Die Brücke - Transit in den Tod (DVD) Testbericht

ab 18,09
Auf yopi.de gelistet seit 05/2012
5 Sterne
(0)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von mima007

Die Tragödie der Cops am Öresund: großartige TV-Krimiserie

4
  • Action:  viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

spannend, temporeich, wendungsreich, passables Bonusmaterial, guter Sound, gutes Bild

Kontra:

mittelmäßiger Ton, keine Untertitel, unplausible Wendungen des Plots

Empfehlung:

Ja

Mitten auf der Öresundbrücke zwischen Schweden und Dänemark liegt die Leiche einer Frau. Das Makabere daran: Eine Hälfte des Körpers gehört zu einer schwedischen Politikerin, die andere zu einer dänischen Prostituierten. Ein dänisch-schwedisches Ermittlerduo soll das Verbrechen aufklären: Martin, ein entspannter Familienmensch und Single-Frau Saga, die eher auf harte Fakten setzt als auf Empathie. Doch der Doppelmord ist erst der Anfang einer Reihe unvorstellbarer Gewaltakte.

Der Täter, ein moralisch motivierter Terrorist, will auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Eine dramatische Verfolgungsjagd durch das gesamte Gebiet rund um den Öresund beginnt und er ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Wird es Martin und Saga dennoch gelingen, seinen perfiden Plan zu durchkreuzen? Eines ist sicher - am Ende wird nichts mehr so sein, wie es war. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Bron | Broen | The Bridge (DK, SE 2011)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
EAN: 4029759076254
VÖ: 13. April 2012
FSK: ab 16
Länge: ca. 565 Min. = 9 h 41 min
Regisseure: Charlotte Sieling, Lisa Siwe, Henrik Georgsson
Drehbuch: Mans Marlind, Hans Rosenfeldt
Musik: Johan Söderqvist, Patrik Andrén, Uno Helmersson
Darsteller: Sofia Helin (Saga), Kim Bodnia (Martin), Dag Malmberg (Hans), Christian Hillborg, Ellen Hillingso, Magnus Krepper, Puk Scharbau, Emil Birk Hartmann u.a.


Handlung: DVD 1 (Episoden 1 + 2)

Die gigantische neue Brücke über den Öresund verbindet Dänemark mit Schweden. Plötzlich geht die Beleuchtung aus, das Bauwerk ist in Dunkel getaucht - bis auf ein kleines Licht in der Mitte… Als das Licht wieder angeht, werden die Polizisten aus Dänemark und Schweden herbeigerufen. Genau auf dem Grenzstrich liegt eine Frauenleiche. Nicht irgendeine, denn der Oberteil stammt von einer bekannten schwedischen Politikerin, der Unterteile von einer dänischen Prostituierten.

Was hat das zu bedeuten, fragen sich der gemütliche dänische Kommissar Martin Rohde und die weitaus weniger gemütliche schwedische Kommissarin Saga Norén. Nachdem Rohde eine Ambulanz mit einem Herzpatienten durchgewunken hat, merkt er schnell, dass seiner neuen "Kollegin" jede sozaile Kompetenz und jegliches Mitgefühl fehlt. Sie behauptet, er habe einen Tatort verunreinigt - oder sonstwas Schlimmes. Eiskalt reicht sie eine Beschwerde gegen ihn ein.

Er lässt sie lieber nicht wissen, dass er wegen einer frischen Vasektomie Unterleibsschmerzen hat, und kehrt zu seiner Familie zurück. Sein Sohn August aus erster Ehe zockt am PC und tauscht im Internet-Chat Nachrichten mit einer gewissen "Frida" aus. Hätte Martin Rohde ihm mal über die Schulter geschaut, hätte er eine folgenschwere Ermittlungspanne verhindern können…

Saga Noren findet Folgendes heraus: Die Schwedin ist die ehemalige Staatsanwältin Kerstin Ekvall, die Dänin wurde bereits vor einem Jahr eingefroren. Der Mörder muss seine Tat schon sehr lange geplant haben. Saga ahnt nicht, wie lange…

Rohde sagt ihr, wer Monique Brammer, die Dänin, war. Kaum haben sie den Fall gemeinsam zugeteilt bekommen, entdecken sie, wem der Wagen gehört, der zum Leichentransport benutzt wurde: Er gehört dem Enthüllungsjournalisten Daniel Verbej, der bei "Aftenposten" in Malmö arbeitet. Er fällt aus allen Wolken, als die Cops ihn durchleuchten wollen, doch dann setzt er sich in seinen Wagen - und die Schlösser klicken zu. Er ist eingesperrt - mit einer tickenden Zeitbombe…

Mein Eindruck

Schon in diesem Auftakt zur vielgerühmten Serie muss der Zuschauer aufpassen, dass er alles mitbekommt. Es bleibt keine Zeit, sich zu wundern, was für eine Soziopathin Saga Norén im Grunde ist oder wie nett doch dieser Martin Rohde ist. Vielmehr ist es schon hier wichtig zu registrieren, welche Rolle Daniel Verbej als Vertreter der Medien zugewiesen wird - von den Cops ebenso wie von dem "Wahrheitsterroristen" selbst. Daniel, dessen Darsteller aussieht wie der junge August Diehl, bleibt uns fast bis zum Ende der Serie erhalten, denn er spielt eine zentrale Rolle als Vermittler und Gewissen.

Außerdem beginnen einige Nebenhandlungen, die noch gar nichts mit der zentralen Story zu tun haben. Da ist Charlotte, die Gattin eines Fabrikanten, der einen Herzinfarkt erlitten hat. Ihn lässt sie jetzt am Tatort vorbei über die Brücke nach Malmö ins Krankenhaus fahren - als gäbe es in Kopenhagen keine Herzklinik. Martin Rohde wird ihr später einen folgenreichen Besuch abstatten.

Und da ist der machomäßig aufgetakelte Stefan Lindberg, der wie ein Wiedergänger der Seventies aussieht. Warum sammelt er Frauen auf und versteckt sie in Häusern auf dem Land? Was macht er dort mit ihnen? Er scheint einer Sozialberatungsorganisation anzugehören, aber diese Tätigkeit kann man auch zu privaten Zwecken missbrauchen…

Handlung: DVD 2 (Episoden 3 + 4)

Der Mann, der hinter dem Anschlag auf Daniel Verbej und den Morden an der Schwedin und der Dänin steckt, hat nicht nur den Cops Botschaften hinterlassen. Er macht diese Informationen auch im Internet in Echtzeit verfügbar. Schon bald merkt die Bevölkerung, alarmiert durch die Medien, dass etwas Großes im Gange ist. In der Tat: Der Täter hat fünf Taten angekündigt, und die Doppelleiche war nur die erste. Der Sprecher der Sprachaufnahme sagt, die Aufnahme sei bereits vor dreieinhalb Jahren entstanden…

Doch worin besteht das Motiv des Täters? Er scheint eine Art Sozialterrorist zu sein, der erst behauptet, "vor dem Gesetz gibt es keine Gleichheit", und dann Daniel Verbej, seinen "beglückten" Journalisten des Vertrauens, mit Dokumenten bombardiert, die diese These untermauern sollen. Die erste Gruppe von Unterprivilegierten sind demnach Obdachlose.

In diesem Milieu betätigt sich Stefan Lindberg als Sozialbetreuer. Eines Morgens findet er seine eigene Schwester Sonja vergiftet vor und bringt sie in letzter Sekunde ins Krankenhaus von Malmö. Zur gleichen Zeit erfahren Martin Rohde und Saga Norén von einer ganze Serie vergifteter Obdachloser. Während Daniel Verbej im TV über den "Wahrheits-Terroristen" berichtet, erfahren Martin und Saga von dem live gesendeten Video-Feed im Internet, das einen weiteren Obdachlosen zeigt.

Es handelt sich um einen gewissen Björn Rasmussen, der da gefesselt auf dem Stuhl vor einer ferngesteuerten Kamera sitzt und an seinen Fesseln zerrt. Sagas Internetexperte John erkennt, dass der Gefesselte ständig mit den Augen zwinkert und dass er dabei den Morsecode benutzt! Der Mann war Seemann und will den Cops etwas mitteilen. Kaum haben die Cops mithilfe eines Codespezialisten die Botschaft verstanden, gelingt es Rasmussen, sich loszureißen und zu fliehen. Sie müssen ihn finden, bevor der Mörder es tut…

Mein Eindruck

Allmählich wird klarer, was der Wahrheitsterrorist eigentlich will: aufrütteln und etwas bewegen. Dass er die Bevölkerung in Bewegung versetzt, wird in den kommenden Folgen wesentlich deutlicher dargestellt. Noch ist das Geflecht der Beziehungen des Täters zu den anderen Figuren meist in Dunkel getaucht.

Dafür dürfen wir uns weiterhin über das absonderliche Sexualleben Saga Noréns wundern, die einfach in den Nachtklub geht und den erstbesten Kerl, der ihr gefällt fragt, ob er mit ihr Sex haben möchte. Anton heißt der Glückliche, aber das ist für sie unerheblich. Er ist lediglich eine Art Dienstleister. Wir werden ihn später mehrfach wiedersehen. Ist er Mister X?

Endlich kommt hier Actionstimmung auf. Das ist aber noch gar nichts gegen das, was noch folgen soll.

Handlung: DVD 3 (Episoden 5 + 6)

Anja, etwa 14 Jahre alt, streunt durch Malmös Straßen. Ihre Mutter bestraft sie mit Liebesentzug dafür, dass ihr Vater ihre Mutter für eine andere verlassen hat. Schon einmal ist die Streunerin als Ladendiebin erwischt worden. Nun sucht sie Unterschlupf bei Lasse Jönsson, der so eine Art Sozialarbeiter zu sein scheint. Aber als er ihr Obdach gewährt, schließt er die Wohnungstür hinter ihr ab.

Er meditiert und am nächsten Morgen bekommt er ein Paket geliefert. Da erfährt sie seinen Namen. Im Paket befindet sich ein japanisches Kampfschwert, eine katana. Er scheint damit umgehen zu können. Leider ist mit der Zustellung auch ein Auftrag verbunden, und wenig später muss ein bestimmter Psychiater mit seinem Leben bezahlen. Doch Lasse Jönsson schafft es nicht mehr, seppuku zu begehen, bevor er von Sicherheitskräften überwältigt wird.

Björn Rasmussens Morsecode lieferte den Cops die Lage eines Gebäudes. Dort entgehen Martin Rohde und Saga Norén nur um Haaresbreite dem Tod. Doch warum hat der Täter Martin verschont? Weiß die aus dem Koma erwachte Obdachlose Sonja Lindberg mehr über Mister X, denn schließlich ist sie eine wichtige Zeugin?

Fünf Kopenhagener Polizisten werden unterdessen vom Vorwurf des Totschlags bzw. Misshandlung eines Festgenommenen freigesprochen. Während der Vater des getöteten Muslim auf Versöhnung bedacht ist, sinnt der Bruder, Saif (arab.: der Säbel), auf Rache. Diese bietet sich ihm unverhofft, als einer der fünf, der eigentlich gegen sie aussagen sollte, unvermittelt im Heizungskeller von Saifs Ladengeschäft auftaucht. Nach einem anonymen Hinweis und mit dem entsprechenden Schlüssel findet Saif Zugang zu dem entführten Polizisten. Was wird Saif mit Henning Tolstrup tun?

Die Streunerin Anja hat den Auftraggeber Lasse Jönssons gesehen, finden Martin und Saga heraus. Diese News gibt auch Martins Sohn August an seinen Chat-Kontakt "Frida" weiter. Ein verhängnisvoller Fehler, denn da "Frida" nur ein Pseudonym ist, gerät die Streunerin unversehens ins Fadenkreuz des Killers…

Mein Eindruck

Zunehmend kommt Bewegung in die Handlung, denn die Etablierungsphase ist weitgehend abgeschlossen: Wir kennen nun die wichtigsten Akteure, neue kommen kaum noch hinzu. Mit viel Actionaufwand wird der erste Spannungsbogen abgeschlossen, doch bereits ein zweiter aufgebaut. Henning Tolstrup ist ein Todeskandidat, wie es scheint, denn es ist zweifelhaft, ob er seinen Aufenthalt in Saifs Heizungskeller lebend beenden wird.

Zugleich verschiebt sich der Fokus von Malmö nach Kopenhagen. Martin Rohde hat dort bekanntlich jahrelang seine Arbeit bei der Kripo getan. Die Polizeipräsidentin Lillian bekniet ihn, nichts zu verbocken und wird doch zugleich durch den Freispruch von fünf ihrer subalternen Kollegen ins Zwielicht gerückt: Das Quintett hat einen Muslim getötet, wird aber freigesprochen. Gab es bei der Kopenhagener Kripo noch mehr solche faulen Eier? Worauf wir wetten können!

Handlung: DVD 4 (Episoden 7 + 8)

Was, wenn der Killer ein Polizist ist? Diese bange Frage überschattet fortan die Suche nach dem wahren Mörder und Drahtzieher, den man den "Wahrheitsterroristen" bezeichnet. Denn weil die Suche nach Anja verraten worden ist, vermuten die Cops in ihren Reihen einen Maulwurf. Ist Daniel Verbej, der Journalist, ein Komplize des Terroristen? Martin Rohde setzt unsaubere Methoden ein, um dahinterzukommen, und Daniel erleidet eine Nahtoderfahrung, die ihn läutert. Leider zu spät.

Der Terrorist hat einen Schulbus mit Kindern entführt und droht, sie eins nach dem anderen zu töten, sollten die Filialen von bestimmten Ausbeuterfirmen nicht innerhalb einer Frist in Flammen aufgehen. Auch Daniel beteiligt sich am fröhlichen Abfackeln und hofft, so ein Kinderleben retten zu können. Das gelingt ihm sogar. Aber er verliert seinen Job. Und dann sein Leben.

Endlich findet man den Maulwurf in den eigenen Reihen, doch es kommt zu einem blutigen Showdown. Aber ist er der gesuchte Wahrheitsterrorist oder nur ein weiterer Helfer? Martin Rohde beschleicht ein finsterer Verdacht.

Mein Eindruck

Entgegen unseren Erwartungen sind Martin und Saga immer noch kein paar, und das ist auch gut so: Erstens braut sich bei ihm daheim Ungemach zusammen und zweitens ist sie trotz seiner unbeholfenen Therapieversuche immer noch viel zu soziopathisch, um ihm eine Hilfe zu sein.

Die ersten Hauptfiguren müssen ins Gras beißen, allen voran Daniel Verbej, der die Grenzlinie des unbeteiligten Journalisten zum aktiven Terroristenhelfer überschreitet. Folglich fliegt er aus der Redaktion raus. Die Maulwurfsjagd in den eigenen Reihen, ein aus britischen Cop-Serien sattsam bekanntes Motiv, findet endlich ihren actionreichen Abschluss. Doch mit Martin Rohde bezweifeln wir zu Recht, dass hier Mister X gestellt wurde.

Unterdessen taucht an der Seite von Martins schwangerer Frau Mette ein netter Software-Vertreter namens Sebastian auf. Hat er wirklich lautere Absichten und will bloß Software verkloppen, oder dient dies nur als Vorwand, um über Mette an Martin ranzukommen? Und welche Rolle spielt das Blut in Stefan Lindbergs Wohnung, das Martin in einer Bodenritze findet?

Handlung: DVD 5 (Episoden 9 + 10)

Trotz gegenteiliger Behauptungen ist die Vergangenheit keineswegs tot. Das muss auch Martin Rohde auf die harte Tour lernen, als sie ihn ein ums andere Mal einholt. Zurück zum Anfang des Falles auf der Belt-Brücke: Dies war die Stelle, an der eine von Martins vielen Geliebten und Frauen tödlich verunglückte. Mikaela jedoch war die Gattin eines ehemaligen Kollegen, der aus der Truppe wegen Fehlverhaltens ausgeschlossen worden war, doch sie wollte ihn verlassen.

Martin war bislang der Überzeugung, dass dieser Jens Selbstmord begangen habe. Doch wegen des fehlenden Kopfes konnte man die Leiche, die man für Jens hielt, nie hundertprozentig identifizieren. Nun zeigt sich, dass Jens lebendiger denn je ist. Und jens schlägt zu, indem er nicht nur August Rohde in eine Falle lockt, sondern auch Martin Frau Mette, die Zwillinge erwartet, entführt.

Martin Rohdes Leben droht, sich in Nichts aufzulösen, stellt der Cop voll Wut fest. Und genau das ist es, was Jens bezweckt, als er Martin von Treffpunkt zu Treffpunkt lotst, immer weiter Richtung Belt-Brücke. Doch Saga Norén ist inzwischen misstrauisch geworden, was ihren dänischen Kollegen anbelangt, und folgt ihm auf den Fersen…

Mein Eindruck

Ein donnernder Abschluss, wie man ihn seit David Finchers "Sieben" nicht mehr gesehen hat! Genug verraten.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 16:9 - 1.77:1 (anamorph)
Tonformate: Schwedisch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Dänisch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Sprachen: D, Dänemark, Schweden
Untertitel: keine
Code: alle Regionen

Extras:
- Interviews mit den Machern, Regisseuren und Darstellern
- Hinter den Kulissen
- Trailershow

Mein Eindruck: die DVD

Das Bild ist gestochen scharf, sofern man dies von der Bildauflösung einer DVD noch behaupten darf. Doch die Farben sind alle einer Bleichkur unterzogen worden, so dass man eine kühle Stimmung präsentiert bekommt, die nur punktuell Wärme aufweist, so etwa in Martin Rohdes Zuhause. Auch auf diese Weise wird die emotionale Reaktion des Zuschauers unterschwellig gesteuert, ebenso wie durch die kaum vorhandene Musik.

Der Ton entspricht mit seinem Standard DD 2.0 dem eines guten Fernsehers und erfüllt keine höheren Ansprüche. Wie bei ZDF-Serien üblich gibt es keinerlei Untertitel.

EXTRAS

1) Interviews mit den Darstellern (ca. 9:00 min)

Verteilt auf die ersten beiden DVDs finden sich diverse Interviews. Auf DVD 1 kommen die Darsteller selbst zu Wort und verraten uns, dass Vertreter der dänischen und der schwedischen Polizei das Drehbuch gelesen und freigegeben hätten. Insofern könne man von einer relativ realistischen Fiktion ausgehen.

Kim Bodnia, der Martin Rohde verkörpert, sieht ganz wie seine Figur aus, ist aber noch viel freundlicher. Sofia Helin sieht ganz anders aus als Saga Norén, nämlich wie ein strahlender, blonder Engel. Sofia hat Bücher über Sagas Zustand gelesen und erprobte selbst deren Fehlverhalten (mit kuriosen Ergebnissen). Aber Saga sei schwer zu verstehen, sagt sie: "Sie arbeitet mit anderen Hirnregionen als ich."

Das ist kein Wunder: Saga weist alle Merkmale eines männlichen Gehirns auf, Martin Rohde hingegen die eines weiblichen. Raffiniert, dieser Tausch von weiblich und männlich! (Mehr Infos dazu in meinem Bericht zu Allan und Barbara Peases Buch "Warum Männer nicht reden und Frauen schlecht einparken".)

Dag Malmberg, der Darsteller des Hans Petersson in der Malmöer Kripo, wundert sich, warum es so lange gedauert hat, bis die schwedischen mit den dänischen Krimimachern zusammenarbeiteten. "Die Schweden bewundern nämlich die dänischen TV-Serien sehr, besonders die Drehbücher", verrät er.

2) Interview mit den Machern (8:30 min)

Der Däne und der Schwede lassen sich über die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen ihren beiden Völkern und Kulturen aus, die sie in ihrer Serie nutzbringend verarbeiten wollten. Sie wollten sehen, ob die Polizei- und andere Organisationen Dänemarks und Schwedens in der Lage wären, einen solch verzwickten Konflikt zu lösen. Den Versuch wollten sie sowohl amüsant als auch spannend darstellen.

3) Interviews mit den 3 Regisseuren Charlotte Sieling, Lisa Siwe, Henrik Georgsson

Die Regisseure sind sich einig, dass die Serie einen vielschichtigen Plot mit gegensätzlichen Hauptfiguren aufweist. Die Serie präsentiert die Sichtweise auf die Region am Öresund, die nicht völlig realistisch ist, sondern ein eigenes fiktionales Universum darstellt. Schon der Start der Story sei ziemlich extrem.

Charlotte Sieling berichtet von anfänglichen Budgetkürzungen, die von einem Aufschub aller Arbeiten gefolgt wurden. Diese Pause wurde zu einem Neu-Überdenken der Interpretation genutzt, um eine klare Sichtweise zu entwickeln. Ansonsten seien sie bei der Arbeit frei und unabhängig gewesen. Der Kameramann schließlich gibt zu Protokoll, dass es einen Alarm auslöste, wenn eine Aufnahme optisch zu gewöhnlich und klischeehaft aussah. Alle solchen Klischeebilder wurden gelöscht. Und das Ergebnis kann man ein ums andere Mal bewundern.

4) Hinter den Kulissen (3:30 min)

Dieser kurze Beitrag zeigt die Vorbereitungen an drei Szenen, in denen "Martin Rohde" und die Polizeipräsidentin "Lillian" zu sehen sind. Der Informationswert hält sich stark in Grenzen.

5) "DVD-Highlights bei Edel Motion" (6 min)

Eine selbstablaufende Trailershow zu folgenden Serien-DVDs:

a) "Nordlicht" (siehe meinen Bericht)
b) "Kommissarin Lund" 2. Staffel (5 Folgen, 1 Fall)
c) "Verdict Revised" Staffel 2 (12 Folgen, s. meinen Bericht zu Staffel 1)

Unterm Strich

Der verschlungene Plot besteht, wie die RegisseurInnen klar erkannt haben, aus mehreren Ebenen, die es nun säuberlich aufzudröseln gilt. Die Geschichte beginnt anscheinend mit dem Auftakt zu einer beispiellosen Terrorismusserie, die aus fünf Abschnitten besteht, die den fünf DVDs zugeordnet sind. Dieser Aufbau erinnert an die fünf Akte der klassischen Tragödie. Es ist aber fraglich, ob sich die Serie sinnvoll auf diese Struktur abbilden lässt.

Denn nach der Mitte des dritten Aktes erweist sich die Terroristentehorie zunehmend als brüchig. Die Akte des Täters werden unmenschlicher, zugleich aber sinnloser. Martin Rohde beschleicht ein finsterer Verdacht: Dass er selbst nämlich die eigentliche Zielscheibe des Täters ist. Somit erscheint die ach so hehre Serie des Wahrheitsterroristen nur als vorgeschobene Kulisse, um einen ganz persönlichen Racheplan in die Tat umzusetzen.

Es ist klar, dass dieser Plan ein wahres Genie und jahrelange Planung erfordert. Der Täter müsste zudem die Befehlsstrukturen der dänischen wie auch der schwedischen Polizeiorganisationen von innen heraus kennen. Das trifft nur auf eine handverlesene Gruppe von Menschen zu. In diesem exklusiven Kreis muss der Täter bereits Martin Rohde kennen, denn sonst hätte er ihn bereits getötet, als Martin unter ihm am Boden lag.

Die Brücke über den Öresund ist das Symbol dieses kreisförmigen Plots: Was dort (in der Darstellung der ersten Folge) begonnen hat, muss dort auch zum Abschluss gebracht werden. Wie erwähnt, gemahnt dieser Showdown in seiner gnadenlosen Stringenz an den Schluss von David Finchers "Sieben".

Die Umkehrung

Kein Plot kann ohne Figuren und deren Beziehungen funktionieren. Nur so ist er für Menschen von Interesse (Roboter haben dazu wohl eine andere Meinung). Martin Rohde und Saga Norén ist das gegensätzliche Paar der Hauptfiguren. Ein Däne und eine Schwedin, beide Cops, doch damit hören die Gemeinsamkeiten auf. Entgegen ihrem äußeren Geschlecht verhält sich Saga wie ein Mann und Martin wie eine Frau. Das führt zu ebenso kuriosen wie interessanten Szenen und Gefühlseffekten. Darf eine Frau einfach in eine Bar gehen und einen Kerl abschleppen, weil sie mit ihm Sex will? Wäre sie ein Mann, würde sich kaum einer was dabei denken.

Martin erscheint uns zunächst wie Sags Retter und Helfer, eine Art wohlwollender Therapeut. Im Verlauf der Serie erfahren wir jedoch immer mehr über sein chaotisches Liebesleben, was ihn zunehmend seiner Integrität als Mensch, als Mann, als Vater und schließlich als Polizist beraubt. Wenn er seiner Nemesis auf der titelgebenden Brücke gegenübersteht und mit seiner Dienstpistole auf dessen Opfer (!) zielt, wird selbst dem letzten Zuschauer klar, dass dieser Mann nur noch ein Schattens einer Selbst ist. Es ist Saga, die zunehmend an Menschlichkeit gewonnen hat (er hat sogar gelogen), überlassen, ihm den allerletzten Funken Existenz zu bewahren. Wird sie Erfolg haben?

Tragödie

Auftakt, Wende, Umkehrung der Vorzeichen, Verzögerung und Finale - wer will, kann in dieser Stuktur durchaus eine Tragödie klassischen Vorbilds entdecken. Für Martin Rohde zumindest ist es die ultimative Katastrophe: Seie gesamte Existenz und alles, was er um sich herum errichtet hat, bricht zusammen. Nun zwingt ihn der Täter auch noch dazu, die dänische und die schwedische Polizei zu beschämen, während die Brücke darauf wartet, zusammen mit einem Zug in die Luft gesprengt zu werden. Rohdes und Noréns Tragödie ist auch die der Region am Öresund. Es ist eine menschliche Tragödie und trifft genau (und nur) deshalb mitten ins Herz.

Die DVD-Box

Ich bekam ja vor Beglückung fast einen mentalen Orgasmus: Wirklich und wahrhaftig echtes Bonusmaterial findet sich auf diesen Silberscheiben (sofern man es findet)! Die Fernsehgewaltigen speisen uns Glotzervolk nicht mehr mit banalen Appetizern in Gestalt von Serientrailern ab, sondern gönnen uns tatsächlich Originaltöne von den Machern, Regisseuren und Mitwirkenden, ja - höchstes der Gefühle! - sogar ein "Blick hinter die Kulissen" wird uns großmütig gewährt. Ewiger Dank ist den Göttern der beteiligten Sender dafür gewiss!

Und wer will, darf ihnen ein Lamm auf dem Altar seines Flatscreen-TV opfern. Ceterum censeo: So weit gehe ich jedoch nicht, denn mit fehlen immer noch eine anständige Tonqualität sowie Untertitel *grmbl*. Für seinen Obolus bekommt der Käufer also eine recht gelungene Serie mit gutem Bonusmaterial auf einer weiterhin in technischer Hinsicht mittelmäßigen DVD.

Fazit: vier von fünf Sternen.

Michael Matzer (c) 2012ff

62 Bewertungen, 15 Kommentare

  • Lucky130

    04.06.2012, 12:09 Uhr von Lucky130
    Bewertung: besonders wertvoll

    Mein letztes BW für heute geht an Dich!

  • chasen

    30.05.2012, 08:08 Uhr von chasen
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw und lg

  • anonym

    29.05.2012, 20:24 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG

  • Tweety30

    29.05.2012, 18:30 Uhr von Tweety30
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und liebe Grüße!

  • goat

    29.05.2012, 18:18 Uhr von goat
    Bewertung: besonders wertvoll

    Hier kommt das versprochene BW. LG Melanie

  • allegra1805

    29.05.2012, 12:01 Uhr von allegra1805
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw - vom Inhalt her würde mir das sicher gefallen. lg, allegra

  • Baby1

    29.05.2012, 01:57 Uhr von Baby1
    Bewertung: besonders wertvoll

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • morla

    28.05.2012, 22:38 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • katjafranke

    28.05.2012, 17:45 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schönes Pfingstwochenende wünscht die KATJA

  • milabie

    28.05.2012, 16:00 Uhr von milabie
    Bewertung: besonders wertvoll

    Bin wieder da und das mit einem BW. LG

  • HEIDIZ

    28.05.2012, 15:36 Uhr von HEIDIZ
    Bewertung: besonders wertvoll

    eindrucksvoll berichtet bw von mir und schönen Pfingstmontag. LG HEIDIZ

  • DIREKT4000

    28.05.2012, 15:26 Uhr von DIREKT4000
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ganz liebe Grüße

  • uhlig_simone@t-online.de

    28.05.2012, 12:35 Uhr von [email protected]
    Bewertung: besonders wertvoll

    einen schönen Pfingsmontag, Simone

  • Miraculix1967

    28.05.2012, 11:55 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: besonders wertvoll

    Schönen Pfingstmontag, BW und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • MelE

    28.05.2012, 11:30 Uhr von MelE
    Bewertung: sehr hilfreich

    Keine BW mehr. Sorry! Schönen Pfingstmontag!