Lippels Traum (DVD) Testbericht

ab 5,38
Auf yopi.de gelistet seit 12/2011

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Erfahrungsbericht von mima007

Überzeugend, lustig, lehrreich – über die Kraft des Träumers

Pro:

spannend, humorvoll, kindgerecht, klug, umfangreiches Bonusmaterial, guter Sound, sehr gutes Bild

Kontra:

manche Schauspieler chargieren ein wenig, kein DTS, keine Untertitel

Empfehlung:

Ja

Philipp, genannt, Lippel, muss zu Hause bleiben, während sein Vater (Bleibtreu) auf Geschäftsreise in die USA fliegt. Allein mit der biestigen Haushälterin Frau Jakob (Engelke) flüchtet er sich in seinen Träumen in die abenteuerliche Welt von „1001 Nacht“. Schnell verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit. Sehen die beiden vertriebenen Königskinder Arslan und Hamide nicht genauso aus wie Lippels neue Mitschüler? Und hat ihre intrigante Tante nicht deutlich Ähnlichkeit mit Frau Jakob? Bald steht mehr als ein Leben auf dem Spiel – und Lippel wächst über sich hinaus… (Verlagsinfo)

Für Kinder ab 6 Jahren.

Filminfos
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O-Titel: Lippels Traum (D 2009)
Dt. Vertrieb: Oetinger
EAN: 4260173780635
FSK: ab 6
Länge: ca. 101 Min.
Regisseur: Ulrich Limmer und Lars Büchel
Drehbuch: Paul Maar, Ulrich Limmer
Musik: ?
Darsteller: Karl Alexander Seidel, Moritz Bleibtreu, Markus Weingarten, Edgar Selge, Eva Mattes, Uwe Ochsenknecht, Anke Engelke, Christiane Paul, u.a.

Handlung
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Philipp wird von seinen Freunden und Lieben nur Lippel genannt. Als sein Vater Otto Mattenheim (Bleibtreu), ein Restaurantbesitzer, nach Amerika reisen muss, ist Lippel sehr traurig. Da keine Mutter im Haus ist, fragt er sich, wer sich um ihn kümmern wird? Leider nicht die nette Kellnerin Miss Nelson (Christiane Paul), sondern die strenge Frau Jakobs, die es auf eine gute Partie abgesehen hat – allerdings ohne Kinderanhang.

In der Schule schimpft der Prorektor (Ochsenknecht) wie jeden Tag, weil Lippel zu spät kommt, und dessen Sohn lauert Lippel auf, um ihm eine Abreibung zu verpassen. Da fällt Lippel kaum auf, dass er zwei neue Mitschüler mit dunkler Haut bekommt. Sie heißen Hamide und Arslan, sagen sie. Aus welcher fernen Weltgegend mögen sie wohl kommen? „Aus Sindelfingen“, sagen sie. Wo kann das bloß liegen?

Doch Lippel bekommt zu seiner Freude von seinem Vater ein Buch als Geschenk geschickt: „Die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht“ heißt es. Und siehe da: Kaum hat Lippel darin zu lesen angefangen, erwachen die Geschichten zum Leben. Eine hat es ihm besonders angetan…

Der Sohn des Königs heißt zufällig ebenfalls Arslan, was „Löwe“ bedeutet. Sein Lehrer ist der weise Seefahrer Sindbad, doch der sagt ihm Unheil voraus. (Um weiterlesen zu können, muss sich Lippel vor Frau Jakobs verstecken.) Es gebe eine böse Tante bei Hofe, die es auf das Buch der Weisheit, das den König so gerecht macht, abgesehen habe. Doch Sindbad trägt dem Prinzen auf, eine Woche lang zu schweigen. Das erweist sich als verhängnisvoll…

Frau Jakobs nimmt Lippel das Buch weg. Das muss er selbständig die Geschichte weiterträumen. Die böse Tante klaut dem König das Buch der Weisheit und lässt es verstecken. Als der König überall vergeblich gesucht hat, schwört der König er werde den Dieb verbannen, egal wer es sein möge. Da rät sie ihm verschlagen, das Buch bei Prinz Arslan zu suchen. Und tatsächlich findet es sich in dessen Gemächern. Weil er gemäß Sindbads Gebot nichts sagen darf, wird Arslan verbannt. Da seine Schwester Hamide so an ihm hängt und ihn für unschuldig hält, schließt sie sich ihm an. Die böse Tante befiehlt jedoch einem der Wächter des Prinzen, beide in der Wüste zu töten. Sie will keine Zeugen, sondern die Alleinherrschaft. Der König verfällt in Trübsal, und sie wird seine Regentin.

Weil Lippel um die beiden Königskinder bangt, dringt er in seinem Traum zu ihnen vor, um sie zu warnen. Als er sich ihnen anschließt und sie tatsächlich vor der Gefahr warnen kann, gelingt es ihnen, im Sandsturm den Wächtern zu entkommen. Doch im Sturm verlieren sie einander aus den Augen, und Lippel sieht sich bald allein durstig durch die Glutkitze der leeren Wüste trotten…

Da klingelt ein Telefon.

Mein Eindruck
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Die jetzt zum zweiten Mal verfilmte Geschichte von Paul Maar vermittelt dem jungen Zuschauer eine wichtige Lehre: Wenn du es wirklich willst, kannst du mit deinen Träumen und einen Freunden die Wirklichkeit verändern. Sogar dann, wenn du ganz schreckliche Angst vor der Dunkelheit hast. Es wird immer jemanden geben, der dir die Angst nehmen und dich trösten kann. Das ist in der Tat eine ermutigende Botschaft, und es gibt nur wenige Bücher, die dabei die alten Geschichten, wie etwa aus „Tausendundeiner Nacht“, derart überzeugend als Vorbild präsentieren. Denn in den alten geschichten steckt Weisheit, ganz besonders, wenn man bedenkt, dass sie erzählt wurden, um der Erzählerin Scheherazade das Leben zu retten.

Lippels erster Freund in der von Frau Jakobs beherrschten emotionalen Einöde ist ein zugelaufener Hund. Er nennt ihn sofort Muck, nach dem Kleinen Muck im Buch. Als noch weit wichtiger erweist sich jedoch Lippels Freundschaft mit Hamide und Arslan, die in seinem Traum zu Königskindern mutieren. Mit ihnen, einer Vogelspinne und einer Tonne Tricks macht er Frau Jakobs, die zahlreiche Phobien ihr Eigen nennt, das Leben zur Hölle – und verjagt sie zu guter Letzt. Sie wird nicht zur Hexe stilisiert, doch viel fehlt nicht: Sie sperrt sogar einen unschuldigen Hund in einen finsteren Keller. Wer so grausam gegen Tiere ist, der macht auch vor Kindern nicht Halt.

Die Erzählweise

Die Regie hatte den ständigen Wechsel von Realität in den Traum und wieder zurück einigermaßen plausibel, halbwegs rhythmisch und nicht übertrieben darzustellen. So als handle es sich um eine Art Zaubertrick. Nein, Lippels Traum entsteht aus einer psychologischen Notwendigkeit heraus. Die Geschichte des Traums ist eine Folie, auf der sich sein persönliches Schicksal entfalten kann. Und welches Kind hätte noch nie davon geträumt, andere zu retten, wenn es um Leben und Tod geht?

Zusammen bringen Lippel und seine neuen Freunde die Traumgeschichte zu einem guten Ende. Dabei müssen sie jedoch hohe Hürden überwinden. Die Verfolgungsszenen sind ebenso sehenswert wie Lippels Auftritt als Gaukler mit OSRAM, der magischen Taschenlampe. Sie bekommen es mit einer Verkörperung des Prorektors zu tun, der hier als knausriger Herbergswirt (Ochsenknecht) keine verlausten Kinder haben will.

Und schließlich müssen sie es mit der bösen Tante aufnehmen, die eine Verkörperung von – wen wundert’s – Frau Jakobs ist. Am Schluss ist das Königreich wiederhergestellt, also Lippels eigene Familie. Aber eines fehlt noch: eine neue Mutter. Aber auch dafür findet der neue Lippel eine Lösung.

Die Schauspieler

Alexander Seidel und seine Kollegen müssen so spielen, als wären sie sich zu keiner Zeit bewusst, dass sie in einem Traum oder einem Märchen agieren. Dies soll hier keine pädagogisch wertvolle Verfilmung eines Brüder-Grimm-Stoffes werden (etwa „Hänsel und Gretel“), sondern ein moderner Roman mit doppeltem Boden. Es ist eine Geschichte über Selbstüberwindung, Freiheit und Mut. Alle Schauspieler haben sich dies als Motivation zu Herzen genommen und spielen voll Ernst und Hingabe. Einige Randfiguren wie etwa Uwe Ochsenknecht ist das viel zu ernst. Er chargiert lieber, als wäre er in einer orientalischen Komödie.

Auch Anke Engelke als Böse Tante bildet diesbezüglich keine Ausnahme, allerdings tritt sie als Frau Jakobs sehr viel ernster auf, geradezu furchteinflößend. Sie ist eine falsche Schlange mit einem Herz aus Stein. Lippel bzw. der junge Zuschauer merkt dies bereits, als sie keinerlei Einfühlungsvermögen für Lippels Angst zeigt und für sein Anlehnungsbedürfnis kein Verständnis zeigt. Als sie seine Angst „lächerlich“ findet, zeigt sie ihre Heuchelei, weil sie gleich danach wegen einer kleinen Spinne kreischt wie ein kleines Mädchen.

Auch Moritz Bleibtreu ist in Versuchung, seine Rolle als liebender, gütiger Vater zu übertreiben. Der gütige und wohlwollende Gestus scheint ihm nicht ganz wie angegossen zu passen. Er erscheint schwach als König und ein wenig zu vertrauensvoll als Lippels Vater. Andererseits ist er genau der Vater und König, den sich Lippel erträumt. Das nimmt jeder Kritik die Spitze. Und übrigens sollte man nicht vergessen, dass dies ein Film für Kinder ist. Kinder gucken zwar kritisch hin, aber ein wenig Spaß muss auf jeden Fall sein – auch für die Akteure.


Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 16:9
Tonformate: D in DD 5.1
Sprachen: D
Untertitel: keine

Extras:
- Trailer
- Animiertes Menü
- Making-of
- Interview mit Paul Maar
- Booklet mit Porträt von Paul Maar und weiteren Infos
- Audiokommentar von Anke Engelke und dem Regisseur
- Hörfilmfassung für Sehbehinderte

Mein Eindruck: die DVD
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An der Qualität des Bild habe ich nichts auszusetzen. Bezüglich des Tons ist das Fehlen anderer Sprachen, einer DTS-Tonspur und von Untertiteln bedauernd festzustellen.

Die EXTRAS

1) Trailer

Der Trailer ist knapp unter einer Minute lang und bietet einen knappen Abriss der Story bis zum spannenden und actionreichen Finale.

2) Das Making-of (27:06 min)

Der Blick hinter die Kulissen vereint Impressionen von den Dreharbeiten in Passau und in Marokko mit Statements von den wichtigsten Schauspielern und dem Regisseur. Hier wird mächtig gelobt: Der Regisseur lobt den Lippel-Darsteller, Bleibtreu die abwesende Engelke usw. Am besten sind aber die Fragen des produzenten Limmer: Was können Träume bewirken, warum sind sie so wichtig, obwohl man häufig auf Träumer und Visionäre herabblickt? Und verhält sich die Realität zum Traum, nämlich höchst eigenartig?

3) Interview mit Paul Maar und Ulrich Limmer (2:27 min)

Diese Fragen Limmers werden noch einmal unterstrichen von den Einlassungen des Autors und Drehbuchschreibers Maar. Dass Träume eine Botschaft des Unbewussten seien, die dem Träumenden vielfach helfen, ein reales problem zu lösen. So überwindet Lippel beispielsweise seine Angst vor der Dunkelheit, wohin Frau Jakobs seine Angst zwar lächerlich findet, ihrerseits aber vor Spinnen und Bakterien kreischend davonläuft. Maar räsoniert noch über die Beziehung des Autors zu seinen Figurenund Limmer preist ein wenig seinen Film.

4) Audiokommentar von Anke Engelke und dem Regisseur

Habe ich nicht abgehört.

5) Hörfilmfassung

Da ich nicht blind bin, brauchte ich mir eine Fassung ohne Bild nicht anzutun.

6) Das Booklet

Das achtseitige Booklet hält Informationen über Paul Maar, das Träumen, Märchen aus 1001 Nacht, die Darsteller und „Vom Buch zum Film“ bereit. Die letzte Seite wirbt für weitere DVDs von Oetinger. Erstaunlich, dass ganze zwei Seiten auf die Geschichten aus dem Morgenland verwendet werden.

In der Sektion „Vom Buch zum Film“ erfahren wir, dass es sich um die zweite Verfilmung handelt. Die erste gab es bereits 1990 unter der Regie von Karl-Heinz Käfer. Die orientalischen Traumszenen entstanden im marokkanischen Ouarzazate, wo schon Ridley Scott Szenen für „Königreich der Himmel“ drehte.

Unterm Strich
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„Lippels Traum“ ist ein liebevoll gemachter Kinderfilm, der dem jungen Zuschauer eine lehrreiche Botschaft von Selbstbefreiung, Mut und Gerechtigkeit vermittelt. Auch diese zweite Inszenierung konzentriert sich auf die Titelfigur und lässt den Traum als seelische Notwendigkeit wirken, so dass die Übergänge zwischen unserer Realität und der des Traums überspielt werden. Interessant ist schließlich, wie der Traum schließlich Lippels Wirklichkeit verändert. Das betont die Notwendigkeit von Träumen und dass man die Träumer endlich ernstnehmen sollte.

Die DVD

Die Silberscheibe überzeugrt mit einer hohen technischen Qualität und einer vorzüglichen Ausstattung. Dies ist zwar nicht die Blu-Ray-Version, aber das Booklet führt den jungen Zuschauer ebenso gut in das Thema ein – Was ist ein Traum?, Woher kommen die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht? – ein wie das Making-of. Recht witzig finde ich das animierte Menü, in dem Lippel selbst auftritt. Unüblich ist die Hörfilmfassung, die wohl für Sehbehinderte gedacht ist. Man hat an fast alles gedacht, nur an die DTS-Tonspur und die Untertitel nicht. Aber diesen dürfte der junge Zuschauer kaum eine Träne nachweinen.

Fazit: vier von fünf Sternen.

Michael Matzer (c) 2010ff

60 Bewertungen, 16 Kommentare

  • hexi5

    28.01.2011, 20:30 Uhr von hexi5
    Bewertung: sehr hilfreich

    lieben Gruß und noch einen schönen Abend

  • Sommergirl

    02.11.2010, 17:34 Uhr von Sommergirl
    Bewertung: besonders wertvoll

    klingt nicht übel.....

  • topfmops

    30.09.2010, 18:32 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das petz' ich an die Nichten weiter, die Nachwuchs im entsprechenden Alter haben.

  • Humpen77

    29.09.2010, 14:25 Uhr von Humpen77
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht! Lieben Gruß

  • silvernightcentral

    29.09.2010, 13:23 Uhr von silvernightcentral
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht, sehr hilfreich! Viele Grüße!!!

  • Tweety30

    28.09.2010, 18:49 Uhr von Tweety30
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und liebe Grüße!

  • anonym

    28.09.2010, 13:22 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüsse, Talulah

  • Powerdiddl

    28.09.2010, 10:05 Uhr von Powerdiddl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hab einen schönen Dienstag, lg

  • Lanch999

    27.09.2010, 20:00 Uhr von Lanch999
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht! BW und LG von Lanch999

  • Lale

    27.09.2010, 18:37 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • Iris1979

    27.09.2010, 18:20 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht. Über Gegenlesung würde ich mich sehr freuen. Liebe Grüße Iris

  • XXLALF

    27.09.2010, 16:57 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    und einen guten wochenstart

  • morla

    27.09.2010, 15:52 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    einen guten wochenstart wunsch ich dir. lg.petra

  • cleo1

    27.09.2010, 14:36 Uhr von cleo1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine schöne Woche. Danke für Deine Lesungen. Lg cleo1

  • Baby1

    27.09.2010, 12:19 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • katjafranke

    27.09.2010, 12:10 Uhr von katjafranke
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht LG KATJA