Pro:
schöne Geschichte, faszinierend dargestellt, tolle Landschaft, gute Schauspieler...
Kontra:
der nicht immer gewaltfreie Umgang mit dem Pferd, fehlendes Happy End
Empfehlung:
Ja
heute möchte ich meine Gedanken zu einem Film mit euch teilen, dessen Free TV Premiere ich lange erwartet habe und als als bekennender Pferdefreund natürlich nicht verpassen durfte. Der Titel lässt schon in etwa verlauten, dass es um einen Mann geht, der keine Worte braucht, um mit den Pferden zu sprechen, sondern alles auf seine eigene Weise macht. Da die Story aber um einiges komplexer ist, werde ich euch nun einen kleinen Einblick geben...
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Die kleine Grace, ich schätze sie etwa 14, lebt zusammen mit ihrer Mutter Annie, einer Redakteurin eines angesehenen Magazins, und ihrem Vater Robert, der einen Job als Anwalt hat, der viel seiner Zeit beansprucht. Annie und ihr Mann machen gleich zu Anfang des Films den Eindruck, als würden sie sich nicht besonders gut verstehen, da sie sehr fremd miteinander umgehen und sich auch kaum in irgendwelchen Belangen einig sind.
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Grace hingegen schenkt ihre ganze Liebe ihrem Pferd Pilgrim und auch eines schönen Wintermorgens beschließt sie mit ihrer besten Freundin Judith auszureiten. Anfangs reiten sie noch völlig unbeschwert durch den Schnee, doch dann entscheiden sie sich für eine gefährliche Steigung, die aber leider vereist ist und an der die beiden Pferde ins Rutschen kommen. Judith’ Pferd steigt, fällt zur Seite und rutscht die Böschung hinab, während Judith hilflos im Steigbügel hängen bleibt. Pilgrim rutscht ebenfalls nach unten und kann sich aber an der Straße wieder aufrichten, da er sich nicht scheint verletzt zu haben. Judith hängt immer noch bewusstlos am Steigbügel fest und Grace versucht, den Zügel ihres Pferdes zu kriegen, als ein riesiger Truck auf sie zukommt. Er versucht noch zu bremsen, kommt aber auf der glatten Fahrbahn ins Schlittern und kann nicht mehr ausweichen. Er begräbt Judith und ihr Pferd unter sich und auch Pilgrim steigt und wird frontal von dem Truck erfasst.
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Wenig später sehen wir Graces Eltern im Krankenhaus nervös auf und ab laufen, als ein Arzt das erschreckende Ergebnis bringt – Grace muss ein Teil ihres rechten Beines amputiert werden. Ihre Freundin und deren Pferd hingegen haben den Unfall nicht überlebt. Graces Eltern sind verständlicherweise schockiert und tief getroffen, scheinen sich aber ziemlich bald mit der Situation abzufinden. Grace hingegen wirkt ständig kühl und abweisend und scheint nicht mit ihrer Situation fertig zu werden, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Sie versucht aber trotzdem alles, um selbstständig zu sein, und kommt schließlich ganz gut zurecht. Bis zu dem Tag, an dem sie nach ihrem Pferd fragt und zu seinem Stall gebracht wird.
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Pilgrim hat schwere Verletzungen davongetragen und ist seit seinem Unfall komplett verstört, sodass er keinen Menschen mehr an sich ranlässt und aggressiv auf jeden zugeht. Grace ist geschockt, als sie ihn sieht und merkt, dass ihr ehemals treuer, bester Freund sie keinen Zentimeter an sie ranlässt. Zuhause beschließt sie, dass es besser wäre, Pilgrim einzuschläfern und dass man sie dann auch gleich selbst einschläfern könne, da sie sowieso zu nichts mehr taugen würde. Annie ist getroffen von dem Schmerz in Graces Stimme und lässt sich etwas anderes einfallen. Sie telefoniert mit Tom Booker, einem Pferdspezialisten, der anscheinend mit den schwierigsten Pferden arbeitet und sie wieder zurechtbiegt. Leider reagiert Tom abweisend und möchte sich Pilgrim nicht ansehen. Also beschließt Annie, von ihrer Heimat New York mit Grace und Pilgrim nach Montana zu fahren, um Tom zu zwingen, sich das Pferd anzusehen. Nach vielen Strapazen haben sie den langen Weg geschafft und kommen in Montana an, wo sie schließlich auch Toms Ranch finden.
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Tom ist erst nicht begeistert von der ganzen Sache, lässt sich aber schließlich überzeugen – schon allein, als er sieht, welche Strapazen Annie auf sich genommen hat, nur damit er sich Pilgrim ansieht. Und auch als er Grace und ihr Schicksal kennen lernt, möchte er helfen. So beginnt Tom mit Pilgrim zu arbeiten und bezieht auch Grace mit in das Training ein, die schließlich auftaut und immer besser mit ihrem Handicap zurecht zu kommen scheint. Pilgrim ist anfangs noch schrecklich aggressiv, beginnt aber nach vielen Stunden schwerer Arbeit immer mehr Tom zu vertrauen und lässt ihn faszinierenderweise immer näher an sich ran, als irgendeinen anderen Menschen nach der Zeit des Unfalls.
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- ob Tom es schafft, dass Pilgrim wieder Vertrauen fasst und seine Familie wieder an sich ran lässt...
- wie Grace mit der Situation zurecht kommt...
- was Annie alles auf der Ranch und durch ihren Aufenthalt dort erlebt...
- und was Tom schließlich für eine besondere Rolle in dem Leben der beiden spielt...
das möchte ich euch noch nicht verraten, denn schließlich sollt ihr euch den Film ja selbst ansehen. Für mich war ‚Der Pferdeflüsterer’ einfach nur faszinierend. Da ich ja selber reite, konnte ich mich mit vielen Geschehnissen in dem Film näher auseinandersetzen und identifizieren. Vor allem die Entwicklung des Pferdes steht dabei natürlich im Vordergrund und es ist herrlich anzuschauen, wie es immer mehr Vertrauen gewinnt, dann wieder durch irgendeine Kleinigkeit einen Rückschlag erleitet und seinem Fluchtinstinkt nachgeht. Auch die tolle Landschaft, die man in dem Film kennen lernt fand ich schlichtweg gigantisch. Montana – weite Wiesen, Felder, Koppeln, Flüsse... und vereinzelt mal eine hübsche Ranch dazwischen. Für einen Reiter ist das natürlich das absolute Paradies und hat mich oft zu Tränen gerührt, als ich realisiert habe, dass ich so was wohl nie haben werde. Die Entwicklung der Beziehung von Grace und Annie ist ebenfalls interessant zu verfolgen, da sie nämlich anfangs noch sehr schlecht war und sich im Laufe des Filmes (auch durch die Hilfe des sympathischen Tom Booker) immer mehr verbessert. Was mir nicht gefallen hat, ist die Tatsache, dass leider mit den Pferden nicht immer gewaltfrei umgegangen wurde. Vor allem zum Schluss kamen Szenen, mit denen ich überhaupt nicht einig war und was man bestimmt besser hätte lösen können. Außerdem (mehr möchte ich dazu noch nicht sagen) fehlt mir ein Happy End...
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Fazit: Ein Film, den man gesehen haben sollte. Er ist einfach faszinierend gemacht, die Beziehung zum Pferd steht im Vordergrund und ist bis auf wenige Aufnahmen wundervoll dargestellt. Die Schauspieler scheinen für ihre Rollen wie gemacht zu sein. Vor allem die kleine Grace finde ich allein durch ihre Mimik und ihren Blick, an dem man genau merkt, was in ihr vorgeht, immer wieder sehr gelungen. Ich kann euch nur raten, euch diesen Film mal anzusehen, wenn ihr es denn nicht schon getan habt :)
Original: The horsewhisperer (1998)
Darsteller: Robert Redford als Tom Booker, Kristin Scott Thomas als Annie Graves, Scarlett Johansson als Grace Graves, Sam Neill als Robert Graves
Drehbuch: Eric Roth u. Richard Lagravenese
Produzent: Patrick Markey u. Robert Redford
Regisseur: Robert Redford weiterlesen schließen
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