Tote Mädchen lügen nicht (gebundene Ausgabe) / Jay Asher Testbericht

ab 7,39
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Summe aller Bewertungen
  • Handlung:  langweilig
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Paukenfrosch

Suizid-Motive

4
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  sehr ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

ernstes Grundthema; viele weitere interessante Themen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen

Kontra:

könnte tiefgründiger sein; das Ende könnte aussagekräftiger und hilfreicher sein

Empfehlung:

Ja

Schon eine ganze Weile stand folgendes Buch auf meiner Wunschliste, doch erst jetzt habe ich es mir auf www.buchticket.de ertauscht:

„Tote Mädchen lügen nicht“

von
Jay Asher

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Der Autor
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Jay Asher wurde am 30. September 1975 in Kalifornien geboren, wo er auch heute noch lebt.

„Tote Mädchen lügen nicht“ ist sein erster Roman.

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Das Buch
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„Tote Mädchen lügen nicht“ („13 Reasons Why“ 2007) erschien 2009 beim cbt Verlag, dem Jugendbuchverlag der Verlagsgruppe Random House. Das gebundene Buch kostet 14,95 €.

Ich bin im Besitz einer Klappenbroschur-Ausgabe dieses Buches, welches unter der Bestellnummer 105578 bei www.DerClub.de (Bertelsmann) für 12,95 € erhältlich ist. Dieses Buch umfaßt 288 Seiten.

Empfohlen wird das Buch für 13- bis 15-jährige Leser.

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Rückentext
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Als Clay nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 7 Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder ein und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen umgebracht hat.

Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. 13 Gründe haben zu ihrem Selbstmord geführt, 13 Personen hatten ihren Anteil daran.

Clay ist einer davon…

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Inhalt & Meinung & Gedanken
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„Tote Mädchen lügen nicht“ erzählt die Geschichte von der Higschool-Schülerin Hannah Baker, die sich das Leben genommen hat. Für ein Jugendbuch ein brisantes Thema – wie ich finde. Doch Selbstmord ist bei Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache. Von daher ist Suizid wohl ein wichtiges Thema, über das man mit Jugendlichen (leider) sprechen muß. Den Freitod aber in einem Jugendroman zu thematisieren, fand ich anfangs recht fraglich.

Liest man das Buch, ist Hannah bereits tot. Doch sie hat 7 Kassetten besprochen, auf denen sie ihre Beweggründe nennt, die zu ihrem Selbstmord geführt haben. Sie haben mit 13 Menschen zu tun, die sie namentlich nennt, zu denen sie auch Geschichten erzählt. Diese Kassetten hat sie verschickt. Jeder der 13 Personen soll sich diese Kassetten anhören und dann weiterreichen. Während man dieses Buch liest, ist es Clay, der diese Kassetten hört. Man begleitet ihn von der ersten bis zur letzten Kassette, kann Hannahs Worten lauschen, erhält aber auch Einblick in Clay´s Gedanken dazu.

Vom Aufbau her ist dieses Buch zwar sehr einfach, aber auch außergewöhnlich interessant gestaltet. Die beiden verschiedenen Schriftarten zeigen dem Leser, ob Hannah gerade spricht, oder ob es Clay ist, den man gerade begleitet. Manchmal ist dem recht schwer zu folgen, da es nicht immer ganze Absätze sind, die sich abwechseln, sondern sehr oft auch nur einzelne Sätze. Gedanklich so schnell hin und her zu springen, bedarf großer Konzentration beim Lesen.

Zeit sollte man sich für dieses Buch auch nehmen, denn es empfiehlt sich, die Kapitel stets ganz zu lesen, also mindestens jeweils eine Kassettenseite, da es insich geschlossene Episoden sind. Dies fällt aber auch gar nicht schwer, denn hat man das Buch einmal angefangen, kommt man so schnell nicht mehr von ihm los, da einen die Thematik packt und man unbedingt alle Gründe wissen will, weshalb Hannah sich das Leben nahm.

Hannah hat 13 Personen und mit ihnen zusammenhängende Geschehnisse auf ihren Kassetten angesprochen, die sie dazu bewegt haben, sich aus dem Leben zu stehlen. Schon hier stellen sich die ersten Fragen: Ist der Selbstmörder selber Schuld an seinem Tod? Oder sind es wirklich einige seiner Mitmenschen? Kann man seine Mitmenschen überhaupt für so etwas beschuldigen?

Das mag jeder für sich selbst beantworten, für mich jedoch ist es durchaus begründet, andere Menschen für solch eine Entscheidung verantwortlich machen zu können. Menschen, die einem das Leben zur Hölle machen, die einen ausnutzen, die einen mobben, die böse Gerüchte über einen verbreiten oder einen anderweitig tief verletzen – solche negativen Charakterzüge führen durchaus bei sensiblen Menschen zum Suizid. Seien es in deren Augen auch nur Kleinigkeiten, letztendlich ist es die Summe an negativen Erfahrungen, die einen stückchenweise in den Abgrund treibt. Wenn dann auch noch Signale nicht erkannt werden und Hilfe von außen ausbleibt, dann endet es oft tragisch. So geschehen eben auch bei Hannah, die sich total allein und verraten gefühlt hat, die letztendlich so sehr verunsichert war, daß sie nicht mehr wußte, wem gegenüber sie noch offen sein kann.

Schlimm finde ich, daß die Schuldigen sich als solche nicht erkennen, sei es aus Arroganz, aus Dummheit oder aus Gleichgültigkeit anderen Menschen gegenüber. Ob solche Leute dieses Buch verstehen, glaub ich kaum, denn ihr Charakter läßt es wohl nicht zu, sich mit diesen in diesem Buch beschrieben Mitschülern Hannah´s zu vergleichen. Junge Menschen, vor allem aber junge Mädchen, die ebenso gehänselt, ausgestoßen, gemobbt und ausgenutzt werden, erkennen sich in diesem Buch wieder. Ob sie aber auch erkennen, daß sie sich Hilfe holen müssen? Auch das wage ich zu bezweifeln. Dazu ist mir das Ende des Buches ein wenig zu offen.

Mit bleibt zu hoffen, daß dieses Buch von möglichst vielen Menschen gelesen wird, egal ob Jugendlicher oder Erwachsener, denn es lassen sich selbstverständlich auch Parallelen in jede Altersstufe hinein ziehen. Und ich wünsche mir sehr, daß dieses Buch zum Nachdenken anregt, daß jeder einmal insich kehrt und darüber nachdenkt, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht. Es ist durchaus hilfreich, sich einmal gedanklich in die Opferrolle hineinzuversetzen. Denn hier erkennt man dann vielleicht den Sinn des Spruches: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu…“

„Tote Mädchen lügen nicht“ ist ein trauriger und sehr melancholischer Roman, den man wirklich ganz in Ruhe lesen sollte. Man sollte von vornherein offen für dieses Thema sein, Menschen mit Suizidgedanken also nicht von vornherein als verrückt erklären. Wer sich selbst schon einmal mit Suizidgedanken geplagt hat, sollte sich dieses Buch ruhig auch einmal zu Gemüte führen, denn so kann er erkennen, daß er eben nicht ganz allein auf der Welt ist, dem es leider so ergeht wie Hannah. Vielleicht ist dieses Buch dann doch der erste Schritt, sich einem Menschen anzuvertrauen, der einem hilfreich zur Seite steht und einen wieder ein Stück zurück ins Leben holt.

Für mich persönlich ist dieses Buch sehr interessant gewesen, da ich mich vor geraumer Zeit auch einmal wie Hannah gefühlt und das gleiche Schicksal mit ihr geteilt habe. Jedoch hat man mich noch rechtzeitig gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Dieser Vorfall ist nun schon über 10 Jahre her, doch vergessen habe ich ihn nicht. Verändert hat er mich natürlich auch. Ich bin seit dem sehr sensibel, was meine Umwelt betrifft, nehme viele Bemerkungen meiner Mitmenschen sehr persönlich und passe höllisch auf, wie weit ich andere Menschen in mein Leben lasse. Vor Enttäuschungen schützt das nicht 100 %ig, aber doch sehr gut. Ich habe auch gelernt, mich zu wehren und rechtzeitig anderen Menschen zu sagen, was mir nicht paßt. Diese Chance hat Hannah leider nicht mehr bekommen. Schade, denn eigentlich war sie ein ganz normales und liebenswertes Mädchen, dem jedoch die Lebensfreude Stück für Stück genommen wurde.

Da brennt mir nur noch eine Frage auf der Seele: War Hannah´s Tat nun mutig oder feige? Viele Menschen, so glaube ich, denken, daß es feige ist, sich aus dem Leben zu stehlen, sich seinem Schicksal nicht zu stellen und sich einfach aufzugeben. Die Kirche spricht diesbezüglich sogar von Sünde. Ich jedoch kann sagen, daß es ungeheuer mutig ist, so einen Entschluß zu fassen, der stets gründlichen Überlegungen folgt. Jeder weiß doch, wie schön das Leben sein kann. Jeder möchte doch nur ein klein wenig glücklich sein. Doch was, wenn einem tagtäglich Steine in den Weg gelegt werden, über die man irgendwann nicht mehr laufen kann? Dann verzichtet man lieber auf all die schönen Dinge, die man eventuell doch noch erleben würde, wenn man denn leben würde…

Neben Hannah ist jedoch auch Clay eine Hauptfigur des Romans. Clay, der Hannah eigentlich sehr mochte und sie sich gut als seine Freundin vorstellen konnte. Doch er spielte in ihrem Leben dann leider doch nur eine passive Rolle, was er sich jetzt selbst zum Vorwurf macht. Er hatte Anzeichen für einen Suizid erkannt, sie aber nicht zu deuten gewußt. Nun, durch Hannah´s Worte, fällt ihm so manches wie Schuppen von den Augen. Wie schuldig ist er? Ist er nicht vielleicht doch zu jung, zu unerfahren, um derartige Anzeichen zu verstehen, sie richtig einzuordnen? Als junger Mensch hat man das Leben doch noch vor sich, sieht voller Tatendrang und Hoffnung in die Zukunft, so daß der Tod eigentlich nur, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielt. Wie soll man dann bitte schön auf die Idee kommen, daß sich ein Gleichaltriger mit Todesgedanken quält? Auch an dieser Stelle regt das Buch sehr zum Nachdenken an.

Clay erfährt durch die Kassetten aber auch so manches Geheimnis über seine Mitschüler und Lehrer. Teilweise stockt ihnen deswegen der Atem, manchmal wird ihm auch speiübel. Angesprochen werden hier unter anderem eine Vergewaltigung und auch ein Autounfall mit Fahrerflucht, der zum Tod eines Menschen führte. Hannah hat hier Situationen beigewohnt, in die jeder mal kommen kann. Wird man sich selbst dann richtig verhalten? Durch diese weiteren angesprochenen Thematiken wird das Buch facettenreich und unheimlich interessant. Es sollte Pflichtlektüre für 14-Jährige werden, über die man dann natürlich auch ausgiebig sprechen sollte, da es brisante, lebensvorbereitende Themen anspricht.

Beim Lesen des Buches kam mir auch immer wieder der Gedanke an Amokläufer. Auch hier wird ja immer wieder behauptet, daß man angeblich nichts Besonderes an ihnen erkannt hätte. Ich bin der Meinung: Man hätte! Wenn man denn aufmerksam beobachtet und vor allem gewollt hätte. Ebenso gehören auch viele Alkoholiker und Drogensüchtige zu den Menschen, die vor der Realität flüchten wollen, die sich ihnen bietet. Auch hier ist es wichtig, einmal zu hinterfragen, warum sie es tun. Mag man auch selbst nicht davon betroffen sein, so sind es vielleicht die eigenen Kinder. Daher ist es meiner Meinung nach auch sehr wichtig, daß sich Eltern dieses Buch einmal unter den genannten Aspekten zur Hand nehmen.

Nur 288 Seiten umfaßt dieses Buch – doch sie berühren einen sehr tief. Natürlich nur, wenn man nicht ignorant, arrogant, überheblich, gleichgültig und narzisstisch ist…


( Mein Bericht erschien bereits auf Ciao am 22. Oktober 2009 )

24 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Mondlicht1957

    14.11.2009, 13:32 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und schönes Wochenende

  • XXLALF

    14.11.2009, 12:13 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr guter bericht und ein schönes wochenende und lg

  • tk7722

    14.11.2009, 09:44 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße

  • Beccstein

    13.11.2009, 23:15 Uhr von Beccstein
    Bewertung: sehr hilfreich

    wird auf jeden Fall auf meine Leseliste kommen...

  • starlet99

    13.11.2009, 22:33 Uhr von starlet99
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein super bericht lg :-) p.s. freu mich über gegenlesungen