Pro:
Leckere Gerichte - gut gewürzt | nettes Ambiente | Große und günstige Portionen
Kontra:
\"Gefährliche\" Toilette | Zu viel Ketchup im Essen
Empfehlung:
Ja
In Deutschland nehmen Vegetarier immer noch eine Außenseiterrolle ein. Das macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn man ein Restaurant betritt. Auf der Speisekarte stehen 20, 30 oder noch mehr Fleischgerichte, aber nur ein oder zwei vegetarische Speisen. Bei uns im Allgäu handelt es sich hierbei meist um Kässpatzen und einen Salatteller. Bei Letzterem sollte man bei der Bestellung sicherheitshalber noch fragen, ob auch keine Schinkenstreifen drauf sind. Im Gegenzug gibt es vier/fünf Salatteller mit *Fleischeinlage* - sprich: Schinken, Putenstreifen (das nennt sich dann *Fitness-Teller* oder Thunfisch.
Nun, warum hole ich so weit aus? Als wir in der Nähe von Dresden eine Woche Urlaub machten, konnte ich feststellen, dass die Sachsen sich redlich Mühe zu geben scheinen. Ich hatte endlich mal die Wahl zwischen vier bis fünf Gerichten. Heh! Das ist immerhin eine Steigerung von über 200 Prozent!!!
Was ich dann allerdings vorgesetzt bekam, war enttäuschend. Der Gemüseauflauf bestand aus einer Packung Fertiggemüse und Scheiblettenkäse. Kein Salz, kein Pfeffer, keine Petersilie - gar kein Gewürz. Dafür schwamm das ganze Zeug unappetitlich im eigenen Kochwasser. Der Käse war schwarz-verbrannt und das ganze kostete dann noch 6.50 EUR.
Wir haben dann in Dresden eine türkisches Kebab-Haus entdeckt. Und ausgerechnet in einem Kebab-(!!!)-Restaurant bekam ich anständiges vegetarisches Essen!
Anfahrt
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Mit den Straßenbahn-Linien 6, 11 oder 13 fährt man Richtung Albertplatz. Eine Haltestelle weiter, an der Bautzener Straße/Rothenburger Straße verlässt man die Straßenbahn und läuft die Rothenburger Straße hinauf. Im Haus-Nr. 41 befindet sich das im orientalischen Stil eingerichtete Restaurant.
Ausstattung
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Das Restaurant ist recht einfach, aber gemütlich eingerichtet. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Ich hatte das Gefühl, Scotty hätte mich in den Türkei-Urlaub gebeamt. Lautstarke türkische Musik, ein Chef, der quer durch den Raum schrie, bunte Kacheln an den Wänden, ein Perlenvorhang, der Geruch von exotischen Gewürzen... Einzig die groben Holztische und die sächsisch sprechende Bedienung passte nicht ganz ins orientalische Bild.
Gleich neben dem Eingang dreht sich der Kebab-Spieß, davor steht die Glasvitrine mit den Salatbeilagen und den anderen Zutaten. Geradezu befindet sich die Kasse, an der man später seine Rechnung bezahlen muss. Betritt man den Speiseraum, sieht man sechs/sieben dunkle Holztische stehen, auf denen Schälchen mit gemahlendem Chili stehen und große Schalen mit Würfelzucker. An der Decke drehen sich träge die großen Ventilatoren, an denen kitschige, verschnörkelte Leuchten hängen. Durch einen kleinen Durchgang gelangt man in einen weiteren Raum, in dem nochmals einige Tische stehen. Daneben geht es zu den Toiletten.
Die Damentoilette - von der ich hier ausschließlich berichten kann - ist recht eng, aber ordentlich und sauber. Die Toilettenschüssel ist so angebracht, dass man nur mühsam eine normale *Sitzhaltung* einnehmen kann. Das hatte bei mir zur Folge, dass ich mir den Kopf dermaßen hart am Handtuchhalter stieß, dass ich die nächsten zehn Minuten erst einmal Sternchen sah. Ein Waschbecken und ein Seifenspender befindet sich ebenfalls in dem engen Raum. Ein Fenster, dass nur unzureichend mattiert ist, lässt den Blick nach außen und auch nach innen offen. Das fand ich nicht so gut und ich beheilte mich, schnell fertig zu werden.
Essen & Trinken
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Die Speisekarte ist laienhaft gesetzt und kunterbunt gestaltet. Die Blätter wurden offensichtlich selbst mit einem Laminiergerät eingeschweißt und sehen teilweise schon recht mitgenommen aus. Typisch Kebab-Bude eben! Die Auswahl an Speisen ist sehr groß, wobei jedes Gericht (wie in ausländischen Restaurants üblich) mehrmals aufgelistet ist - in leicht abgeänderter Form. Da gibt es Kebab mit Reis und Salat und Gemüse, Kebab mit Reis und Salat ohne Gemüse, Kebab mit Fladenbrot und Salat und Gemüse... usw. Genauso verhält es sich mit Lammfleisch, Hackfleisch, Falafel und all den anderen Köstlichkeiten. Im Dürüm-Kebab-Haus gibt es Gerichte, von denen habe ich vorher noch nie gehört. So aß ich z.B. zum ersten Mal ein *Halloumi*, eine Käsesorte, ursprünglich aus Zypern.
Mein fleischfressender Begleiter bestellte sich für 4.50 EUR einen Döner-Teller. Der ovale Teller war ungefähr 30 bis 35 cm lang und 20 cm breit. Darauf war reichlich Fleisch und Reis verteilt, zusätzlich etwas Gemüse und viel Salat. Das Fleisch war hauchdünn geschnitten, was meinem Freund sehr gut gefiel. Er schwärmte den ganzen Tag von den dünnen, zarten Scheibchen. Es war kaum Fett dran, was vor allem mir auffiel. Meinem Freund ist es egal, ob ein Stück Fleisch fettdurchzogen ist. Ich sehe so etwas sofort.
Ich selbst bestellte einen vegetarischen Falafel-Teller. Da die Speisekarte mehrere vegetarische Gerichte anbot, fiel mir die Auswahl ausnahmsweise mal schwer. Als mein Gericht kam, war ich total erstaunt. Er war genauso groß, wie der Döner-Teller. Fünf/sechs Falafel, ausreichend Reis, viel Gemüse und Salat häuften sich vor mir auf. Für diesen großen Teller zahlte ich nur 4.- EUR, was ich sehr günstig finde. Die Falafel waren sehr lecker. Ihre Konsistenz fand ich allerdings etwas *klietschig*. Mmmh, wie erkläre ich das jetzt? Nun, sie waren etwas klebrig und nicht so trocken, wie man es sonst kennt, was ich nicht so toll fand. Aber der Geschmack war einwandfrei und deshalb würde ich sie jederzeit wieder essen. Der Reis war körnig und klebte nicht. Der Salat (Gurken, Tomaten und Lauchzwiebeln) war gesalzen und mit reichlich grober Petersilie gewürzt - sehr lecker. Das gegrillte, weiche Gemüse schmeckte besonders gut. Es war scharf angebraten worden, was einen sehr deftigen Geschmack erzeugte. Über das Gericht war geriebener Schafskäse verteilt, was mich besonders freute. Schafskäse - so finde ich - schmeckt am besten, wenn man ihn nicht in Würfel schneidet, sondern über das Essen reibt. Irgendwo zwischen Falafel und Reis war noch eine Knoblauch-Joghurtsoße verteilt, die sehr gut schmeckte. Was ich nicht so toll fand, war der Ketchup, der ebenfalls untergemischt war. Davon abgesehen, dass ich kein Ketchup-Fan bin, fand ich die Menge zu groß. Etwas Ketchup wäre ja in Ordnung gewesen, aber das war entschieden zu viel.
Da uns das Essen so gut schmeckte und ich als Pflanzenfresser auf meine Kosten kam, fuhren wir am nächsten Tag wieder dort hin. Dann bestellte ich mir einen vegetarischen Teller, der neben dem obligatorischen Reis und Salat, drei/vier Falafel, zwei Weinblätter, zwei Blätterteigstangen und zwei im Teigmangel gebackene Käsestückchen beinhaltete. Puh, mir läuft beim Schreiben das Wasser im Mund zusammen!!! Auch dieses Gericht war wieder sehr gut gewürzt. Man konnte aber trotzdem nachwürzen, indem man vom scharfen Chili nahm.
Leider hatte ich vergessen, darauf hinzuweisen, dass ich keinen Ketchup möchte, weshalb wieder viel zu viel davon im Reis schwamm.
Zu Trinken hatten wir uns nur eine Apfelsaftschorle bestellt, die nur 1.10 EUR kostete. Hinterher - ich war satt und benötigte driiiingend einen Verdauungsschnaps - trank ich einen Raki für 1.30 EUR. Die Getränke waren ebenfalls lecker und gut gekühlt.
Während des Essens kam die Bedienung mit einem großen Tablett vorbei und bot jedem ein kleines Glas Tee an. Man konnte zwischen Schwarz- und Apfeltee wählen. Letzterer war zwar unnatürlich grün, schmeckte aber total lecker. Ich glaube, mein Freund wollte nur wegen dieses Tees ein zweites Mal in diesem Restaurant einkehren. Er hätte am liebsten eine ganze Kanne davon bestellt. Nun versucht er verzweifelt, einen türkischen Laden zu finden, der genau diesen Tee verkauft.
Sonstiges
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Mittags kann es in dem kleinen Restaurant ziemlich eng werden, weil viele ihre Mittagspause dort verbringen. Wir haben sowohl Bauarbeiter, als auch Büroangestellte dort gesehen - das Publikum ist also sehr gemischt.
Die Bedienungen waren ziemlich geschäftig - fast hektisch - und kurz angebunden. Trotzdem gaben sie sich Mühe und waren höflich. Die sächsiche Kassiererin war sehr freundlich und als einzige Deutsche eine Ausnahme in diesem Restaurant.
Das Dürüm-Kebab-Haus hat lt. eigener Angabe täglich von 10 bis 5 Uhr früh geöffnet.
Eine Homepage hat das Restaurant übrigens auch: www.durum-kebab-haus.de
Rechnung
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Die Preise für unsere Speisen habe ich ja schon genannt. Aber auch die anderen Gerichte waren sehr günstig und die Menge reichlich. Die Bedienung hatte den Zettel, auf dem sie die Bestellung geschrieben hatte, auf dem Tisch liegen gelassen. Mit diesem mussten wir an die Kasse gehen und die Rechnung bezahlen. Ich finde diese Lösung ziemlich unpersönlich. Der Vorteil liegt aber darin, dass man jederzeit gehen kann und nicht auf die Bedienung warten muss. Dadurch, dass man aber an der Kasse zahlt, kommt man in die Versuchung, kein Trinkgeld zu geben. Das wird der Bedienung nicht gefallen, denke ich.
Fazit
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Ein Kebab-Haus kann man nicht unbedingt als Restaurant bezeichnen, oder? Aber ein einfacher Döner-Stand ist das Dünüm-Kebab-Haus auch nicht. Nun, warum muss man es unbedingt in eine Kategorie einordnen? Wer mal in Dresden gut und günstig essen gehen will, sollte einen Abstecher in die Rothenburger Straße 41 wagen. Das einfache, aber gute türkische Restaurant bietet gut gewürzte Speisen an und hat auf seiner Karte auch einige vegetarische Gerichte stehen. Wer allerdings kein Ketchup-Fan ist, sollte das bei der Bestellung erwähnen, da die Gerichte damit reichlich gewürzt werden.
In diesem Sinne... alles bleibt anders... guten Appetit.... eure Dotti weiterlesen schließen
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