Pro:
Gruselig und spannend | Grundstory wäre faszinierend
Kontra:
Zu viel Science-Fiction für mich | zu viel Blut und Ballerei = verkitschter Horror
Empfehlung:
Ja
Eigentlich mag ich Science-Fiction-Romane nicht. Wenn darin auch noch irgendwelche Monster erwähnt werden, lege ich das Buch meist desinteressiert weg. Doch irgendwie reizte mich folgendes Buch, von dem ich heute berichten möchte: *Dämon* von Matthew Delaney.
Fakten
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Titel: Dämon
Autor: Matthew Delaney
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN (HB): 3404152646
Preis: 8,90 EUR
Seiten: 764
dt. Fassung: voraussichtlich Februar 2005
Die Autor
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Matthew Delaney ist ein recht unbeschriebenes Blatt. Ich konnte im Internet nur englischsprachige Informationen finden, die ihr unter www.matthewdelaney.com selbst nachlesen könnt. Der Klappentext bietet folgende Information: *Matthew Delaney ist Absolvent des Dartmouth College, New Hampshire. „Dämon“, sein erster Roman, fand begeisterten Anklang beim Publikum und Kritikern. Die Filmrechte wurden noch vor der Fertigstellung des Buches an Touchstone Pictures verkauft. Matthew Delaney lebt in Somerville, Massachusetts.* [Quelle: *Dämon*, M. Delaney, Bastei Lübbe]
Inhalt
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1943 auf einer Insel | Amerikanische Soldaten befinden sich auf einer Insel im pazifischen Ozean, wo sie gegen eine japanische Einheit kämpfen. Die Bedingungen sind mörderisch: tropische Themperaturen, dichter Dschungel, Regen und versprengte Truppen. Doch was sie dort im Dickicht erwartet, ist grausamer als alles Dagewesene. Kein Kugelhagel, kein Hinterhalt, keine widrigen Bedingungen machen den Soldaten so viel Angst, wie das, was im Dschungel auf sie warten. *Es* ist so grausam, so unaufhaltsam....*Es* will nur eines: töten!
1943 auf der USS Galla | Auf der Krankenstation eines amerikanischen Truppentransorters liegt Eric Davis. Er ist einer von zwei Soldaten, die einem grausamen Massaker entkommen sind. Irgendetwas muss auf der Insel im pazifischen Ozean passiert sein, denn es wurden tausende von Soldaten getötet. Er kann sich jedoch nicht mehr daran erinnern. Plötzlich wird das Schiff von japanischen Bombern angegriffen und sinkt. In den letzten Sekunden seines Lebens fällt sein Blick auf den zweiten Soldaten und in dem Moment fällt ihm alles wieder ein... Ein entsetzter Schrei ist der letzte menschlich Laut, den das untergehende Schiff zu hören bekommt...
2006 auf einem Forschungschiff im pazifischen Ozean | Eine Gruppe von Forschungstauchern stößt auf die Überreste eines versunkenen Schiffes und bereitet die Hebung des Wracks vor. Es handelt sich offensichtlich um die USS Galla, die vor über 60 Jahren bei einem Bombenangriff gesunken ist. Kurz bevor die großen Hebeballons sich automatisch mit Luft füllen, werfen die Forscher einen Blick ins Innere des Wracks. In einem luftdicht verschlossenen Raum konnte in all den Jahren kein Wasser dringen. Dort liegen - vollkommen erhalten - zwei Tote. Als die Forscher einen weiteren Blick riskieren, schreien sie erschreckt auf. Einer der Toten steht am Fenster und winkt ihnen zu...
2006 in Boston | Detective Jefferson und sein Kollege Brogan haben einen grausamen Mord aufzuklären. Der Sohn eines amerikanischen Multimilliardärs wird auf dem Dach eines Hochhauses gefunden. Er wurde auf bestialische Weise getötet. Sein Körper ist völlig zerfetzt. Sie machen sich an die Aufklärung dieses Falls. Doch die Zeit drängt. Denn während ihrer Ermittlungen werden noch weitere Morde begangen. Alle werden auf die gleiche bestialische Weise verübt. In Boston treibt ein grausames Monster sein Unwesen....
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten...
Meine Meinung
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In meiner kurzen Inhaltswiedergabe habe ich eine chronologische Reihenfolge eingehalten, um euch die Story anschaulich wiederzugeben. In Wirklichkeit ist der Roman in mehrere Zeitsprünge eingeteilt und man muss beim Lesen sehr aufpassen. Leicht kommt man mit den Zeiten durcheinander. Auch die vielen Namen verwirrten mich anfangs, doch nach einer Weile bekam ich das Problem in den Griff. Dadurch, dass die Personennamen sehr einprägsam sind, konnte ich sie schon bald auseinander halten. Ein weiteres Problem stellte sich mir allerdings, als im Laufe der Geschichte klar wurde, dass es sich bei den genannten Personen um *Reinkarnationen* handelt. Also um Personen die mehrmals wiedergeboren wurden. So sind die Menschen von 1943 auch im Jahre 2006 vorhanden und der Autor wechselt zwischen den Personennamen hin und her. Deshalb muss man sehr konzentriert lesen, um auf den letzten 100 Seiten nicht durcheinander zu kommen.
Der Schreibstil des Autors hat mir sehr gut gefallen. Er hat mich ein wenig an Ken Follett erinnert. Die Orte, Personen und Situationen waren zwar sehr genau beschrieben, aber die Story wurde dadurch nicht langatmig. Ich habe überlegt, ob ich den Schreibstil Matthew Delaneys mit dem Stil von Dan Brown (*Illuminati*) vergleichen soll. Aber Brown schreibt manchmal sehr auslandend und dadurch zieht sich die Story wahnsinnig in die Länge. Matthew Delaney hat eine tolle Art des Schreibens. Detailiert, aber trotzdem spannend. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite an das Buch gefesselt. Das lag eindeutig am Schreibstil!! Die Geschichte selbst war nämlich gar nicht so spannend, wie ich anfangs vermutete. Zwar reizte mich das Thema des versunkenen Schiffes, auf dem sich *lebende* Leichen aufhalten, aber im Verlauf der Geschichte wurde es immer unglaubwürdiger. Ein Monster, dass keine DNS besitzt, sondern aus einer Art *Anti-DNS* besteht. Ein Wesen, dass mit normalen Kugeln nicht getötet werden kann und das Aussehen eines jeden Menschen annimmt. Vier Un-Menschen, die sich alle einen Menschen als *Herd des Bösen* suchen müssen... Naja, das war mir dann doch zu viel Science-Fiction.
Ich habe bereits erwähnt, dass mich die Reinkarnation der Menschen am Ende des Romans etwas verwirrten. Noch komplizierter fand ich jedoch, dass dieses Monster in jede Person schlüpfen konnte. Detective Jefferson wusste also nie, ob er einem Freund gegenüber stand oder ob das Monster vielleicht Besitz von dessen Körper ergriffen hatte. Einerseits kam dadurch zwar Spannung auf, aber andererseits wurde der Leser immer wieder aus der Story heraus gerissen, wenn sich wieder einer dieser Personen als *Monster-Träger* entpuppte. Ich saß dann immer etwas verwirrt über dem Buch und stutzte: *Wie? Das war gar nicht der Polizeiarzt Dr. Wu, sondern nur dessen Körper? Lebt der Arzt noch - lebt er nicht?*
Also, was ich bis jetzt geschrieben habe, klingt ja nicht sehr vielversprechend. Was hat mir denn nun an diesem Roman gefallen? Wie bereits erwähnt, fand ich den Schreibstil sehr gut. Dadurch wurde der Roman extrem spannend. Als nächstes gefielen mir die gruseligen Szenen. Aber nur die, die *realistisch* waren. Gut, eine Leiche, die aus einem untergegangen Schiff heraus grinst, ist nicht sonderlich realistisch. Aber das fand ich ungemein gruselig. Das Monster, dass einen nach dem anderen zerfleischt, fand ich hingegen nicht so appetitlich. Ah, da fällt mir wieder etwas ein. Teilweise gelang dem Autor einen derart grausigen Horror darzustellen, so dass mir sogar übel wurde. So wurden Menschenkörper aufgespießt, die plötzlich die Hand hoben und auf etwas deuteten. Oder eine blutüberströmte Frauenleiche saß in einem Sessel und hatte einen Tierkopf auf den Hals genäht bekommen. Das waren dann so Momente, wo ich schluckte und das Buch für einige Zeit beiseite legen musste.
Anfangs wurden auch geheimnisvolle Schriftzeichen erwähnt, die an die Wand oder Decke gekritzelt wurden. Meist bestanden diese aus Menschenblut oder aus Kot und Urin irgendwelcher Leichen. Boah, da wurde mir manchmal wirklich schlecht. Aber irgendwie fand ich die Schriftzeichen interessant, weil ich glaubte, sie würden am Schluss zu einem Aha-Effekt führen. Doch leider verliefen sich diese Hinweise im Sande und am Ende des Buches war keine Rede mehr von dem Geschriebenen.
Mir gefiel z.B. auch, dass die Story während des zweiten Weltkrieges beginnt. Ich lese gerne Bücher, die sich mit dieser Zeit beschäftigen. Dass dann ein gesunkenes Schiff gehoben wird, und auf diesem ein luftleerer Raum erhalten geblieben ist, fand ich sehr interessant. Gerne hätte ich es gesehen, wenn der Autor dieses Thema weiter ausgebaut hätte. Ich habe mal von einem Buch gehört, in dem Menschen über 50 Jahre lang auf einem versunkenen Schiff gelebt haben. Leider habe ich diesen Roman niemals gefunden. Weiß jemand, wie er heißt? Über Hinweise würde ich mich freuen.
FAZIT
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PRO: Extrem spannender Roman, der vor allem durch seinen detailierten und niemals langweiligen Schreibstil auffällt. Der Grundgedanke der Geschichte hat mich fasziniert: ein versunkenes Schiff, dass *etwas Böses* mit sich in die Tiefe genommen hat und es nach über 60 Jahren (durch dessen Hebung) wieder freilässt. Da hätte man wirklich eine ganze Menge machen können. Das Grauen, dass durch *lebende Leichen* und *Urin-Schmierereien* entsteht, war vertretbar, obwohl es mir manchmal übel wurde. Doch ohne diese Szenen hätte dem Buch etwas gefehlt.
KONTRA: Ein Monster, dass nach über 60 Jahren befreit wird und von nun an durch Boston läuft und alles zerfleischt, was sich ihm in den Weg stellt. Ein DNS-loses Untier, dass sich in jeden beliebigen Menschen verwandeln und durch normale Pistolenkugeln nicht getötet werden kann. Nun, das war mir dann doch zu viel Science-Fiction und ich hätte an ganz *normalem Grusel* mehr Freude gehabt.
Fazit: Mein Bauchgefühl vergibt drei bis vier Sterne!
In diesem Sinne... alles bleibt anders... Eure Dotti
P.S. Liebes Ciao-Team, Matthew schreibt man mit *a* nicht mit *e*! weiterlesen schließen
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