Katzenbach, John Der Fotograf. Testbericht

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ab 13,60
Auf yopi.de gelistet seit 07/2007
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von DarkBeauty

Liebe ist Schmerz.

Pro:

nicht viel

Kontra:

fast alles

Empfehlung:

Nein

Es gibt immer mal wieder Autoren, zu deren Büchern ich ein blindes Vertrauen entwickle. Soll heißen, ich kaufe besagte Werke auch dann, wenn ich die Inhaltsangabe vielleicht gar nicht so spannend finde, allein nur des Autors wegen. Solch ein Autor ist auch John Katzenbach. Inzwischen hatten sich bei mir bereits wieder zwei Romane des guten Mannes angesammelt, sodass ich endlich mal zu einem greifen musste. Immerhin gibt es ja schon wieder einen Neuen. So geht es heute also um

>> Der Fotograf - John Katzenbach <<

Bezugsquelle & Preis

Im Zuge eines Gutscheines habe ich den Roman zum Standardpreis von 8,95 € bei www.buecher.de erworben.

Kaufgrund

Vor einiger Zeit hatte ich Katzenbachs ,Durchbruchsroman' "Die Anstalt" gelesen. Entgegen einiger anderer Meinungen, war ich von diesem Roman fasziniert. Daraufhin musste auch sogleich "Der Patient" her, der mich ebenfalls nicht enttäuscht hat. Daher wohl auch eingangs erwähntes Vertrauen. Wie bereits erwähnt, sprach mich die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken gar nicht so sehr an. Vielleicht hat es auch deshalb so viele Monate gedauert, bis ich es dann endlich zur Hand genommen habe. Ausschlaggebend war im Endeffekt eine ebenso wie ich bücherfanatische Freundin, die meinte, dass "Der Fotograf" zwar nicht Katzenbachs bester Roman sei, dennoch aber solide und ziemlich psycho. Damit hatte sie mich überzeugt und ich begann Ende vergangener Woche zu lesen…

Eckdaten zum Buch

Titel: Der Fotograf
Originaltitel: The Traveler
Autor: John Katzenbach
Übersetzer: Anke Kreutzer
Verlag: Knaur
Erscheinungsjahr: 2007
Genre: Psychothriller
Seitenanzahl: 680 Seiten

Der Autor

John Katzenbach war Gerichtsreporter für den Miami Herald und die Miami News, bevor er Schriftsteller wurde. Sein Debüt "In the Heat of the Summer" (dt: Das mörderische Paradies) wurde für den Edgar Award nominiert. John Katzenbachs größter Erfolg war der Roman "Just Cause", welcher erfolgreich mit Sean Connery unter dem Titel "Im Sumpf des Verbrechens" verfilmt wurde. Seine beiden letzten Romane "Die Anstalt" und "Der Patient" wurden von den US-Kritikern mit Lob überschüttet und sorgten auch in Deutschland für ein beachtliches Comeback. John Katzenbach lebt in Massachusetts.
www.buchtips.net

Die Story

Detective Mercedes Barren liegt grade im Tiefschlaf, als ein Anruf sie hochschreckt. Am anderen Ende der Leitung ist ihr Vorgesetzter und hat keine guten Nachrichten: Man hat die Leiche ihrer Nichte Susan in einem Park gefunden.
Ein potenzieller Täter ist schnell gefunden. Es handelt sich um einen jungen Araber, der bereits einige andere Morde an jungen Frauen gestanden hat - nur eben diesen nicht. Nachdem Detective Barren die Indizien und Beweise immer und immer wieder durchgeht, entdeckt sie, dass der Araber möglicherweise die Wahrheit bezüglich ihrer Nichte sagt. Als sie beginnt, den anfangs winzigen Spuren nachzugehen, stößt sie recht bald auf einen Fotografen namens Douglas Jeffers.

Der hat sich indes eine junge Studentin, Anne Hampton, ausgesucht, um die Chronistin seiner kranken Monologe und schließlich seiner Morde zu werden. Gefügig gemacht hat er die Frau mit perfiden und zugleich einfachen Mitteln. So reisen die beiden quer durch die halben USA. Anne ist inzwischen fast wahnsinnig und Mercedes Barren den beiden dicht auf den Fersen…

Eigene Eindrücke

Tendenziell wirken Romane, in denen der Täter/ Mörder/ Antagonist [wie auch immer man den "Bösen" nennen möchte] bekannt ist, abschreckend auf mich. Zwar habe ich bisher nur zwei Romane gelesen, in denen es an dem war, war aber dennoch nie begeistert. Da meine Freundin allerdings recht schwärmerisch von "Der Fotograf" gesprochen hatte und ich, wie gesagt, Katzenbachs Bücher toll finde, ging ich erst einmal mit recht hohen Erwartungen an das Buch heran.
Diese wurden zunächst mal auch gar nicht unbedingt enttäuscht. "Der Fotograf" geht sofort und ohne Umschweife los und lässt recht schnell auch eine klare Struktur in Sachen Kapitelaufteilung erkennen. Soweit so gut.
Problematisch wurde es dann nach gut 150 Seiten. Denn ab da hat Douglas Jeffers bereits die Biographin seiner Schandtaten gefunden und gibt, während sie schön brav mitschreibt, seine kranken Monologe von sich. Diese sind aber teilweise so extrem abstrakt, dass man keinerlei Sinn mehr erkennen kann. [Nicht, dass man die Äußerungen eines Psychopathen überhaupt nachvollziehen könnte.] Abgesehen von der Unsinnigkeit kommt noch dazu, dass besagte Monologe ellenlang und in der Folge dann langweilig sind. Viel spannender fand ich da doch, mit welch perfiden Mitteln und auf welche Weise er es geschafft hat, Anne Hampton gefügig zu machen. Wobei mir selbst dieser Aspekt nach genauerem Nachdenken als vollkommen absurd erscheint. Denn der Gelegenheiten zu türmen gibt es genügend. Da ich aber nach wie vor ein Verfechter dessen bin, dass Romane insbesondere Thriller nicht unbedingt viel mit Realität zutun haben müssen, erachte ich diesen Punkt nicht als negativ im eigentlichen Sinne.
Obwohl es also in den Kapiteln, in denen der Leser Jeffers und Anne begleitet also auch einige durchaus spannende Momente gibt, werden diese immer wieder kaputt gemacht von seitenlangen Passagen, in denen schlichtweg gar nichts passiert. Es gibt ewig lange Landschaftsbeschreibungen, Gedankengänge und so weiter. Würden diese Beschreibungen irgendetwas zur eigentlichen Story beitragen, hätte ich sie wohl verkraften können. Denn damit ein Thriller gut ist, müssen die Ereignisse sich keinesfalls Schlag auf Schlag die Klinke in die Hand geben. Leider versteht Katzenbach es hier so gar nicht, subtile Spannung, wie eben beschrieben, aufzubauen.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit den Passagen, in denen der Leser Mercedes Barren begleitet. Auch hier gibt es so unendlich viele Längen, dass man ohne schlechtes Gewissen oder etwas verpasst zu haben, ein paar Seiten vorblättern kann.
Auch frage ich mich nach wie vor, was der Autor damit bezwecken wollte, dass alle vier Protagonisten eine fast identische Vorgeschichte haben. Sowohl Mercedes Barren, als auch die Jeffers Brüder und Anne Hampton haben in ihrer Vergangenheit einen oder mehrere geliebte Menschen verloren. Vielleicht mal abgesehen von den beiden Brüdern, die ihren Adoptivvater so gar nicht geliebt haben und daher über dessen Ableben vermutlich auch nicht ganz so traurig sind.
Möglicherweise wollte Katzenbach ja eine gewisse Verbindung aller Charaktere herstellen, indem er ihnen diese Fakten zuschreibt. Dies ließe zumindest Spielraum für diverse Interpretationen, auf die ich an dieser Stelle allerdings nicht eingehen will. [Vor allem nicht eingedenk der Klausur, die ich morgen schreibe und in der ich genau das tun muss…]

Zu den Protagonisten habe ich bis hierhin ja bereits das ein oder andere Wort verloren. An dieser Stelle nun also ein paar Worte zu jedem einzelnen. Beginnen möchte ich mit dem "Racheengel" dieser Geschichte - Mercedes Barren. Meiner Ansicht nach erfüllt diese Dame so ziemlich jedes Polizistinnen - Thriller - Klischee, das jemals in die Welt gesetzt wurde. Sie hat ihren Vater verloren und ihren Mann, der in Vietnam dummerweise auf eine Miene getreten ist. Daran leidet sie bis heute. Bisher hatte sie als einzige Bezugsperson ihre Nicht Susan, die inzwischen aber auch nicht mehr präsent ist. Was tut sie also? Richtig - sie hebelt mal eben so einfach alle Gesetze aus und ermittelt auf eigene Faust. Dabei soll sie als unheimlich toughe Person erscheinen, die allerdings einen weichen Kern besitzt. Die Sache hat nur einen Haken - dieser Kern kommt so gut wie nie zum Vorschein, mal abgesehen von ihrer Trauer um die Nicht. Ergo: Mercedes Barren erscheint wenig glaubwürdig und unsympathisch.
Die Brüder Douglas und Martin Jeffers erfüllen ähnliche Klischees. Beide haben eine harte Kindheit bei extrem fiesen Adoptiveltern hinter sich, nachdem sie von ihren leiblichen Eltern buchstäblich am Straßenrand ausgesetzt wurden. Beide stellen im Roman so eine Art Yin und Yang dar - also die Inkarnation von Gut und Böse. Der eine, Martin, ist Psychologe und der andere, Douglas, Mörder aus Leidenschaft. Irgendwie haben beide einen an der Klatsche. Allerdings schafft Katzenbach es wenigstens, den guten Martin in ein halbwegs positives Licht zu rücken, was ihn dann auch sympathisch macht auf die ein oder andere Weise. Über Douglas bleibt eigentlich nur soviel zu sagen, als dass er vollkommen durchgedreht ist und sich an Mord weidet. Seine Erklärungen und Monologe sind dabei wohl der diesem Fakt Ausdruck verleihende Aspekt.
Bleibt noch die dritte Person - Anne Hampton. Sie ist eine junge Anglistikstudentin, die sich nach relativ kurzer Zeit vollkommen gefügig machen lässt. Obwohl sie mehrmals die perfekte Gelegenheit gehabt hätte, von Douglas zu fliehen, bleibt sie. Sie schreibt ihm eine solche Übermacht zu, dass sie der festen Überzeugung ist, er würde sie überall finden und sie sei nirgends sicher. Damit gibt sie ihm Macht und zerstört sich selbst. Betrachtet man die weiblichen Figuren in diesem Roman, ist sie vermutlich das ganze Gegenteil von Mercedes Barren. Sie lässt sich unterjochen und kommt kaum auf die Idee aufzumucken.
Alles in allem, ist sicher ganz offensichtlich klar geworden, dass ich das erste Mal wirklich enttäuscht bin von John Katzenbach. Das liegt keineswegs an der Tatsache, dass der ,Gegenspieler' von Anfang an bekannt ist, wie eine meiner beiden Vorredner bemängelt hat. Es liegt schlichtweg an der Tatsache, dass die knappen 700 Seiten vor Längen nur zu strotzen. Zum Ende hin habe ich dann tatsächlich ganze Absätze nur überflogen oder gänzlich übersprungen.
Als ich vorhin mit der bisher des Öfteren in diesem Bericht erwähnten Freundin gesprochen habe, konnte die meine Meinung gar nicht verstehen. Geschmäcker sind eben doch verschieden. Allerdings war ich mir vorhin noch nicht ganz sicher, ob ich zwei oder doch noch drei Sterne vergeben soll. Nun bin ich es - und ich denke, zwei Sterne werden dem Buch gerecht. Es gibt also keinerlei Empfehlung.
Denn viel Positives kann ich nicht finden, mal abgesehen vielleicht vom halbwegs flüssigen Schreibstil, bei dem sich gewisse Wendungen irgendwann aber auch auffällig oft wiederholen.

41 Bewertungen, 15 Kommentare

  • anonym

    16.06.2008, 19:47 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich.. lieben gruß.. schneider80

  • FritzWalter08

    15.06.2008, 23:42 Uhr von FritzWalter08
    Bewertung: sehr hilfreich

    Berichte schreiben ist dir wohl in die Wiege gelegt LG und Sh

  • MasterSirTobi

    15.06.2008, 19:10 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Bericht gefällt mir wirklich gut. SH LG MasterSirTobi

  • ronald65

    14.06.2008, 08:57 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • may786

    13.06.2008, 22:08 Uhr von may786
    Bewertung: off topic

    Guter Bericht!! LG & ein schönes WE

  • Mondlicht1957

    13.06.2008, 21:16 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich liebe Grüsse und schönes Wochenende

  • campino

    13.06.2008, 11:43 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH & liebe Grüße, Andrea

  • bigmama

    12.06.2008, 23:58 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • kreinsch2

    12.06.2008, 23:54 Uhr von kreinsch2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße von kreinsch2

  • Miraculix1967

    12.06.2008, 22:33 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönen Abend, SH und LG Miraculix1967

  • frankensteins

    12.06.2008, 20:22 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    oha, dann lassen wir es auch lg

  • Striker1981

    12.06.2008, 19:50 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER`

  • mrwong

    12.06.2008, 19:30 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    s.h. liebe grüße felix

  • Sweeaty

    12.06.2008, 19:25 Uhr von Sweeaty
    Bewertung: sehr hilfreich

    guter bericht! :) liebe grüße und noch einen schönen tag!!

  • ingoa09

    12.06.2008, 19:16 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr ansprechender Bericht! Gruß Ingo