Nairobi Testberichte
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Pro & Kontra
Vorteile
- wunderbare Stadt mit einzigartiger Kultur
Nachteile / Kritik
- nicht ganz ungefährlich für Touristen
Tests und Erfahrungsberichte
-
Nairobi "Ort des kühlen Wassers"
09.03.2002, 19:24 Uhr von
lotharh44
Ich hoffe auf ein weltweit befriedigendes und befriedendes Ergebnis der sich aktuell in Afghanist...5Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Nairobi „Ort des kühlen Wassers“ Enkare Nairob
================================
Nairobi ist stressig, teuer, gefährlich. Nairobi ist faszinierend, modern, vital. An dieser Stadt scheiden sich die Geister und die Meinungen. Aus dem „Ort des kühlen Wassers“ (Enkare Nairob,) entstand in den letzten 100 Jahren eine Millionenstadt, die der Dreh- und Angelpunkt Ostafrikas ist.
Wer nach entbehrungsreichen Safari - Touren durch den Busch in die kenianische Hauptstadt zurückkommt, wird die Annehmlichkeiten der Metropole vermutlich zu schätzen wissen; wer allerdings vom Jomo Kenyatta International Airport erstmals in die City fährt, glaubt sich, um seine afrikanischen Träume betrogen, in irgendeine westliche Kapitale versetzt. Nairobi ist als Ausgangspunkt für diverse Tagesausflüge (Nairobi National Park, Ngong Hills, Bomas of Kenya) sowie für etliche Touren in die spektakulärsten Nationalparks des Landes ideal geeignet.
Geschichtliches
~~~~~~~~~~~~~~~
Wie viele afrikanische Hauptstädte blickt Nairobi auf ein zartes Alter zurück; was andernorts ein Konzert klassischer Sehenswürdigkeiten ausmacht, sucht man hier vergeblich.
Am Meilenstein 327 gründeten die Engländer 1899 ein Warendepot und Camp für die indischen Eisenbahnarbeiter an den Steilhängen des Ostafrikanischen Grabenbruchs waren die Bauarbeiten für die Uganda -Bahn ins Stocken geraten, die nötigen Terassierungsarbeiten, sowie die logistischen Erfordernisse zwangen zum Bau einer dauerhaften Niederlassung.
1907 verlegten die Briten das Verwaltungszentrum für British East Africa von Mombasa nach Nairobi, die Stadt erlebte von da an eine rasante Entwicklung. In den 20 er Jahren forcierter Zuzug weißer Siedler machte aus Nairobi eine unverkennbare Kolonialhauptstadt.
1963, im Jahr der Unabhängigkeit, zählte Nairobi ca. 250.000 Einwohner. Heute zählen die Einwohner, je nach Zurechnung der einzelnen Slumgebiete rund um Nairobi zwischen 2,5 bis 3 Millionen. Also, es ist eine Boomtown ohne Gleichen, das Gros der kenianischen Industriebetriebe ist hier konzentriert. Internationale Firmen, welche sich im Lande engagieren, wählen fast ausschließlich diese Stadt als Ort ihrer Repräsentanz. Über 200 in unterschiedlichen Branchen der Entwicklungshilfe tätigen Nicht-Regierungs-Organisationen unterhalten hier ihre Büros, auch das Umweltbüro der UNO und weitere internationale Organisationen sind hier angesiedelt.
Die meisten Afrikakorrespondenten sind ebenfalls in Nairobi akkreditiert; die Stadt, Regierungs- und Parlamentsitz, hat mehrere Universitäten, eine Wertpapier- und Warenterminbörse, renommierte Tagungs- und Kongreßzentren sowie die elegantesten Shoppingmalls des Landes.
Der kenianische Mittelstand, welchen man sonst im Lande kaum ausmachen kann, tritt hier echt unübersehbar in Erscheinung.
Nirgendwo prallen die sozialen Gegensätze zwischen den Superreichen und den Bettelarmen so ungefiltert aufeinander wie in dieser Stadt. Ein Kontrast, wie wir ihn nie zuvor feststellen konnten und welcher uns viel zum Nachdenken gab. Immer wieder kann ich in dieser Stadt jedem Besucher absolut überlegtes, geplantes Vorgehen anempfehlen!!
Organisierte Kriminalität, Bandenunwesen, Überfälle durch die berüchtigten Streetboys ( chokares) haben dieser Stadt den zynischen Beinamen „Nairobbery“ gegeben. Wer Downtown Nairobi verlässt, wo man sich relativ sicher aufhält, bewegt sich unvermittelt auf einem sehr harten Pflaster! Also möglichst keine unbegleiteten Experimentaltouren dorthin wagen oder noch besser lassen.
Stadtrundgang
~~~~~~~~~~~~~
Vermutlich steht den wenigsten Neuankömmlingen, die frühmorgens am Hauptbahnhof dem Nachtzug nach Nairobi entsteigen, der Sinn danach, ihren Aufenthalt mit dem Besuch des Railway Museum zu beginnen. Dabei liegt es nur wenige hundert Meter, gut ausgeschildert, vom Hauptbahnhof entfernt und lohnt unbedingt einen Besuch. Die Exponate des Museums dokumentieren den Bau der Uganda - Bahn, einer zwischen 1896 und 1901 vollendeten kolonialpolitischen Großtat sowie die (Sozial)Geschichte des kenianischen Eisenbahn- und Dampfschiffverkehrs. Im Freigelände vor dem Museum stehen etwa ein Dutzend Lokomotiv - Veteranen, deren Führerstände man in Augenschein nehmen kann, interessant ist auch ein historischer Eisenbahnwaggon mit erster und dritter Klasse. Das Museum präsentiert neben alten Fotos (einige spiegeln sehr anschaulich die unvorstellbaren Strapazen wieder, die unerhörten technischen und logistischen Herausforderungen, denen sich die Ingenieure seinerzeit gegenüber sahen), Modellen, Eisenbahnergerät, Morsetelegraphen, Feldtelefonen, den Interieurs der Speisewagen, Fahrkarten, Entwertern, topographischen Karten, Abzeichen, Emblemen und historischen Bauzeichnungen auch etliche Kuriosa. So sind etwa noch die alten Speisekarten zu begutachten, das Tafelsilber, das Originalporzellan mit Monogramm sowie eine Art Mofa mit Seitenausleger, das zur Schienenkontrolle auf den Gleiskörper aufgesetzt wurde (funktioniert hat das seltsame Gefährt offenbar eher selten). Für Eisenbahnfans eine fast weltweit einmalige Fundgrube.
Die Moi Avenue, die gegenüber vom Hauptbahnhof ihren Anfang nimmt, führt als eine der Hauptgeschäftsstraßen direkt ins Zentrum. Über die linker Hand abzweigenden Straßen Harambee Avenue oder City Hall Way gelangt man ins Regierungsviertel; auf dem City Square befindet sich neben dem Gerichtshof das Kenyatta International Conference Center mit dem hoch aufragenden KANU Tower, das Hauptquartier der Regierungspartei und als höchstes Bauwerk in Nairobi eines der architektonischen Wahrzeichen der Stadt. Westlich der Parlament Road stößt man auf die Parlamentsgebäude, in unmittelbarer Nähe sind im Kenyatta Mausoleum die Gebeine des ersten Staatspräsidenten aufgebahrt. Wiederum westlich des Uhuru Highway erstrecken sich die Grünanlagen des Uhuru Park, an den sich der Central Park anschließt. Beide Parks sind mit ihren schattenspendenden Bäumen, den Bänken und Kieswegen, im Uhuru Park gibt es sogar einen kleinen künstlichen See, zum Ausspannen und Erholen bestens geeignet, allerdings sollte man hier nach Einbruch der Dunkelheit keine Spaziergänge mehr unternehmen.
Die Kenyatta Avenue, sie ist die eigentliche Pracht- und Flaniermeile der Innenstadt, durchzieht Downtown Nairobi in Ost – West - Richtung. Hier konzentrieren sich, mehr noch als in der Moi Avenue, Hotel- und Bankgebäude, Boutiquen, Ladenpassagen, Restaurants sowie einige Cafes. In den Straßenzügen nördlich der Kenyatta Avenue liegen die Jamia Moschee Kigali Road), ein grün / weiß gehaltenes Gebetshaus, die MacMillan Library sowie die beiden quergestreiften, markanten Rundtürme des Nation Centre in der Kimathi Street, in dem die Redaktionen der Nation Verlagsgruppe untergebracht sind.
Ein Besuch lohnt auch im an der Muindl Mbingu Street gelegenen City Market, in dessen Arkaden sich etliche Souvenirshops breitgemacht haben, der aber auch ein großes Lebensmittelangebot enthält. Im Maendeleo House ist das Goethe - Institut angesiedelt, in den nahen Jeevanjee Gardens (Nähe Parkside Hotel) kann man eine erquickliche Verschnaufpause einlegen, bevor man den Stadtrundgang fortsetzt.
Nicht versäumen sollte man einen Besuch im Nationalarchiv das sich im früheren Domizil der Bank of India gegenüber dem Hilton Hotel befindet.
Für ganze 50 KSH kann man hier eine Jahresmitgliedschaft erwerben, die zu Recherchen in der Bibliothek und den hauseigenen Archivbeständen berechtigt. Dossiers und Akten sind erst teilweise über ein EDV - Suchsystem zugänglich, aber es lohnt sich etwa, die Sammlungen alter Schwarzweißfotos einzusehen, die das Nairobi der frühen Kolonialära (interessantes Material etwa zu den 20er bis 40er Jahren, auch zur Geschichte der Ugandabahn) dokumentieren. Im Erdgeschoss findet der Besucher eine Dauerausstellung mit Gebrauchsgegenständen, Möbeln, Waffen, Musikinstrumenten, Holzplastiken verschiedener kenianischer Ethnien, im ersten Stock ist eine interessante Fotogalerie als kompakte Einführung in die Landesgeschichte arrangiert. Schon weil Nairobi kaum Galerien oder Sammlungen moderner bildender Kunst aufweist sollte man sich die im Nationalarchiv präsentierte Gemäldesammlung einmal ansehen.
Das Nairobi östlich der River Road, vor allem östlich des Nairobi River, hat mit dem Glamour, mit der Geschäftswelt, mit dem Wohlstand nichts zu tun. Hier gelten andere Gesetze die meisten Bewohner der allmählich in Trostlosigkeit der Slums übergehenden Siedlungen sind mit dem puren Überleben vollauf beschäftigt. In dem quirligen Viertel zwischen Latema Road und Accra Road starten die meisten Überlandbusse sowie etliche Matatu - Linien, in den Querstraßen der River Road finden sich zahllose einfache Restaurants, Billighotels sowie afrikanische Bierkneipen; südlich der Bahnlinie folgt ein weiträumiges Industriegebiet, in dem schon die Straßennamen beredt sind: Factory Street, Workshops Road, Commercial Street, Enterprise Road ... Ein Erlebnis für sich sind Touren in die riesigen, im Osten Nairobis gelegenen Marktviertel (etwa Cikomba oder Kariokor Market) Der Kariokor Market ist nicht nur Verkaufsfläche, sondern auch Recyclingzentrum und Produktionsstätte, wo man den Arbeitern, Tischlern, Kesselflickern, Schlossern, Schmieden bei der Maloche zusehen kann. Aus Autoreifen entstehen hier Sandalen, aus Fassdeckeln Kochgeschirr, aus Blechresten Mausefallen.
Eine Attraktion Nairobis sollte man, sofern es die Zeit erlaubt, möglichst nicht auslassen: Wer der nordwestlichen Verlängerung der Moi Avenue, der Harry Thuku Road, folgt, gelangt an den Fakultätsgebäuden der Universität, dem altehrwürdigen Norfolk Hotel und dem Kenya National Theatre vorbei, zum Museum Hill, wo das International Casino allnächtlich die Zocker anlockt. In unmittelbarer Nähe, am Ende der Museum Road, stößt man dann auf das Nationalmuseum, für dessen Besichtigung ein halber Tag eher knapp bemessen ist. Im Erdgeschoss wird der Besucher detailliert über die Fauna und Flora Kenias informiert eigene Säle sind den Säugetieren, den Fischen, der Insektenwelt, den über tausend Vogelarten des Landes gewidmet. Die archäologische Abteilung präsentiert faszinierende Fundstücke aus der Frühgeschichte der Menschheit, prähistorische Felsmalereien, Skelette urzeitlicher Tiere sowie früher Hominiden (Homo erectus, Australopithecus robustus), Dioramen mit realistisch nachgestellten Szenen aus dem Alltag der Jäger und Sammler sowie Informationstafeln zu verschiedenen Ausgrabungstechniken.
Im Obergeschoss ist eine Kunstgalerie mit Werken ostafrikanischer Künstler untergebracht, außerdem findet man hier Anschauungsmaterial zur Entstehungsgeschichte des Ostafrikanischen Grabenbruchs, zu Phänomenen des Vulkanismus im Allgemeinen und zu geologischen Eigenheiten Kenias im Besonderen. Sehenswert ist zudem eine Serie mit reichhaltig bestückten Vitrinen, die Gebrauchsgegenstände, Waffen, Musikinstrumente, Objekte kultischer Praktiken, alltäglicher Arbeit (Ackerbau, Jagd, Fischfang usw.) sowie traditioneller Heilkunde enthalten; insgesamt ergibt sich für den Besucher ein guter Überblick über die kenianischen Ethnien, über ihre Gemeinsamkeiten und mehr noch ihre kulturellen Differenzen. Der Geschichte der Insel Lamu und den Aktivitäten des KWS (Kenya Wildlife Service) sind eigene Ausstellungsräume gewidmet.
Damit will ich mich für heute verabschieden, ich wünsch allen hier gewesenen eine angenehme Erholungspause, Interessenten schlage ich demnächst einen Trip in den Amboseli National Park vor.
© lotharh44 im März 2002 weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
anonym, 12.07.2006, 11:41 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
sehr guter Bericht, vielleicht hast du auch Lust, bei mir in den nächsten Tagen reinzuschauen (ich warte noch auf die Produkterweiterungen), ich habe etliche Kenyaberichte vorbereitet. LG Leo_56
-
anonym, 09.03.2002, 21:21 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
schöner bericht, vielleicht liest man sich mal wieder 8-)
-
-
Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
¹ Alle Preisangaben inkl. MwSt. und ggf. zzgl. Versand. Zwischenzeitl. Änderung der Preise, Lieferzeiten & Lieferkosten sind in Einzelfällen möglich. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Bewerten / Kommentar schreiben