Pro:
schöne mittelalterl. Stadt mit Flair, Kultur, Religion,
Kontra:
zu viele Touristen
Empfehlung:
Ja
Mein eigentliches Anliegen ist es nicht die Stadt „Assisi“ vorzustellen und alle Kunstwerke zu beschreiben. Da möchte ich gerne auf den sehr guten Bericht von Fra Michele (http://www.ciao.com/Assisi__Test_2589699) hinweisen, ich könnte es nicht besser beschreiben!
Mein Anliegen ist es, die Stimmung der Stadt wieder zu geben und was daraus geworden ist!
Ich fahre nun seit 1979 in regelmäßigen Abständen nach Assisi und habe dort auch schon einige Gruppen begleitet und Fremdenführung gemacht.
Mich hatte von Anfang an diese mittelalterliche Stadt mit ihrem einmaligen Charme in ihren Bann gezogen. Es ist einfach eine „andere“ Welt gewesen – eine mittelalterliche Stadt, in der sich die Jugend der Welt trifft um einen Mann zu ehren von denen es leider zu wenige in der katholischen Kirche gegeben hat. (näheres siehe unter anderem auf folgender Seite http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienF/Franziskus_von_Assisi.htm)
Assisi ist ein Wallfahrtsort, aber eben nicht mit Prozessionen und langen, festen Gebetsriten sondern ein pulsierender Ort. Auf der einen Seite die Kirchen und die etwas abgelegenen Gedenk- und Gebetsstätten die zur Besinnung und Ruhe einladen auf der anderen Seite ein Ort der Spontaneität. Ich weiß nicht wie oft abends die „Pilger“ auf der Piazza Commune gefeiert, gesungen, gelacht und getanzt haben. Aus einer solchen Stimmung heraus, ist vieles passiert z.B. ein Weihnachtsfest mitten im Sommer. Es hat sich einfach immer so ergeben, Menschen aus aller Welt feierten miteinander und die gemeinsame Sprache war das Lebenswerk des Franz von Assisi!
Franziskus liebte die Musik, und dies war Anlass, dass über viele Jahre hinweg im Sommer „Meisterkurse“ angeboten wurden, in denen sich Musiker, meistens Jugendliche, weiterbilden konnten. So hörte man tagsüber immer wieder Musik aus vielen Häusern ertönen, oder man begegnete „Straßenmusikanten“ die ihr können zeigten.
Doch es gab immer möglich, sich zurückzuziehen, um nachzudenken, zu beten – es gab immer einen Orte der Stille, wie z.B. die Carceri oder San Damiano.
Seit dem Erdbeben war ich dieses Jahr zum ersten Mal wieder in Assisi und hatte mich sehr auf diese Begegnung gefreut. Der erste Eindruck war, dass enorme Anstrengungen unternommen wurden, diese Stadt wieder so aufzubauen wie sie früher einmal war. Und diese Anstrengung hat sich gelohnt! Die Fassaden stehen wieder und nur noch wenig erinnert an das Erdbeben.
Doch das Leben innerhalb der Stadt hat sich geändert. Täglich werden in den Sommermonaten bis zu 10.000 Tagestouristen durch die Stadt getrieben. Stille ein Fremdwort, auch durch die Oasen der Stille werden die Touristen durchgetrieben, und wenn gar nicht mehr anders geht, dann eben Warteschlangen! Zeit zum Sammeln oder für ein Gebet – Fehlanzeige! Da hilft es auch nicht, wenn alle zwei Minuten jemand darauf hinweißt „Silence please“.
OK, ich habe den Ort nicht für mich alleine entdeckt, ich bin auch nur einer von den vielen Touris, und zum Glück kenne ich in Assisi auch Orte an denen ich Ruhe und Besinnlichkeit finde. – Aber mir wird bewusst, hier geht etwas wertvolles langsam verloren. Kommerz selbst an diesem Orten zu finden war mir wirklich nicht neu, als ich aber dann einen Franziskanerpater in der Kirche San Francesco sah, der gegen „Spenden“ Kreuze segnete .... und in der Warteschlange Sauflieder gegrölt wurden....
Es war wie ein Erwachen aus einem Traum!
Aber zum Glück gab es ja noch das Assisi der Musik, der spontanen Feste auf der Piazza Commune! Doch leider wurde auch hier fast alles organisiert! Feste Musikdarbietungen am Abend auf der Piazza, eine Bühne, Stuhlreihen und dann Musik die sicherlich den einen oder anderen Liebhaber gefunden hat, aber sicherlich nicht unbedingt auf diese Piazza gehört. Nichts spontanes mehr, kein Nationalitäten übergreifendes Singen, Tanzen und Feiern. Alles etwas zu perfekt organisiert, steril, das Konzert ist vorbei die Stuhlreihen leeren sich ...
Assisi ist sicherlich immer noch eine Reise wert! Es sind immer noch vor allem junge Menschen die diesen Ort aufsuchen. Doch wenn die Verantwortlichen nicht bald zu ihren Wurzeln zurückkehren, wird ein Ort und eine wunderschöne Atmosphäre unwiederbringlich sich dem Ende neigen!
Was nutzt einem eine wunderschöne Fassade, wenn das innere zu zerbrechen droht!
Ich hoffe ich konnte mein Anliegen übermitteln und würde mich über ein Feedback von Euch sehr freuen.
Gruß Hemasch weiterlesen schließen
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