Pro:
tolle bildersprache
Kontra:
sinnlose bis gar nicht vorhandene Story
Empfehlung:
Nein
Ich hatte zwiespältig Meinungen über "Heaven" gehört - als ich neulich vor der Wahl stand mir "Asterix & Obelix" oder eben diesen Film anzusehen, entschied ich mich für Tom Twykers Mischung aus Liebesgeschichte, Drama und Kriminalfilm.
"Heaven" spielt in Italien - genauer gesagt in Turin. In einem Hochhaus kommen vier Menschen durch eine Bombe ums Leben, darunter auch zwei Kinder. Attentäterin Philippa (Cate Blanchett) wird kurz darauf von der italienischen Polizei festgenommen. Als sie erfährt dass sie vier Unschuldige getötet hat ist sie verzweifelt. Denn ihre Bluttat galt eigentlich einem Drogenboss, der ihren kürzlich verstorbenen Ehemann auf dem Gewissen hat. Als Philippa dies der Polizei klar machen will glauben ihr diese natürlich kein Wort. Die Carabinieri ( ihr wisst schon die mit den schwarzen Handschuhen und dem bösen Mafia.blick ) sind davon überzeugt, dass sie einer politischen Organisation angehört. Als Dolmetscher fungiert während des Verhörs Filippo (Giovanni Ribisi) der sich unsterblich in die magischen Augen der Attentäterin verliebt. Aus dieser Liebe heraus schöpft er die Kraft seinen Job und vor allem sein Leben zu riskieren um die junge Frau zu befreien...
Nach seinem großen Erfolg "Lola rennt" wagt sich Tom Twyker nun an eine Internationale Produktion und schafft es großen Hollywood.flair außen vor zu lassen - heraus gekommen ist ein einen Film voller Sehnsucht und Hoffnung. "Heaven" ist bestimmt von sehr ruhigen Bildern , die manchmal schon eher wie Gemälde wirken die man sich gern über die Couch ins Wohnzimmer hängen würde, aber niemals in einem Filme erwartet. Durchwoben von ruhigen ( schon beinahe lahm einschläfernden ) Klavierstücken ist auch die Musik nichts was einen mit aufgewühlten Gefühlen aus dem Kino schweben lässt sondern dieser film gibt einem die Möglichkeit sich von den Bildern inspirieren zu lassen und in seinen eigenen Gedanken verloren zu gehen.
"Heaven" ist nämlich eigentlich wirklich ein wunderschöner Film - ausgestattet mit einer Bildsprache voller Poesie und Symbolik. Dennoch scheint der Film in zwei Teile auf gespalten zu sein.
Auf der einen Seite steht die Story, für die der Film ohne die Optik nicht mal einen Stern verdient hätte, auf der anderen die Bildhaftigkeit der Aussage.
Dominierend waren für mich auf jeden Fall die wundervoll einprägsamen Landschaftsbilder und die wundervollen Kamerafahrten über die Stadt. Italien wird von seiner schönsten Seite gezeigt. Twyker gelingt es dies alles einfach nur mit atemberaubenden Bildern und tollen Kameraeinstellungen einzufangen.
Die Geschichte hat jedoch Lücken wie man sie von einem Twyker.film nicht erwartet : Am Anfang dreht sich zum Beispiel alles um die Korruption und den Missbrauch von Drogen, weswegen die eigentlich friedliche Philippa zur Kriminellen wird. Dennoch beschäftigt sich der Film nicht ernsthaft genug damit, die Hintergründe werden nur angerissen.
Eigentlich könnte man sich ja dann mit der Liebesgeschichte begnügen, doch sie reicht auch nicht um den Film zu tragen. Blanchett und Ribisi überzeugen als Paar einfach nicht. Da weder die bedingungslose Liebe von Filippo wirklich deutlich wird noch Miss Blanchett wirklich erklären kann, warum sie trotz fehlendem Lebenssinn und Verzweiflung sich dem Abenteuer einer Flucht hingibt.
Warum spricht sie erst eindrucksvoll davon für ihre tat büßen zu wollen und flüchtet dann dennoch mit Fillipo ?
Ihre Entscheidung mit ihm quer durch Italien zu reisen wirkt eher wie Mitleid mit einem hoffnungslosen Träumer, in dessen Liebe sie sich sonnt. Dabei stellt man zum Ende hin fest dass doch auch sie angeblich schrecklich verliebt ist. Leider wird dass nicht durch ihr Spiel transportiert.
Obwohl mich Cate Blanchett mehr überzeugt hat als Ribisi, bei dessen Hundeblick man ständig das Gefühl hat ihn retten zu müssen. Zwar ist dies für den Film durchaus passend wird aber bei 92 Minuten Länge und dennoch immer ein und demselben Gesichtsausdruck etwas lästig.
Gerade da der Film sich mit der unsterbliche Kraft der Liebe beschäftigt ist es wichtig dass man sich mit den Protagonisten identifizieren kann, mir ist das bei der lückenhaften Story leider nicht gelungen und dabei hab ich wirklich ne verdammt romantische Ader *klarstell*
Ich muss jedoch eingestehen dass dies nicht unbedingt an den Schauspielern liegen muß, denn die eindrucksvollen Augen von Cate wirken doch eigentlich in jedem film.
Mich hat "Heaven" eher an meine wunderschöne Zeit in Italien erinnert und mich mit einem Fernweh erfüllt dass ich so schon lange nicht mehr empfunden habe.
Das Drehbuch hat der verstorbene Regisseur Krzysztof Kieslowski verfasst, der vor allem durch minimalistischen Denken aufgefallen sein soll. Ich glaube er hätte daher mit Argwohn gesehen was Twyker aus seiner Vorlage gemacht hat.
Ich werde hier nicht versuchen "Heaven" groß zu interpretieren - natürlich hat dieser Film eine wundervolle Symbolik die jeden bestimmt anders beeindrucken wird. Es ist eine ruhige Geschichte über den Glauben an die wahre Liebe und die Kraft die man aus ihr schöpfen kann.
Dennoch dürften die Bilder mit denen Twyker spielt niemals bloß Mittel zum Zweck sein. Auch wundervolle Kamerafahrten , schöne Landschaftsbilder und metapherreiche Dialoge können nicht darüber hinweg täuschen dass die Story nicht ausgereift genug ist.
Ich habe es nicht bereut in den Film gegangen zu sein hätte mir aber ein bisschen mehr "Magie" erhofft die Bilder und Geschichte miteinander verbinden könnte. weiterlesen schließen
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