Pro:
Schöne Altstadt, tolle Natur, vielseitiges kulturelles Angebot
Kontra:
Kein Kontra
Empfehlung:
Ja
Ich besuche Eutin gerne und häufig. Dieses Städtchen hat seinen ganz besonderen Charme. Sei es nun, der Besuch hat eine Shoppingtour durch die kleinen aber feinen Geschäfte der historischen Innenstadt zum Ziel oder er gilt dem Besuch des gemütlichen Wochenmarktes, der jeden Sonnabend auf dem Rathausmarkt stattfindet und den ich gerne mit einem gemüt-lichen Wochenendfrühstück in einem der anheimelnden Cafés direkt am Markt verbinde. Aber Eutin hat auch eine interessante und spannende Geschichte, nennt man es doch auch das „Weimar des Nordens“. Ich möchte im folgenden ein wenig den historischen und kultu-rellen Hintegrund des Städtchens beleuchten und hoffe, dass es den einen oder anderen Leser zu einem Besuch des Ortes anregt.
Eutin liegt inmitten der hügeligen und seenreichen Landschaft der Holsteinischen Schweiz. Erstmals erwähnt wird es als slawische Festung und erhält 1257 Lübecker Stadtrecht. Es wird Bischofsresidenz des Bistums Lübeck, wobei es seltsam anmutet, dass Bischofskirche weiterhin der Lübecker Dom geblieben ist. Auch nach der Reformation bleibt der Bischof der vom Kaiser bestätigte Landesherr. Dies ändert sich auch nicht, als das Bistum Lübeck 1774 mit den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst vereinigt wird. Erst im Jahre 1803 wird aus dem Fürstbistum aufgrund eines Beschlusses des Reichsdeputationshauptausschusses das weltliche „Fürstentum Lübeck“, das bis 1937 als Landesteil des Großherzogtums Olden-burg fortbesteht. 1937 erfolgt die Angliederung an Preußen und damit zu Schleswig-Holstein.
Heute ist Eutin die Kreisstadt des Kreises Ostholstein mit ca. 16.000 Einwohnern und, wie bereits erwähnt, inmitten der von Touristen vielbesuchten Holsteinischen Schweiz gelegen. In Eutin ist es in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit zwischen Privatinitiative und Denkmalpflege gelungen, viele der historischen Häuser, insbesondere am Markt und in der Stolbergstraße, wieder ansprechend und dem historischen Original entsprechend herzurich-ten. Insgesamt bietet die Eutiner Innenstadt rund um den Markplatz den geschlossenen Cha-rakter eines historischen Altstadtkern. Natürlich auch hier einige Bausünden, aber sie fallen kaum in´s Auge und können das insgesamt „gemütliche“ Gefühl, dass die Altstadt vermittelt, nicht trüben.
Ein besonderer Anziehungspunkt der Stadt ist ohne Zweifel das Schloss, das heute, wie be-reits vor dem 2. Weltkrieg, als Museum dient. Nach kleineren Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg wurde das Schloss im Jahre 1961 als Museum wiedereröffnet. Bereits in den 80ger Jahre wurde aber deutlich, dass nur eine umfassende Sanierung das Schloss auf Dauer erhalten kann. Diese Arbeiten, die in der vierflügeligen Schlossanlage noch immer andauern, wurden im Jahre 1986 begonnen. Zur Finanzierung und zukünftigen Unterhaltung des Schlosses gibt es seit 1992 die Stiftung Schloss Eutin, in die das Haus Oldenburg das Schloss, den Schlossgarten und einen Teil der Originalausstattung als Stiftungskapital ein-brachte. Die Kosten für die Sanierung und die Unterhaltung der Anlage trägt das Land Schleswig-Holstein. Dank dieses Engagements können Teile der Räumlichkeiten in den Sommermonaten besichtigt und mit ihrer originalen Austattung bewundert werden.
Der Schlossgarten gilt als ein bedeutendes Gartendenkmal des Landes und bietet mit sei-nem imposanten Baumbestand, den Rasenflächen, Teichen und Wasserläufen, den vielfälti-gen Brücken, den verschlungenen Wegen und der bekannten Lindenallee immer wieder neue und beeindruckende Blickwinkel. Im Schlossgarten finden alljährlich die, inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannten, Eutiner Sommerspiele statt. Diese auf der Frei-lichtbühne in einmaliger Atmosphäre stattfindenden Aufführungen begannen im Jahre 1951 mit Carl Maria von Webers „Freischütz“ und erfreuen sich bis heute bei einer immer größer werdenden Zahl von Besuchern wachsender Beliebtheit.
Zum Schluss möchte ich noch auf zwei bekannte „Söhne“ der Rosenstadt eingehen. „Söhne“ ist eigentlich nicht ganz richtig, denn beide sind nicht in Eutin geboren. Beide haben aber einen Großteil ihres kreativen Schaffens ins Eutin vollbracht und wesentlich zum kulturellen Image der Stadt beigetragen.
Beide erblickten vor etwas mehr als 250 Jahren das Licht der Welt und ihre Namen sind heu-te untrennbar mit Eutin verbunden. Während der erste eine Ausbildung zum Maler absolviert, lässt der andere zunächst nicht ahnen, dass man ihn einmal zu den bedeutendsten Dichtern und Gelehrten seiner Epoche zählen wird. Ersterer ist Johann Heinrich Tischbein, letzterer Johann Heinrich Voß, der sich durch seine Homer-Übersetzungen in Deutschland einen Namen machte.
Als Hohann Heinrich Voß im Jahre 1782 nach Eutin kommt, blüht in der Residenzstadt die höfische Kultur. Das alte Schloss ist im barocken Stil aus- und umgebaut worden und ent-lang des Eutiner Sees zieht sich ein weitläufiger französicher Park hin. Voß wird Rektor der Lateinschule und erwirbt sich als Lehrer Hochachtung in Eutin, der die Aufmerksamkeit sei-ner Schüler zu fesseln weiß, es aber auch versteht, sie zu Diskussionen anzuregen. Da Voß selber aus einfachen Verhältnissen stammt, sieht er es als sein höchstes Ziel an, seinen Schülern durch gute Ausbildung zu einem besseren Stand zu verhelfen. Daneben macht er sich deutschlandweit mit eigenen Dichtungen und mit den Übersetzungen der beiden Ho-merschen Epen, der Ilias und der Odyssee, bekannt und findet Anerkennung unter anderem auch durch Gothe, mit dem er in späteren Jahren freundschaftlichen Umgang pflegt.
Johann Heinrich Tischbein kommt im Jahre 1808 als Nachfolger des Hofmalers Ludwig Phil-lip Strack nach Eutin und übernimmt dort außerdem die Funktion des Herzoglich-Oldenburgischen Galerie-Inspektors. Tischbein hat lange Jahre seines Lebens in Italien ver-bracht und davon mehrere Monate Goethe auf seiner Italienreise begleitet und die Funktion des Direktors der Malerakademie in Neapel wahrgenommen. Also ein weitgereister Mann, der Anfang des 19. Jahrhunderts in den hohen Norden kommt. Zahlreiche Werke Tischbeins, der bis zu seinem Tode im Jahre 1829 in Eutin lebte, sind im Ostholsteinmuseum am Schlossplatz in Eutin und im Landesmuseum Oldenburg zu sehen.
Abschließend bin ich der Meinung, dass sich Eutin mit seiner Geschichte und seinem kultu-rellen Hintergrund nicht verstecken muss und auf jeden Fall einen oder auch mehrere Besu-che Wert ist. Mit dem Schloss, das immer mehr zu einem Schmuckstück wird, mit dem Schlossgarten und der einladenden Altstadt, umgeben von einer zauberhaften Landschaft, ist Eutin eine Gastgeberin, die einen durchaus mit Charme empfängt.
Abschließend darf ich noch darauf hinweisen, dass Eutin natürlich noch viele andere Gesich-ter hat, die zu betrachten sicherlich einen weiteren Bericht wert sein wird.
Also vielleicht bis demnächst in Eutin
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