Mondaine Herrenuhr Testbericht

Mondaine-herrenuhr
Abbildung beispielhaft
ab 220,98
Auf yopi.de gelistet seit 10/2011

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Erfahrungsbericht von doktorpepper

Geht zu schnell - trotzdem Schweizer Präzision

Pro:

\"Stop to go\"-Effekt, Original Design einer Schweizer Bahnhofsuhr, Schweizer Präzision

Kontra:

Preis von umgerechnet ca. 200 Euro, Lederarmband am Anfang unfexibel, auf normalem Wege nur in der Schweiz erhältlich, keine Extras wie Datumsanzeige

Empfehlung:

Ja

Meine Stammleser werden wissen, dass ich mich für Eisenbahnen interessiere und auch ein großer Fan der Schweiz bin. Letzteres hat in diesem Fall eher sekundär zur Kaufentscheidung beigetragen. Fakt ist, dass ich die Anschaffung einer Armbanduhr im Bahnhofsuhrendesign anstrebte. Nachdem der einzige Laden meiner Gegend, der so etwas führte, nämlich der bahneigene Shop im Stuttgarter Hauptbahnhof, nicht mehr existierte machte ich mich im Internet schlau, wo man diese dann bekommen könnte – aber es war nur die Internetbestellung möglich, weshalb ich darauf verzichtete, eine deutsche Bahnhofsuhr zu erwerben.

In meinem nächsten Schweizurlaub fielen mir in jedem größeren Uhrengeschäft die Schweizer Bahnhofsuhren in Form von Armbanduhren auf. Da mir diese aber preislich aber etwas zu teuer waren erwarb ich später eine etwas kostengünstiger bei Ebay.


Vor dem Kauf sollte man sich immer vergewissern, dass man eine ECHTE Bahnhofsuhr kauft. Auf dem Markt wird vieles als Bahnhofsuhr verkauft – das meiste davon hat aber wenig mit einer echten zu tun. Schweizer Bahnhofsuhren werden ausschließlich von Mondaine verkauft. Das Charakteristische ist:
- das weiße Zifferblatt mit schwarzen Markierungen
- schwarzer Stunden- und Minutenzeiger, roter Sekundenzeiger mit ausgefülltem Kreis am Ende
- keine Zahlen auf dem Zifferblatt

Mit einem Durchmesser von 3,3 Zentimetern ist das Zifferblatt recht groß, so dass die Uhrzeit auch für Sehschwache gut lesbar sein dürfte.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist am Anfang das Lederarmband. Dieses ist wenn man die Uhr neu hat noch so unflexibel, dass sich das Anlegen der Uhr als gar nicht so leicht darstellt. Aber schon recht bald ist dies kein Problem mehr.
Als Geschenk für Kinder ist diese Uhr eher ungeeignet, da die Uhr für die meisten Kinder wohl nicht eng genug einstellbar ist. In die Breite dürfte man allerdings keine Probleme bekommen.

Das Gehäuse der Uhr ist aus rostfreiem Stahl. Abgesehen davon, dass dies einfach
funktionell ist passt das Material auch optisch perfekt zu der Bahnhofsuhr, auch wenn das Original eine solche Umrandung selbstverständlich nicht besitzt.

Ein wichtiger Punkt bei Uhren ist natürlich auch die Genauigkeit. Seit ich die Uhr in Betrieb habe musste ich die Uhr nicht neu stellen. Auch nach Monaten geht sie noch auf die Sekunde genau – Präzision für die die Schweizer eben bekannt sind.

Aber was ist an der Uhr so besonders, dass der Preis von umgerechnet ca. 200 Euro gerechtfertigt wird? Schließlich besitzt sie keine Datumsanzeige oder anderen Schnickschnack. Nun, das Besondere steckt im Detail. Dazu ein kleiner Exkurs:
Jeder von euch stand sicherlich nicht erst ein Mal auf einem Bahnsteig am Bahnhof und wartete auf seinen Zug – auf Deutsche Bahnhöfe trifft das was ich jetzt erzähle übrigens auch zu, wie es in Österreich aussieht weiß ich nicht – und starrt gebannt auf die Uhr. Sicherlich fiel den meisten auch auf, dass der Sekundenzeiger nach Ende der Minute kurz stehen bleibt und sich nichts tut. Nach diesem kurzen Stillstand rückt der Minutenzeiger um eine Minute vor und der Sekundenzeiger läuft weiter.
Dies hat aber auch einen ganz einfachen Grund, der wenigen bekannt ist. Verantwortlich dafür ist Hans Hilfiker, der für die Entwicklung der Bahnhofsuhren war. Damit alle Uhren auf Schweizer Bahnhöfen gleich gingen waren sie zentral gesteuert. Er beschleunigte den Sekundenzeiger, so dass dieser für eine Umdrehung nur 58,5 Sekunden benötigte. Da er zu schnell läuft stoppt er für eineinhalb Sekunden bei der 12. Zur vollen Minute wird über das Stromnetz ein Minutenpuls übertragen und der Minutenzeiger springt eine Minute weiter.
Und das ist es, was diese Armbanduhr – zumindest vom optischen Ablauf – auch macht. Ich nehme an, dass das den hohen Preis verursacht, denn sicherlich ist dafür ein komplizierteres Uhrwerk nötig. Jedenfalls ist dieses Merkmal im Namen der Uhr durch das „Stop to go“ zu erkennen.
Für Laien wird das sicherlich nicht den hohen Preis rechtfertigen, denn einen praktischen Nutzen hat man hiervon ja eigentlich nicht. Aber Eisenbahnfans werden begeistert sein und gerade an diese richtet sich diese Uhr auch. Die Schweizer von Mondaine haben einfach an alles gedacht.

Mit der Uhr erwirbt aber auch gleich ein Stück anerkannter Kunst. Die Schweizer Bahnhofsuhr ist nämlich auch unter anderem im Museum for modern art in New York zu sehen.

Zur Bedienung gibt es nicht viel zu sagen. Da sie keine Extras hat kommt so mit einem Rädchen aus und bedient sich wie jede andere solche Uhr auch: Rädchen rausziehen - drehen - wieder reindrücken - fertig.



~FAZIT~

Diese Uhr ist einfach ein Meisterwerk Schweizer Uhrmacherkunst. Für Laien sind die 200 Euro sicherlich rausgeschmissenes Geld, aber Eisenbahnfreaks werden begeistert sein. Auch wenn es eigentlich ein Widerspruch ist, bei einer Uhr, die zu schnell läuft (wobei sie es jede Minute ja wieder ausgleicht) von Präzision zu sprechen – die Uhr geht einfach genau – und das auch nach Monaten.
Aufgrund des Preises vergebe ich nur vier Sterne und spreche für Eisenbahnfanatiker eine absolute Kaufempfehlung aus. Allen die dies nicht sind rate ich zum Kauf einer anderen Uhr – kann ja auch eine Bahnhofsuhr ohne „Stop to go“ sein.

© doktorpepper
18. Mai 2003 für Ciao
27. Oktober 2003 für Yopi