Ortlieb Downtown QL2 Testbericht

Ortlieb DOWNTOWN QL2

Eine Fahrradtasche sollte es sein. Ganz allein aus dem Grund, dass mir der Rucksack beim Fahrrad fahren nicht immer am Rücken klebt - weniger im Winter als vielmehr bei 30 Grad im Schatten.

Wenn man dann die Foren nach Fahrradtaschen durchsucht, die einen gewissen Qualitätsstandard haben sollen, dann stößt man nach spätestens 27 Sekunden auf die Marke Ortlieb, die sich vor Allem in Fahrradtaschen, aber auch in Outdoor-Nützlichkeiten einen Namen gemacht hat.Bei der Firma gibt es eine relativ große Palette an Taschen, die für unterschiedliche Einsatzzwecke gedacht sind. So kennen wir alle diese typischen Packsäcke der Radkuriere, die man von oben aufwickelt und irgendwie zuklemmt, damit der Inhalt bei Wind und vor Allem Wetter geschützt bleibt. Daneben gibt es noch Taschen, die eher Aktentaschen ähneln und den überaus praktischen Mischformen, die die Nützlichkeit einer Umhängetasche mit der Praktikabilität einer Fahrradtasche vereinen.

Ortlieb DOWNTOWN QL2 - Die Taschee

Die Ortlieb Fahrradtasche Downtown sollte es bei mir sein, die eben jene zuvor geschilderten Vorteile in einem Kompromiss miteinander vereint. Sie wird beworben als wasserdichte Aktentasche mit Deckelverschluß, was so nur teilweise stimmt, denn der Deckelverschluss ist eigentlich nicht ein Deckel als solcher, sondern nur eine überdimensionale Lasche, die mit etwas Überstand links und rechts relativ bequem über die Taschenöffnung gezogen und geklappt werden kann und damit die nach oben offene Tasche schließt. Da die Überlappung relativ groß ist, kann man davon ausgehen, dass kein Wasser seitlich eindringen kann. Mir ist das jedenfalls bei stärkstem Regen noch nicht passiert.Das Obermaterial ist mit einer LKW-Plane zu vergleichen, fasst sich glatt an, ist leicht glänzend und durchaus robust. Es ist angegeben als Material PD 620/PS620C und damit wohl dem beschriebenen material ähnlich. Auch nach Jahren kann man zwar den einen oder anderen Kratzer feststellen, die Tasche ist aber weit davon entfernt als unansehnlich durchzugehen. Am Griff, an den Seiten und auf der Vorderseite der Tasche (Logo der Marke Ortlieb) sind silberne Reflektorstreifen angebracht, die die Sichtbarkeit im Dunkeln verbessern, hier hätte ich mir aber in der Tat gewünscht, dass die Tasche Ortlieb Downtown etwas mehr und vor Allem größere Streifen gehabt hätte, um die schwarze Tasche, die in meinem Besitz ist, hinsichtlich der Visualität deutlich aufzupeppen. Dass das fehlt, war nicht wirklich ein Grund auf den Kauf zu verzichten oder ihn im Nachhinein zu Tasche Downtown bereuen, dies sind aber die Dinge, die einem erst hinterher auffallen und von denen man dann bei längerem Nachdenken nicht so begeistert ist. Die Tasche im Nachhinein mit weiteren Reflektoren zu bestücken wäre zwar eine Möglichkeit gewesen, aber auch von dieser Idee habe ich Abstand genommen. Insgesamt ist es schon löblich, dass die Tasche diese 3M-Scotchlite-Reflektoren überhaupt mitbringt, sodass sich mein Ärger über Kleinigkeiten in der Ausführung durchaus in Grenzen halten kann.

Ortlieb DOWNTOWN QL2 - Einzelheiten

Die Ortlieb Downtown-Tasche ist innen sehr geräumig und hat Platz für einen breiten Aktenordner oder entsprechend zwei schmale Ordner, ohne dass die Tasche danach übervoll erscheint. Ferner ist der Innenraum der Tasche zweigeteilt. Eingelassen in das Hauptfach ist in einer Art Lasche ein Laptopfach, in dem auch 17-Zoll-Laptops Platz finden (angegeben sind Maximalmaße von 15,4 Zoll, ich habe aber auch schon größere Laptops darin verschwinden sehen) und in der Extratasche durch eine Polsterung noch etwasSchutz erfahren. Zu verschließen ist dieses Laptopfach noch mit einer Extralasche und einem Klettverschluss, worauf ich durchaus hätte verzichten können. Denn beim Öffnen und Schließen des Klettverschlusses muss man in die Tasche hineingreifen und je nach Füllstand etwas fummelig an der Lasche ziehen, was dazu führt, dass die gesamte Innentasche angehoben wird. Das ist manchmal etwas nervig und führt dazu, dass man die Extratasche wieder etwas ins Innere stopfen muss. Insgesamt gleitet aber einLaptop gut in das Extrafach hinein und in der Regel auch problemlos wieder heraus.Der gepolsterte Schultergurt ist angenehm zu tragen und kann wahlweise auch abgenommen werden. Dazu dienen zwei Karabiner die zwar aus Hartplastik sind, aber äußerst stabil wirken. Diese sind drehbar gelagert, sodass sich der Gurt nicht unnötig und mehrfach verdrillen sollte. Zusätzlich befindet sich ein gepolsterter Tragegriff an der Tasche, sodass man die Tasche auch wie eine Aktentasche tragen kann. Das ist praktisch und führt dazu, dass ich meine Ortlieb Dowtown wirklich als Multitalent ansehe. Sowohl als reine Fahrradtasche als auch als Umhängetasche und als reine Aktentasche macht die Downtown hier wirklich eine gute Figur.

Am Boden der Tasche befinden sich kleine Füßchen – zum Einen als Scheuerschutz für den äußeren Taschenboden, zum Anderen aber auch für einen besserenStand, wenn man die Tasche irgendwo abstellen und nicht ablegen möchte.Das Gewicht ist mit 1500 Gramm nicht minimal, aber eine gute Balance zwischen „tragbar“ und „stabil“. Das Gesamtvolumen ist mit 18 Liter nicht überaus üppig bemessen, sollte aber für den normalen Alltag ausreichend sein. Die Maße sind 36 mal 36 mal 14 cm in Höhe, Breite und Tiefe und führen so zu Bepackungen wie weiter oben beschrieben.

Meine Lieblingsfarbe ist schwarz, da man dort die wenigsten Kratzer und Schrammen sieht, wer möchte, erhält die Tasche aber auch in weiteren Farbkombinationen. So sind schwarz, weiß-schwarz, apfelgrün-schwarz oder aubergine-schwarz noch im Angebot und auch Individualisten können so farbegebend eine Farbe finden, die ihrem Naturell entsprechen mag. Von der Firma Globetrotter gibt es noch eine Art Special Edition in knallorange, die mit einem Werbeaufdruck der Firma versehen ist. Diese ist nochmals um 25% verbilligt und ein Hingucker, dazu sollte man aber grelle Farben mögen. Ich habe mit der Idee kurz gespielt, aber dann wegen der doch leuchtenden Signalfarbe kein Gebrauch gemacht. Dabei geht es nicht um die Grundsatzfrage Hippie oder Gruftie, aber schwarz war mir am Ende einfach lieber.Das Verschließen geht ganz ohne Klick, Reißverschluss oder Klett, denn man nimmt schlicht und ergreifend die beiden Haken aus Metall und führt sie durch eine der jeweils drei Schlaufen, die je nach Bepackungsgrad benutzt werden können. Zunächst war ich da doch etwas skeptisch, mittlerweile habe ich mich daran aber nicht nur gewöhnt, sondern bin durch das einfache Prinzip sehr angetan. Geht schnell, ist sicher und braucht kein unnötiges Brimborium.

Dass die Haken stabil sind, habe ich leider ausgiebig testen müssen. Denn einst bin ich an einem Zaun hängen geblieben und wurde ziemlich radikal vom Rad gerissen. Das Tolle daran: den Haken hat es zwar etwas verbogen, aber die Tasche blieb am Rad und der Haken ist nicht gebrochen und hatte auch keinen Riss oder Ähnliches. Leichtes Zurückbiegen hat geholfen und schränkt die Funktion keineswegs ein.

Ortlieb DOWNTOWN QL2 - Das Aufhängesystem

Das Aufhängesystem ist bei Ortlieb ein großes Plus. Die verschiedenen Fahrradtaschen der Marke Ortlieb haben mittlerweile mehrere Entwicklungsstufen hinter sich und tragen alle die Abkürzung QL, versehen mit einer Nummer. Dabei steht QL für Quicklock und damit für Schnellverschluss, die Nummer bezeichnet aufsteigend die nach und nach erschienene Modellnummer.

Das Quicklock QL1 war das erste Befestigungsmodell für Taschen an Fahrrädern und ist mir selber nie vor die Augen gekommen. Generell besteht das Befestigungssystem immer aus zwei Teilen. Einem Teil an der Tasche selbst sowie ein Befestigungssystem, welches in aller Regel am Gestänge des Gepäckträgers befestigt wird.
DasQuick Lock2-Aufhängesystems kommt mit einer Grundaustattung nur an der Tasche aus, sodass keine weiteren Einstellungen oder Befestigungen am Fahrrad nötig sind. Einzige Voraussetzung ist, dass am Fahrrad selbst ein Gepäckträger samt Gestell vorhanden ist, sodass man die Tasche mit dem Quick Lock 2 einhängen kann. Das Einhängen und das Abnehmen der Tasche am Fahrrad funktioniert dabei mit etwas Übung mit nur einer Hand. Das Training dabei ist entscheidend – wenn man sich aber erst einmal daran gewöhnt hat, dann kann man die Handgriffe blind oder im Dunkeln auch relativ stabil hinbekommen.Wesentlich sind zwei Befestigungsteile. Im oberen Bereich befindet sich eine Schiene an der zwei Haken angebracht sind. Diese sind durch Federn gelagert und ermöglichen so erst das einhändige Anbringen und Abnehmen. Zur besseren Stabilität ist am unteren Ende noch ein elliptischer Führungsrahmen aus Plastik, auf dem ein weiterer Haken eingestellt werden kann, der dann am Rad in einer der Streben der Gepäckträgerhalterung eingeführt werden kann. Die Aufhängung an der oberen Schiene kann entweder geneigt oder horizontal geschehen – der einzige Fall, wo man Werkzeug benötigt, denn die Haken zum oberen Einhängen kann man mit der puren Kraft der Finger seitlich verstellen. Wahlweise kann man die Tasche links oder rechts am Rad befestigen, die Einstellmöglichkeiten erlauben ebenfalls ein gutes Justieren, damit je nach Fahrstil und Sitz der Füße auf den Pedalen gesichert ist, dass man mit den Füßen beim Kurbeln nicht hinten an der Tasche hängen bleibt. Werksseitig ist die Tasche für den Sitz auf der in Fahrtrichtung gesehen linken Seite vorbereitet und da habe ich die Tasche bisher auch stets gelassen, sodass ich euch über den Umbau nichts berichten kann. Befestigen lässt sich das System bei Standardgepäckträgern mit einem Rohrdurchmesser von bis zu 16 mm. Eine Diebstahlsicherung ist optional erhältlich, diese habe ich aber noch nicht in Händen gehabt.

Dumm nur, wenn man die Tasche schräg befestigt undfröhlich seiner Wege radelt. Denn ich bin mittlerweile schon ein Dutzend mal von anderen Radlern darauf hingewiesen worden, dass meine Tasche aus der Verankerung gefallen ist und gleich runterfällt, da der Anblick einer schräg hängenden Radlertasche wohl immer noch ungewöhnlich ist. gehängt werden.Im Test hat sich sowohl die Tasche Downtown als auch die Befestigung mit dem System QL2 stets bewährt. Einige Kleinigkeiten stören jedoch, was mich dann letztendlich auch später zum Wechsel auf das System QL3 bewogen hat. Dadurch, dass das Befestigungssystem fest an der Tasche verankert ist, stehen die Haken natürlich auf der Taschenrückseite deutlich hervor (4-5 Zentimeter). Beim Gebrauch als Umhängetasche scheuern diese Haken aber beim Laufen stets an Mantel oder Hose. Normalerweise macht man sich damit nicht zwingend schmutzig, da die Haken ja nicht in die Nähe der Kette kommen, aber allein das Scheuern und Stoßen ist dabei schon etwas störend gewesen.

Einzige Möglichkeit das zu verhindern ist die Tasche mit der Rückseite nach außen zu tragen, was aber – mit Verlaub – dämlich aussieht. Das System QL3 verhindert diesen Umständ, da die Teile zur Befestigung teilweise ans Rad verlagert wurden.Zweites, kleineres Manko. Die Federn in der Befestigung haben eine endliche Lebensdauer. Nach einigen Jahren oder einigen Hundert An- und Abnehmevorgängen merkt man manchmal schon, dass sich im Innern ganz langsam schleichend etwas tut …

Bei Preisen um mittlerweile 100 Euro sehr lohnenswert, eventuell ist über einen Aufpreis zum QL3 nachzudenken!