Obsession (Taschenbuch) / Simon Beckett Testbericht

Wieder ein neuer Roman von Simon Beckett auf dem deutschen Buchmarkt, den musste ich als bekennender Beckett-Fan natürlich sofort haben.
Also nichts wie los in die Buchhandlung meines Vertrauens und Obession gekauft.
Gezahlt habe ich für den im Rowohlt-Taschenbuchverlag im April 2009 erschienen Roman 9,95 Euro.
Ich denke, das ist für 414 Seiten ein angemessener Preis.


Inhalt:

Die Murrays sind eine glückliche Familie. Ben und Sarah sind seit ein paar Jahren miteinander verheiratet, Sarah hat einen Sohn mit in die Ehe gebracht. Jacob ist 6 Jahre alt und Autist.
Eines Tages stirbt Sarah unvermittelt an einem Aneurysma im Gehirn. Ben steht nun alleine mit Jacob da und findet sich nur schwer mit der neuen Situation ab. Als er Sarahs Sachen wegräumen will, findet er im Kleiderschrank eine kleine Kiste mit Jacobs Geburtsurkunde und Zeitungsberichten über eine Kindesentführung.
Ben beginnt zu begreifen, dass Jacob nicht Sarahs leiblicher Sohn war und begibt sich mit Hilfe eines Privatdetektives auf die Suche nach Jacobs leiblichen Eltern. Schon bald bekommt die Presse von der damaligen Kindesentführung Wind und der Fall erregt mediales Aufsehen. Ben gibt Jacob zu seinem leiblichem Vater zurück und bekommt vom Gericht ein Besuchsrecht alle 4 Wochen zugesprochen.
Am ersten Sonntag des Besuchsrechts fährt Ben von London nach Tunford um Jacob zu besuchen. Ihm wird allerdings von Jacobs Eltern klargemacht, dass sie keinen gesteigerten Wert auf seine Anwesenheit legen und knallen ihm die Tür vor der Nase zu.
Da Ben keine rechtlichen Mittel hat, das Besuchsrecht durchzusetzen, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und stößt dabei auf eine Reihe von Ungereimtheiten und tritt mit seiner Schnüffelei eine Lawine los, die schlussendlich für einige Beteiligte tödlich endet.

Meine Meinung:

Simon Beckett ist es auch vor seinen David Hunter Romanen gelungen, tolle Charaktere in seinem Roman unterzubringen. (Im Original erschien „Obession“ bereits 1998), wenn auch diesmal eher auf psychologischer Basis.
Beckett verleiht hier Ben Murray die Rolle des Fotographen, der sein bisheriges Leben von einen auf den anderen Tag verliert, mit der neuen Situation schwer klarkommt, aber dann beginnt um das Wohl seines Stiefsohnes zu kämpfen.
Sein Gegenspieler ist der leibliche Vater von Jacob, John Cole, der sechs Jahre seinen Sohn gesucht hat, ihn unverhofft wiederbekommt und alles tut, um ihn nie wieder hergeben zu müssen. Das dieser John Cole psychopatische Züge hat, stellt Beckett in seinem Roman hervorragend und nachvollziehbar dar.
Er gibt Cole einen besondern Charakter und schafft es damit wieder seine Leserschaft in seinen Bann zu ziehen.
Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, da mir das Schicksal des autistischen Jacobs sehr nahe ging.
Simon Beckett ist es in meinem Augen auch Abseits von David Hunter gelungen, einen packenden und fesselnden Roman zu schreiben, mit dem er sich sicher auch wieder schnell auf der Bestseller-Liste festsetzen wird.
Anders als aus den Hunter-Romanen gewöhnt, schreibt Beckett hier nicht aus der Sicht eines Ich-Erzählers sondern lässt den Leser ganz bewusst als Außenstehenden die Geschehnisse verfolgen.

Leseprobe:

S.65f
Als er Jacob am nächsten Tag zur Schule fuhr, schien der Verkehr noch dichter als sonst zu sein. Vielleicht war er auch zu ungeduldig. Nur stockend kamen sie inmitten der Fahrzeugkolonnen voran, die sich an den Kreuzungen in ein heilloses Durcheinander verkeilten. Obwohl es noch früh am Morgen war und man die Sonne durch den violetten Smog kaum sehen konnte, war es bereits unerträglich heiß.
Er unternahm keinen Versuch, mit Jacob zu reden. Selbst als er ihn am Abend zuvor gebadet und zu Bett gebracht hatte, hatte er kaum mit ihm gesprochen. Der Anblick des Jungen löste ein Gefühlschaos in ihm aus, das er unmöglich überwinden konnte. Er wusste, das er ungerecht war, schließlich konnte dem Jungen für das, was geschehen war, nicht die Schuld gegeben werden. Aber er konnte auch nicht so tun, als hätte sich nichts verändert.
Alles hatte sich verändert…..

Der Autor:

Simon Beckett (* 1968 in Sheffield, England) ist ein britischer Journalist und Autor. Er ist Verfasser von erfolgreichen Kriminalromanen, die inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt wurden.



Mein Fazit:

Simon Beckett ist es wieder einmal gelungen mich in seinen Bann zu ziehen und ich bleibe auch weiterhin ein bekennender Beckett-Fan und warte sehnsüchtig auf die neuen Romane.
Ich spreche hiermit eine volle Kaufempfehlung aus und geben „Obsession“ volle 5 Sterne.