Der verborgene Garten (Taschenbuch) / Kate Morton Testbericht

ab 7,71
Auf yopi.de gelistet seit 04/2010
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  gering
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von templerthomas

Insgesamt nicht überzeugend

2
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

tlw. gute Unterhaltung, tlw. spannend

Kontra:

eben nur tlw, Hauptcharakter Eliza nicht überzeugend

Empfehlung:

Ja

Ein Roman an dem sich die Geister scheiden ist "Der verborgene Garten". In meinem Bekanntenkreis gibt es Fans des Buchs (u.a. meine Frau) oder total vernichtende Kritiker. Das spiegelt sich auch in den Erfahrungsberichten, Rezensionen wieder.

Für mich ist die Wahrheit dazwischen. Das Buch kann zeitweise sehr gut unterhalten, ist insgesamt aber nicht überzeugend.

Kurzbeschreibung laut Verlag:
Als die junge Australierin Cassandra von ihrer Großmutter ein kleines Cottage an der Küste Cornwalls erbt, ahnt sie nichts von dem unheilvollen Versprechen, das zwei Freundinnen ein Jahrhundert zuvor an jenem Ort einlösten. Auf den Spuren der Vergangenheit entdeckt Cassandra ein Geheimnis, das seinen Anfang in den Gärten von Blackhurst Manor nahm und seit Generationen das Schicksal ihrer Familie bestimmt.
Blackhurst Manor, Cornwall, Anfang des 20. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihrer Eltern wächst Eliza bei ihrem Onkel auf Blackhurst Manor, dem Familienbesitz der Mountrachets, auf. Sie und ihre Cousine Rose werden schnell unzertrennlich. Um der Welt der Erwachsenen zu entfliehen, erkunden sie das geheimnisvolle Anwesen und entdecken einen verborgenen Garten mit einem Cottage – ein Ort, an den sich die fantasievolle Eliza immer wieder zurückziehen kann. Doch als die Mädchen erwachsen werden, zerbricht ihre einstige Freundschaft. Rose verliebt sich in Nathaniel, und als die beiden heiraten, zieht sich Eliza in das Cottage zurück, um sich ganz dem Schreiben von Geschichten zu widmen. So ahnt sie nicht, dass Rose zutiefst unglücklich ist, weil ihre Ehe kinderlos bleibt. In ihrer Verzweiflung bittet sie Eliza um Hilfe. Ein unheilvoller Plan wird in die Tat umgesetzt und bestimmt fortan das Schicksal der nachfolgenden Generationen …


Eigene Meinung:
Das Buch Der verborgene Garten beginnt eigentlich recht langweilig und als Leser weiß man nicht worum es gehen soll. Na gut da wird ein 4jähriges Mädchen ohne Ahnung über ihr Leben, ja nicht einmal über ihren Namen von einem Hafenaufseher aufgenommen und quasi adoptiert. Er zieht sie wie seine eigene Tochter auf und nennt sie Nell. Später sagt er ihr das sie nicht seine leibliche Tochter sei und Nells Charakter verändert sich daraufhin total.

Das Buch handelt von drei Persönlichkeiten:
Nell, ihrer Enkelin Cassandra die Nells Tochter einfach bei ihr ablädt und um die Nell sich liebevoll kümmert.
Sowie Eliza. Märchenbuchautorin und ... tja das darf ich hier eben nicht verraten.

Eliza wächst mit ihrem Zwillingsbruder als Vollwaise im Elend Londons der Jahrhundertwende. Ihre Geschichte - bevor sie von den Handlangern ihres Onkels gefunden wird - fand ich die spannendste im Buch. Dazu kamen die differenzierten Charaktere von Nell und Cass. Zumindestens in der Mitte des Buchs. Cass mit der Last junge Witwe zu sein (Mann und Sohn verlor sie durch einen tragischen Autounfall) erbt von Nell ein Haus in Cornwall.

Kurzerhand macht sie sich auf das Haus zu begutachten und Nells Geheimnis auf die Spur zu gehen. Den Weg wählte Nell auch schon. So handelt das Buch von diesen drei Frauen, deren Schicksalsschlägen und der Frage wer Nell nun wirklich war.

In der Mitte ist das Buch dann aber sehr spannend. Das Schicksal der Vollwaisen Eliza nimmt einen in den Bann und Nells Schicksal ist ebenso interessant.

Dann aber zerstört die Autorin ihre guten Ansätze. Nicht nur durch einen immer langatmiger werdenden Schreibstil.
Gegen Ende ist schnell klar was für ein Geheimnis es sich ergibt. Man rätselt noch kurz bzgl. Mary oder Eliza, hat dann aber schnell die Lösung...Die falsche Fährte auf die man als Leser geschickt wird ist zu offensichtlich und die Überraschung dann nicht mehr vorhanden. Das Märchen ist gut gemacht verrät aber zuviel, kaum zu glauben das Nells Enkelin so begriffstutzig bleibt.

Der ständige Wechsel der Hauptprotagonisten und der Jahreszahlen ist wirklich geschickt gelungen. Dazu passen die Märchen wirklich so als ob es die Autorin Eliza tatsächlich gegeben hätte.

Die Charakterentwicklung von Eliza ist aber ein schlechter Witz und damit kippt für mich das Buch. Unabhängig, mit eigenem Kopf, intelligent, weltoffen, alle Männer verliebt in sie - aber sie wirft ihr Leben weg für ihre selbstsüchtige Cousine? Sie wagt es erst am Schluß die Brosche ihrer Mutter zu holen? Gerade zum unpassendsten Zeitpunkt? Was ist mit all den Jahren davor? Wo ist der unabhängige, unbändige Charakter der jungen Eliza bei der jungen Frau Eliza? Sie verhält sich wie eine freiwillige Sklavin. Komplett unglaubwürdig.
Die Charaktere werden so hingebogen damit sie in das Ende passen. Ich empfand dies als sehr störend.

Dabei hatten die Charaktere durchaus Potential. Die Autorin entscheidet sich aber für Stereotypen und Oberflächlichkeit. Cass Geschichte hinterlässt am Schluß 100% Rosamunde Pilcher Geschmack. Überhaupt mixt die Autorin sehr viele Zutaten anderer Autoren in ihre Geschichte (etwa von Hodgsons Der geheime Garten ( :-) oder Dickinson)

Das theatralische Ende mit Happy end für die Enkelin wird nur durch den komplett unnützen Epilog noch gesteigert.

Das Buch ist zeitweilig spannend, interessant und gut geschrieben. Aber eben nur zeitweilig. Viel zu viele langatmige Passagen, oberflächliche Charakter und vor allem unglaubwürdige Charakterentwicklungen machen für mich insgesamt ein mittelmässiges Buch.

Wer es sich überlegen will:

Frei verfügbare, genehmigte Leseprobe vom Verlag
(falls sich der Verlag anders überlegt lösche ich die Leseprobe natürlich wieder)
London England, 1913

Es war dunkel in der Ecke, aber das kleine Mädchen tat, was man ihm befohlen hatte, und blieb in seinem Versteck hocken. Die Dame hatte gesagt, sie müssten noch warten, es sei noch gefährlich, und sie müssten sich so still verhalten wie Mäuse in der Speisekammer. Es war ein Spiel, das wusste das kleine Mädchen. Wie Verstecken oder Rundball oder Schweinchen in der Mitte.
Das kleine Mädchen kauerte hinter den Holzfässern und lauschte. Machte sich ein Bild, wie sein Papa es ihm beigebracht hatte. Männer, wahrscheinlich Matrosen, riefen sich Dinge zu. Raue, laute Stimmen, die nach Meer und Salz klangen. Worte, die das kleine Mädchen nicht verstand, die ihm jedoch keine Angst machten. In der Ferne das anschwellende Geräusch von Schiffssirenen, Trillerpfeifen, ins Wasser klatschenden Rudern und von hoch oben das Kreischen von Möwen, die die Flügel ausbreiteten, um das wärmende Licht der Abendsonne aufzufangen.
Die Dame würde zurückkommen, das hatte sie versprochen, und das kleine Mädchen hoffte, dass es nicht mehr lange dauern würde. Es wartete schon lange, so lange, dass die Sonne bereits über den ganzen Himmel gewandert war und jetzt so tief stand, dass sie die Knie unter seinem neuen Kleid wärmte. Das kleine Mädchen spitzte die Ohren, wartete darauf zu hören, wie die Röcke der Dame über die hölzernen Planken des Decks raschelten, lauschte auf das Klappern ihrer Absätze, die immer hierhin und dorthin eilten, ganz anders als die seiner Mama. Auf die beiläufige, unbesorgte Weise, die innig geliebten Kindern eigen ist, fragte sich das kleine Mädchen, wo seine Mama sein mochte. Wann sie kommen würde. Und es machte sich Gedanken über die Dame. Es wusste, wer die Dame war, es hatte Großmama von ihr sprechen hören. Sie wurde die Autorin genannt und wohnte in dem kleinen Haus am hinteren Ende des Anwesens, hinter dem Labyrinth. Das sollte das kleine Mädchen eigentlich gar nicht wissen. Man hatte ihm verboten, in der Nähe des Labyrinths aus Dornensträuchern zu spielen. Mama und Großmama hatten ihm eingeschärft, es sei gefährlich auf der Klippe. Aber manchmal, wenn niemand hinsah, tat das kleine Mädchen gern verbotene Dinge.
Unzählige Staubpartikel tanzten in einem Streifen Sonnenlicht, der zwischen zwei Fässern hindurchfiel. Das kleine Mädchen lächelte, und die Autorin, die Klippe, das Labyrinth und seine Mama, all das war mit einem Mal vergessen. Es streckte einen Finger aus, versuchte, ein Staubkorn zu erwischen. Lachte darüber, wie nah die Körnchen dem Finger kamen, bevor sie davonschwebten.
Die Geräusche in der Umgebung änderten sich. Das kleine Mädchen hörte Fußgetrappel, aufgeregtes Stimmengewirr. Es beugte sich in den Lichtschleier vor und legte die Wange an das kühle Holz des Fasses. Spähte mit einem Auge auf das Deck.
Beine und Schuhe und Rocksäume. Bunte Luftschlangen, die im Wind flatterten. Gewitzte Möwen, die das Deck nach Krumen absuchten.
Das riesige Schiff schlingerte, und tief aus seinem Bauch ertönte ein lang gezogenes Stöhnen. Die Deckplanken vibrierten, dass das kleine Mädchen es bis in die Fingerspitzen spürte. Ein kurzer Augenblick der Ungewissheit, das Mädchen hielt den Atem an, stützte sich mit den Handflächen am Boden ab, dann hob und senkte sich das Schiff und entfernte sich langsam vom Kai. Die Schiffssirene heulte auf, großer Jubel und "Bon Vo-yage!"-Rufe erklangen, und sie waren unterwegs. Nach Amerika, zu einem Ort namens New York, wo Papa geboren war. Das kleine Mädchen hatte hin und wieder gehört, wie die Erwachsenen davon geflüstert hatten, wie Mama gesagt hatte, sie sollten so bald wie möglich aufbrechen, sie könnten nicht länger warten. Wahrscheinlich waren Mama und Papa schon vorausgefahren, dachte das Mädchen. Das machten sie manchmal. Gingen fort und ließen es in der Obhut von Großmama und Großpapa zurück.
Wieder musste das kleine Mädchen lachen. Das Schiff glitt durch die Wellen wie ein riesiger Wal, wie Moby Dick in der Geschichte, die Papa ihm so oft vorgelesen hatte. Mama mochte es nicht, wenn er solche Geschichten vorlas. Mama fand, sie würden ihrer Tochter nur Angst machen und ihr Flausen in den Kopf setzen. Papa gab Mama immer einen Kuss auf die Stirn, wenn sie solche Bedenken äußerte, sagte ihr, sie habe recht und er werde in Zukunft besser achtgeben. Aber das hinderte ihn nicht daran, dem Mädchen weiterhin Geschichten von dem großen Wal zu erzählen. Und er las ihm aus dem Märchenbuch vor, das das kleine Mädchen so sehr liebte, Märchen von blinden alten Weiblein und Waisenkindern und von langen Reisen über das Meer. Und er achtete immer darauf, dass es ihr Geheimnis blieb und Mama nichts davon erfuhr.
Das Mädchen verstand, dass sie Geheimnisse vor Mama haben mussten. Mama ging es nicht gut, sie war schon kränklich gewesen, bevor das Mädchen geboren wurde. Großmama ermahnte es stets, brav zu sein, denn, so betonte sie immer wieder, wenn Mama sich aufregte, könne etwas Schlimmes passieren, und dann sei es seine Schuld. Das Mädchen hatte seine Mutter lieb, und da es sie nicht traurig machen wollte und auch nicht wollte, dass ihr etwas zustieß, wahrte es seine Geheimnisse. Es erzählte nichts von den Märchen, verschwieg, dass es manchmal in der Nähe des Labyrinths spielte und dass Papa es hin und wieder zu einem Besuch bei der Autorin in dem kleinen Haus am Ende des Anwesens mitnahm.
"Aha!" Eine Stimme ertönte ganz in der Nähe. "Hab ich dich gefunden!" Das Fass wurde zur Seite geschoben, und das kleine Mädchen blinzelte in die Sonne, bis der Besitzer der Stimme sich ins Licht stellte. Es war ein großer Junge von acht oder neun Jahren. "Du bist nicht Sally", sagte er.
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
"Wer bist du?"
Das kleine Mädchen zögerte. Es durfte niemandem seinen Namen nennen. Das war ein Spiel, das die Dame erfunden hatte. "Nun?"
"Das ist ein Geheimnis."
Er zog die Nase kraus, sodass seine Sommersprossen dichter zusammenrückten. "Wieso?"
Das kleine Mädchen zuckte mit den Schultern. Es durfte die Dame nicht erwähnen, das hatte Papa ihr oft genug eingeschärft.
"Wo ist Sally dann?" Der Junge verlor die Geduld. Er schaute nach rechts und links.



Daten:
Taschenbuch: 640 Seiten
Verlag: Diana Verlag (6. April 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453354761
ISBN-13: 978-3453354760
Originaltitel: The Forgotten Garden
Preis: 9,95 Euro

56 Bewertungen, 15 Kommentare

  • catmum68

    09.01.2011, 10:08 Uhr von catmum68
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht, LG

  • edelcat

    03.01.2011, 11:13 Uhr von edelcat
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein gutes und gesundes neues Jahr von Edeltraud

  • giselamaria

    30.12.2010, 09:55 Uhr von giselamaria
    Bewertung: besonders wertvoll

    ja, klingt sehr interessant! - LG gisela

  • mima007

    27.12.2010, 21:28 Uhr von mima007
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw. Viele Gruesse, mima007

  • Venenum84

    27.12.2010, 17:33 Uhr von Venenum84
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße zum wochenstart

  • Powerdiddl

    27.12.2010, 09:29 Uhr von Powerdiddl
    Bewertung: besonders wertvoll

    Der Trubel ist vorbei, hab einen schönen erholsamen Montag. LG

  • XXLALF

    26.12.2010, 19:47 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • frankensteins

    26.12.2010, 19:20 Uhr von frankensteins
    Bewertung: besonders wertvoll

    liebe Feiertagsgrüße...............

  • katjafranke

    26.12.2010, 19:11 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Frohe Weihnachten LG KATJA

  • Baby1

    26.12.2010, 18:15 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • goat

    26.12.2010, 18:13 Uhr von goat
    Bewertung: sehr hilfreich

    Fröhliche Weihnachten!

  • anonym

    26.12.2010, 17:37 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen schönen 2ten Weihnachtsfeiertag und GLG :)

  • solet

    26.12.2010, 17:24 Uhr von solet
    Bewertung: sehr hilfreich

    cooler Bericht!schöne Feiertage!

  • Anton

    26.12.2010, 17:12 Uhr von Anton
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Testbericht dafür gibt es ein SH mfg Anton der Gegenleser

  • Lale

    26.12.2010, 16:09 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Feiertage ....