Pro:
Ein pflegeleichter Zierfisch, aber lest doch besser den Bericht dazu., denn es geht um echtes leben!
Kontra:
??????
Empfehlung:
Ja
Diese Kategorien über Zierfische und hier über die, die vorzugsweise in Aquarien gehalten werden, suche ich gerne und regelmäßig auf. Einerseits ist es sehr erfreulich, dass hier nicht oder nur mit dem geringsten Obolus vergütet wird und demzufolge auch nicht die paar Handvoll von gewerbsmäßigen Berichteerfindern ihr Unwesen treiben aber andererseits finde ich es weniger erfreulich, dass einige meiner geschätzten Kollegen hier vorzugsweise Artikel aus Fachzeitschriften, oder der Einfachheit halber direkt aus dem Internet kopiert wiedergeben.
Wie dem auch sei, ich versuche nun mal meine Erfahrungen mit meinem „Blauen Antennenwelsen“ aufzuschreiben und bin dabei gespannt auf Eure Kritik.
Angefangen hatte meine Vorliebe für diesen wirklich einfach zu haltenden Bodenbewohner mit einem Unglück, welches sich in einem Zoogeschäft ereignet hatte. Die Filteranlage in einigen Becken war wohl schon über einen etwas längeren Zeitraum ausgefallen gewesen, wodurch das Wasser in den Verkaufsbecken scheinbar bereits deutlich an Sauerstoffgehalt eingebüßt hatte wodurch sich alle Pfleglinge der betroffenen Becken in ihrer Not versuchten an der Wasseroberfläche mit dem Notwendigen Stoff zu versorgen, was auch ein paar Halbwüchsige Antennenwelse machten. Wie diese da so schön ihre kleinen prallen Bäuche an die Scheibe drückten und sich mit ihren weit aufgerissenen Mäulern an der Scheibe anhafteten juchte meine Begleiterin vor vergnügen und ich konnte nicht anders, als ihr den Wunsch zu erfüllen 3 Exemplare zu erstehen.
Ganz untertänig und leise versuchte ich die Verkäuferin, übrigens eine bemitleidenswerte Aushilfskraft die mit der Situation der ausgefallenen Filteranlage gänzlich überfordert war, dazu zu bewegen, mir ein Trio bestehend aus zwei Weibchen und einem Männchen herauszuangeln, was diese auch tat.
Wie sie das geschafft hat, hat sie mir erst Wochen später verraten und ich stelle hier jetzt mal ohne Anspruch auf wissenschaftliche Bestätigung die Behauptung auf, dass sich die Geschlechter dieser Art Wels auch bei noch nicht ausgewachsenen Exemplaren durch die Grundfärbung bestimmen lassen und Männchen eben einfach dunkler und wie ich meine schöner sind, als die weiblichen Exemplare, die eher eine bräunlich graue Grundfärbung aufweisen. Später, also so nach ca. 1 Jahr, kann jeder Depp die Geschlechter unterscheiden, denn die Männchen bilden dann eine Art Geweih aus, die bei einer Gesamtlänge von bis zu 1,5cm mal mehr und mal weniger Verästelungen aufweisen, aber immer deutlich zu erkennen sind. Bei manchen Weibchen habe ich zwar auch schon ein paar stummelige Ansätze eines solchen Geweihes entdeckt, aber sie wahren niemals länger als 2mm. Dieses Geweih, oder sollte es man besser Antennen nennen, so wie sie noch 1989 in den neuen Bundesländern unter den Dächer verborgen werden mußten um heimlich am kapitalistischen Werbekonsum teilnehmen zu können und ............... aber ich schweife schon wieder vom Thema ab.
Warum ich die besagte Aushilfskraft so leise und untertänigste nach einem Trio in der besagten Zusammensetzung fragte ist schnell erklärt. Als wißbegieriger und somit auch viel lesender Berichteschreibeling war mir bekannt, dass diese Art Wels relativ starke Territoriumansprüche entwickeln, wenn sie sich erst einmal in einem Aquarium heimisch fühlen und gewisse Hormone einen bestimmten Gedanken ihr Tagwerk dominieren lassen werden, womit wir schon beim Thema Fortpflanzung angelangt wären.
Der Fortpflanzungstrieb stellte sich bei meinen verbliebenen Pärchen (ein Exemplar war nach ca. 2 Monaten im Becken plötzlich und ohne erkennbare Gründe friedlich eingeschlafen) unbemerkt ein, als ich sie ungefähr 6 Monate gepflegt hatte und sie somit ungefähr 1 Jahr alt sein mußten, und ich erinnere mich noch daran, dass mir aufgefallen war mehrere Tage das Männchen sogar dann nicht zu Gesicht bekommen zu haben, wenn es die Leibspeise meiner Welse gab, kurz überbrühte frische Karotten, die ich in ca. 2cm langen Vierteln mindestens jeden 3. Tag reiche zu den obligatorischen Futtertabletten, die immer nur dann gereicht werden, wenn es mangels Algen an natürlicher Nahrung für die Welse fehlt. Warum das Männchen sich verborgen hielt konnte ich schnell erkennen, als ich bei einer routinemäßig ca. 1 mal pro Monat durchgeführten Pflege- und Kontrollmaßnahme eine mittelgroße und schön verzweigte Wurzel anhob und ich in einer ansonsten meinen Blicken entzogenen Mulde ca. 25 kleine etwa 1cm lange Würmchen herumwuselten, die auf Anhieb als Welse zu erkennen waren. Interessant fand ich, das ich die kleinen zuvor nicht im Becken bemerkt hatte, was für die gute Tarnung der Kleinen und ihre bevorzugte Nachtaktivität spricht, wenn ansonsten alles am Dösen oder Pennen ist.
Fortpflanzung und Lebenserwartung sind zwei wichtige Aspekte, die sich jeder gut vergegenwärtige sollte, wenn er sich entschließt diese interessanten Zierfische zu pflegen. Vorausgesetzt das alles stimmt, also ein PH-Wert so um 7 und eine Gesamthärte von ca. 10°DH vorhanden sind, eine relativ konstante Temperatur von ca. 25° eingehalten wird und natürlich weder Nitrit noch Nitrat in allgemein bedenklicher Konzentration nachweisbar sind, dann gibt’s ca. alle 6 Wochen 20-50 neue Welse zu bestaunen, ohne das man hierfür Züchter sein müßte.
Ist meiner Impotent?
Will sich bei Euch einfach kein Nachwuchs einstellen, oder frißt das Männchen die Eier direkt nach dem vollführten Fortpflanzungsakt (ist übrigens ein echtes Schauspiel aber leider nur sehr schwer live zu beobachten) kurzerhand auf, dann stimmt garantiert etwas nicht in Eurem Biotop. Entweder ist Euer Becken, wie es leider so oft anzutreffen ist, einfach total überbesetzt, es gibt zu wenig Strömung, oder es gibt keine geeignete Stelle zur Brutpflege. Laßt Euch aber bitte keine „Bambuslaichröhren“ für 10 EUR oder so von gewitzten Geschäftemachern bei Ebay andrehen, denn eine dekorative verzweigte Wurzel, oder noch besser ein halbierter alter Tonblumentopf (bitte zuvor gut Wässern, besonders wenn er aus einer nicht Nichtraucher oder Stehendpinkler Wohnung stammt) tun es auch, laßt es einfach Euren Wels entscheiden, wo seine Auserwählte ihre Eier abzulegen, bzw. anzuheften hat.
Hat man so wie ich Möglichkeiten und vor allem Muße den Nachwuchs zu pflegen und auch bis zum Erreichen des Erwachsenen Alters (ca. 9 Monate) fortzuführen, ist es sogar finanziell ganz interessant, denn viele meiner jetzigen Abnehmer haben so wie auch ich die Schnauze voll, Fische aus mehr oder weniger zweifelhaften Zuchtbetrieben zu beziehen, wo der Nachwuchs auf blanken Glas bis zur Verkaufsgröße gemästet wird und dann natürlich keine hohe Lebenserwartung hat, die eigentlich so um die 8 Jahre betragen kann.
Vergesellschaften kann man diese Art nach meiner Erfahrung eigentlich mit fast allen regional typischen Zierfischen, wobei sich die Pflege des Nachwuchses bei der Vergesellschaftung mit bestimmten Arten, besonders wenn diese Lebendfutter bevorzugen, von selbst erledigt, weil die Lütten zwar im Eistadium noch gut vom Vater behütet und vor Laichräubern beschützt und mit sauerstoffreichen Wasser befächelt werden aber sofort nach dem Schlupf ein eigenständiges, auf sich gestelltes gefährliches Leben führen. (Auf Darwin gehe ich hier mal nicht näher ein, aber wo er recht hatte, da hatte er einfach recht)
Kommen wir also nun zum Fazit:
Ein Wels, der weder blau ist, noch Westradio mittels seiner Antennen zu hören scheint, aber ein Fisch ist, der durch seine hohe Lebenserwartung und relativ kleinen Raumbedarf aufgrund einer maximalen Körperlänge von ca. 12cm selbst in großen Gurkengläsern, so ab 100L gut und erfolgreich gepflegt werden kann. Fressen tun sie eigentlich alles, was unten am Boden ankommt und auch gewisse grüne Algenarten werden von ihm gerne und nachhaltig abgegrast. Scheibenputzer ist er jedoch eigentlich nur im übertragenen Sinne, die müßt Ihr schon selber putzen, Ihr Ferkel. Zum Futter möchte ich noch anmerken, dass es oftmals ganz sinnvoll ist, besonders wenn z.B. verfressene Guppys mit im Becken sind, grüne algenreiche Futtertabletten erst nach ausschalten der Beleuchtung zu reichen, denn sonst bekommen die Welse auch davon eher wenig ab. Mit den Schnecken im Becken leben die Welse übrigens in einträchtiger Zweisamkeit, wobei es mit an Körperlänge ebenbürtigen Garnelen oder Krebsen schon mal zu handfesten Raufereien kommen kann, wobei ich bisher noch keinen Sieger, oder gar ernsthaft Verletzten aus dem rennen nehmen mußte.
Wer bis hierher durchgehalten hat, den wird auch noch interessieren, was aus der ausgefallenen Filteranlage im Zoogeschäft und der Aushilfsverkäuferin geworden ist:
Die Filteranlage im Zoogeschäft habe ich natürlich als guter hilfsbereiter Mensch und begnadeter Technikfreak wieder in Gang setzen können und die Aushilfskraft ist im Laufe der Zeit zu einer sehr guten Freundin geworden, wobei die Freundschaft weit über die Bettkante (Auquariumkante wollte ich natürlich schreiben) hinausgeht. So schöne Auswirkungen kann dieses Hobby eben auch haben.
In diesem Sinne, nieder mit den Typen die ihren Nachwuchs auf blanken Glas aufputschen und ein Hoch auf allen echten Tierfreunde, die mit mir dieses wunderschöne Hobby teilen.
©skorpion99 exklusiv für yopi weiterlesen schließen
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