Pro:
Gute Wirkung, Grauabdeckung, Farbe okay, sehr preiswert.
Kontra:
Nicht ganz schonend für die Haare, aber nicht besorgniserregend.
Empfehlung:
Ja
Ja, es war kürzlich das erste Mal, dass ich mir mit einem im Supermarkt gekauften Haarfärbemittel die Haare gefärbt habe. Und zwar mit der Haarfarbe von Kyrell aus dem Aldi-Nord.
Doch vorerst möchte ich berichten, wie ich, ein eingefleischter "Henna"-Fan, überhaupt dazu kam:
Zwar färbe ich seit Jahren meine Haare selbst, aber aus Überzeugung immer mit dem natürlichen Mittel "Henna", Farbrichtung "Mahagoni". So wurden meine eigentlich braunen Haare schön leuchtend dunkelrot, und mit den Jahren nahmen die Stellen an Stirn und Schläfe, wo die Haare zunehmend ergrauten, dann immer mehr eine feuerrote Farbe an. Ich hatte also "Stränchen", weil sich die noch braunen und die schon ergrauten Haare bei der Überfärbung mit dem Hennarot verschieden darstellten. Selbst mein Friseur, der nur auf Chemiefarben steht (die er ja auch an den Mann oder meist die Frau bringen möchte) fand meine Henna-Haare schön. Henna bewirkt eben auch, dass die Haare, welche mit der Henna-Farbe quasi überzogen werden, nach dem Färben kräftiger und etwas voluminöser sind, als zuvor. Ich habe Henna immer geliebt.
Doch irgendwann fand ich Rot für mich nicht mehr passend. Meine erste Reaktion war, wieder zurück zur Natürlichkeit zu finden und einfach die Färbung raus wachsen zu lassen. Nachdem ich aber einige Monate mein immer farbloser werdendes Spiegelbild angeschaut hatte, fand ich es nicht mehr lustig, eine alte graue Maus zu werden.
Ich besann mich auf meine ursprüngliche Haarfarbe, ein sattes Braun. So kaufte ich das erste Mal ein Henna mit der Farbrichtung "braun". Aber oh Schreck, nach dem Färben hatte mein Haar so gut wie nichts von der Farbe angenommen, Henna Braun war im Gegensatz zu Henna Mahagoni der absolute Flop.
Da ich nun aber schon mal auf dem Weg zur Farbe braun war, wurde ich offener für neue Möglichkeiten des Färbens. Eine Freundin von mir, ehemals sehr erfolgreiche Selbständige aus der Modebranche, heute - nun, wir wollen nicht drüber reden - die also vorher nur Färbeprozeduren bei einem teuren Friseur kannte, hatte erstmalig ein preisgünstiges Färbemittel im Supermarkt ausprobiert und war von dem Ergebnis begeistert gewesen. Nun war allerdings das, was sie im Supermarkt bezahlt hatte, für mich immer noch indiskutabel!
Schließlich hatte ich mein Henna beim Türken immer für ca. 2 Euro kaufen können.
Deshalb war ich plötzlich hellwach, als ich im Aldi-Nord an einem Intensiv-Färbemittel vorbeistrich, welches sage und schreibe nur 2,49 Euro kostete. Die kleine ansprechende Packung übte eine richtige Magie auf mich aus! Schön war auch, dass hier keine große Auswahl war. Es gab nur diese eine Marke, eindeutig ein Färbemittel und nicht nur eine Tönung, fertig. Keine Qual der Wahl. Man musste sich lediglich zwischen ein paar Farbnuancen der genannten Marke unterscheiden, ich kaufte "Kastanie", mit der Nummer 54, weil das meiner echten Haarfarbe nahe kommt.
------------- Verpackung, Design und Verpackungsinfos: --------
Auf der rechteckigen Pappschachtel ist ein (glücklich lächelnder) Frauenkopf abgebildet, mit der entsprechenden Haarfarbe. Im Falle von "Kastanie 54" ist die Packung auch in warmen, von orangerötlich bis weiß changierenden Hintergrundsfarben gehalten. Die Aufschriften sind ebenfalls rot, weiß, schwarz. Dazu gibt es noch winzige grüne Farbkontraste, so dass wir insgesamt eine klassische "Herbst-Typ"-Farbpalette sehen, na ja, passend zu der warmen Kastanie-Färbung.
Auf der Vorderseite wird uns u. a. versprochen: "Intensive Haarfarbe", "Brillanter Glanz", "Attraktiv gepflegtes Haar" und, mir wichtig: "Perfekte Grauabdeckung".
------------- Warnhinweise: ---------------
Auf der linken Seite der Verpackung sind ausführlich, wenn auch sehr klein gedruckt, die Warnhinweise, gesundheitlichen Gegenanzeigen und Hinweise zur richtigen Entsorgung des Restinhalts aufgelistet. Ein Hautverträglichkeitstest wird 48 Stunden vor der Anwendung empfohlen. Ich meine, ohne ins Einzelne zu gehen, dort sind jegliche mögliche Gefährdungen genügend beschrieben, bzw. der Umgang damit wird hinreichend dargestellt - für Leute mit sehr guten Augen oder Lesebrillen.
---------- Werbung -------------------
Auf der rechten Seite befinden sich - eindeutig in größerer Schrift als die unbeliebten Warnhinweise - noch mal ein paar werbewirksame Hinweise bzgl. der verschiedenen Colorierungsmöglichkeiten, als könne man sich hier noch etwas davon aussuchen. Tatsächlich färbt das Mittel eben einfach und verspricht perfekte Grauabdeckung und lange Haltbarkeit. Die Info, dass die Einwirkzeit ca. 30 Minuten dauert, finde ich wichtig, weil mir als Laie bzgl. Selbstfärben (abgesehen von Henna) vorher nicht klar war, wie lang das dauert oder wie das geht.
---------------- Wellness-Feeling: --------------------
Und auf der Rückseite schließlich wird die Kundin so richtig wellnessmäßig umschmeichelt. Wunderbare speziell ausgewählte Farbpigmente dringen tief in unser Haar ein um sich dort auf lange einzurichten. Daher werden die neue Haarfarbe und ihre Leuchtkraft trotz vieler Haarwäschen lange erhalten bleiben usw.
Unser Haar wird beim Färben optimal gepflegt (na, na, na - das glaub ich nicht!)
Da anscheinend viele Menschen beim Haarefärben grässlich riechende Mittel ertragen mussten, wird hier hervorgehoben, dass Kyrell Color jedenfalls eine angenehm duftende Farbcreme sei.
Außerdem wird uns im Bild anhand von drei Beispielen von Mittelblond bis Mittelbraun gezeigt, welchen Farbton unser Haar bei welcher Ausgangsfarbe annehmen wird, so dass wir in etwa einschätzen können, wie unser Haar nach der Färbung aussehen wird.
------------ Inhalte: ------------
Die Packung enthält: 1. Eine Tube Colorationscreme, sprich, das eigentliche Färbemittel. (50 ml)
2. Eine Flasche Farbentwickleremulsion (50 ml),
3. Einmal Conditioner zur Nachwäsche (10 ml),
4. Ein paar hauchdünne Plastikhandschuhe, die man unbedingt verwenden sollte!
5. Eine übersichtliche Gebrauchsanweisung.
Die Colorationscreme enthält:
-------------- Toluylendiamin und Resorcin: ------------------------
Toluylendiamin:
Darüber finde ich im Internet: "Dieser Stoff ist eine Abwandlung des seit den 80er Jahren verbotenen krebserregenden 2,4-Toluylendiamin. Da 2,5-Toluylendiamin chemisch eng mit dem verbotenen Stoff verwandt ist, kann eine krebserregende Wirkung nicht ausgeschlossen werden. 2,5-Toluylendiamin hat bei Bakterien das Erbgut verändert und wirkte bei trächtigen Ratten fruchtschädigend."
Dazu: http://www.oekotest.de/cgi/ot/otgp.cgi?doc=35889
Oje oje oje ...
Resorcin: Das ist der Haftvermittler, damit die Farbe am Haar haftet. Resorcin kommt im Steinkohlenteer vor, im Gaswasser bei der Verkokung von Steinkohle und als Anlagerungsprodukt in Naturstoffen. Es ist Bestandteil des Galbanum-Harzes, aus dem es sich auch gewinnen lässt. Häufig wurde der Verdacht geäußert, aber nicht bewiesen, dass Resorcin durch das Haarefärben Blasenkrebs verursachen kann.
Dazu: http://www.enius.de/schadstoffe/resorcin.html
Tja, äh, das hätt' ich jetzt lieber nicht wissen wollen, hm ... Muss ich für das Schön-Sein nicht nur leiden, sondern auch früher sterben, eventuell? Klar ist, diese Stoffe kommen in sehr vielen Haarfärbemitteln vor, nicht nur bei Kyrell.
Und die Farbentwickler-Emulsion schließlich enthält das allseits bekannte
----------- Wasserstoffperoxyd: ------------
Darüber heißt es in Wikipedia: "ein sehr starkes Oxidationsmittel, das als solches heftig mit Substanzen wie z. B. Kupfer, Messing, Kaliumiodid reagiert und somit als starkes Bleich- und Desinfektionsmittel fungiert. In hochkonzentrierter Form ist es sowohl als Einzel- als auch als Komponentenraketentreibstoff einsetzbar."
Aha, ein Raketentreibstoff. Na fein, warum nicht?
Und nun endlich zum Eigentlichen:
------------ Der Färbevorgang: ----------------
Das Färben mit normaler "Chemiefarbe" ist nicht so romantisch und mystisch, wie das Zeremoniell mit dem erdig riechenden, schlammigen Henna. Eine Henna-Färbung verwandelte mein Badewasser in eine Art Moorbad, Kerzen leuchteten im Wasserdampf. Erdige Dämpfe stiegen auf. Aber von Henna werde ich in einem anderen Testbericht ausführlich berichten.
Dagegen läuft das Färben mit dem Färbemittel von Kyrell ganz nüchtern ab.
Allerdings ist es unkompliziert:
Nachdem ich die Handschuhe übergestreift habe, drücke ich den gesamten Inhalt der Farbtube in die Flasche mit der Entwickleremulsion (da ist extra Platz dafür gelassen, klar). Dann verschließe ich die Flasche wieder und schüttele sie, so dass sich die Farbe und der Entwickler vollständig mischen. Nun schraube ich die Spitze des Deckels ab und kann die Paste dosiert und zielgenau aus der Flasche "scheitelweise" ins Haar geben und einmassieren. Die Konsistenz ist angenehm, es tropft nicht (hallo, ja, weniger als Henna, meine Lieben), und ich wickele mir, wenn alles einmassiert ist, eine Plastiktüte und darum noch ein altes Handtuch um den Kopf. Nun kommen die 30 Minuten Einwirkzeit - d.h. gemütlich fernsehen.
Dass das Mittel angenehm duftet wie versprochen, kann ich nicht bestätigen, aber wahrscheinlich riecht es längst nicht so streng wie viele Färbemittel aus vergangenen Zeiten. Erträglich. Zumindest hat man sich bemüht, die strenge Basisnote durch Parfüm zu übertönen. Ich persönlich mag so was ja nicht.
Henna übrigens riecht wirklich toll, nach Moor und Erde aus Asien und sonst nichts - finde ich.
Gut, zurück zu Kyrell: nach einer halben Stunde gründlich ausspülen, und das Highlight: Mit dem beiliegenden Pflege-Conditioner nachbehandeln, einmassieren, auswaschen. Mmmmmmmmh, der duftet wirklich außergewöhnlich gut! Nach Flieder, meine ich. Der duftet wirklich gaaaanz toll.
------------ Das Ergebnis: ------------------------
Das Haar ist gut gefärbt, die Kastanienfarbe völlig okay, die Grauabdeckung ist perfekt. Das Haar glänzt schön, wenn es trocken ist, ist dicht und voluminös, fühlt sich gut an, fällt gut. Die Grauabdeckung und die Kastanienfarbe überstehen tatsächlich viele Haarwäschen.
Die einzige Kritik: In nassem Zustand fühlt das Haar sich anders an als früher, wenn es nass war. Es fühlt sich nun nass rauer, zottelig und strohig an. Wenn es trocken ist, scheint es aber ganz in Ordnung zu sein. Ich schließe daraus, dass ein Chemie-Färbemittel das Haar eben, auch wenn es schonend ist, doch immer etwas angreift. Falls sich dieses Angegriffensein bei häufigerem Färben nicht verschlimmert, sondern auf diesem Level bleibt, kann ich damit leben. Allerdings wird das Kyrell-Mittel auch bei Stiftung Warentest für das Angreifen der Schuppenschicht des Haares mehr kritisiert als andere Mittel. Aber so schlimm finde ich es (noch) nicht.
------------Fazit: ---------------------
Solange ich den Dreh nicht raus hab, wie ich Henna "Braun" doch dazu bringe, ordentlich zu färben, ist das Färbemittel von Kyrell eine sehr gute und einfach handhabbare Lösung mit für mich gutem Ergebnis, gleichzeitig preisgünstig. Dennoch werde ich mich noch mal um Henna "Braun" bemühen, denn nach den Internetrecherchen jetzt mit dem Blasenkrebsrisiko weiß ich plötzlich doch wieder, warum ich so auf Henna stehe.
Wenn das Mittel teurer wäre, würde ich keine 4 Sterne geben. Aber bei diesem Preis ist das Ergebnios ganz in Ordnung.
Diesen Bericht habe ich auch auf der Plattform "Dooyoo" veröffentlicht. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben