Pro:
wenn man\'s richtig macht: \'ne gut durchdachte Schullaufbahn + Spaß + gute Noten
Kontra:
schwere Entscheidung, individuelle Problemstellung, eine Fehlwahl kann sich am Ende negativ auf\'s Abi auswirken
Empfehlung:
Ja
In diesem Bericht beziehe ich mich auf die Regelungen in NRW (Reg.-Bez. Düsseldorf), die für den Abijahrgang 2004 gilt.
LK-Wahlen sind ja in der Jahrgangsstufe 11 ein großes Thema, und zwar u. a. aus folgenden Gründen:
1. Man muss in diesen Fächern in den beiden folgenden Jahren besonders gute Leistung zeigen
2. Diese Kurse werden mit 5 Wochenstunden unterrichtet, Grundkurse mit nur 3, evtl. 4 Wochenstunden
3. Die Klausuren in diesen Fächern sind 4-stündig, Grundkursklausuren nur 2- bzw. 3-stündig
4. Diese Fächer sind die ersten beiden Abiturfächer.
5. Man kann diese Kurse nur sehr schlecht (wenn überhaupt nur in den ersten 1-3 Wochen nach Beginn des Schuljahrs) umwählen
Die Wahl der Leistungskurse kann also ziemlich entscheidend für den restlichen Verlauf der Schullaufbahn sein, daher sollte man sich eingehend damit auseinandersetzen.
Man kann versuchen, systematisch vorzugehen, z. B. nach dem Ausschlußverfahren:
Zunächst macht man sich eine Liste mit allen Fächern, die man hat.
Nun streicht man der reihe nach alle Fächer, die NICHT in Frage kommen. Kommt man so irgendwann nicht weiter, dann fängt man vorne an und überlegt, welche Fächer denn in Frage kommen WÜRDEN.
Dabei sollte bzw. kann man folgende Kriterien berücksichtigen (die Reihenfolge habe ich nicht ganz zufällig gewählt):
ANGEBOT + NACHFRAGE
Nachdem man die Fächer aufgelistet hat, die man in der 11 hatte, d. h. aus denen man rein theoretisch seinen LKs wählen kann, kommt meistens noch einen weitere Einschränkung hinzu: das Angebot von seiten der Schule.
Es werden nämlich auf den meisten Schulen nicht alle Fächer auch als LKs angeboten. Gründe hierfür können z. B. Lehrermangel oder mangelnde Nachfrage sein.
[Da gibt es ein Rezept gegen, wobei ich aber nicht weiß, an wie vielen Schulen, daher in Klammern:
Bei uns werden einige Kurse als KOOP-KURSE angeboten (Koop = Kooperation). Das heißt, dass an einem von den 5 Gymnasien, die es bei uns gibt, ein Kurs angeboten wird, der dann aus Schülern von verschieden Gymnasien besteht. Dadurch können viel mehr Kurse angeboten werden.
Nicht nur bei geringer Nachfrage, auch wenn an einer Schule zu viele Schüler einen bestimmten LK wählen, können die, die nicht mehr an der eigenen Schule in den Kurs passen, evtl. an einer anderen Schule an dem gewünschten LK teilnehmen, wenn dort weniger Schüler im Kurs sind. Für die Wege zur bzw. von der Koop-Schule bekommen die betroffenen Schüler in ihrem Stundenplan extra vor bzw. nach diesen LK-Stunden Freistunden eingeplant.
Koop-Kurse sind eine Möglichkeit evtl. weniger gefragte Lieblingsfächer wie z. B. Kunst oder Reli als LK zu bekommen. Aber auch durch dieses System kommt nicht jedes Fach zustande. Außerdem ist es nicht ganz angenehm, ständig an 'ner fremden Schule zu sein, das bringt auch Nachteile mit sich.]
Außerdem fällt bei einigen Latein sowieso weg, wenn man nach der 11 das Latinum hat.
Kurse die gar nicht angeboten werden kann man also auch direkt schon mal streichen. Es bleiben aber in der Regel immer noch genug übrig, sonst wär das ganze ja auch zu einfach und für einen Gymnasiasten zu anspruchslos...
INTERESSE + SPAß
Auch ein wichtiges Kriterium. Denn schließlich will man sich nicht fünf Stunden pro Woche langweilen. Daher sollte man überlegen, in welchem Fach man besonders viel Spaß hat. (nicht wegen dem Kurs, oder dem Lehrer, sondern vom Fach.) Die Frage ist: Was interessiert mich überhaupt? Ein bestimmtes Lieblingsfach hat ja fast jeder, denn irgendeinen Anreiz muss man ja haben, um es in der Schule auszuhalten. *g*
LEISTUNG + NOTEN
Hier wird's dann richtig ernst: Man sollte beachten, in welchem Fach man am wenigsten Schwierigkeiten hat, gute Leistung zu bringen. In Mathe werden z. B. weniger Referate gehalten, wodurch man seine Note aufbessern könnte, mit gutem logischen Denken kommt man hier aber weit. In Sprachen wie Spanisch dagegen muss man viel Grammatik und Vokabeln auswendig lernen, was manchen Schüler-Typen einfach fällt.
Man sollte aber auch hier darauf achten, dass man in den Fächern schon über einen längeren Zeitraum hinweg gute Leistung bringt und nicht nur eine gute Phase hat.
LEHRER + MITSCHÜLER
Dieses ist ein eher unwichtiges Kriterium, was einem Beratungslehrer auch immer wieder sagen werden. Denn Leistungskurs-Wahlen sollten nach individuellen Interesse und Fähigkeiten getroffen werden und nicht nach Lehrer oder danach, was die beste Freundin/der beste Freund wählt!
Dennoch: Wenn man weißt, dass an seiner Schule z. B. nur Bio-Leher hat, mit denen man nicht klarkommt, dann sollte man sich überlegen, ob man trotzdem Bio-LK wählen will. Manchmal kann man recht gut vorhersehen, welcher Lehrer den LK in einem bestimmten Fach bekommt. Z. B., wenn von drei Lehrer, die in Frage kommen, einer schon den LK in der Stufe drüber hat und der andere in einem Jahr in Pension geht, ist es wahrscheinlich, dass der dritte Lehrer den LK bekommt. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Und für Fächer wie Deutsch oder Mathe, wo es pro Schule zig Lehrer für gibt, da fallen solche Prognosen recht schwer.
Daher sollte man nicht den Lehrer, sondern das Fach wählen!
Auch dass der Erzfeind aus der Stufe denselben LK wählt, sollte für niemanden Grund für eine andere Entscheidung sein, denn das Leid werden noch ca. 20 Schüler teilen.
Auch was die besten Freunde wählen, ist zweitrangig. Denn irgend jemanden wird man schon finden, der einem mal was erklärt. Und im Unterricht sollte man sowieso besser aufpassen, anstatt eine angeregt Unterhaltung mit der besten Freundin zu führen. Und noch einen Vorteil hat es, wenn Freunde unterschiedliche LKs wählen: Man kann sich besser gegenseitig helfen, wenn der eine Probleme im Grundkurs im LK-Fach des anderen hat. *g*
Lediglich wenn bekannt ist, dass ein Kurs sehr groß wird, sollte man überlegen, ob man in diesem Kurs genug Möglichkeiten hat, sein Können zu beweisen, und seinen Wahl überdenken.
HILFE + RAT
Wenn man sich nicht sicher ist, was einen inhaltlich oder methodisch in den jeweiligen Fächern erwartet, kann man ältere Schüler und Fachlehrer dazu befragen.
Über weitere Auswirkungen der LK-Wahl auf die Schullaufbahn spricht man am besten mit den Beratungslehrern oder Oberstufen-Koordinatoren.
FAZIT
Folgende fragen sollte man sich stellen:
- Welche Fächer kommen überhaupt in Frage (aufgrund der Fächer in Jgst. 11 und dem Angebot der Schule)?
- Was will ich auf gar keinen Fall?
- Was kann ich gut?
- Was interessiert mich?
- in welchem Fach kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, also Spaß haben und gute Noten erzieln?
Wenn man sich hierzu Gedanken macht, sollte die LK-Wahl gelingen. Ist das vom Fach her der Fall, dann dürfte auch kein Lehrer oder Mitschüler einem das Leben schwer machen.
Hilfe bekommt man bei Oberstufen-Koordinatoren, Fachlehrern und älteren Schülern!
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Als Beispiel meine persönliche Entscheidungsfindung:
Bei mir sah das so aus, ich hatte in der 11 folgende Fächer:
Mathe, Deutsch, Englisch, Bio, Reli, Kunst, Pädagogik, Spanisch, Sport, Latein
Ausschlussverfahren:
Latein fiel weg, da ich nach der 11 das Latinum hatte und eh kein LK angeboten wurde.
Sport fiel weg, da ich kein Sport-Ass bin. Ich zwar gut in Sport, aber um das als LK zu wählen, sollte man schon sehr gut sein
Spanisch hatte ich erst seit der 11 und ich wusste, dass eine Sprache in der Regel immer schwerer wird. Und da ich auch nicht gerade ein Sprachtalent bin, wollte ich auf Nummer sicher gehen und Spanisch nur als Grundkurs weiter nehmen, damit ich zur Not noch abwählen kann (davon habe ich nach der 12/2 auch Gebrauch gemacht).
Deutsch war schon länger mein Hassfach und die Behandlung von einer Lektüre nach der anderen war für mich keine so tolle Aussicht, obwohl ich eigentlich gerne lese. Aber nicht unter so ‘nem Zeitdruck und 3 Bücher gleichzeitig. Deutsch als LK? Nein, Danke!
Reli war immer ein Fach, was entweder mich oder den Lehrer nicht interessiert hat. Aber in der 11 hatten wir dann eine ziemlich gute Lehrerin. Ich überlegte zwar, aber ich kam zu dem Schluss, dass ich zu wenig Grundlagenwissen hatte.
Übrig blieben also Mathe, Pädagogik, Kunst, Bio und Englisch
Nun galt es ein bisschen genauer die positiven und negativen Faktoren abzuwägen, wobei ein LK-Fach eigentlich schon lange für mich feststand:
Mathe! Es ist mein absolutes Lieblingsfach, ich war schon immer gut in Mathe, egal bei welchem Lehrer. Ich bin der Meinung, dass jemand der sich auf Matheklausuren freut, seine Weihnachtsferien mit rechnen verbringt und in seinen Freistunden freiwillig zu Mathestunden von anderen Kursen geht, in Erwägung ziehen sollte, Mathe als LK zu wählen! Ich hatte zwar gehört, dass Mathe-LK nicht einfach ist, aber andersrum hab ich mit gedacht: Wenn ich’s nicht schaffe, wer dann? (Inzwischen hab ich auf diese Frage eine Antwort bekommen, aber das bedeutet ja nicht, dass ich es nicht schaffe!)
In Bio hatte ich in der 11 mittelmäßige Erfahrungen gemacht. Ich war zwar zwischenzeitlich ganz gut, aber es hat mich auch nie sonderlich interessiert. Ich hab zwar lange drüber nachgedacht, aber letztendlich konnte ich es mir nicht als LK vorstellen. Zudem haben wir nicht gerade tolle Bio-Leher.
In Englisch stand ich immer zwischen 2 und 3, aber manchmal war mir der Unterricht ein bisschen zu langweilig. Und seit es darauf ankommt selbständig Vokabeln zu lernen hat sich mein Wortschatz nicht großartig erweitert. Außerdem ähnelt Englisch von der Methodik her im immerhin siebten Lehrjahr schon sehr dem Deutschunterricht, und das musste ich dann nicht in verschärfter Form haben!
Pädagogik interessiert mich aus dem Grund, da ich Kinder sehr gerne hab und daher alles, was mit Erziehung zu tun hat lernenswert finde. In der 11 hatten wir sehr interessanten Unterricht bei einer Referendarin. Außerdem hat sich „Lehrerin“ als evtl. zukünftiger Beruf für mich herauskristallisiert, da wäre ja Pädagogik durchaus von Bedeutung. Allerdings habe ich erzählt bekommen, dass sich in früheren Jahrgängen Pädagogik als die Fehlwahl überhaupt herausstellte, daher war ich etwas skeptisch.
Kunst war auch eines meiner Lieblingsfächer. Ich male und zeichne unheimlich gerne und im Vergleich zu einigen anderen auch ganz gut. Nur wurde der Theorieanteil in der 11 deutlich größer und den fand ich eigentlich überwiegend langweilig, da er in den seltensten Fällen mit unseren praktischen Arbeit zusammenhing. Aber eigentlich machte mir Kunst sehr viel Spaß und ein gewisses theoretisches Grundwissen ist ja notwendig.
Ich konnte mich also nicht zwischen Kunst und Pädagogik als zweiten LK entscheiden. Schließlich wurde bekannt, dass beide Kurse nur als Koop-LKs angeboten werden. Für Kunst müsste ich zu einer anderen Schule, Pädagogik wurde allerdings an unserer Schule angeboten.
Schließlich gewann Pädagogik. Ich war dann doch nicht so scharf darauf, an einer fremden Schule, einem fremden Lehrer und größtenteils fremden Mitschülern unter dem kreativen Leistungsdruck zu arbeiten. Lieber wollte ich mit Pädagogik einen LK wählen, der mir für meine private wir berufliche Zukunft hilfreich sein könnte.
Mir hätte es zwar noch passieren können in Mathe an eine Koop-Schule „abgeschoben“ zu werde, da hätte ich es aber weniger schlimm gefunden.
Das Ergebnis:
Einen kleinen Rückschlag gab es noch, als bekannt wurde, dass 30 Leute aus meiner Stufe Pädagogik als LK gewählt hatte, obwohl nur 25 von uns (+ Koop Schüler) in den Kurs passten. Nun mussten einige freiwillig darauf verzichten, ansonsten müsste gelost werden. Zum Glück konnte ich in dem Kurs bleiben.
Wir hatten schließlich einen recht guten Lehrer, der leider am Ende etwas an Elan verlor, aber mit den drei Koop-Schülern kamen wir sehr gut aus. Der Unterricht ist zwar inhaltlich eigentlich interessant, aber wurde dann und wann doch mal langweilig, wenn man sich zu lange mit dem selben Thema aufhielt.
In Mathe hatte ich sogar mehr Spaß als früher. Anfangs hatten wir zwar nur Vertretungsunterricht bei zwei verschieden Lehrern, weil unsere eigentliche Lehrerin ein Kind bekommen hat. Aber hatte sich gelohnt. Wir waren ein super Kurs! Der Stoff war nicht immer ganz leicht, aber meine schlechteste Klausur war 'ne 2- und selbst in der Abiklausur hab ich eine 1- geschafft..
Ich denke, dass ich mit meiner LK-Wahl alles richtig gemacht hab und im Prinzip mit einer anderen Wahl nicht besser dran gewesen wäre. weiterlesen schließen
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