Pro:
Voll mit Klassikern, Farin&Bela als geniales Duo
Kontra:
teilweise die Qualität, 2 schlechte Tracks
Empfehlung:
Ja
Vorwort
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Deutschland im Ärzte-Wahn! Nein, heute geht es nicht um die Praxisgebühr oder eine neue Gesundheitsreform. Es soll um das eigentliche Debut der „besten Band der Welt“ gehen. „Die Ärzte“ heißt das gute Stück, das schon so alt ist, wie ich selber und ebenfalls Baujahr ´86 ist.
Die Band
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Es soll auch noch Leute geben, denen die Namen Rodrigo Gonzales, Bela B. und Farin Urlaub nichts sagen. So zum Beispiel meinem Opa. Der meinte nur: Aber was machen die zwei anderen, wenn der eine im Urlaub ist? Er wusste nicht, dass Farin Urlaub der Künstlername von Jan war. Also um solche Missverständnisse auszuräumen hier einpaar kurze Facts.
Die Story der besten Band der Welt beginnt schon 1980 in Berlin. Bela B. alias Dirk Felsenheimer und Farin Urlaub alias Jan Vetter treffen zum ersten Mal aufeinander. „Soilent Grün“ heißt die erste gemeinsame Band bis 1982. Dann ist erst mal Schluss. Mit dem Bassisten Hans "Sahnie" Runge werden „Die Ärzte“ gegründet. Die erste EP „Zu schön um wahr zu sein“ ist nie erschienen, allerdings kann man viele der Songs trotzdem irgendwo finden. Der Gewinn des Berliner Senatsrockwettbewerbs ´84 ist der eigentliche Anfang der Erfolgsstory. „Sahnie“ fliegt 2 Jahre später aus der Band und Hagen Liebling kommt in die Band (vor Kurzem im MTV „Die Ärzte – 15 Jahre Netto“ zu sehen). 1993 ist Schluss. Das Abschlusskonzert auf Sylt sollte das Letzte sein, allerdings wagen Bela und Farin mit Rodrigo Gonzalez einen Neuanfang und jetzt beginnen die fetten Jahre!!!
Soviel kurz zur Band.
Das Album
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„Die Ärzte“ ist ein typisches Album aus den alten Tagen. Und das Besondere dabei ist, dass Farin und Bela das Album allein aufgenommen haben. Bela für Schlagzeug und Gesang und Farin für den Rest. So erklärt es sich auch, dass nur die beiden auf dem Cover zu sehen sind.
Auf der Rückseite findet man neben der neongelb auf blau Tracklist ein nettes Bild mit Farin und Bela. Farin auf seinem alten Mofa und Bela im chicen Anzug.
Tracklist
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#1 Wie am ersten Tag
#2 Mysteryland
#3 Sweet, sweet Gwendoline
#4 Ist das alles?
#5 Geschwisterliebe
#6 Alleine in der Nacht
#7 Jenseits von Eden
#8 Wir werden schön
#9 Für immer
#10 Ich bin reich
#11 Zum letzten Mal
...und die Track im Einzelnen
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> Wie am ersten Tag < - Schon der Opener ist der Klassiker schlechthin. Farins Stimmchen, dazu ein stumpfer Beat und Gitarrenklänge vom Feinsten. Es geht zu Anfang schon um Liebeskummer und Trennungsschmerz. „Ich mag sie noch genauso wie am ersten Tag...“ Der Text ist wie immer die Augenweide schlechthin. Doch diesmal kein abdriften in witzig, sarkastische Gefilde, sondern eher die gerade Linie auf der ernsten Schiene. Klasse Track und der Titel macht sich als Opener doch recht gut.
(5/5) -> (3:39)
> Mysteryland < - Jetzt ist Bela an der Reihe. Er spendiert seine dunkle Stimme für diesen mystisch anmutenden Track. Der Anfang erinnert etwas an Black Sabbath’s „After Forever“, doch dann eine fette Bassline und eher sparsame Gitarrenklänge. Bela entführt seine Angebetet in sein Mysteryland. Die „diabolische“ Seite stand Bela schon immer viel besser und hat auch Tracks wie „Der Graf“ unvergleichlich gemacht.
(5/5) –> (3:17)
> Sweet, sweet Gwendoline < - Und wiedermal ein Track in dem es um Knoppers, Knoppers und noch mal Knoppers geht. Hier beginnt der Song mit einer liebreizenden Frauenstimme, welche allerdings schnell durch, wieder mal, Farins Stimme abgelöst wird. Der Song wirkt zwar auf den ersten Blick lieblos und emotionslos, jedoch gibt es auch Stellen wie „Yeau“ mit dem anschließenden Stöhnen, die dies sofort wiederlegen. Es ist eben ein Ärzte-Song. Alles hat sein Pointe und jeder Ärzte-Song hat irgendwo, auch wenn er versteckt ist, einen Witz in sich.
(4/5) -> (2:55)
> Ist das alles? < - Und wieder einer dieser Klassiker. Zu Anfang das kitschige Gestöhne von Farin, doch seine Gitarrenarbeit macht das locker wieder wett. Bela ist back on the Mikro und singt von einem Kerl, der keine Angst vor nichts hat und sich jeder „Herausforderung“ stellt, auch wenn er dafür einpaar auf die Fresse bekommt. Die Track besticht wieder durch seien unvergleichlichen Witz, denn der Refrain mutet schon manchmal rotzfrech an.
(5/5) -> (3:33)
>Geschwisterliebe < - Und noch ein Klassiker auf der CD. Schon „Ab 18“ ist wegen dem Song in die jugendgefährdenden Schriften abgedriftet. Der harmlose Anfang verrät wirklich nichts über den textlichen Kracher, den der Titel bereithält. Farin beginnt mit seiner „süßen“ Stimme. Die Worte: „flach legen“ mussten natürlich in diesem 4 Akkorde-Lied besonders herausgestellt werden... Man weiß nicht wirklich, wo man den Song hinpacken soll. Das Thema ist wie so oft provokativ gewählt und irgendwo ist es ja auch lustig, jedoch wie kommt zum Beispiel Farin auf diesen Text??? Egal, geniales Stück Ärzte-Musik.
(5/5) -> (4:11)
> Alleine in der Nacht < - Ein weiterer Klassiker. Ich bin immer wieder überrascht, welche Ideen Farin und Bela manchmal haben. Die Musik ist wieder vom Feinsten und eben was verblüfft – kein Track klingt wie der andere. Der Inhalt vom Track ist ein typischer Fall von dumm gelaufen. Erst bekommt der Typ, über den Bela singt, keine Frau ab als er wiedermal in einer Bar hockt und als er dann eine abbekommt, wird die eines Banküberfalls bezichtigt. Man sieht, gibt wieder jede Menge zum Lachen und die Musik ist wie immer klasse.
(5/5) -> (2:45)
> Jenseits von Eden < - Jeder kennt wohl den Schlagerklassiker von Nino de Angelo und die Ärzte fassen ihn hier als Rockversion wieder auf. Bela singt und Farin quält die Gitarre, dass es manchmal schon nicht mehr schön ist. Für mich schon irgendwo der Tiefpunkt der Platte, denn bei ihren Live-Konzerten haben die Ärzte schon so oft gezeigt, was sie alles covern können und wie gut es dann klingt. Schon weil es ein Schlager ist ein Grund für die Skip-Taste!
(1/5) -> (3:59)
> Wir werden schön < - Ein Underdock-Track, den ich vorher auch nicht kannte. Etwas im NdW-Stil gehalten. Ein sehr popiger Song mit einem sehr stupiden Refrain und keinerlei musikalischen oder textlichen Herausforderungen. Sorry, aber gleich die zweite Enttäuschung.
(3/5) -> (3:59)
> Für immer < - Aber jetzt wird es wieder besser. Auch wenn der Anfang einfach scheiße klingt. Technoartige Klänge aus dem Synthesizer, dann erste Gitarrenklänge und ein undefinierbares Instrument dazu. Dann Farin „Du hast Augen, tiefer als das Meer“. Ein super romantischer Track und ungefähr aufzuwägen mit „Mach die Augen zu“. Auch wenn der erst später im Track rauskommt, dass der gute Romantiker dort wohl gerade seine Angebetet umgebracht hat...
(4/5) -> (3:42)
> Ich bin reich < - Und einer der wohl geilsten Tracks, die die zweit Witzbolde jemals verzapft haben. Eine flippige Melodie und ein Bass der an eine Polka-Tanzgruppe erinnert – kombiniert mit Farins fast jungenhafter Stimme. Einfach ein Gute-Laune-Stück, das zum Mitsingen animiert.
(5/5) -> (4:19)
> Zum letzten Mal < - Und jetzt das letzte Stück. Sehr dunkel und bedrückt geht es los. Nur Bass und Schlagzeug. „Er hat sie geliebt. Schon seit vielen Jahren.“ Ja, es geht wiedermal um Liebe. Um enttäuschte Liebe. Auch dieser Liebende bringt seine Geliebte um, weil sie ihn auslacht. Vielleicht war Farin beim Texteschreiben so depressiv drauf, dass er auf keine andere Lösung kam, dennoch sind die Texte einfach klasse.
(5/5) -> (4:23)
Fazit
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Wie man gemerkt hat, ist das Album quasi voll mit Klassikern. Das einzig Negative an der Platte sind die beiden miesen Tracks und die Qualität. Man merkt einfach, dass es eine frühe Platte ist. Das Schlagzeug klingt wie aus einem schlechten PC-Programm und der Bass klingt sehr flach. Das einzige, was wirklich gut rüberkommt, ist der Gesang und die Gitarre. Wegen dieser Dinge klingen die meisten Tracks sehr popig und seicht, doch wenn man sich Live-Scheiben anhört und diese älteren Track hört, dann klingen die gleich um Längen besser. Jedoch muss man eben die begrenzten Möglichkeiten der Zeit von damals bedenken. Rumrum ein sehr gelungen Album mit leichten Schwächen. weiterlesen schließen
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