Once (DVD) Testbericht

Once (DVD)
MEINE MEINUNG VORNEWEG

Liebesfilme können so schön sein: Mann trifft Frau, beide verlieben sich, es passiert ein Unglück, sie trennen sich, ein überraschendes Ereignis tritt ein, man versöhnt sich wieder und ist glücklich bis ans Ende seiner Tage. Zugegeben - es macht Spaß, sich solche Filme anzugucken, aber sie sind fast alle nach demselben Muster gestrickt. Und das macht sie in der Masse nicht unbedingt realistisch.
Realität ist auch oft ein Stolperstein auf dem Weg zu einem guten Film. Wir wollen doch, dass das Liebespaar am Ende glücklich ist! Wir wollen doch, dass der krebskranke Ehemann eine Wunderheilung erlebt und dass der Familienvater, der Frau und Kinder bei einem schrecklichen Autounfall verloren hat, plötzlich aufwacht und feststellt, dass alles nur ein böser Traum war. Realistisch ist das aber nicht.

"Once" ist ein Film über die Liebe, aber keiner zum "Am Ende nach seichter Unterhaltung nach bekanntem Muster Glücklichsein". Er regt zum Nachdenken an, wirkt menschlich, nicht konstruiert und erzählt eine wunderbare Geschichte, die wie eine zarte Melodie "dahinplätschert", anstatt wie manche Hollywood-Streifen ein ganzes Orchester aufzufahren, um den Zuschauer zu plätten.
Nein, hier kann man sich nicht einfach von bunten Farben und Friede-Freude-Eierkuchen-Manier gewöhnlicher Liebesfilme berieseln lassen. Man muss ganz genau hinsehen und vor allem auch hinhören, um die Ehrlichkeit und Tiefgründigkeit dieses Films zu verstehen.
Eindeutig gehört "Once" mit seiner zarten Melancholie zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, auch wenn ich ihn nicht "tausendmal hintereinander" gucken könnte. Wer ein bisschen Geduld hat und sanfte Gefühle den aufgebauschten Hollywood-Emotionen vorzieht, liegt hier genau richtig!

INHALT

Hauptfigur ist ein Staubsauger-Verkäufer mittleren Alters (Glen Hansard). Abends nach der Arbeit musiziert er mit seiner Gitarre auf der Straße und singt bekannte, aber auch selbstverfasste Lieder, um Geld zu verdienen. Die meisten davon handeln von einer verblichenen Liebe.
Eines Tages begegnet ihm eine junge Pianistin, die besonders seine selbstgeschriebenen Texte bewundert. Die beiden merken schnell, dass sie sich über ihre Liebe zur Musik sehr verbunden fühlen. Es ist der Anfang einer wundervollen Seelenverwandtschaft und bald noch viel mehr als das.

MUSIK

"Once" ist einer dieser Filme, "in denen viel gesungen wird". Allerdings nicht in Bollywood-Manier oder Musical-Form, sondern nur, weil das Leben beider Hauptfiguren aus Musik besteht. Wie sich die beiden Personen (keiner von beiden hat einen offiziellen Namen) über das gemeinsame Singen wunderschöner, gefühlvoller Lieder allmählich näherkommen, sorgt einfach für Gänsehaut. Die Stimmen der beiden Darsteller harmonieren auf bezaubernde Art und Weise, jedes Lied im Film ist ganz individuell und mitreißend. Der Filmsong "Falling Slowly" hat sogar einen Oscar gewonnen - zu recht!

DARSTELLER

Die Darsteller Glen Hansard (Sänger der Band "The Frames") und Markéta Irglová sind keine besonders bekannten Schauspieler. Doch genau das macht den Film so schön. Kein George Clooney und keine Catherine Zeta-Jones hätten diese Geschichte so glaubhaft-echt und menschlich spielen können wie diese zwei eher unerfahrenen Akteure.
Besonders schöne Hintergrundinformation: Beim Dreh zu "Once" haben sich Hansard und Irglová trotz des großen Altersunterschiedes verliebt und sind noch heute zusammen.

SPECIALS AUF DER DVD

Die DVD bietet wenige, aber ganz hübsche Specials: einen Audiokommentar der Darsteller und des Rehisseurs John Carney, die Filmmusik zum Anhören und eine Fotogalerie. Für den Kaufpreis von knapp 10€ durchaus akzeptabel.

FAZIT

"Once" scheut sich nicht, die Realität zu zeigen. Menschen sind nicht perfekt, die Liebe schon gar nicht und trotzdem ist das Leben kostbar und schön, wenn man ein Ventil hat, um seinen Problemen zu entfliehen. In diesem Fall ist das Ventil die Musik.
Wer sich auf diesen 83-minütigen Film einlässt, Menschlichkeit und wertvolle Alltäglichkeiten zu schätzen weiß, der erlebt eine traumhafte Geschichte über die Liebe.
"Once" ist kein ohrenbetäubender "Beachte mich, denn ich komme aus Hollywood"-Film, sondern wie eine sanfte, feine Melodie, die nur in Ohren dringt, die ganz genau hinhören...