Pro:
Frischer Rock mit neuen Ideen und Wiedererkennungswert!
Kontra:
Subjektiv betrachtet klingen drei Titel ein wenig ähnlich
Empfehlung:
Ja
Nicht nur in Record-Shops, sondern auch im Internet halte ich ab und zu ganz gern Ausschau nach guter Musik und wurde bei www.mp3.de zu Anfang diesen Jahres auf eine Rockband namens Xandria aufmerksam, die dort aktuell in der „Hall Of Fame“ geführt wird. MP3.de ist ein völlig legaler MP3-Anbieter, der Amateurkünstlern, die Möglichkeit bietet, sich und ihre Musik der Weltöffentlichkeit zu präsentieren.
Schon der Name und mein erster Eindruck von Xandria’s Vorstellung dort stimmten mich sehr neugierig, so dass ich mich darauf auf ihrer eigenen Homepage www.xandria.de umsah. Ihre Demoaufnahmen beeindruckten mit abwechslungsreichen frischen Melodien und die feine Stimme der Sägerin Lisa setzte sich unvergesslich in meinem Gedächtnis fest.
Sie überzeugten mich so sehr, dass sich seitdem kurz darauf ihr feuriges Debüt-Album nun als neues Highlight in meiner Tonträger-Sammlung befindet und ich ein Live-Konzert von ihnen kaum erwarten kann.
Xandria – Frische Ideen für bessere Musik!
Xandria ist eine fünfköpfige Band aus Bielefeld, die ihre Musik selbst als emotionalen, und modernen New Gothic Rock bezeichnen. Genauso klingt diese Musik auch: Rockig, etwas poppig, sehr leidenschaftlich und emotional oder nach Metal mit viel Gefühl.
Die Band wurde im Jahr 2000 gegründet und setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen, die sich auf ihrer Homepage alle nur mit ihrem Vornamen vorstellen (Nachnamen werde ich nach Möglichkeit später ergänzen):
Lisa (Gesang, Songwriting)
Marco Heubaum (Gitarre, Keyboard, Songwriting)
Philip (Gitarre)
Roland (Bass / wird derzeit im aktuellen Line-Up nicht mehr erwähnt) und
Gerit (Drums und Perkussion).
Das Cover – heiß und sexy!
Ihr Debüt-Album, welches am fünften Mai 2003 veröffentlicht wurde, haben die kreativen Bielefelder „Kill The Sun“ getauft. Das Cover-Artwork dieses Silberlings ist allein schon ein glühendheißer und sogar erotischer Eye-Catcher. Ein weiblicher Oberkörper mit einem Sonnenblumen-Tattoo um den Bauchnabel sticht dem/r Betrachter/in auf einem glühenden Hintergrund ins Auge und weckt Lust auf mehr, in diesem Fall auf die Musik. Ein Motiv, dass man gern auch in größerem Format als Kunstmotiv an seiner Wohnzimmerwand anbringen würde.
Die Songs halten, was die äußere Hülle verspricht und stammen alle aus der Feder jeweils überwiegend von Marco, aber auch von Lisa oder beiden gemeinsam.
Track 1 – Kill The Sun – 3:23 (Anspieltipp)
Töte(t) die Sonne???
Nein, der Song soll keine Aufforderung sein, die Sonne zu töten. Wäre ja auch völliger Schwachsinn. Auch düstere Melancholie will der Song weder im Text noch in der Melodie vermitteln. Ich verrate nur so viel, dass der Song unplugged gesungen mit Akustik-Gitarren, Violine und Lisa’s einmaligem Gesang sogar an einem warmen Lagerfeuer angenehme Stimmung verbreiten könnte.
Lisa leitet den Song sopran ein, singt dann unter Begleitung der Band etwa eine Oktave tiefer und gerät durch Philips dominante Gitarre etwas in den Hintergrund. Marco verleiht dem Song mit Keyboardflächen und verträumten Synthesizer-Effekten harmonische Räumlichkeit. Roland und Gerit begleiten den Song mit Bass bzw. Drums. Das Teamwork und der Band stimmt.
Message: Trübsal bläst jeder mal, aber es gibt keinen Grund die Sonne zu verdunkeln.
Track 2 – Mermaids – 3:44 (Anspieltipp)
Tauche ein, in ein Meer voller musikalischer Ideen!
Eingeleitet mit Pianoklängen legt die Band kurz darauf wieder mit poppigem Tempo los. Marco beeindruckt mit sehr hypnotischen Flächen, Lisa mit melancholischem, im Mitteleteil teilweise flüsterndem Gesang. Xandria geizen keinesfalls mit Ideen in Melodie und Songwriting. Er vermittelt einen einprägsamen Stil, den von Xandria.
Message: Beende die Vergangenheit – Deine Chance ist der Neubeginn!
Track 3 – Ginger – 4:56 (Anspieltipp)
Beeindruckende Rockballade!
Hier verhüllt sich die Sonne in Melancholie! Der Song glänzt nur so von Metaphern. Lisa und Marco beweisen hier ihr Können in lyrischer Kunst eingebettet in einer ergreifenden Melodie bei der man beim Hören gerne mitschwebt. Der Text fesselt und man hört gern und lange zu. Es geht um den (Liebes-)Kummer einer Frau.
Wer "The Unforgiven" von Metallica mag, wird diesen Song mindestens ebenso mögen!
Track 4 – She’s Nirvana! – 3:22 (Anspieltipp)
Die Ex ist Vergangenheit!
Mit verhältnismäßig tiefer und kühler Stimme singt Lisa die erste Strophe wechselt darauf sofort direkt in ihren Soprangesang der hier wunderbar die Musikalische Umgebung, die hier gitarristisch betrachtet etwas nach Metallica klingt, dominiert. Flotter Song mit langsameren, schwer und dramatisch inszenierten Zwischenparts. Mein Favorit! Anhören!
Track 5 – Forever Yours – 5:09 (Anspieltipp)
Von Lisa für ihren Marco!
So steht es jedenfalls im Booklet. Gut, musikalisch ähnelt dieses Lied hier vielleicht schon etwas dem bisherigen Verlauf. Dennoch ein starkes Lied fürs Herz mit viel Gefühl. Kuschelrock a la Xandria. Über musikalische Liebeswidmungen freut sich bestimmt jeder und Lisa’s Mühe dürfte sich bestimmt sehr gelohnt haben.
Ein gelungenes Liebeslied nicht nur für Marco. Durch einen eigenständigen und für ein Liebeslied progressiven Character vermittelt der Song mal auf einer neuen, anderen Art den magischen Satz: „Ich liebe Dich!“ ohne dass dieser selbst erwähnt wird.
Der Song ist keine Schnulze und frei von Kitsch. Lisa, Du bist clever!
Track 6 – Casablanca – 4:05 (Anspieltipp)
Nun wird’s mystisch!
Geheimnisvoll geht’s in dem Songtext zu. Auch dieser klingt wieder gegenüber dem bisherigen Verlauf etwas ähnlich. Aber der Text fesselt den Hörer wieder sehr und stimmt nachdenklich. Angenehm groovende Hauptparts wechslen zwischen langsamen sanften Passagen ab, in denen Lisas Stimme voll zur Geltung kommt.
Track 7 – So You Disappear- 4:42 (Anspieltipp)
Und so lösen sich Träume auf!
Langsamer, dramatisch inszenierter melancholischer Song. Wirkt etwas zäh und schleppend. Der Text und Gesang sind jedoch sehr interssant. Liebeskummer, zerbrochene Träume und Märchenwelten, dass verbinde ich mit dem Text. Subjektiv betrachtet hatten Xandria das Thema aber schon musikalisch etwas besser umgesetzt.
Track 8 – Wisdom – 3:10 (Anspieltipp)
Heute wissen wir mehr!
Gitarristisch hart und speltakulär eingeleitet und mit Flüstergesang in einer hypnotischen Atmosphäre. Allein vom Text her betrachtet, beim lesen des Songtextes, fallen mir Elemente auf, die mich ein wenig an Black Sabbath erinnern, von Xandria musikalisch jedoch völlig anders und eigenständig umgesetzt werden. Der Text ist recht kurz. Viel möchte ich nicht verraten. Nur so viel: Es wird laut!
Track 9 – Isis/Osiris – 3:50 (Anspieltipp)
Kreativ, treibend und temperamentvoll – im Text geheimnisvoll!
Schon instrumental wäre der Song ein einmaliges Highlight. Hier „geht’s ab“! Experimentell eingeleitet mit Sounds die an Mittelwellenempfang erinnern. Nur der Text lässt mich rätseln. Isis und Osiris, waren das nicht Götter des alten Ägyptens? Dazu möchte ich hier anmerken, dass sich die Bandmitglieder während ihrer Amateurzeit Namen dieser Götter selbst gegeben hatten, diese aber inzwischen nicht mehr verwenden. Der Song rockt und groovt auf jeden Fall. Die Gitarren, die Drums, das Keyboard und vor allem der Gesang, alles harmoniert hervorragend. Ein Song der dem Hörer Flügel verleiht. Mein zweiter Favorit.
Track 10 – Calyx Virago (Anspieltipp)
Wieder ein geheimnisvoller Song!
Calyx Virago ist eine langsame ruhige Ballade überwiegend ohne Rhythmus und Perkussionsinstrumente.
Die Spielweise der verwendeten Instrumente und der Gesang erzeugen ein dämmriges, kühles Ambiente.
Nicht nur der Text stimmt nachdenklich, wenn von „glühender oder schimmernder Dunkelheit“ die Rede ist. Nein auch eine plötzlich einsetzende Mittelpassage nach etwa zweieinhalb Minuten, die mit einer Akustikgitarre von Perkussionsinstrumenten begleitet nach spanischem Flamenco klingt, verdreht mir den Kopf. Wirkt aber von der Stimmung nicht wie in Queen's "Innuendo", an den mich diese spontane Einlage zunächst erinnerte. Nur die letzte Zeile lässt sehr deutlich vermuten, dass es sich um einen Lovesong handelt.
Fazit
Nix Casting – 100% eigene "Handarbeit“!
Xandria ist eine sehr kreative Band und überzeugt mit eigenen, lyrisch sehr anspruchvollen Texten wie auch Melodien. Sie beherrschen ihre Instrumente und das hört man sehr deutlich. Schon Instrumental hätte die Scheibe vier Sterne verdient. Auch die Sängerin, die mit ihrer phänomenalen Stimme allen Songs das gewisse etwas verleiht, so dass man sich die ganze CD zu allen Gelegenheiten immer wieder gerne anhört. Xandria’s Musik ist große Kunst.
Hatte ich hier teilweise Ähnlichkeiten angemerkt, so muss ich hierzu betonen, dass keiner Ihrer Songs im ganzen als eine klangliche Kopie eines ihrer anderen gesehen werden kann. Gelegentliche ähnliche Elemente fallen bei jedem Künstler auf. Wiedererkennungswerte sind neben Abwechslung auch sehr wichtig.
Diese Band ist ein deutlicher Beweis, das Rock nicht tot ist und Innovationen in diesem Genre immer noch möglich sind. Für mich bekräftigen sie Kraftwerks Philosophie: “Es wird immer weitergehen, mit Musik als Träger von Ideen!". Mit ihrer Musik sprechen sie eine riesige Bandbreite von Musikhörern an und ich kann dieses spannende Album somit fast allen Ohren empfehlen, die auf romantische Love-Songs, lockeren Pop, kernigen modernen Rock sowie energiegeladenen aber nicht aufdringlichen Metal stehen.
Mich wundert sehr, wie unbekannt diese Band bei all der gebotenen starken Leistung nach einem Jahr noch ist. Vielleicht hilft ja mein Bericht. Also achtet beim nächsten CD-Shopping unbedingt darauf, dass ihr zumindest beim Probehören Xandria’s Album Kill The Sun dabei habt. Dieses Hörerlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen.
Übrigens!
Mit Ravenheart veröffentlichen Xandria ohne Roland am 24. Mai ihr zweites Album, worauf ich mich persönlich freue und schon sehr gespannt bin!
Euch wünsche ich ebenso viel Spaß beim Hören und Staunen! weiterlesen schließen
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