San'a Jemen Testbericht

Ich muss zugeben, so richtig wohl war mir nicht bei dem Gedanken, drei Tage in Sanaa (der Hauptstadt von Jemen) zu verbringen. Der Staat im Nahen Osten, im Norden angrenzend an Saudi Arabien ist schon zu oft mit Meldungen in den Medien aufgefallen, die mich nicht unbedingt positiv beeindrucken,....37% der Mädchen unter 18 Jahren werden zwangsverheiratet, politische Unruhen, Entführungen von Ausländern, instabile Sicherheitslage.
Zitat: "Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland warnt vor dem erheblichen Risiko terroristischer Anschläge und dem ständig hohen Entführungsrisiko sowie den immer wieder aufflammenden Stammeskonflikten und rät von Reisen nach Jemen ausdrücklich ab"

Soweit so gut, also ab nach Jemen,..vielleicht nicht so ganz freiwillig, denn eigentlich ist die Piratensituation vor Somalia Schuld, dass man diesem Gebiet "irgendwohin" ausweichen muss.

Mein erster Eindruck als wir spät abends mit dem Bus durch Sanaa zu unserem Hotel gefahren sind, war auch eher beunruhigend. Obwohl es schon recht spät und dunkel war saßen überall Männer herum, die unseren Bus - und dann halt auch uns- angestarrt haben. Und dann der Muezin, der alle paar Stunden "singt" - für mich irgendwie unheimlich,..und die ganze Sitution erinnert mich an den Film "Nicht ohne meine Tochter",...

Am nächsten Tag haben wir uns dann einiges von Sanaa angeschaut. Diese Architektur - und so gut erhalten- ist schon beeindruckend! Die ältesten Schriften in denen Sanaa erwähnt wird gehen bis auf das 1.Jh. zurück!
1988 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, wurde Sanaa 2004 auch zur arabischen Kulturhauptstadt gewählt.

Als Sightseeing Tipps kann ich empfehlen einfach mal (aber besser nicht alleine! kein Scherz!) einen Spaziergang durch die herrliche Altstadt zu machen, vorbei an bunten, belebten Märkten und Plätzen bis zu einem der Wahrzeichen, dem Bab Al Jemen ("Tor des Jemen") - welches sich auf einem belebten Platz im Stadtzentrum befindet.
Ein (geführter!) Ausflug zur Residenz des Imams im Wadi Dhar nahe Sanaa lohnt sich auch! Mit dem Bus geht es durch die karge Landschaft von Sanaa ins fruchtbare Tal. Der berühmte Palast auf einem Felsen wurde in den 30igern erbaut-verfügt über einen eigenen Brunnen-und diente als Sommerresidenz des Imam Yahya.

Und obwohl alles so "alt" (positiv!) wirkt, hab ich doch noch eine gute PartyLocation für euch,...das Mövenpick Hotel in Sanaa! Im Untergeschoss befindet sich ein Club wo DJ`s auflegen, die mit "den uns gewohnten" locker mithalten können. Ich war wirklich sehr überrascht*schmunzel*

Beachten sollte man aufjedenfall noch, egal wann, wo und von wem einen Qat angeboten wird, NIE annehmen. Die Folgen für Ausländer, nach einer Polizeikontrolle, können von schwerem Ausmaß sein! Qat sind Blätter eines Strauches und ist im Jemen, wie auch in anderen Ländern, Alltagsdroge Nr.1.

Und eines möchte ich noch anmerken,...egal ob man nun mit allen Menschen gleicher Ansicht und Auffassung über verschiedene Dinge ist, oder nicht,...man sollte nie alle verurteilen,..es gibt überall Menschen die einen beeindrucken! Auch im Jemen hatte ich das Glück wirklich netten, weltoffenen Menschen zu begegnen, die nicht die streng fanatisch religiösen Ansichten anderer Landsleute teilen.