Schneewittchen muss sterben (Taschenbuch) / Nele Neuhaus Testbericht

Schneewittchen-muss-sterben-taschenbuch
ab 5,56
Auf yopi.de gelistet seit 06/2010
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  gering
  • Spannung:  gering
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von BulmaZ

In einer kleinen Stadt.

3
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  durchschnittlich
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vor noch gar nicht allzu langer Zeit hatte ich mich auf einem Bücherportal angemeldet, auf dem man Leseeindrücke zu Leseproben schreiben und die entsprechenden Bücher auch gewinnen kann. Direkt meine erste Bewertung war ein Volltreffer, denn ich gewann einen Roman, den ich so niemals gekauft, geschweige denn gelesen hätte. Denn Deutsche Autoren mag ich einfach nicht, bloße Krimis noch weniger. Da ich aber auch gerne weiterhin an Verlosungen teilnehmen wollte, schnappte ich mir die Neuerrungenschaft in meinem Regal und wurde positiv überrascht.

Schneewittchen muss sterben – Nele Neuhaus

+++ Bezugsquelle & Preis +++

Zu kaufen bekommt man den Roman in jedem gut sortierten Buchhandel.
Der Preis für das Taschenbuch liegt bei 9,95 €.

+++ Eckdaten +++

Titel: Schneewittchen muss sterben
Autorin: Nele Neuhaus
Verlag: List
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Krimi
Seitenanzahl: 534 Seiten

+++ Nele Neuhaus +++

Nele Neuhaus wurde 1967 als zweites von vier Kindern der Familie Löwenberg in Münster/Westfalen geboren. Sie wuchs in Paderborn auf, bevor sie im Alter von 11 Jahren mit ihrer Familie in den Taunus zog, als ihr Vater Dr. Bernward Löwenberg Landrat des Main-Taunus-Kreises wurde. Schon seit frühester Kindheit schrieb Nele Neuhaus, zuerst handschriftlich in Schulhefte, später mit Reiseschreibmaschine und Computer. […]Nach dem Abitur studierte Nele Neuhaus Jura und Germanistik. Im Jahr 2005 veröffentlichte sie im Book-on-Demand-Verlag Monsenstein und Vannerdat (Münster) ihr erstes Buch, den Thriller „Unter Haien“, der die Geschichte einer deutschen Investmentbankerin in New York City erzählt. Sehr gute Kritiken und begeisterte Leserreaktionen brachten die Autorin dazu, auch ihr zweites Buch, den Kriminalroman „Eine unbeliebte Frau“ im Selbstverlag zu veröffentlichen. „Mordsfreunde“, der zweite Krimi mit dem Ermittlerduo Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ließ den Berliner Ullstein Verlag auf Nele Neuhaus aufmerksam werden. Seit Anfang 2008 steht Nele Neuhaus bei Ullstein unter Vertrag und hat im September 2009 mit „Tiefe Wunden“ den dritten Teil der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe veröffentlicht. Im Juni 2010 erscheint der vierte Teil mit dem Titel "Schneewittchen muss sterben".

Quelle: www.wikipedia.de

+++ Schneewittchen muss sterben +++

Als Tobias Sartorius nach zehn Jahren Jungendhaft wegen zweifachen Mordes entlassen wird und in seine Heimat, das Dorf Altenhain, zurückkehrt, schlägt ihm purer Hass entgegen. Denn die alteingesessenen Bewohner der kleinen Gemeinde erinnern sich noch gut an den Doppelmord. Man beschließt schnell, dass Tobias davon überzeugt werden müsse, Altenhain ein für allemal zu verlassen. Verschlimmert wird die Situation noch, als die junge Amelie spurlos verschwindet. Wie schon damals die beiden Mädchen, für deren Tod Tobias verantwortlich gemacht wurde, hatte auch Amelie kurz vor ihrem Verschwinden regen Kontakt zu dem jungen Mann. In Altenhain entbrennt eine wahre Hexenjagd…

Die Polizistin Pia Kirchhoff allerdings hat so ihre Zweifel an der Schuld des jungen Mannes und beginnt, auf eigene Faust nachzuforschen. Dabei stößt sie auf Intrigen, die das gesamte Dorf umfassen…

+++ Eindrücke +++

„Nele Neuhaus versteht es perfekt, die Spannung konstant auf hohem Niveau zu halten.“ Wenn ein renommiertes Rezensionsportal wie krimi-couch.de solch ein Loblied auf einen Roman singt, sollte und darf man als geneigter Genrefan durchaus neugierig werden. Dennoch ist die Erwartung wohl besonders bei denjenigen Lesern gering, die zum einen deutschen Autoren im Allgemeinen wenig abgewinnen können und zum anderen sonst eher amerikanische Thriller bevorzugen. Hinzu kommt die etwas sehr abgedroschen klingende Inhaltsangabe. Man dürfte also wohl als durch viel literarischen Mist gebeutelter Thrillerleser so seine Zweifel haben. Umso größer ist dann aber wohl die Überraschung, wenn klar wird, dass Nele Neuhaus ein unheimlich großes Potenzial hat, das sie in ihrem aktuellen Roman fast vollständig ausreizt.

Dabei beginnt „Schneewittchen muss sterben“ eigentlich sehr harmlos und vor allem sehr konventionell. Der Leser lernt den wegen Doppelmordes in einem Indizienprozess verurteilten Tobias Sartorius kennen, der gerade aus der Haft entlassen wird. Was folgt, ist klar: Das kleine Kuhkaff Altenhain ist gegen ihn. Fehlt eigentlich nur noch, dass sie mit Mistgabeln und brennenden Fackeln auf ihn losstürmen. Irgendwie erwartet man so etwas und ist entsprechend wenig überrascht, aber auch wenig enttäuscht, dass es so ähnlich auch tatsächlich kommt. Auffällig ist jedoch gleich zu Anfang, dass Nele Neuhaus keinen allzu großen Fokus auf den Hass der Dorfbewohner und die Art und Weise, wie sie ihn äußern, legt. Vielmehr fließt dieser Fakt in die Haupthandlung ein und rundet das Gesamtbild bereits zu einem frühen Zeitpunkt ab. Natürlich bedient die Autorin auch einige typische Klischees, die unweigerlich hervorgebracht werden, wenn man eine kleine und eingeschworene Dorfgemeinschaft denkt. Dennoch ist dieser Fakt keineswegs störend. Sie geht mit den Klischees behutsam um und schöpft nicht aus dem Vollen. Dadurch trifft sie zwar durchaus die Assoziationen des Lesers mit einem solchen Thema, zieht diese jedoch nichts bis ins Unermessliche. Diese Tatsache allein schafft bereits eine angenehme Krimi – Atmosphäre, in der sich die Haupthandlung dann perfekt aufbauen kann.

Die Haupthandlung wirkt zu Beginn recht gradlinig und fast durchschaubar. Dass die gesamte Sache rund um die Morde an den beiden Mädchen vor elf Jahren weitaus mehr nach sich zieht, als erwartet, wird nicht sofort klar. Dies deckt Nele Neuhaus erst nach und nach auf, indem sie ihre Ermittler in ihrer Arbeit voranschreiten lässt. Dabei wird der Leser aber nicht etwa mit drögen Verhören gelangweilt oder gar mit dem seitenlangen Schwadronieren über Beweise. Vielmehr treibt Frau Neuhaus ihren Plot mit zweierlei voran – zum einen mit der typischen Ermittlungsarbeit, die eben unweigerlich in einen solchen Roman gehört, zum anderen aber auch mit dem Aufzeigen der gesamten Situation in Altenhain, dem Vorstellen der Bewohner und dem nach und nach erfolgenden Aufdecken diverser Verwicklungen. Gerade beim Letzterem ist es zu Anfang noch schwierig, den Faden nicht zu verlieren oder gar die Übersicht über all die Figuren. Mit der Zeit allerdings hat man sich eingelesen, kann die Figuren auseinanderhalten und versteht letztlich gewisse Wendungen im Plot. Allein dies ist eine wirklich große Leistung. Immerhin wird die Geschichte zusehends verstrickter und die beteiligten Figuren nicht eben weniger. Das eventuell drohende Problem der Überladenheit durch Figuren und Verwicklungen, hat Nele Neuhaus vermieden, indem sie ihre Kapitel kurz hält und in jedem Kapitel eine andere Figuren oder Figurengruppe beleuchtet. So ist man stets im Bilde und verliert den Faden nie.

Unermessliche Spannung darf man aber dennoch nicht erwarten. „Schneewittchen muss sterben“ ist ein Krimi und kein Thriller, was bereits ein schwerwiegender Grund ist. Trotzdem hält Nele Neuhaus eine solide Grundspannung, die zu keinem Zeitpunkt abebbt. Der Spaß am Lesen bleibt die gesamten rund 500 Seiten bestehen, sodass man eigentlich immer in froher Erwartung zu dem Buch greift, weil man definitiv wissen will, wie das Ganze ausgeht. Oftmals ahnt man einige Wendungen allerdings. Vor allem vieles rund um die beiden Morde, derentwegen Tobias Sartorius im Gefängnis gesessen hat, ist recht bald ziemlich klar. Einen Abbruch tut diese leichte Vorhersehbarkeit der Geschichte und der Spannung aber nicht. Denn, wie weiter oben erwähnt, wächst sich die Handlung schnell zu weit mehr aus als nur um das Aufklären eines Mordes. So ist „Schneewittchen muss sterben“ ein wirklich guter Krimi, der nur vereinzelte Längen aufzeigt.

Bedingt werden diese Längen nicht unbedingt durch einen eventuell schlechten Schreibstil der Autorin. Vielmehr neigt Nele Neuhaus dazu, viel auszuschmücken und auch unwichtige Dinge lang und breit auszuwalzen. Besonders wenn es um Örtlichkeiten geht, weiß Frau Neuhaus viel darüber zu berichten. Man merkt auf diese Weise auch, dass die Autorin aus der Taunusgegend stammt, in der der Roman spielt. Die vereinzelten Längen kann man der Autorin aber locker verzeihen. Denn sie erzeugen keinerlei Langeweile – erstaunlicherweise. Im Allgemeinen hat Nele Neuhaus einen recht nüchternen und fast schon adjektivarmen Stil. Dieser erzeugt aber genau die richtige Krimi – Atmosphäre. Nichtsdestotrotz kann das Szenario von Beginn an überzeugen, auch ohne viele Adjektive oder seitenlangen Gefühlsbeschreibungen der Figuren. Einzig beim Ende hätte die Autorin sich zurückhalten können. Denn dieses wirkt zu sehr mit Gewalt auf Drama getrimmt, was der Roman gar nicht nötig gehabt hätte.

Die Figuren in Neuhauses Roman sind allesamt recht plastisch und vorstellbar. Allen voran wohl die beiden Protagonisten Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein. Sie sind genau die normalen Ermittler, die man wohl auch im wahren Leben erwarten würde. Sie sind keine Superhelden und auch haben sie keine furchtbare Kindheit hinter sich, die sie zu einem verbitterten oder zynischen Menschen gemacht hätte – wie es in amerikanischen Thrillern ja oft der Fall ist. Vielmehr sind sie stinknormal. Pia lebt mit ihrem Lebensgefährten zusammen auf einem großen Hof mit vielen Tieren und führt ein durchaus als normal zu bezeichnendes Leben. Von Bodenstein ist verheiratet, ahnt aber allerdings, dass in seiner Ehe nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Besonders hoch anzurechnen ist der Autorin in dieser Hinsicht übrigens, dass sie die aufkeimenden Eheprobleme des Ermittlers nicht ellenlang auswalzt. Vielmehr fungiert dieser Umstand als sehr menschlicher Aspekt und als Situation, in die jeder geraten könnte. Die ‚Dörfler‘ erfüllen durchaus das typische Klischee – der autistische Thies Terlinden wird von allen gemieden, die etwas ausgeflippte Amelie sorgt für Lästerstoff und sowieso wollen alle den Mädchenmörder ganz schnell loswerden. Auch einen Wohltäter hat das Dorf. Klischee hin oder her – aber irgendwie ist es in jedem kleinen Kaff doch so oder so ähnlich. Immer.

Alles in allem hat mir „Schneewittchen muss sterben“ überraschend gut gefallen. Im Vorfeld hatte ich tatsächlich mit viel Langeweile gerechnet, da Krimis nicht unbedingt mein Genre sind. Erstrecht keine Deutschen. Nele Neuhaus aber beweist, dass sie durchaus etwas auf dem schreiberischen Kasten hat. Denn dieser Roman ist solide spannend, bietet einige Wendungen und Verstrickungen sowie realistische Figuren, mit denen sich wohl jeder mehr oder minder identifizieren kann. So kann man über die eine oder andere Länge auch wohlwollend hinwegsehen.

40 Bewertungen, 7 Kommentare

  • XXLALF

    08.07.2010, 08:05 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • Pumasun

    24.06.2010, 22:15 Uhr von Pumasun
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse bericht, schön geschrieben. sehr Informativ. weiter so Lg

  • mima007

    24.06.2010, 15:25 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Gruesse, mima007

  • Eiswuerfel

    24.06.2010, 11:07 Uhr von Eiswuerfel
    Bewertung: sehr hilfreich

    wie traurig! *g* lg eiswürfel

  • morla

    22.06.2010, 21:05 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • Sonja_483

    22.06.2010, 20:36 Uhr von Sonja_483
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht würde mich über eine gegenlesung freuen lg

  • Kaddy

    22.06.2010, 17:47 Uhr von Kaddy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Freue mich über Gegenlesungen! Liebe Grüße, Kaddy