Pro:
bildgewaltiger Film, spannende und gleichzeitig fremdartige Geschichte, günstige, gut ausgestattete DVD
Kontra:
Handlung und Figurenmotivation für Westler nicht immer verständlich
Empfehlung:
Ja
Die Story:
China in grauer Vorzeit. Die sieben Reiche führen Krieg. Der grausame König von Qin will sie alle unter seine Macht bringen. Doch immer wieder werden Attentäter ausgeschickt, die ihn umbringen wollen, doch alle scheitern. Der König von Qin verfolgt sie und lässt nur verdiente Untertanen dichter als 100 Schritte an sich heran.
Da taucht ein namenloser Krieger beim König von Qin auf, der drei Attentäter getötet hat, die vor drei Jahren den König fast umgebracht haben. Der König gewährt ihm eine Audienz, auf nur zehn Schritte Entfernung darf er ihm berichten, wie er die Attentäter getötet hat.
Doch als er mit seinem Bericht zu Ende ist, erwacht im König ein Verdacht: In seiner Version der Geschichte bringt der Schwertkämpfer die drei Attentäter mit deren Einverständnis um, damit er sich dem König dicht genug nähern kann, um ihn zu töten.
Als er mit seinem Bericht zu Ende ist, ergreift wieder der Schwertkämpfer das Wort. Seine neue Version der Geschichte erzählt nun, wie er diesen Komplott schmiedete und wie seine Freunde, die Attentäter, überlebten.
König und Schwertkämpfer stehen sich gegenüber, die Leibwächter des Königs sind zu weit weg, um eingreifen zu können ...
Der Film ist neben „Tiger and Dragon“ einer der bekanntesten chinesischen Martial Arts-Filme überhaupt. Mit anderen Martial Arts-Filmen dieser anspruchsvollsten Kategorie hat er einiges gemeinsam, im Positiven wie im Negativen.
Fangen wir beim Positiven an:
Der Film hat – natürlich! – erstklassige Kampfszenen. Das gilt nicht nur für die Zweikämpfe, in deren Ästhetik er sehr stark an „Tiger and Dragon“ erinnert, sondern vor allem für die gewaltigen Armeen, insbesondere die Bogenschützen, die in wirklich beeindruckenden Bildern ihre Pfeile abschießen.
Auch die übrige Bildsprache ist beeindruckend und kommt häufig ohne Worte aus, um gewaltige Gefühle zu transportieren. Besonders beeindruckt war ich von einer Szene ganz am Ende des Films, wo nach dem Abschuss einer gewaltigen Pfeilsalve die Wand gezeigt wird, auf der sie einschlagen – und die Lücke, wo keine Pfeile getroffen haben. Virtuoser kann man mit Bildern kaum umgehen.
Ebenfalls positiv finde ich, dass der Film auf einem historischen Hintergrund basiert, der im Westen kaum bekannt ist, aber durch den Film bekannt gemacht wird.
Speziell in diesem Film finde ich auch die Musik noch besonders hervorhebenswert: Komponist Tan Duk hat sich hier mit dem Geiger Itzhak Perlman zusammen getan und eine östlich anmutende Musik geschaffen, die doch auch für das westliche Publikum verständlich bleibt und gewaltige Emotionen transportiert.
Dann gibt es eine Kategorie von Punkten, der ich zwiespältig gegenüberstehe:
Nach meinen (westlichen) Kriterien ist die Geschichte nicht immer schlüssig. Dass der Schwertkämpfer, der den König hasst, ihm gegenüber sitzt und ihm lange Geschichten erzählt, bevor er auch nur versucht, ihn zu töten, wie er das eigentlich vorhat, wäre in einem westlichen Film nicht zu begründen. Ebenso würde ich bei einem westlichen Film das Verhalten des Königs als unglaubwürdig empfinden, als zwischen ihm und dem Schwertkämpfer alles gesagt ist, der König ihm aber trotzdem den Rücken zukehrt, um über ein kalligrafisches Schriftzeichen für Schwert zu philosophieren.
Ähnlich sieht es mit der Ästhetik der Zweikämpfe aus, bei denen es nach chinesischer Martial Arts-Genrekonvention üblich ist, dass die Kämpfer schweben können und über Wasser laufen und dass sich die Handlung in diesen Moment über extreme Zeitlupen bis hin zum Stillstand verlangsamen kann.
Andererseits denke ich, dass das kein Fehler des Films ist, sondern einfach eine andere Film- und Erzähltradition, die sich westlichen Zuschauern nicht bis in die letzte Konsequenz erschließt. Daher bleibt zwar eine gewisse Faszination für dieses „Fremde“, aber auch ein Gefühl von Unzulänglichkeit und Enttäuschung, weil ich einfach nicht in der Lage bin, die Geschichte voll zu erfassen.
Auch das, was ich als einziges negativ anmerken möchte, ist die teilweise mangelnde Unterscheidbarkeit und Verständlichkeit der Motivation der Hauptfiguren, die allerdings zumindest teilweise sicher auch ein kulturelles Problem ist.
Zu den Darstellern möchte ich diesmal nur anmerken, dass ihre Leistungen hervorragend sind, ebenso was die Kampfsportszenen angeht wie auch die normalen Schauspielszenen.
Der Regisseur Zhang Yimou war mir vor diesem Film nur aus Filmen bekannt, die im modernen oder zumindest halbwegs modernen China des 20. Jahrhunderts spielen. Ich finde aber, dass er mit „Hero“ auch den Vergleich mit den großen Martial Arts-Regisseuren nicht scheuen muss, und dabei trotzdem noch seinen Sinn für große Geschichten bewahrt.
Der Film war als „Bester ausländischer Film“ für den Oscar 2003 nominiert, hat aber gegen „Nirgendwo in Afrika“ verloren.
Der Film ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben, was mir zu niedrig erscheint, denn es gibt viel Gewalt, die noch dazu für Teenager unter Umständen wegen kulturellen Verständnisproblemen nicht wirklich motiviert erscheint.
Die DVD-Ausstattung:
Der Film liegt auf DVD in mandarin-chinesischer Originalfassung und in deutscher Synchronfassung vor, außerdem gibt es in beiden Sprachen auch einblendbare Untertitel.
„Extras“:
„Darsteller und Crew“:
Hier finden sich Biografien von Zhang Yimou, dem Regisseur und Produzenten des Films, den Hauptdarstellern Jet Li, Tony Leung Chiu-Wai, Maggie Cheung Man-Yuk, Zhang Ziyi und Donnie Yen, Tan Duk, dem Komponisten der Filmmusik, und Emi Wada, der Kostümbildnerin.
Außerdem gibt es zu allen auch kurze Interviewfetzen mit Aussagen über den Film, diese jeweils im Original mit deutschen Untertiteln. Schade finde ich daran, dass immer nur Fetzen vorliegen, keine größeren Zusammenhänge, aus denen man sich ein viel besseres Bild machen könnte.
„Hero-Special“:
Nach meinem Verständnis gehört auch dieses Special schon zum Making Of, da es zwar nicht die Filmarbeiten selbst begleitet, aber die Entstehung des Films mit seinen verschiedenen künstlerischen und erzählerischen Aspekten darstellt.
Hier werden zunächst die historischen Hintergründe kurz vorgestellt, dann einige Hintergründe zum Film, wobei insbesondere auf die Filmästhetik und ihre Verbindungen zur Story eingegangen wird. Gerade der westliche Zuschauer erfährt hier einige Details, die ihm beim Verständnis der Films helfen.
Ebenfalls erklärt dieses Special die Hintergründe zur Filmmusik zwischen asiatischer und westlicher Musik, was natürlich angesichts der großartigen Musik besonders interessant ist.
Zuletzt geht das Special auch noch auf das die Kameraführung und die Darsteller ein.
„Making Of“:
(Das Making Of ist auf Englisch mit deutschen Untertiteln, teilweise sogar Chinesisch mit englischen und deutschen Untertiteln bei einigen Interviews.)
Das Making Of überschneidet sich teilweise mit dem „Hero-Special“, wirkt aber darüber hinaus teilweise wie ein verlängerter Werbespot, wie das heute bei Hollywoodfilmen üblich geworden ist.
Interessant könnte das Making Of vor allem für die sein, die sich für den Dreh und die Hintergründe der Action-Szenen und die Schwierigkeiten der Drehorte interessieren.
„Textinformationen“:
Hier gibt es jeweils mehrseitige Texttafeln zum „Historischen Hintergrund“, „Produktionsnotizen“ und dem „Look“ des Films, wobei ich vor allem die historischen Hintergründe interessant finde – allerdings wohl auch deshalb nicht ausführlich genug.
„Der besondere Filmtipp“:
Kinotrailer für den Film „City of God“. Nicht unbedingt dieselbe Zielgruppe wie die von “Hero” ...
„Trailershow“:
Hier finden sich Trailer zu „Hero“ selbst, zu „Verschwende deine Jugend“, „The Hours“, „Werner – Gekotzt wird später“ und „Ganz und Gar“ – wieder einmal eine merkwürdige Trailerzusammenstellung, da die beworbenen Filme überhaupt nicht zum Hauptfilm „Hero“ passen!
Der Trailer von „Hero“ selbst ist sehr gut, denn er führt in den Hintergrund der Geschichte ein, trifft den Tonfall des Films und zeigt bereits einige der beeindruckenden Kampfszenen.
„Highlight im Internet“:
Das ist ein Werbetrailer für die Internetseite www.highlight-film.de.
Für eine vergleichsweise günstige DVD (unter 10 Euro erhältlich) ist die DVD-Ausstattung sehr gut.
Fazit:
Für alle Martial Arts-Fans ist der Film ein Muss, und für andere Fans guter „exotischer“ Film mit gewaltigen Bildern ist er immer noch eine dicke Empfehlung. Die DVD ist preiswert und gut ausgestattet. weiterlesen schließen
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