Pro:
Das namibische Dschungelbuch mit einem Hauch von deutscher Geschichte.
Kontra:
Heiss und staubig. Lange Fahrten.
Empfehlung:
Ja
In meiner zweijährigen Namibia-Zeit war ich bereits zweimal im Etosha-Nationalpark. Bekannt aus vielen Fernsehberichten und Reiseführern darf man sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen.
Da wir in Windhoek leben, mussten wir mit dem Auto ca. 500 km in Richtung Norden zurücklegen. Glücklicherweise kommen einem auf dieser Strecke nur wenige Fahrzeuge entgegen, sodass man die vielen Kilometer wegen des Nichtvorhandenseins nerviger Staus schnell hinter sich bringt.
Wir kamen gegen 17 Uhr am Parktor an. Eine Stunde später und wir hätten draussen bleiben müssen. Denn vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang darf man nicht durch den Park fahren.
Bei unserem ersten Besuch erwartete uns ca. 20 Meter nach dem Tor schon die erste Giraffe. Für mich war es damals die erste, die ich ausserhalb eines Zoos gesehen hatte. Es sollte aber wirklich nicht die letzte sein.
Die erste Unterkunft im Park war das Namutoni-Restcamp. Es handelt sich hier um ein altes Fort der ehemaligen deutschen Schutztruppen. In dem hauseigenen kleinen Museum erfährt man viel über diese Zeit, z. B. über einen Kampf von sechs Deutschen gegen 600 Owambos. Die deutschen Soldaten konnten die Feste ganze drei Tage halten. Das Fort wurde im Laufe der Jahre liebevoll restauriert und wirkt inmitten der endlosen Steppe etwas deplaziert. Und doch strahlt es einen gewissen Charme aus, vor allem nachts, wenn das alte Gemäuer von Scheinwerfern angestrahlt wird. Übernachten kann man entweder direkt im Fort in einfachen, karg eingerichteten Zimmerchen oder in Bungalows. Diese sind mit einer kleinen Küche, Schlafzimmern, einem Aufenthaltsraum und einem Bad ausgestattet. Für alle die es kernig mögen, gibt es natürlich auch einen Zeltplatz. Wir selbst haben direkt im Fort übernachtet. Dafür haben wir umgerechnet etwa 30 Euro bezahlt. Essen kann man entweder im parkeigenen Restaurant (sehr gutes Essen) oder man holt sich etwas aus dem kleinen Shop. Das Essen im Restaurant ist übrigens nicht im Zimmerpreis enthalten.
Am nächsten Morgen sind wir dann zu unserem ersten Ausflug aufgebrochen. Mit der Karte in der Hand wurde erstmal die günstigste Route ausklamüsert und los gings. Unsere ungeübten Augen haben natürlich erstmal gar nichts gesehen. Wir fuhren so eine Stunde durch die Gegend, haben die ersten Wasserlöcher abgeklappert und uns schon fast gelangweilt. Doch dann plötzlich: Zebras! Und direkt daneben: Gnus. Und Giraffen, und Antilopen. Wir fuhren also weiter zum nächsten Wasserloch und hätten eigentlich nach 10 Minuten dort sein müssen, wären da nicht schon wieder Zebras gewesen. Man muss sich das mal vorstellen: Rechts Steppe, links Steppe, aber diese Viehcher stehen mitten auf der Strasse. Aber nicht nur zwei oder drei, nein, hunderte! Und so ging es in den nächsten Tagen auch weiter. Wo man hinsah, nur Zebras. Eigentlich wollten wir ja mal Löwen sehen, die haben aber nur ihre Ohren aus dem Gebüsch gestreckt.
Natürlich haben wir fotografiert wie die Wahnsinnigen, obwohl mein Freund mir am dritten Tag eine Standpauke gehalten hat, weil ich so viele was fotografiert habe? Na klar - Zebras!
Unsere zweite Reise ging dann ins Restcamp nach Okaukuejo, welches sich am westlichen Parkrand befindet. Diesmal mieteten wir allerdings einen Bungalow, da wir zu viert unterwegs waren. Unsere Unterkunft hatte dementsprechend zwei Schlafzimmer. Zu einem Preis von ca. 50 Euro kann man die Ruhe im Camp sehr gut geniessen. Auch hier gab es wieder hervorragendes Essen im Restaurant. Okaukuejo ist etwas grösser als Namutoni und deshalb auch etwas unpersönlicher, wie ich finde. Aber das ist reine Geschmackssache.
Von hier aus haben wir natürlich wieder etliche Touren durch den Park unternommen. Diesmal galt unser Interesse vor allem Löwen und Elefanten. Einer der Elefantenbullen kam uns auf einem extrem schmalen Weg entgegen. Er war augenscheinlich nicht begeistert, uns zu sehen. Er stampfte auf den Boden, wackelte mit den riesigen Ohren und begann, in unsere Richtung zu rennen. Mein Freund schoss ein Foto nach dem anderen, während wir anderen im Auto schon Angst bekamen. Wir bettelten, er möge doch endlich losfahren. Aber nein, noch ein Bild, noch eins und noch eins. Als der Bulle auf etwa 3 Meter an uns rankam, fuhr mein Freund mit durchdrehenden Reifen rückwärts. Das fand der Elefant noch weniger amüsant und sprintete los. Wir bekamen gerade noch die Kurve und konnten entwischen. Das war schon mal ein Abenteuer.
Mit den Löwen war es wesentlich harmloser. Ein männliches Tier lag vollgefressen unter einem einzelnen Baum. Wir kamen bis auf fünf Meter an ihn ran. Er gähnte nur gelangweilt und drehte sich auf die andere Seite. Ein paar hundert Meter weiter lagen etwa 8 Löwinnen unter einer Akazie. Auch sie waren mehr oder weniger desinteressiert. An einem Wasserloch fanden wir dann noch ein Männchen. Auch er war kugelrund und wälzte sich in der Mittagssonne. Zwischendurch trank er ein wenig Wasser und guckte uns mit grossen Augen an. Er war der Mähne nach zu urteilen noch etwas jünger und deshalb wahrscheinlich neugieriger als seine Artgenossen.
Mal abgesehen von der unglaublichen Hitze in der Salzpfanne des Parks lohnt sich eine Reise dorthin auf jeden Fall. Mit viel Sonnenschutzcreme, einer Parkkarte und einer tauglichen Fotoausrüstung ist es ein Erlebnis, das man sich antun sollte. Die drei staatlichen Restcamps Namutoni, Halali und Okaukuejo (von Ost nach West) sind durch die Bank sehr gut, egal, ob man einen Bungalow mietet, ein normales Zimmer oder ob man mit dem Zelt unterwegs ist. Es ist für alles gesorgt. Die Restaurants, Touristenshops und Postämter sind fast rund um die Uhr geöffnet.
Mein Fazit: Hinfahren, angucken, Zebras versuchen zu ignorieren, und viele, viele Fotos machen. Es lohnt sich. weiterlesen schließen
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