Pro:
sehr gute Telefoniereigenschaften, großes Farbdisplay
Kontra:
(mal wieder) schlechte Verarbeitung, schlechte Zuverlässigkeit, geringe Ausstattung, öde Klingeltöne, schon viermal in der Reparatur aber noch nie komplett getauscht: Frust!
Empfehlung:
Nein
*Update am Ende des Berichts.
Seit Herbst 2002 besitze ich nun mein T720, mein insgesamt drittes Motorola-Handy in Folge.
-> Warum ich zunächst kein Motorola-Handy mehr wollte:
Vor vier Jahren schenkten mir meine Eltern ein Motorola-Timeport-Handy. Im Vergleich zu meinem Nokia-Vorgänger war die Menüstruktur undurchsichtig, die Menüperformance hakelig und die Ausstattung (bis auf die Triband-Funktion) mies. Es gab weder aufregende Klingeltöne, noch Spiele, und schon gar keine praktische SMS-Funktion. Die Lackierung der Tasten litt unter hohen Abnutzungserscheinungen. In der Familie waren zwei dieser Handys im Umlauf, sie fielen sukzessive nach einer Zeit von etwa 2 Jahren aus.
Die darauf folgenden zwei Motorola V6690 hatten eine schön kompakte Bauform und wiederum erstaunlich gute Telefonier-Eigenschaften, rein technisch hatte sich zum alten „Timeport“ aber nichts geändert. Die Verarbeitung war sogar schlimmer als zuvor, was sich in peinlichen Quietsch- und Knarrgeräuschen des Gehäuses und Zersetzungserscheinungen der Tasten bemerkbar machte. Eins der beiden Geräte funktionierte nur 2 Jahre lang, das andere sieht furchtbar aus, tut aber noch seinen Dienst. An sich hatte ich mir geschworen, aufgrund der hohen Defektanfälligkeit, der umständlichen Bedienung und der quietschenden Gehäuse kein Produkt aus diesem Hause mehr zu kaufen. Meine bisherigen Erfahrungen mit Nokia und Siemens waren weitaus besser.
-> Warum ich mir wieder ein Motorola-Produkt kaufte:
Als mein Ex-V6690 seinen Geist aufgegeben hatte, benötigte ich zügig ein neues Handy. Ich wollte ein Triband-Handy haben, von denen in unserem angestammten Debitel-Laden nur zwei in Betracht kamen: Nokia 6310 und das Motorola T720.
Ich beschäftigte mich ausführlich mit beiden Alternativen, entschied mich letztlich für das Motorola, wegen seinem schicken Farbdisplay, einer (hoffentlich verbesserten) neuen Menüstruktur und einem scheinbar solideren Qualitätseindruck als früher. Zudem habe ich mich von der irrigen Annahme meiner Schwester, dass das „Nokia 6310 im Alltagsbetrieb zu groß“ sei, leiten lassen.
MEIN ERFAHRUNGSBERICHT:
Das SILBRIGE HANDY wirkt mit seinem eleganten Design und den edlen Verzierungen in Chrom-Look sehr hochwertig. Es ist angenehm leicht und passt aufgrund der kleinen Abmessungen in jede Hosentasche. Praktisch ist das zweite Display auf der Oberseite, dass über Uhrzeit, Signalstärke, Akkustatus und über eventuelle Anrufe informiert.
Nach einigen Wochen regelmäßiger Benutzung neigt das Gehäuse auch bei diesem Handy zu knarrenden Geräuschen. Tippt man beispielsweise im fahrenden ICE-Zug eine SMS, kann man annehmen, dass die Mitreisenden in den umliegenden 3 Sitzreihen jeden einzelnen Bedienungsvorgang mithören können. Wenig beglückend ist auch die hohe Kratzempfindlichkeit. Ein mit Seide ausgelegter Banksafe ist der angebrachteste Aufbewahrungsort für das T720.
DAS FARBDISPLAY ist groß und gut ablesbar. Es lässt sich aber ohne Hintergrundbeleuchtung praktisch nicht ablesen (Beleuchtungsdauer ist einstellbar zwischen 5 und 20 Sekunden, Beleuchtung frist viel Akkuenergie), des weiteren kann Sonnenschein die Lesbarkeit erheblich beeinträchtigen. Leider zieht das Display Kratzer, Fettspuren und Staub (Letzteren vor allem im Inneren) magisch an.
Die TASTENBELEGUNG ist praktisch, die Menüstruktur im Vergleich zu den Vorgängern erheblich verbessert, gut aber erst seit dem System-Update vom letzten Werkstattbesuch. Das „Hochfahren“ des Handys dauert immer noch mehr als 30 Sekunden (da ist mein Aldi PC fast schneller), auf Tastenbefehle reagiert die Software zu zögerlich. Doppeltes Tastendrücken ist daher vorprogrammiert. Man weiß auch nie so genau, wann das Handy gerade „hängt“.
Das Eintippen von SMS klappt mit dem Mitgelieferten T9-System ganz passabel.
Das Handy speichert mindestens 50 Nachrichten im „Ausgang“, aber höchstens 10 im Eingang. So meldet es schon „Speicher fast voll“, wenn man gerademal 8 Nachrichten erhalten hat.
Die KOMFORTAUSTATTUNG des Handys ist mager. Es gibt einen hübsch gestalteten Kalender mit Weckfunktion (funktioniert aber nicht bei ausgeschaltetem Telefon). Die zwei mitgelieferten Spiele sind aufgrund ihrer Farbigkeit beeindruckend, allerdings handelt es sich nur um Demoversionen. Vollversionen müssen kostenpflichtig heruntergeladen werden.
Es gibt eine Vielzahl von Klingeltönen. Darunter nur wenige hübsch komponierte Midi-Lieder, die über den unterdimensionierten Lautsprecher aber nicht wirklich gut klingen. Die Mehrzahl der Midi-Songs ist dissonant komponiert oder schlichtweg hässlich. Eine Vielzahl weiterer Soundeffekte sind einfachster Machart.
Melodien selber komponieren bzw. aus dem Web herunterladen ist nicht möglich.
Eine Digitalkamera kann als Zubehörteil angebaut werden, mit weiteren Einschränkungen in der an sich schon mangelhaften Speicherkapazität.
Eine Freisprechfunktion existiert nicht, genauso wenig wie eine Bluetooth- oder Infrarot-Schnittstelle.
Die TELEFONIEREIGENSCHAFTEN
Mit das einzige, was das Motorola T720 uneingeschränkt gut beherrscht, ist das Telefonieren. Klang- und Empfangsqualitäten sind so gut wie in keinem Handy, das ich vorher besaß.
ZUVERLÄSSIGKEIT, HALTBARKEIT und SERVICE
Wie schon erwähnt sind 3 von 4 unserer älteren Motorola Handys bereits Defekt. Mit Wertarbeit hat das wohl wenig zu tun.
Mein jetziges T720 neigte vor ca. einem Monat zu Ausfallerscheinungen, bis es sich schließlich gar nicht mehr anschalten ließ. Beim örtlichen Debitel-Laden versprach man mir, Motorola würde das Handy innerhalb zweier Werktage austauschen, wenn ich es an die genannte Service-Adresse schicke.
Aufgrund der bereits sehr schlechten Gehäuseeigenschaften (Quietschgeräusche) wäre ein Komplettaustausch sehr wünschenswert gewesen. Oder man hätte wenigstens den hässlichen Staub aus dem Display entfernen können.
Ich erhielt das Handy nach 10 Tagen zurück, funktionstätig mit neuer Softwareversion. Sonst wurde nichts gemacht – Schade.
Mein Fazit:
Das Motorola T720 ist prima für Leute, die ab und an ein Handy brauchen, um gesehen zu werden, wie sie mit ihm telefonieren. Ohne Frage, das Telefonieren funktioniert hervorragend, und solange man nicht telefoniert, kann man mit dem poppigen Farbdisplay angeben.
Wer das Handy öfter bei sich trägt, um es intensiver zu nutzen, wird sich aber an der schlechten Verarbeitung, der langsamen Systemperformance und der mickrigen Ausstattung stören. In diesen Punkten beweisen Motorola-Handys über Jahre hinweg Kontinuität.
Als professionelles Business-Handy ist das T720 schon gar nicht empfehlenswert. Es bietet keinerlei Möglichkeit zur Datenübertragung an Laptops und seine Lebensdauer wirkt allzu begrenzt.
Da kommt es schon fast gelegen, dass das Handy nicht wirklich teuer ist: vor einem halben Jahr habe ich mit Vertrag recht faire 120 Euro bezahlt.
**Update: Mein Handy war nun zum vierten Mal in der Repararur. Bei der dritten Reparatur wurde das verstaubte Display getauscht, beim vierten mal die Platine. Bei Media Markt versicherte man mir, bei der dritten Reparatur hätte ich längst ein neues Handy bekommen müssen. Bei Motorola ging man nie auf meinen dahingehenden Wunsch ein. Die Garantie-Zeit des Handys ist nun abgelaufen, es liegt nun nach dem 5. Defekt funktionslos auf meinem Schreibtisch herum
Folge: Abwertung auf keinen Stern. weiterlesen schließen
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