Pro:
sehr schöne und auch witzige Karten
Kontra:
einfach zu teuer
Empfehlung:
Nein
Ein kleiner Hinweis an die Leser dieses Berichtes. Er wurde zu Zeiten der alten Währung verfasst, würde aber an Wert verlieren, wenn ich ihn auf die neue Währung umstelle. Deshalb habe ich sehr bewusst darauf verzichtet.
Um aber diese Information nicht schuldig zu bleiben, habe ich mich noch einmal nach den heutigen Preisen erkundigt. So bezahlt man für eine einfache Grußkarte heute 1 Euro und für die Klappkarten im DIN A6 Format 2,25 Euro. Ein stolzer Preis!
Was könnte sich hinter diesem Titel verbergen, wenn wir lesen: "Die Maus für jede Situation? Nun, es handelt sich natürlich um die drollige Maus, die von Thomas Goletz aus Geesthacht vor mehr als 10 Jahren auf den Markt gebracht wurde. Spätestens, seit unsere Tochter anfing, sich für Diddl zu interessieren, habe ich auch ein wenig aufmerksamer hingeschaut. Da wurden Blöcke gekauft und eifrig einzelne Blätter dieser Blöcke in den Schulpausen auf dem Schulhof getauscht. Jeden Tag hatten die Kinder andere, neue Motive. Es wurden unterschiedliche Werte festgelegt. Ein DIN A4-Blatt wurde getauscht gegen ein anderes DIN A4-Blatt oder aber gegen zwei DIN A5-Blätter oder gar vier DINA6-Blätter. Es gab Zeiten, da hatte meine Tochter zwischen 70 und 80 verschiedene Motive wohlgeordnet in einem Ringordner untergebracht. Es war das ordentlichste Teil in ihrem sonst sehr chaotischen Ranzen.
"Na ja", dachte ich mir, "wenn diese Diddl-Maus dafür sorgt, dass meine Tochter ein wenig Ordnung in ihr Chaos bringt, dann kann mir das nur recht sein." Ich bot ihr sogar an, ihre Heft- und Bücherumschläge mit Diddl-Motiven selbst gestalten zu können. 1997 und 1998 war Hochkonjunktur für die Diddl-Produkte in unserem Hause. In den Formaten DIN A4, A5 und A6 wurden unter anderem die Blöcke in Mengen gekauft. Meine Tochter hatte Freundinnen, die nicht davor zurückschreckten, zusätzliche Aufgaben im elterlichen Haushalt zu übernehmen, nur um ein bisschen zusätzliches Geld für einen neuen Diddl-Block zu ergattern.
Noch schüttelte ich verständnislos den Kopf, denn meine Tochter ging trotz dieser ganzen Tauschaktionen relativ gelassen mit der Sache um. Vielleicht war sie auch einfach geschickt? Klug ist sie ja!
Eines Tages fragte sie mich nämlich, ob ich nicht eine schöne Geburtstagskarte für ihre Freundin habe. Keine meiner angepriesenen Karten gefiel ihr so recht. Schließlich meinte sie: "Lass mich doch mal im Schreibwarenladen gucken, weißt du, da wo ich immer mal so einen Diddl-Block kaufe. Aber komm doch besser gleich mit, ich will dir mal zeigen, welche mir da gut gefallen". Ich schöpfte keinerlei Verdacht.
"Nun gut", dachte ich so für mich, "die Zeit ist schnell genug vorbei, in der sie noch mit dir einkaufen gehen will. Also los!"
In diesem Schreibwarenladen angekommen gingen wir gleich in die Kartenecke, besser gesagt, wir wollten. Es ging dort zu wie beim Schlussverkauf. Der einzige Unterschied, wie ich noch feststellen würde, bestand darin, dass es hier nichts billiger gab, im Gegenteil.
Dann sah ich sie zum ersten Mal, diese Diddl-Karten. Meine Güte, welch eine Auswahl. Überwältigend! Es gab nichts, was es nicht gab. Nun gehöre ich ja auch zu den Sammlern. Also habe ich erst einmal angefangen zu stöbern. Ach ja, zum Geburtstag von der Freundin sollte ja eine Karte ausgesucht werden. Diddl mit Kerzen; Diddl mit Herzen; Diddl als Geburtstagsrakete; Diddl mit einem Geschenk in der Hand; Diddl am Klavier den Geburtstagssong spielend und noch viel mehr.
Mir summte der Kopf. Wie sollte ich denn da eine Entscheidung treffen? Meine Tochter machte hier wieder einmal den Vorschlag des Tages. "Mama", sagte sie: "Am besten kaufen wir gleich zehn Stück, dann müssen wir beim nächsten Geburtstag nicht gleich wieder eine Karte kaufen, weil wir welche auf Vorrat zu Hause haben". Ich nickte nur geistesabwesend, denn ich war mit meinen Gedanken schon wieder ganz woanders. Einige Karten, die gar nichts mit Geburtstag zu tun hatten, stachen mir ins Auge. "Ja ja", sagte ich, "das können wir machen, aber ich möchte hier bei diesen Karten noch mal schauen, was es sonst noch gibt"!
Es gab also nicht nur Geburtstagskarten für Kinder, auch Erwachsene, sogar betagte Menschen waren angesprochen.
Nur zwei Beispiele: Ich zitiere:
"Das Teuerste an Dir sind die Kerzen!
Falls jemand auf die Idee kommen sollte, Dich alt zu nennen, schlag ihn mit Deinem Stock und wirf ihm dein Gebiss hinterher!"
Aber es gab noch ganz andere Karten. Die Karte für Schreibfaule: Die Diddl-Maus liegt von Spinnweben umwoben vor ihrem Briefkasten und sinniert darüber, ob es in diesem Jahrhundert wohl noch mal Post gibt. Karten für die Liebe, die Traurigkeit, die Freude, die Freunde, die Krankheit, Gute Besserungswünsche, Schulanfang, Führerschein, Verlobung, Hochzeit, Volljährigkeit, Geburt eines Kindes.
Bestimmt ist die Aufzählung nicht vollständig!
Ich geriet total in Trance und merkte nur, wie ich mein Portemonnaie zückte, um im Geiste zu überschlagen, welchen Gegenwert ich denn zu bieten hatte. So teuer würden die Karten doch wohl nicht sein? Wenn ich mir eine gute Mischung kaufe, werde ich wohl mit 30 DM auskommen. Noch 6 DM für die Karten meiner Tochter. Das ist sicher drin. 60 Karten für den Anfang ist schon gut. Man weiß ja nie, zu welchem Anlass man das nächste mal eine Karte braucht.
Schön, dann aus einem guten Sortiment auswählen zu können. Ach ja, Tante Ute freut sich bestimmt, wenn die kleine Großnichte ihr mal eine nette Karte schreibt. Die Urlaubsbekanntschaften unserer Tochter. Meine Freundin bekommt die eine für Schreibfaule, damit sie sich endlich mal bequemt, mir wenigstens eine meiner zwanzig unbeantworteten Karten aus den letzten fünf Urlaubsjahren zu beantworten. Meine Mutter hat auch bald Geburtstag. Es muss ja nicht immer so was Gediegenes sein. Schließlich kann sie doch auch mal was Witziges bekommen. Und dann immer diese passenden Sprüche dazu, einfach genial!!!
Genial war dann nur der Preis. Ich hatte wohl die Preise der 70er Jahre zugrunde gelegt, als ich dachte, mit 36 DM sechzig Karten erstehen zu können. Als ich dann aber hörte, dass man 90 DM von mir verlangte, bekam ich Herzklopfen und feuchte Hände. Das musste ein Irrtum sein. Bestimmt meinte die Verkäuferin jemand anderen, aber bestimmt nicht mich! Jetzt hörte ich es lauter. "90 DM, es warten noch andere Leute hier, oder möchten Sie noch etwas anderes kaufen?" Also ganz ruhig bleiben. "Da ist Ihnen jetzt aber bestimmt ein Tippfehler unterlaufen!", hörte ich mich aus weiter Ferne sagen. Meine Tochter zerrte an meiner Hand und sagte: "Das ist doch gar nicht so viel. Die Klappkarten sind noch viel teurer, komm los! Das ist ja peinlich, Mama!" Ich merkte, wie es in mir arbeitete. Haben die mich jetzt reingelegt, oder haben die sich verzählt. "Es sind doch bloß sechzig Karten!", versuchte ich, diesen scheinbaren Irrtum aufzuklären. Ich bin doch nicht in der Apotheke. Ich bin hier in einem Schreibwarenladen. Der ist zwar auf dem Dorf und hat sich aber trotzdem an die Preisbindung zu halten. Hier witterte ich meinen Erfolg. "Sie dürfen die Karten nicht teurer verkaufen als andere", setzte ich jetzt energisch noch eins drauf, "auch Sie müssen sich dem Preisdiktat beugen!" Das charmante Lächeln dieser netten Geschäftsfrau werde ich nie vergessen. Es veränderte sich so plötzlich, dass ich es gar nicht rechtzeitig bemerkte. Mit einem jetzt nur noch überlegenen Grinsen wies sie mich zurecht, und bedeutete mir, dass ihr diese Preisbindungen bekannt seien und sie durchaus gedenke, sich auch daran zu halten.
Was hatte denn das zu bedeuten? Messerscharf forderte sie dann ihre 90 DM. Mir blieb nichts anderes übrig, wenn ich mein Gesicht wahren wollte, als diesen horrenden Preis zu akzeptieren, sonst hätten ja ganze Heerscharen von Menschen gewusst, dass ich nicht weiß, was so eine blödsinnige Diddl-Karte kostet. Zurücklassen wollte ich auch nicht eine einzige. Schließlich hatten wir fast zwei Stunden in diesem gottverfluchten Laden zugebracht. Ich hätte auch nicht gewusst, welche der ausgesuchten Karten ich hätte zurückbringen sollen.
Mechanisch zählte ich die Scheine und Münzen in meinem Portemonnaie und verließ mit meiner Tochter und den erstandenen sechzig Diddl-Karten diesen Laden. Verschickt habe ich erst mal keine dieser Karten, weil ich sie selbst alle so toll fand, und es doch schade gewesen wäre, wenn ich sie kein weiteres Mal bekommen hätte. Dabei waren es weniger die Karten, sondern viel eher die Sprüche, die mich reizten.
Das ist nun schon einige Jahre her. Mittlerweile hat sich diese Manie zumindest bei meiner Tochter und auch bei mir doch sehr gelegt. Ich finde Diddl-Karten immer noch ganz witzig, aber es reicht mir, sie anzuschauen und die vielen Ideen zu bewundern, die auf diesen lustigen Karten mit witzigen Sprüchen realisiert sind. Kaufen muss ich mir nun keine mehr.
Aber das Angebot ist mittlerweile noch viel umfangreicher. Es gibt Klappkarten bis zu einer Größe von DINA4, die kleinsten sind DINA7 groß. So oft ich in Geschäften durch eine Diddl-Abteilung gehe, entdecke ich immer wieder neue Karten und Sprüche. Anscheinend ist hier ein Genie am Werk oder eine ganze Gruppe. Gekauft habe ich mir keine Karte mehr, weil sie mittlerweile einen Preis erreicht haben, der mir zu hoch erscheint. Allerdings sind die Karten auch von guter Qualität und farblich sehr ansprechend.
Wenn es unter den Lesern dieser Meinung auch Sammler gibt, kann man das Diddl-Käseblatt empfehlen. Es erscheint einmal monatlich. Hier findet man eine Rubrik, in der alles mögliche zum Tausch angeboten wird und auch Nachfragen und Angebote zu Karten zu lesen sind.
Trotzdem ist Diddl immer noch ein Renner für Kinder. Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch. Selbst unser mittlerweile fünfjähriges Patenkind findet Gefallen an Diddl.
Da gibt es doch mittlerweile Schreiblöcke, bei denen durch das Reiben der jeweiligen Motive genau der Geruch des Motivs entsteht. Neulich schenkte mir eine Schülerin ein Blatt aus einem Diddl Schreibblock mit Schokoküssen drauf. Nach dem Reiben entstand wirklich dieser süßliche Geruch, den frische Schokoküsse verströmen. Ein richtiger solcher ist nur wesentlich billiger und riecht nicht nur so!
Ob meine Tochter es wohl mitbekommen hatte, dass ich an jenem denkwürdigen Tag gerade mal 89 DM in meinem Portemonnaie hatte? Zum Glück fand ich noch 1 DM in meiner Hosentasche, die ich immer einstecke für den Einkaufswagen im Supermarkt. Wäre es ein Chip gewesen, ja was dann.....?
antjeeule 03/2004 weiterlesen schließen
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