Auto wieder reparieren.
Fazit: Für mich gibt es in dem Segment zur Zeit kein besseres Auto. Wenn ich sehe wie die alten Fahrzeuge meiner Kumpels wegrosten und andauernd Probleme haben, bin ich froh, dass mein Auto so gut hält. Ich denke auch, dass ich es die nächsten 3-4 Jahre ohne Probleme weiterfahren kann. Durch meine Aktivität im besagten Forum sehe ich auch Probleme anderen und habe bisher keine Fahrzeug typische Schwäche entdeckt. Es gibt immer einmal wieder Kleinigkeiten, die kaputt gehen, aber das kann einem überall passieren. Das Modell ist wunderbar für Leute geeignet, die ein günstiges Auto suchen und trotzdem Sicherheit haben möchten, Sicherheit durch Airbags, und durch das Wissen, nicht andauernd Geld in Reparaturen stecken zu müssen.