Tote Mädchen lügen nicht (gebundene Ausgabe) / Jay Asher Testbericht

ab 7,39
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  langweilig
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von mima007

Die Tote spricht: Anklage aus dem Grab

4
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  durchschnittlich
  • Zielgruppe:  Kinder & Jugendliche

Pro:

spannend, bewegend, trickreich erzählt, kompetent übersetzt, keine Druckfehler

Kontra:

gibt’s noch nicht als Taschenbuch, nichts Weltbewegendes

Empfehlung:

Ja

Jemand hat Clay Jensen ein Päckchen mit sieben Cassetten geschickt. Er hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin, die er liebte. Hannah, die sich vor zwei Wochen das Leben nahm. Warum nur? Verraten ihm die Cassetten, auf denen sie ihr Gedanken über 13 Menschen festgehalten hat, den Grund für ihren Selbstmord? Sie sagt, 13 Personen hätten Anteil an den Gründen für ihre letzte Konsequenz. Ist Clay einer davon?

Der Autor
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Jay Asher bekam die Idee zu seinem Buch während einer Audioführung in einem Museum. Er war fasziniert von der Stimme in seinem Ohr, die ihm erklärte, was er sah. Sein erster Roman stand monatelang auf den Bestsellerlisten der USA. Asher lebt in Kalifornien. (abgeänderte Verlagsinfo)

Handlung
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Als Clay Jensen das Päckchen, auf dem kein Absender steht, vom Postboten entgegennimmt, ahnt er noch nicht, wie es sein Leben verändern soll. Darin findet er sieben altertümliche Cassetten, für die er ein Abspielgerät braucht. Sein Kumpel Tony hat eines. Clay klaut ihm seinen Walkman und hört die erste Seite an: Es ist die Stimme Hannah Bakers, für die er in der Schule schwärmte. Vor zwei Wochen nahm sie sich mit Tabletten das Leben. Und nun dies: eine Stimme aus dem Grab.

Er ist nicht der erste Hörer dieser Aufzeichnungen, teilt sie mit, und er wird auch nicht der letzte sein: 13 Personen, denen 13 Seiten auf den Cassetten entsprechen, müssten sie anhören. Also muss er sie weiterschicken. Sie zu löschen oder zu zerstören wäre zwecklos, denn es gibt einen zweiten Satz Cassetten, und keiner der Dreizehn würde wollen, dass deren Inhalt an die Öffentlichkeit gelangt. Denn was darauf zu hören ist, seien die 13 Gründe, die zu Hannah Bakers Freitod geführt hätten.

Clay wird ganz anders, als er Hannah diese Warnungen vorbringen hört. Er ist sich keiner Schuld bewusst. Vielmehr hat er sich um sie bemüht, als sie sich zurückzog und ihn sogar beim Küssen zurückwies. Verstört hört er, wie sie anfängt, die erste Episode zu erzählen, mit der alles scheinbar ganz harmlos anfing….

Mein Eindruck
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Ich habe dieses Buch an nur einem Nachmittag und Abend gelesen, denn ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Hannahs Erzählung ist mit den innerlichen Kommentaren ihres Zuhörers Clay vermischt, so dass man sofort eine Reaktion auf ihre Sätze ablesen kann. Manche dieser Sätze hauen nicht nur Clay um, sondern gehen einem mitfühlenden Leser wirklich ans Herz. Auch ihre zwei Gedichte sind emotionale Höhepunkte.

Hannah führt uns in das soziale Umfeld einer kleinen Stadt und an deren Highschool. Hier geht es engstirnig und mitunter kindlich zu, wie es überall zwischen Teenagern zugeht, die so zwischen 13 und 16 Jahren alt sind. Frotzeleien, gehässige Listen und Kommentare, gegenseitiges Ausnutzen und so weiter. Hannah ist zugezogen und wird schnell als eine geile Schlampe abgestempelt, mit der man seinen Spaß haben kann. Ein Spanner knipst sie durch ihr Schlafzimmerfenster, der Redakteur der Schülerzeitung, dem sie ihre Gedanken geöffnet hat, klaut ihr Gedicht und veröffentlicht es anonym.

Kleine Verrätereien und Diffamierungen sind nur der Anfang, schon bald macht sich ein älterer Schüler an sie heran, um sich Freiheiten herauszunehmen. Die Parties sind das Schlimmste, denn jeder lässt sich dort vollaufen. Nur Clay Jensen, dessen davongelaufener Vater Alkoholiker war, rührt keinen Tropfen Alkohol an und lässt sich nie bei den Parties blicken. Bis auf das eine Mal, als er erfährt, dass sein heimlicher Schwarm Hannah Baker dort sein wird….
Doch es gibt auch Überraschungen für Clay, als er die Bänder abhört. Tony, von dem er den Walkman hat, ist in die Sache eingeweiht und erfüllt einen ganz besonderen Zweck. Bei ihm kann Clay auch mal heulen und kotzen, ohne dass er sich zu schämen braucht. Denn hannahs letzte Worte gehen ihm wirklich an die Nieren. Aber er fragt sich natürlich, was sein Name auf den Cassetten zu suchen hat. Hat er etwas falsch gemacht?

Durch solche offenen Punkten gerät die Lektüre des Buches ziemlich spannend. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören, bis ich alles herausgefunden hatte. Der Trick mit den Rekordersymbolen für PLAY, PAUSE und STOP klappt auch sehr gut. So wird der Text in kleine, leichter verdauliche Häppchen aufgeteilt, die Hunger auf mehr machen.

Doch egal, was manch einer nun denkt: Es gibt keine weltbewegende Verschwörung gegen Hannah Baker. Es gibt „lediglich“ eine tragische Verkettung von negativen Erlebnissen, die auf Rufmord hinauslaufen. Bemerkenswert ist jedoch, wie gut es dem Autor gelungen ist, sich in die seelische und emotionale Lage von Jugendlichen in der Pubertät hineinzuversetzen. Das lässt vermuten, dass er eine Ausbildung als Psychologe oder Spzialpädagoge hat.

Unterm Strich
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Zur Abwechslung hab ich mir mal ein Stück Gegenwartaliteratur gegönnt. Und dieses spannende und bewegende Buch hat nichts mit Vampiren oder anderen Untoten zu tun, wie sie heute in Mode sind. Es ist einfach „nur“ ein Teenagerdrama aus der Sicht des Betroffenen und stellt, wie schon der Film „Babel“, das Geflecht der konfliktbeladenen Beziehungen zwischen Figuren dar. Wirklich heftig wird die Erzählung durch den Umstand, dass die Tote, die Selbstmord begangen hat, aus dem Grab heraus Anklage erhebt, als sei sie ein Geist, der auf Rache sinnt, um Gerechtigkeit zu erlangen.

Doch Clay ist kein Hamlet und wird niemanden umbringen. Darin kann ich die Leser und Eltern, die dieses Buch eventuell verschenken wollen, beruhigen. Allerdings kommt eine Vergewaltigung vor, und das ist keine leicht erträgliche Szene. Es geht häufig um Erotik und Sex, wie unter Teenagern üblich. Der Leser sollte entsprechend gefestigt sein. Die Übersetzung hat die Szenesprache sehr gut und plausibel eingefangen, ohne irgendwo holprig zu klingen.

Fazit: vier von fünf Sternen.
Michael Matzer © 2009ff
Info: Thirteen Reasons Why, 2007; CBJ, 04/2009, München; 283 Seiten, aus dem US-Englischen von Knut Krüger; Preis: 14,95 EU; ISBN 978-3-570-16020-6

28 Bewertungen, 7 Kommentare

  • anonym

    12.05.2009, 00:56 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ;O) Lieben Gruß Sabrina

  • frankensteins

    08.05.2009, 22:45 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    ganz liebe Wochenendgrüße

  • sabinerolli

    08.05.2009, 12:35 Uhr von sabinerolli
    Bewertung: sehr hilfreich

    Würde mich freuen wenn Du auch mal bei mir Vorbeischaust. Lg Sabine

  • Clarinetta2

    07.05.2009, 20:02 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    das ist lesenswert..

  • morla

    07.05.2009, 17:45 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    wechelhafte grüße aus berlin lg. petra

  • winny

    07.05.2009, 15:29 Uhr von winny
    Bewertung: besonders wertvoll

    Gut beschrieben, das Buch werd ich mal lesen. LG

  • willma1984

    07.05.2009, 10:40 Uhr von willma1984
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht! LG willma1984