Hitman: Contracts (Action PC Spiel) Testbericht

ab 16,76
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Erfahrungsbericht von ocirnes

Einmal selber Auftragskiller sein

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Der Auftragskiller geht wieder um. Zum dritten Mal (PS2 und Xbox Besitzer zum zweiten Mal) können sich PC-Spieler wieder an allerlei Morden in der Rolle des Hitman betätigen. Nach Hitman: Codename 47 und Hitman 2: Silent Assassin kommt nun Hitman: Contracts und auch in der neusten Version schleicht oder ballert man sich wieder durch die Level und schaltet Zielpersonen aus oder stellt Beweismaterial sicher. Neben der Frage, ob man es als Spiel ansehen kann, einen Auftragmörder zu steuern, muss auch ganz klar gesagt werden, dass dieses ungekürzte Spiel (auch in der DV) definitiv nichts in Kinderhänden zu suchen hat. So blutig ging es lange nicht mehr auf dem Schirm in einer deutschen Version zu. Dann bleibt nur noch die Frage nach den spielerischen Neuerungen, die einen Preis von 45 € rechtfertigen sollen. Bei der Verpackung gibt es eine Standard-DVD-Box, deren Inhalt auch nicht gerade spendabel ausfällt. Neben 2 Spiel-CDs liegt lediglich eine kleine Werbeinformation zum offiziellen Lösungsbuch und ein etwa 20 seitiges Handbuch dem Spiel bei, welches zwar in Farbe gehalten ist, allerdings sehr klein gedruckt und lediglich die wichtigsten Sachen werden grob erläutert. Für Hitman-Neueinsteiger auf jeden Fall zu wenig.

Die Leiden des Hitman

Das Intro des Spiels deutet Schreckliches an. Der Hitman ist angeschossen und hat sich nur mit Mühe und Not in Sicherheit bringen können. Doch er schwebt zwischen Realität und wirren Träumen der Vergangenheit. Was hier so klingt, wie eine schwache Fernsehserien-Episode, wurde nun schon beim dritten Hitman-Teil angewendet. Während der Hitman also - mit Hilfe eines anfangs unbekannten - ums Überleben kämpft - erinnern ihn die unterschiedlichsten Berührungen, Gefühle, etc. an vergangene Aufträge, die es dann jeweils zu meistern gilt und damit doch stark an Tomb Raider - Die Chronik erinnert. Hier wurde mit einer ähnlich dünnen Story versucht ein Haufen eigentlich im Papierkorb zur Löschung vorgesehener Level noch gewinnbringend an die Käufer zu bringen.

Und so schön anschaulich die Videos auch die Missionen des Hitmans beim Kampf ums Überleben immer unterbrechen, so sehr hat man schon von Anfang an das Wissen, dass er überleben wird, da ein Hitman 4 schon in Arbeit ist. Dass die einzelnen Missionen, insbesondere die ersten, nicht gerade sehr viel miteinander zu tun haben, versteht sich da von selbst.


Vom Fleischerhaken bis zum Sniper

Das Waffenarsenal wurde in Contracts mal wieder um einige Mordinstrumente erweitert. Neben allerlei speziellen Tötungsmöglichkeiten für die einzelnen Opfer, kann der Hitman auf ein umfangreiches Waffenarsenal zurückgreifen. Da wäre beispielsweise ein Fleischerhaken, eine Betäubungsspritze und die bekannte Klavierseite - allerdings ist es damit noch immer recht umständlich, einen Gegner zu erwischen, da man sehr genau hinter diesem stehen muss. Dazu gibt es dann noch allerlei Pistolen, MGs, Shotgungs, Uzis bis hin zum Scharfschützengewehr im handlichen Reisekoffer. Damit kann man unter den Gegnern ordentlich aufräumen, was mitunter auch gar nicht so schwer ist, da sich diese stellenweise im Kampf recht dumm anstellen. Anfangs wird man noch sehr schnell zusammengeschossen, doch später kann man sich sogar schon fast recht einfach durch die Maps ballern, wenn man nur mal an die stärkeren Waffen gekommen ist. Die KI leistet da ihre übliche Hilfestellung. So laufen die Feinde gerne, wie an einer Perlenschnur aufgezogen, auf den Spieler zu und werden nacheinander durchsiebt. Einige Gegner verlieren wohl auch die Kontrolle über sämtliche Wege und schaffen es mitunter nicht, den Spieler zu erreichen, Hochklettern an Leitern ist stellenweise für einige Gegner ein Ding der Unmöglichkeit und sie huschen lieber unten wie ein aufgescheuchtes Huhn herum. Auch immer wieder zu beobachten: Die Gegner reagieren gar nicht, wenn etwas weiter weg ein Kollege getroffen wurde und sie warten dann, bis sie an der Reihe sind. An anderen Stellen ist die KI jedoch deutlich zu clever. Da wird man in einem Hochhaus hinter einem Fenster von der Straße (bei Nacht) sofort erkannt, wenn man auch nur den Kopf wenige Zentimeter über das Fenster hebt. Auch in Sachen \"verdächtige Aktionen\" haben die Feinde Argusaugen und sehen sehr viel, reagieren verdammt fix und haben einen sofort aus den unerklärlichsten Gründen enttarnt. Zusätzlich kann der Hitman noch auf einen Fernglas zum Auskundschaften der Umgebung, ein Nachtsichtgerät und Dietriche zum Knacken von verschlossenen Türen zurückgreifen.

Handhabung des Spiels

Bei der Steuerung gibt es Positives und Negatives zu berichten. Diese wurde etwas verbessert, ist allerdings noch immer nicht perfekt und stellenweise noch recht schwammig. Neu ist die 1st-Person-Ansicht, so dass man nun aus \"gewohnter Umgebung\" zielen kann, auch für den Rundumblick ist diese Ansicht sehr gut geeignet. Gesteuert wird der Hitman über WASD und die Maus sorgt für den nötigen Rundumblick. Im übersichtlichen Inventar (rechte Maustaste) können Waffen und Gegenstände ausgewählt, aber leider nichts kombiniert werden. Sehr wichtig ist auch, dass man nicht gleich mit der Waffe im Anschlag in jeden Raum geht, sondern diese möglichst immer im Mantel versteckt hält. Bewegt man sich in die Nähe interessanter und manipulierbarer Objekte, angefangen beim Stromkasten, Türen über Waffen bis hin zu Gegner, dann kommt - wie gewohnt - ein kleines Kontextmenü, worin man mit Benutzen (E) wechseln kann und mit Hoch/Runter bzw. W/S den entsprechenden Punkt auswählen kann. Hier kommen mitunter mehrere Punkte zusammen, wie Tür öffnen, Gegner wegziehen und Waffen nehmen. Allerdings verursacht das Menü auch mitunter den ein oder anderen Fluch, da die angebotenen Optionen nie eine feste Reihenfolge haben und man so versehentlich die Klamotten angezogen hat, statt die Waffe zu nehmen. Einige Shortcuts hätten sicherlich nicht für solche Aktionen nicht geschadet und mehr mögliche Interaktionsobjekte ebenfalls nicht. Damit man auch immer den Überblick hat gibt es eine praktische Karte, die alle Gegner und wichtigen Orte/Objekte anzeigt. Sie ist sehr übersichtlich gehalten stellt das Onscreen-Geschehen in Echtzeit an. Die Zielobjekte werden als rote Kreise angezeigt, allerdings kam es beim Spielen mehrfach vor, dass diese plötzlich verschwunden waren, obwohl der Gegner den Ort nicht verlassen hatte.

Grafik & Sound

Grafisch kann Hitman Contracts nicht wirklich überzeugen. Es wurde die gleiche Engine wie im Vorgänger ohne große Neuerungen verwendet, wenn man mal von Kleinigkeiten wie sehr schönen Spiegellungen in allen Größen von Blutlachen absieht. Darin sieht die Umgebung deutlich besser, als sie ansonsten ist. Die Umgebungsqualität schwankt sehr stark. So sehen viele Gebäude/ Gebiete von außen nicht schlecht aus, aber spätestens bei der Nahansicht der Texturen ist Schluss mit lustig. Hier zeigt sich die simultane Veröffentlichung auf PC & Konsole sehr stark. Die Innenräume sind auch sehr unterschiedlich. So sieht beispielsweise das Fischrestaurant sehr schön aus, wenn man sich dagegen jedoch so manche Räume in anderen Gebäuden ansieht, dann erlebt man dort die Textur- und Detailarmut von vor vielen Jahren. Neben den Splattereffekten und Tötungssequenzen fallen auch die Rag-Doll-Animationen auf, wodurch die Gegner nicht mehr ganz so starre Leichen sind und sich beispielsweise wunderbar in einen kleinen runden Gully befördern lassen. Allerdings wurde die Physikengine ansonsten nur sehr spärlich verwendet und kann z. B. mit einem DeusEx nicht mithalten. Tische, Stühle und andere Objekte sind wie festgenagelt. Wer ein sehr starkes Ruckeln im Spiel feststellt und mit Frameraten von 20 und weniger zu kämpfen hat, der sollte mal den \"Post Filter\" in den Optionen ausschalten, was bis zu 300% mehr Frames bringt. Der Sound ist recht düster (leider nicht in die orchestrale Richtung) und schafft eine beieindruckend stimmige Atmosphäre. Hier hat Jesper Kyd (siehe unser Interview) wieder sehr ordentliche Arbeit geleistet. Die deutsche Sprachausgabe ist gar nicht so schlecht und stört zumindest nicht die Atmosphäre, allerdings wäre eine Multilingual-Version, wenn das Spiel schon ungeschnitten auf den Markt kommt, das I-Tüpfelchen gewesen.

Meinung - Darf es auch etwas mehr sein?

Ich bin etwas enttäuscht vom neuen Hitman. Irgendwie hat man sehr stark das Gefühl, überwiegend nur recyceltes Material zu bekommen. Die Grafik ist durchwachsen und auf jeden Fall verbesserungswürdig, was sich insbesondere in so mancher karger Ausstattung der Räume bemerkbar macht. Auch die Steuerung ist nicht ganz optimal und einige Missionen mehr und eine richtige Story hätten auch nicht geschadet. Ebenso werden Einsteiger über ein fehlendes vernünftiges Tutorial fluchen. Aber auf der anderen Seite sind die Level sehr offen gestaltet und bieten die unterschiedlichsten Lösungsansätze. Egal, ob man Ballern oder \"Knobeln\" will, beide Wege führen zum Ziel. Warum allerdings Ballern im späteren Verlauf immer einfacher wird, ist schon etwas komisch, liegt aber auch mit an der stellenweise arg schwachen Kampf-KI. Die Gegner rennen mitunter stur und blind in ihr eigenes Verderben. Auf der anderen Seite fliegt die Tarnung teilweise so schnell auf, dass man es gar nicht glauben mag. Wieso wurde man jetzt gerade erkannt? Man hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und die Person konnte einen definitiv nicht kennen. Hier wäre neben dem kleinen \"Warnbalken\" noch eine generelle Infoanzeige wünschenswert gewesen. Warum außerdem plötzlich die Tarnung einfach so auffliegt, obwohl die Stellen, wo der ehemalige Träger der Kleidung liegt, nie von einer Wache auch nur im entferntesten angesteuert wird, wird ein Geheimnis der Programmierer bleiben. Wer also keinen Skrupel vor dem Spielinhalt hat und auch mal gerne wieder etwas Hitman-Nostalgie erleben will, der kann ruhigen Gewissens zugreifen- hier gibt es mehr der beliebten Mischung. Alle anderen Spieler, die Hitman noch nicht kennen, können genauso gut zur preiswerten Premier Collection von Teil 2 greifen. Die sieht nicht viel schlechter aus und kostet deutlich weniger.

Hardware: 800Mhz, 128 MB RAM, 32 MB D3D T&L, HD 2000 MB