Tödliches Spiel (DVD) Testbericht

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ab 6,38
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Hindenbook

Leben & Tod oder Wille und Geld

3
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 18 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

Spannende Variation eines bewährten Plots.
Gute Darsteller.
Klischeearme Figurenzeichnungen.

Kontra:

Echte Überraschungen gibt es nicht.
Grenzwertige Synchronfassung.

Empfehlung:

Ja

Einleitung

Ein perverser Milliardär lockt verzweifelte Männer und Frauen in ein hermetisch abgeriegeltes Landhaus, um sie dort zu einem ‚Spiel‘ zu zwingen, das von Runde zu Runde tödlicher wird … - Die Geschichte wird unter Verzicht auf drastische Splatter-Effekte erzählt; im Vordergrund steht die Gruppendynamik. Sie sorgt für einige Überraschungen, die der auf Dauer doch recht bekannte Bahnen einschlagenden Story über die Runden helfen; gut gespielt ist das finstere Psycho-Spiel ebenfalls.

Weitere Erfahrungen & Fazit

Das geschieht:

Iris ist verzweifelt: Bruder Raleigh leidet unter Leukämie und benötigt dringend eine Knochenmarkspende. Auf der Warteliste steht er weit unten. Nur Medikamente halten ihn am Leben, doch den Geschwistern geht das Geld aus. Deshalb kommt Iris das Angebot von Dr. Barden wie gerufen: Der schwerreiche Shepard Lambrick bietet ihr die Teilnahme an einem Spiel der besonderen Art an: Den Sieger wird er mit Geld überschütten. Barden, der selbst an einem früheren Spiel teilgenommen hat, rät Iris zu.

In ihrer Not lässt sie sich tatsächlich auf das seltsame Angebot ein. Wenig später findet sich Iris mit sieben Mitspielern auf Lambrick House wieder. Das einsam gelegene Landgut ist hermetisch von der Außenwelt abgeschnitten, weshalb Lambrick die Maske des Menschenfreundes fallenlassen kann. Dahinter kommt ein Psychopath zum Vorschein, der seine ihm ausgelieferten Opfer auf Leben und Tod miteinander kämpfen lässt. Flucht ist unmöglich, denn Lambricks ihm treu ergebene Schergen lauern bewaffnet im Hintergrund.

Ungläubigkeit wird zu Angst und Panik, bevor sich Resignation durchsetzt: Wer nicht mitspielt, wird erschossen, wie Lambrick drastisch demonstrieren lässt. Von Julian, seinem sogar noch perverseren Sohn, angespornt, lässt Lambrick seine krankhaften Phantasien in blutige Taten umsetzen. Er kann sich dabei auf die Uneinigkeit seiner Gefangenen verlassen, die nicht sämtlich an eine Meuterei mit anschließender Flucht denken: Einige wollen wirklich ‚spielen‘ und den Sieg davontragen - um jeden Preis, was Unterwerfung und Verrat einschließt.

Bündnisse entstehen und zerfallen wieder, denn mit teuflischer List weiß Lambrick jegliche Solidarität zu hintertreiben. Allerdings kann sogar er nicht ahnen, dass an anderer Stelle Dr. Barden sein Gewissen wiederentdeckt und beschließt, die Spielrunde zu sprengen …

Die Macht des Geldes

„Geld regiert die Welt“: Dieses Sprichwort ist nicht nur alt, sondern auch global bekannt. In der Regel definiert es einen Alltag, in dem diejenigen das Sagen haben, die dafür bezahlen können. Seit jeher gibt es mehr Fußkrieger als Häuptlinge, womit sich erstere mehrheitlich abgefunden haben.

Die Geschichte ist freilich reich an Beispielen, mit denen hässlich belegt wird, wie weit die Regentschaft des Geldes gehen kann. Wer hoch genug über den Widrigkeiten des alltäglichen Lebenskampfes schwebt, betrachtet seine weniger glücklichen Mitmenschen womöglich nur als Ameisen, mit denen man böse Späße treiben kann.

Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sich bereitwillig demütigen und in Gefahr bringen lassen, wenn man dies nur hoch genug honoriert. Das Privatfernsehen lebt von solchen Zeitgenossen. Nur das Delikt der vorsätzlichen Körperverletzung scheint die modernen Gladiatorenspiele (noch) zu begrenzen, doch gibt es sicherlich gesetzestote Winkel, in denen es ungebremst zur brutalen Sache geht.

Shepard Lambrick: Schon der Name ist eine ironische Spitze, denn ein „Schäfer“ ist Lambrick nicht. Stattdessen wird er zum Wolf in der Hürde, der die dort gefangenen Schafe genüsslich mustert und in Angst & Schrecken versetzt, um sie schließlich Stück für Stück abzuschlachten.

Wobei sich der vermögende Psychopath die Hände nicht selbst schmutzig machen muss. Lambricks Opfer werden vom tüchtigen Bevans und seinen Kumpanen in Schach gehalten. Sie haben ihr Gewissen gegen übertarifliche Löhne eingetauscht und sorgen dafür, dass ihr Meister seinen Spaß hat.

Die böse Lust an der Manipulation

Denn Lambrick foltert und tötet nach Möglichkeit nicht selbst. Für ihn ist es das Größte, wenn seine Opfer einander Schmerzen zufügen und umbringen. Die Manipulation ist Lambrick heilig. Deshalb duldet er nicht, dass Sohn Julian die ‚Regeln‘ bricht und das Spiel zur Mord-Orgie verkommen lässt: Als Julian versucht, Iris zu vergewaltigen, entschuldigt sich der peinlich berührte Vater für diesen Übergriff. Er meint es sogar ernst, was Lambricks Wahn unterstreicht.

Wie würdest du dich verhalten? Diese Frage steht über dem Geschehen. Die Opfer müssen sich plötzlich mit Entscheidungen auseinandersetzen, die nicht nur das geschriebene Gesetz, sondern auch die Regeln zwischenmenschlichen Lebens in Frage stellen. Der Überlebenswille wird auf die Probe gestellt, wobei Lambrick keineswegs vergisst, dass dieser oft durch die Verantwortung für andere gestärkt wird. Wenn es für Iris wieder einmal schmerzhaft wird, ruft sie sich Raleigh vor ihr inneres Auge, denn für ihn will sie stark sein.

Das Spektrum möglicher Reaktionen ist begrenzt. Überhaupt ist die Isolation der Handlung ein Problem. Sie spielt sich meist im zur Folterkammer umfunktionierten Speisesaal von Lambrick House ab. Das ‚Spiel‘ beginnt sacht, die Boshaftigkeiten steigern sich langsam, dann wird es lebensgefährlich. Die Opfer erschrecken, verweigern sich, werden bedroht und fügen sich. Noch bemüht man sich um ‚rationale‘ Entscheidungen: Wohin muss ich zielen, wenn ich meinen ‚Spielpartner‘ mit einer Schusterahle in den Oberschenkel stechen soll, um ernsthafte Schäden zu vermeiden? Wie viele Stromschläge kann ich auf mich nehmen, ohne daran zu sterben? Doch die Tünche der Zivilisation blättert ab. Fronten brechen auf, Intrigen werden gesponnen. Zudem kann Lambrick mit der Gier seiner Opfer rechnen, die er nicht grundlos sehr sorgfältig ausgesucht hat.

Das Spiel verselbstständigt sich

Regisseur David Guy Levy und Drehbuchautor Steffen Schlachtenhausen hätten „Tödliche Spiele“ als einen der unzähligen (und unsäglichen) „Saw“-Ableger realisieren können, die derzeit durch die Filmwelt marodieren. Shepard Lambrick weist durchaus gemeinsame Wesenszüge mit John Kramer auf, nur dass Lambrick seine Opfer nicht strafen will, weil sie ihr Leben nicht genug zu schätzen wussten. In seinem Spiel soll niemand etwas lernen - Lambrick will sich amüsieren!

Auch dies hätte sehr blutig in Szene gesetzt werden können. Torture-Porn-Filme in der Tradition von „Hostel“ finden weiterhin bzw. stets ihr Publikum; für zusätzliche Werbung sorgen hierzulande unentgeltlich sowie zuverlässig Tugendbolde und ihnen hörige Juristen. Levys Intention geht in eine andere Richtung: Ihn interessiert das Verhalten einer terrorisierten Gruppe. Auf die Entwicklung dieser Dynamik legen er und Schlachtenhaufen erkennbar großen Wert, statt sich beim Versuch, besonders raffiniert zu sein, selbst ein Bein zu stellen. „Tödliche Spiele“ versammelt deshalb vor der Kamera nicht die üblichen Silikonmäuse und Jungböcke, die nach und nach in Stücke zerlegt werden. Hier leisten echte Schauspieler gute Arbeit.

An ihrer Spitze steht natürlich Jeffrey Combs, obwohl die Rolle des Shepard Lambrick natürlich ein Geschenk für jeden spielfreudigen Darsteller ist. Combs‘ Lambrick ist abgrundtief böse, skrupellos, flamboyant - und völlig verrückt. Sein Vermögen schützt ihn, und er schützt seinen Sohn, der nicht über die Selbstkontrolle des Vaters verfügt. Man soll Lambrick hassen, aber man muss ihn gleichzeitig für seine Konsequenz bewundern.

Die Schar der Schafe

Brittany Snow genießt es sichtlich, ihre sonst im Film gern herausgestellte Schönheit unter den Scheffel zu stellen. Mit strähnigen Haaren und im billigen Kleid überzeugt sie als gleichermaßen verzweifelte wie entschlossene große Schwester. Enver Gjokal übernimmt so etwas wie die männliche Hauptrolle; er ist Iris‘ Verbündeter und versucht, die Gruppe zusammenzuhalten. Sein Schicksal erfüllt sich als eine jener Überraschungen, die weiter oben angesprochen wurden.

Angenehm ist die Abwesenheit typischer Klischee-Gestalten. Es gibt kein feiges Großmaul, keinen Witzbold, keine geile Schlampe etc. Durchschnittsmenschen kämpfen um ihr Leben und verwandeln sich dabei. Nicht einmal Ex-Pornostar Sasha Grey schert aus dieser Reihe aus; ihre Besetzung dürfte primär auf einen Besetzungs-Gag zurückgehen, um stieläugige Bewunderer ihres früheren Schaffens zum Erwerb auch dieses Films zu verlocken.

Die Gewalt ist heftig aber kurz. Manchmal spielt sie sich im Off ab, was blutrünstige Zuschauer mit Missfallen quittieren dürften. Die Kamera leistet Herkulesarbeit, um den engen, nicht spektakulär eingerichteten Räume Schauwerte abzuringen. Gänzlich in den Dienst der Handlung stellt sich die Musik, die wohl deshalb dem zuschauerlichen Gedächtnis entgleitet, sobald der Film mit einem bösen Epilog endet. Es hat Spaß gemacht - vor allem Shepard Lambrick, aber auch uns, die Zeugen seines ‚Spiels‘ wurden: Eine Offenbarung war es nicht, doch echte Enttäuschung speist sich höchstens aus der Tatsache, dass wieder einmal bei den Synchronsprechern gespart wurde.

Daten

Originaltitel: Would You Rather? (USA 2012)
Regie: David Guy Levy
Drehbuch: Steffen Schlachtenhaufen
Kamera: Steve Calitri
Schnitt: Josh Schaeffer
Musik: Daniel Hunt u. Barði Jóhannsson
Darsteller: Brittany Snow (Iris), Jeffrey Combs (Shepard Lambrick), Enver Gjokaj (Lucas), Sasha Grey (Amy), John Heard (Conway), Charlie Hofheimer (Travis), Eddie Steeples (Cal), June Squibb (Linda), Robin Lord Taylor (Julian), Robb Wells (Peter), Jonny Coyne (Bevans), Lawrence Gilliard, Jr. (Dr. Barden), Logan Miller (Raleigh) u. a.
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment (www.ascot-elite.de)
Erscheinungsdatum: 25.02.2014
EAN: 4048317373260 (DVD)/4048317473267 (Blu-ray)
Bildformat: 16 : 9 (1,85 : 1, anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: keine
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 90 min. (Blu-ray: 93 min.)
FSK: 18

DVD-Features

Vor allem die Ausstattung der DVD ist ärmlich. Es gibt nicht einmal Untertitel und ansonsten nur einen Trailer und einen (!) 19-sekündigen Outtake. Wer die Blu-ray erwirbt, darf sich zusätzlich über einen Audiokommentar freuen, den Regisseur und Drehbuchautor sprechen. Viel zu sagen haben sie nicht, was vielleicht gut so ist, weil auch hier Untertitel fehlen.


(Copyright 10.04.2014/Dr. Michael Drewniok)

Dieser Text erscheint auch auf anderen Websites meiner Wahl; er wird durch meinen Namen identifiziert und bleibt dadurch – hoffentlich – auch für Faker-Sheriffs als mein geistiges Eigentum erkennbar, mit dem ich AGB-konform umgehen darf wie es mir beliebt. M. D.

7 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Modelunatic

    22.08.2014, 09:25 Uhr von Modelunatic
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH & liebe Grüße