Pro:
viele versteckte Weisheiten, einfach zu lesen, ein Buch mit Charme und tieferem Sinn
Kontra:
manchmal zu trivial, nicht jedermanns Sache
Empfehlung:
Ja
Das ich dieses Buch gelesen habe liegt wohl eher an einer Verwechslung als an einer bewusst getroffenen Entscheidung meinerseits. Ich ging von einem völlig anderen Buch aus, stattdessen stolperte ich quasi über dieses kleine Werk aus dem Diogenes Verlag. Es handelt sich hierbei um einen Roman, wobei ich diese Bezeichnung bei einem Buch von sage und schreibe 173 Seiten ein bissl lächerlich finde ;-)
Ich habe das Buch „DER ALCHIMIST“ von PAULO COELHO letztendlich wegen solchen Aussagen gelesen, die überall auf dem Buch und im Schutzumschlag zu finden sind...
„ Ein Märchen mit orientalisch-südländischem Charme, einfach und bezwingend in der Sprache, ein Seelenbalsam in unsicheren Zeiten. Hoffnungsvoller könnte ein Buch nicht sein“ (Focus, München)
Um was geht es denn?
Tja, der Inhalt ist im Prinzip rasend schnell erzählt. Es geht um Santiago, ein junger Hirte Andalusiens, der einen immer wiederkehrenden Traum hat, aber nichts damit anzufangen weiß. Er träumt immer wieder, dass ein Schatz bei den Pyramiden von Ägypten vergraben sei. Schließlich bricht er auf Anraten eines weisen Königs, den er zufällig in der Stadt trifft, auf und lässt alles hinter sich um sich in eine neue fremdartige Welt vorzuwagen.
Dort verschlägt es ihn als Arbeiter in einen Kristallwarenläden, er lernt arabisch und letztendlich muss er sogar die Wüste bezwingen um dort endlich den Alchimisten zu treffen und seine große Liebe. Wird er den Schatz bei den Pyramiden finden? Was hat der Alchimist mit ihm vor und welche Rolle spielt er in Santiagos Leben? Wird ihn die Liebe davon abhalten seinen persönlichen Lebensweg zu gehen?
Die Antworten kann euch nur das Buch geben...
Was denke ich darüber?
Tja, so eine Art Buch gehört nun wahrlich nicht zu meiner bevorzugten Lektüre, aber ich habe es gelesen und das sogar recht schnell. Ich hatte erst schwere Kost erwartet, war dann aber ziemlich überrascht, dass Coelhos Stil doch ziemlich trivial ist. Einfachste Satzkonstruktionen, keine schwer verständlichen Umschreibungen, nein einfach, ehrlich und geradlinig. Das Buch lässt sich ohne Schwierigkeiten „runterlesen“. Man muss auch nicht erst 20- 30 Seiten gelesen haben um in die Geschichte eingeführt zu werden, man steigt eigentlich sofort ein und merkt es gar nicht.
Coelho arbeitet sehr viel mit Symbolen in seinem Buch, die zwar jeder wahrnimmt, aber scheinbar nur er zu deuten weiß, denn oftmals hat man im Buch diesen Aha- Efekt, wenn Coelho mal wieder eine Weisheit in seine rasend schnell verlaufende Geschichte eingeflochten hat, wo sich jeder denkt „weiß ich doch schon“ oder „ist doch klar“. Aber im Stillen gesteht man sich ein, dass man selber da nicht unbedingt drauf gekommen wäre, gerade weil manche Weisheiten einfach zu einfach gestrickt sind, wir sie jeden Tag sehen, aber einfach an ihnen vorübergehen ohne ihren tieferen Sinn zu bemerken. So manches mal dachte ich mir beim Lesen, was der Coelho, das alte Schlitzohr, doch alles aus einfachen Lebenssituation machen kann und welche Lehre man daraus ziehen kann. Zum Beispiel nie den persönlichen Lebensweg und seine Träume aufgeben und das ist wie ich finde zwar vom logischen Aspekt her jedem klar und selbstverständlich aber in unserer heutigen Gesellschaft nicht immer machbar für jeden, weil viele einfach zu abgestumpft sind um sich überhaupt über so was Gedanken zu machen.
Und für so was ist dieses Büchlein gut, einfach mal über die trivialen aber doch so existentiellen (hach, was für ein schlaues Wort! ;-) Dinge des Lebens nachzudenken. Schade dass man sich nicht mehr mit der Hauptperson Santiago identifizieren kann. Das mag daran liegen, dass der arme Hirte im ganzen folgenden Text nur immer „der Jüngling“ genannt wird, was für meine Generation vielleicht ein bissl befremdlich klingt oder eben weil eine Eigenidentifikation auf eine Zeit- Lesespanne von 173 Seiten einfach nicht möglich ist *g*
Tja, kann man bei diesem Buch von Spannung reden? Ich denke das Wort passt hier einfach nicht für diese nachdenkliche Art von Literatur. Man liest es eben und es erfreut einen, aber fesseln kann es einen nicht wirklich, so wie es ein spannender Krimi tun würde. Nach dem Lesen fühlt man sich vielleicht nicht unbedingt bestens unterhalten aber so, als hätte man etwas für´s Leben dazugelernt. Das schockiert einwenig, begeistert aber auch- vor allem mich. In diesem Sinne ist „Der Alchimist“ vielleicht doch schwerere Kost als angenommen.
Für dieses Buch muss man Geduld und Zeit haben und auch einwenig Phantasie. Man muss gewillt sein sich in die Symbolik Coelhos einzufinden und sich einwenig von magischen Dingen verzaubern zu lassen hinter denen große Dinge aus der Realität stehen. Ein knallharter Realist kann wohl mit diesem Buch eher wenig anfangen, ein Träumer steigert sich vielleicht zu sehr hinein und wird das Buch als seine Bibel nehmen.
Obwohl man mit Santiago immerhin viel in recht kurzer Zeit erlebt, schafft es der Autor Paulo Coelho trotzdem die Wüste, Basare, die orientalische Welt eben für den Leser lebendig erscheine zu lassen und das ohne Benutzung von nicht enden wollenden Ausschmückungen und unnötigen Randinformationen, die ein Buch unnötig in die Länge ziehen können. Er macht es auf seine Weise, ehrlich und direkt- eben mitten ins Geschehen hinein. Auch das lässt das Buch so lebendig erscheinen und man steckt stets mittendrin.
Klar ab und an gibt es auch ein paar Längen, wenn mal wieder einen Tick zuviel philosophiert wird, aber da Coelhos Stil leicht verständlich ist, strengt das Lesen hier auch nicht an.
Auf alle Fälle weiß diese Lektüre zu begeistern. Komischerweise möchte ich das Buch nicht unbedingt noch mal lesen, denn irgendwie wäre für mich dann der Überraschungseffekt weg. Außerdem hat sich die einfache und recht ereignislose aber dennoch unterhaltsame Geschichte des Buches sowieso auf unerklärliche Weise in mein Hirn gebrannt und ich werde diese kleine süße irgendwie auch unbeholfene aber doch auch so lehrreiche Story wohl so schnell nicht vergessen können. Coelho schafft es also mit einfachsten Mitteln den Leser zum Nachdenken zu bringen und das ist gut so. Wann habt ihr euch schon das letzte Mal über eure Träume, über euren persönlichen Lebensweg wirklich Gedanken gemacht. Seid ihr irgendwo mal gescheitert und habt darum einen Traum aufgegeben, warum habt ihr nicht gekämpft? Fragen, die ihr euch nur selber beantworten könnt- oder ab und an auch dieses kleine warmherzige Buch mit liebenswertem Charme.
Fazit:
Mir persönlich hat das Buch durchaus gefallen, aber ich denke es wird sicher nicht jedermanns Geschmack treffen, für viele ist es vielleicht zu kindlich- zu einfach- zu blödsinnig- zu billig irgendwie. Für andere kann es aber durchaus ein Begleiter durchs Leben sein und einen viel tieferen Sinn aufzeigen. Alles Ansichtssache. Darum von mir 4 von 5 Sternen und eine deutliche Weiterempfehlung an alle die mit derartiger Literatur etwas anfangen können. Ich könnte so was nicht jeden Tag lesen.
Für mich war es jedenfalls eine nette Abwechslung für zwischendurch, zwischen all den Horrorgeschichten, Fantasyepen und historischen Romanen. Einfach gestrickt, aber mit teils verstecktem oder offensichtlichem tiefern Sinn. Ein Buch das zum Träumen und Nachdenken einlädt, man muss die Einladung nur annehmen....
Restinfos:
Der Autor:
Paulo Coelho wurde 1947 in Rio de Janeiro geboren und begann nach seinen ausgedehnten Reisen zu schreiben. Coelho wurde durch seinen Weltbestseller (über 10 Millionen Weltauflage, übersetzt in 37 Sprachen) „Der Alchimist“ neben Gabriel García Márquez der meistgelesene lateinamerikanische Schriftsteller der Welt.
Weitere Werke:
„Veronika beschließt zu sterben“, „Auf dem Jakosbweg“ (Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela), „Unterwegs“, „Der Wanderer“, Der Fünfte Berg“ und „Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte“
Und noch ein paar Abschlusszitate...
„Coelho ist Literatur für Menschen, die zwischen den Buchdeckeln eher Wärme suchen, als Aufregung, die sich vom Sog jener einfachen Weisheiten mitreißen lassen, die auch Bücher wie Jostein Gaarders „Sofies Welt“ oder Susanna Tamaros „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ so erfolgreich gemacht haben. Literatur als Lebenshilfe, als Zauber des Wesentlichen.“
(Norddeutscher Rundfunk, Hamburg)
„Ein dünnes Buch, das sich wie durch Zauberkraft über Mundpropaganda zum Phänomen entwickelte.“
(News, Wien)
„Von Saint- Exupérys kleinem Prinzen hat Santiago die Fähigkeit, mit dem Herzen zu begreifen. Der Alchimist ist ein glückbringender Wegweiser.“
(Frankfurter Allgemeine)
ISBN: 3-257-06126-9
Preis: 8,90 Euro
Ich bedanke mich für´s Lesen, Bewerten und Kommentieren. Sollte euch etwas fehlen, so lasst es mich wissen.
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