Ralswiek Testberichte
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Pro & Kontra
Vorteile
- Hotel an sich, Lage, Zimmer, Servie, Schwimmbad, Sauberkeit, Früchstücksbuffet
- wunderbares Spektakel in natürlicher Umgebung
Nachteile / Kritik
- Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich da mal wieder hinkomme...
- Wetterunsicherheit, Rügener Fliegen
Tests und Erfahrungsberichte
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Wochenende im Märchenschloß - Schlosshotel Ralswiek
05.12.2003, 11:32 Uhr von
Saphena
Sonniges Gemüt mit ab und an verrückten Ideen und Neigung zu spontanen Unternehmungen ;))5Pro:
Hotel an sich, Lage, Zimmer, Servie, Schwimmbad, Sauberkeit, Früchstücksbuffet
Kontra:
Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich da mal wieder hinkomme...
Empfehlung:
Ja
Letztes Wochenende hatte ich Glück, denn mein Vater hatte sich gegen eine Geburtstagsparty entschieden und fuhr lieber nach Rügen, wohin ich meinen Eltern für ein Wochenende folgen durfte. Gewohnt haben wir in der Zeit in einem wirklich malerisch gelegene und wunderschönen Hotel, dem
~ SCHLOSS RALSWIEK ~
das hoch oben auf einem Berg über dem Dörfchen Ralswiek liegt, direkt am Jasmunder Bodden im Norden der Insel.
WAS ?
Schlosshotel Ralswiek
Parkstr. 35
18528 Ralswiek
03838/313443
www.schlosshotel-ralswiek.de
Von Berlin aus in etwa 3 Stunden zu erreichen, in dem man der B96 folgt und über Stralsund auf die Insel Rügen fährt. Dann weiter bis Bergen und ab dort den Hinweisschildern nach Ralswiek oder zu den Störtebeker Festspielen folgen, dann noch durch den malerischen Schlosspark fahren und schon ist man da. Parkplätze sind in ausreichender Zahl am Hotel vorhanden.
ZUM SCHLOSS
Gebaut wurde das Schloss 1893 und war bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Besitz der schottischen Familie Douglas. Danach wurde es bis zum Kauf durch die Gruppe der Raulff-Hotels unter anderem als Erholungsheim genutzt bis es völlig heruntergekommen nach der Wende zum Verkauf stand. Die Hotelgruppe erwarb es von der Familie Douglas zu den Bedingungen, das Hotel wieder originalgetreu herzurichten und allezeit eine Suite für die Familie Douglas parat zu haben. Im Jahr 2002 wurde dann das sanierte und renovierte Schloss wiedereröffnet und wird seit dem als Vier-Sterne-Hotel genutzt.
Dabei ist es das einzige Bauwerk in Mecklenburg-Vorpommern, an dem der Jugenstilkünstler Henry van der Velde, was die Innengestaltung betrifft, beteiligt war.
ZIMMER
Wohnen kann man in dem Schloss in Einzel-, Doppel und Dreibettzimmern sowie in 2 Raum Appartements, Maisonetten oder Suiten.
Meine Eltern und ich hatten jeweils ein Doppelzimmer, also Mama und Papa haben in einem gewohnt und ich in einem anderen.
Dabei war interessant zu sehen, wie die Hotelgruppe die Farben der Familie Douglas mit in das Interior integriert hat.
Mein Zimmer war dabei länglich und bestand aus einem Flur, dem Bad und einem großen Zimmer. Das meiner Eltern bestand aus einem riesigen Zimmer und dem Bad, war aber insgesamt größer als mein Zimmer.
Die Zimmer hatten jeweils ein großes Doppelbett mit großem Holzaufbau am Kopfende und sehr bequemen Matratzen und nicht zu warmen Federbetten. Dazu gehörten zwei Nachttische.
Es gab einen großen Kleiderschrank mit Stange und Fächern, ein Sideboard mit Schubladen für weitere Anziehsachen, einen großen Schreibtisch, auf dem sich auch der Fernseher befand (meine es gab 12 Programme), zwei Stühle mit einem kleinen Tischchen, eine Ablage für die Koffer sowie eine gut bestückte Minibar.
Dabei sind die Möbel aus Java importiert und in dunkel braunem Holz gehalten, unterlegt von dunkelblauem Teppich und abgerundet durch cremefarbene Gardinen und hellblaue Wände, die bei meinen Eltern an der Deck durch Stuck abschlossen. Wirklich ein schönes und passendes Arrangement!
Die Bäder bestanden jeweils aus einer Dusche, Toilette und einem Waschbecken, alles in weiß gehalten.
Mir haben die Zimmer beide sehr gut gefallen. Die Einrichtung ist perfekt aufeinander abgestimmt und hinterlässt einen edlen aber trotzdem auch sehr wohnlichen Eindruck. Besonders zu erwähnen ist der Ausblick aus dem Zimmer meiner Eltern, die konnten bis auf den Jasmunder Bodden blicken!
WAS BIETE DAS HOTEL SONST?
WELLNESS&BEAUTY
Es gibt ein wirklich schön gestaltetes Schwimmbad, das komischerweise während unseres Aufenthaltes relativ wenig genutzt wurde, soll heißen, wir waren dort immer alleine und hatten das ganze Bad für uns. Es ist groß genug um ein wenig zu schwimmen und bietet eine Massagedusche, eine Gegenstromanlage sowie eine whirlpoolartige Wassersprudelanlage.
Wer es gerne warm und schwitzig hat kann die hoteleigene Sauna oder das Dampfbad benutzen, beides findet man in unmittelbarer Nähe des Schwimmbades.
Dabei ist mir besonders die absolute Sauberkeit der Umkleide, der Duschen und des Schwimmbadtraktes ins Auge gefallen. Keinerlei Dreck oder Muff war vorhanden, sehr angenehm!
Dabei ist die Nutzung der Anlagen im Zimmerpreis mit inbegriffen.
Das Hotel verfügt über eine Beautyabteilung mit Kosmetikerin, die ebenfalls in der nähe des Schwimmbades untergebracht ist. Mit Termin und gegen Bezahlung kann man sich dort von Kopf bis Fuß verwöhnen lassen. Es gibt auch Hotelarrangements, die eine Beautybehandlung mit einschließen.
Es gibt auch einen Fitnessraum mit Rädern, Stepper, Bauchtrainer usw. in diesen habe ich aber nur einen kurzen Blick geworden, da ich mir meinen Fuß verstaucht hatte…
KULINARISCH
Ebenfalls mit im Preis inbegriffen ist jeden Morgen das große Frühstückbuffet, das in den Räumen des Hotelrestaurants aufgebaut wird.
Die Tische sind sorgfältig und ordentlich eingedeckt und das Buffet selber lässt eigentlich keine Wünsche offen.
An Getränken kann man zwischen Kaffe und Tee wählen, wobei man sich den Tee selber aus einer Variation von Teesorten aussucht und ihn dann aufbrüht.
Geboten werden einem in großer Auswahl Brot und diverse Brötchen, Käse, Wurst, Salate, Müsli, Säfte, Eier, Kuchen und und und…Lustiger Weise kann man sich selber Waffeln backen, deren Teig wirklich gut geschmeckt hat!
Wenn wir so gegen 8.30 Uhr Frühstücken gegangen sind, hatte man meist noch eine große Auswahl an freien Plätzen. Das Buffet wird ständig nachgefüllt und alles ist mehr als reichlich vorhanden, so dass man wirklich gut gesättigt in den Tag startet!
Außerhalb der Frühstückszeiten fungieren die Räume als Hotelrestaurant, in dem man zu gehobenen Preisen sehr gut essen kann. Meine Eltern waren dort essen und sehr zufrieden, wenn es auch nicht ganz billig ist, aber das kann man in einem Vier-Sterne-Hotel nun mal auch nicht erwarten. Auch das Restaurant ist geschmackvoll mit dunklem Holz eingerichtet und man hat einen wunderschönen Blick auf den Jasmunder Bodden.
Abends, ab 21 Uhr, öffnet die im Gewölbe untergebrachte Grafenschänke ihre Pforten. Hier kann man kleine Speisen und Getränke erhalten. Sehr empfehlenswert fand ich die Cocktails, die allesamt gut geschmeckt haben und mit 6,50 Euro erstaunlich günstig waren. (Wenn man die berliner Cocktailpreise gewöhnt ist…)
BIBLIOTHEK UND SALON
Das Hotel verfügt über eine Bibliothek und einen Salon, die man als Gast frei nutzen kann. Beides liegt im ersten Stock und auch hier wurde sich mit der Einrichtung sehr viel Mühe gegeben.
Entweder man schmökert in einem der unzähligen vorhandenen Bücher oder setzt sich mit seinem eigenen Buch in die gemütlichen dunkelbraunen Ledersessel. Lustig, wenn man da so lesen sitzt und eine Besichtigungsgruppe an einem vorüber zieht…
Auch im Salon gibt es die schönen Ledersessel, jeweils um kleine Tische gruppiert.
HOCHZEITSZIMMER
Das Hotel beheimatet eine Außenstelle des Stralsunder Standesamtes, so dass man auf dem Schloss heiraten kann. Auch dafür werden vom Hotel Arrangements angeboten, die mit Sicherheit diesen tag unvergesslich machen! Das Zimmer selber befindet sich in einem der Türme des Schlosses und ist sehr romantisch angehaucht!
SCHLOSSPARK
Um das Schloss herum erstreckt sich der große und sehr gut gepflegte Schlosspark, in dem Schlossbesucher und Schlossparkbesucher spazieren gehen. Besonders zu erwähnen sind die unzähligen alten und zum Teil auch sehr seltenen Bäume, die hier wachsen. Die Wege sind alle gut begehbar und der Hauptweg ist geteert. Allerdings auch befahren.
SERVICE
Angefangen vom Empfang an der Rezeption, über die Zimmermädchen und das Restaurantpersonal, alle sind unglaublich freundlich und entgegenkommend.
Im Restaurant wird man mit allen Mitteln der Kunst bedient und auch die Beratung zum Wein ist qualifiziert, ebenso wie die Darbietung.
Die Zimmermädchen erledigen ihren Job sehr lobenswert, denn im ganzen Hotel herrscht eine bemerkenswerte Sauberkeit und im Bad wird man keine Spur finde, die verraten, dass dort vor einem schon mal jemand gewohnt hat.
DER ORT
Ralswiek selber erstreckt sich zu Fuße des Schlosses und aus dem Park heraus gelangt man schon fast mitten in den Ort. Das Dorf ist fast tausend Jahre alt und war früher mal ein wichtiger Seehandelsplatz. Heute verfügt es über einen Segelhafen mit Segelschule, mehrere kleine Pensionen und Restaurants, einen Tante Emma Laden und vor allem von Ende Juni bis Anfang September über die Störtebeker Festspiele. Dafür gibt es ein Festspieltheater unter freiem Himmel, in dem bei jeder Aufführung bis zu 9000 Personen Platz finden. Vom Hotel aus kann man direkt in dieses Theater blicken.
Um die Insel Rügen zu erkunden, liegt Ralswiek nahezu perfekt, da man sich fast in der Mitte von Rügen befindet. Zu Fuß, mit dem rad oder auch Auto kann man sich aufmachen, alles zu entdecken und ist in der Regel in kurzer Zeit am gewünschten Ort.
PREISE
So, das habe ich mir bis zum ende aufgehoben. Schreibe hier mal die Preise für die Hauptsaison auf, für alle anderen Saisonzeiten und Arrangements findet ihr die Preise auf der Hotelhomepage, wo man auch direkt buchen kann!
Einzelzimmer: 65 Euro
Doppelzimmer: 92 oder 150 Euro
Dreibettzimmer: 165 Euro
2 Raum Appartement: 150 Euro
Maisonetten: 130 Euro
Suiten: 180 Euro
Kinder bis 4 Jahre brauchen nichts bezahlen, von 5 bis 12 Jahre gibt es 50% Rabatt.
Es stehen behindertengerechte und behindertenfreundliche Zimmer zur Verfügung.
Für Haustiere werden Pauschal 8 Euro berechnet.
Dabei kann man aber auch über TUI buchen, wo es dann Angebote wie 7 Nächte wohnen aber nur 6 Zahlen usw. gibt. Lohnt sich, im Reisebüro mal nachzufragen!!!
FAZIT
Für mich war das letzte Wochenende wie eine Märchenreise, zumal ich ja auch noch eingeladen war! :))
Als wir den Berg empor gefahren kamen dachte ich nur wow, was für ein Hotel und mein Zimmer ließ mich dann endgültig in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen, schön und doch wohnlich, so stelle ich mir ein Schlosshotel vor!
Alles passt perfekt zusammen, vom Teppich über die Möbel bis hin zur Umgebung, das Hotel ist der Raulff Kette wirklich mehr als gelungen!
Ich war mit allem sehr zufrieden und freue mich immer noch, dass mein Vater seinen Geburtstag nicht groß gefeiert hat, sondern mit mir und meiner Mama eine schöne Zeit in Ralswiek verbracht hat.
Die anderen Gäste waren übrigens bunt gemischt, von Familien und älteren Ehepaaren bis zu frisch verliebten Pärchen!
Von mir gibt es 5 Sterne und eine Weiterempfehlung an alle, die eine wirklich unvergessliche Zeit in einem Schlosshotel im Norden Deutschlands verbringen wollen.
Dankeschön für´s Lesen, Bewerten und Kommentieren!
Saphena, die jetzt erstmal verträumt aus dem Fenster gucken muss…*schwärm*
P.S: Wem der Bericht bekannt vorkommt, poste unter dem gleichen Nick auch bei CIAO.... weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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caipikaetzchen, 21.10.2008, 20:53 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
Ich schließe mich Saphina an: das Schlosshotel Ralswiek ist ein traumhaftes, wundervolles Märchenschloss. Danke für die tolle Beschreibung!
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Urlaub im Ossiland - Teil 4
27.07.2003, 14:15 Uhr von
LosGatos
Seit Ende 2000 schreibe ich Beiträge in Meinungsforen, derzeit hauptsächlich bei Ciao und Yopi (ü...Pro:
wunderbares Spektakel in natürlicher Umgebung
Kontra:
Wetterunsicherheit, Rügener Fliegen
Empfehlung:
Ja
Jede Region hat seine Festspiele, jede Gegend ihre Helden. Ich rede hier gar nicht von kulturellen Events der High Society à la Bayreuther Festspiele oder Wiener Opernball, sondern mehr von Veranstaltungen, die für die breitere Masse bestimmt sind. In Bayern pflegt man gerne das Mythos um König Ludwig oder veranstaltet Ritterturniere in Kaltenberg. Bad Segeberg ist für die alljährlichen Karl-May-Festspiele bekannt. Und direkt an der Küste bedarf es eines ganz anderen Helden: Klaus Störtebeker, der berühmte Seeräuber. Das war vielleicht nicht immer so. Denn als Räuber entwickelte er sich zum Schrecken der Hanse, jener Allianz aus Hafenstädten an der gesamten Ostsee. Doch gilt er auch als der „Robin Hood der Meere“, ein Kämpfer für Gerechtigkeit.
Auf der Insel Rügen veranstaltet man deshalb jährlich im Sommer 6 Tage in der Woche (Sonntag ist Ruhetag) allabendlich die Störtebeker-Festspiele. Und das nun schon seit 1993. Veranstaltungsort ist eine Naturbühne, die unmittelbar neben dem Ralswieker Schloss am Kleinen Jasmunder Bodden, einem Binnenmeer auf der Insel Rügen, liegt. In diesem Jahr wird das Stück „Der Wolf der Meere“ vom 28.6. bis zum 6.9.2003 aufgeführt.
Offengesagt, war ich zunächst etwas voreingenommen und hielt diese Festspiele für eine touristische Klamauk-Veranstaltung, deren Besuch ich nicht in Betracht ziehen würde. LosGatos’ Freundin war da jedoch ganz anderer Meinung. Und da ich sie während dieses Urlaubs sonst immer zu größeren Wanderungen und Radtouren motivierte, sollten natürlich ihre Vorschläge keineswegs unberücksichtigt bleiben.
Geworben wird für diese Veranstaltung auf Rügen so ziemlich an jeder Ecke, Informationsmaterial hatten wir schon im Vorfeld erhalten. Ansonsten erfährt man im Internet unter http://www.stoertebeker.de/ alles Wissenswerte (da kann man auch Tickets buchen). Da das Wetter der letzten Tage doch sehr durchwachsen war, studieren wir erst mal den Wetterbericht. Am Montag, den 7.7.2003, soll die Regenwahrscheinlichkeit am Abend äußerst gering sein, also fassen wir diesen Tag ins Auge. Morgens rufe ich gleich mal die Ticket-Hotline an. Allerdings lässt mich die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung wissen, dass für den gleichen Tag keine Karten vorbestellt werden können. Weiß der Kuckuck, warum. Den habe ich auf Rügen nach Jahren der Stille übrigens mal wieder aus dem Wald rufen hören. Aber die Kassen seien den ganzen Tag geöffnet und überhaupt gäbe es noch reichlich Karten.
Zwar geht die Veranstaltung erst um 20 Uhr los, aber ab 18 Uhr besteht die optionale Möglichkeit, eine Adler-Show zu besuchen. Ich schlage deshalb vor, schon um 15 Uhr loszufahren, die Tickets zu kaufen und dann in der Nähe Essen zu gehen. Gesagt, getan. Wir stopfen jeder ein Sofakissen in eine Plastiktüte, ziehen uns nicht zu leicht an und nehmen unsere Regenjacken auf den Arm. Los geht’s. Von Göhren bis Ralswiek fährt man etwa 45-60 Minuten. Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, aus den Hauptferienorten per Bus dort hin- und auch wieder zurückzufahren. Für den Fahrplan gibt es eine eigene Hotline.
So erreichen wir Ralswiek gegen 16 Uhr. Um diese Zeit geht es hier schon recht chaotisch zu, denn den Hauptparkplatz hat man bereits abgesperrt, obwohl er noch keineswegs voll aussieht. Vielleicht ist er für Schauspieler und VIPs reserviert. Wir werden auf einen anderen Parkplatz geleitet, wo es aber sehr zögerlich vorangeht, da jedes Auto einzeln eingewiesen wird. Dafür bezahlen wir 3 EUR. Außerdem erfahren wir, dass bereits ab 17 Uhr die Straße nach Ralswiek für PKWs gesperrt wird. Wer später mit eigenem PKW kommt, muss auf einem entfernteren Parkplatz parken und etwa 500-1000m zu Fuß zurücklegen.
Karten gibt es in 4 Kategorien zwischen 12 und 24 EUR, Kinder erhalten lediglich maximal 3 EUR Ermäßigung. Die Plätze der Kategorie 4 sind übrigens unnummeriert, hier empfiehlt sich also frühes Erscheinen, wenn man nicht ganz hinten sitzen will. Wer hier in der ersten Reihe der 4. Kategorie einen Platz bekommt, sitzt immerhin etwa noch in einer mittleren Reihe der Zuschauerränge. Wir erhaschen noch Karten in der letzten Reihe (Nr. 10) der ersten Kategorie und zahlen zusätzlich die 3 EUR pro Person für die Adler-Show. Bezahlen kann man an der Kasse wohl mit EC-Karte oder Geldkarte, aber nicht mit Kreditkarte.
Dann gehen wir in einem Restaurant direkt neben dem Parkplatz essen (Alternative Störtebeker-Stuben direkt neben der Bühne). Hier gibt es für mich wieder eine ordentliche Portion Fisch mit Bratkartoffeln. Dazu das inzwischen von mir geliebte Köstritzer Schwarzbier.
Dann ist auch schon bald Einlass für die Adler-Show. Die dauert zwar nur eine halbe Stunde, aber sie ist ihr Geld auf jeden Fall wert und sehr zu empfehlen. Sie wird dargeboten vom Falkner Volker Walter (siehe auch www.falknerei-walter.de). Ich (LosGatos) habe schon Lorro-Shows auf Teneriffa gesehen, wo Papageien im Rhythmus der Lieder von Cher durch einen Raum flogen. Hier dagegen wird auf jegliche Show-Effekte verzichtet. Vielmehr erfährt man sehr viel Wissenswertes und Interessantes über Greifvögel. Wer hätte schon gedacht, dass der Druck, der beim Zupacken eines Adlers entstehen kann, einem Gewicht von bis zu 180kg entspricht. Kein Falkner-Handschuh wäre dem mehr gewachsen. Ein Steinadler ist in der Lage, Tiere von der Größe eines Wolfes zu töten und durch die Lüfte zu tragen! Außerdem plaudert Herr Walter aus dem Tagebuch eines Falkners. Ab und zu bekommt er Rechnungen, wenn seine Vögel mal einen Ausflug auf eine benachbarte Hühnerfarm gemacht haben. Und hin und wieder kommt es vor, dass ein Adler mal eine 3-wöchige Urlaubsreise nach Rumänien unternimmt, wo der Falkner seine Tiere evtl. wieder einsammeln muss. Auf Rügen hat er verschiedene Vögel im Einsatz, die je nach Lust und Laune der Tiere zum Einsatz kommen, was auch vom Wetter abhängen kann. Garantien können hier also keine gegeben werden. Sicher arbeitet ein Falkner mit Tricks. Aber funktionieren tun die nicht immer. Während der Vorführung während der von uns besuchten Adler-Show agieren die Greifvögel jedoch stets wie gewünscht. In allen Fällen handelt es sich um männliche Tiere, denn weibliche gelten als unberechenbarer und aggressiver. Aber das erstaunt uns doch nicht wirklich, oder? Wir erleben Adler, die stets elegant ohne jeglichen Kraftaufwand schweben. Und wir sehen Falken, die im senkrechten Sturzflug Beute ins Visier nehmen können und dabei zu Geschwindigkeiten zu beschleunigen in der Lage sind, die höher sind als sie der reinen Fallgeschwindigkeit entsprechen. Überhaupt dürfte die Sehschärfe von Greifvögeln in der Welt der Lebewesen unübertroffen sein. Könnte der Mensch genauso gut sehen wie ein Adler, müsste er auf 500m Zeitung lesen können.
Nun gilt es noch 90 Minuten auszuharren, bis die eigentliche Aufführung losgeht. Während der Adler-Show war die Freilichtbühne doch nur spärlich gefüllt. 9000 Besucher haben hier Platz. Die Sitzreihen sind an einem relativ steilen Abhang angebracht, sodass man eigentlich von überall gute Sicht auf die Bühne hat. Für Verpflegung innerhalb des Besucherbereiches ist natürlich gesorgt. Kalt ist es noch nicht. Dennoch ziehe ich schon mal meine Jacke über. Die neue orangefarbene der Marke „Cool“. Aber ich hatte ja schon im Göhren-Bericht angemerkt, dass Rügener Fliegen diese Farbe auch cool finden. Folglich bin ich in kürzester Zeit wieder der Herr der Fliegen (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Helden des bekannten Schriftstellers Rotha). Also ziehe ich meine Jacke erst mal wieder aus und lege sie so zusammen, dass möglichst wenig Orange zum Vorschein kommt. Anderen geht es ähnlich. Ein paar Reihen vor mir wird eine leuchtend gelbe Wolldecke ausgerollt. Was aber auch nicht von langer Dauer ist, denn nach wenigen Minuten ähnelt sie mehr der Vereinsflagge von Borussia Dortmund. Nicht nur der Zuschauerbereich, auch die gesamte Bühne ist unüberdacht. Bei schlechtem Wetter werden also alle nass, auch die Schauspieler.
Pünktlich um 20 Uhr geht es dann los. Natürlich kann man nicht erwarten, dass hier Stücke der Weltliteratur aufgeführt werden. „Der Wolf der Meere“ ist ein Stück mit etwa 20 Schauspielern, dazu kommen Artisten, Stuntmen und unzählige Statisten. Letztere sind wohl meist Einheimische, die hier aus purem Spaß für nen Appel und nen Ei mitspielen. Die Schauspieler sind meist wenig bekannt. Sehr viele stammen aus den Neuen Bundesländern, möglicherweise ist ihre Popularität dort größer. Namentlich kannte ich lediglich den gebürtigen Rumänen Mircea Krishan und den einstigen „Wetten, das“-Moderator Wolfgang Lippert. Der heute bereits 79jährige Krishan wurde bereits in den 60er Jahren als regelmäßiger Gast in Rudi Carell-Shows bekannt. Sein Sketch „Die Gurke“ ist mir noch heute in bester Erinnerung. Der kleine, kugelige Mann mit der markanten Stimme gehört auch in diesem Stück zu den schillerndsten Figuren. Lippert hat dagegen gleich zwei kleinere Rollen. Mehr scheint mir für diesen zweitklassigen Entertainer und drittklassigen Schauspieler auch nicht drin zu sein. Wer meinen Beitrag über Puerto de Mogan auf Gran Canaria kennt, erinnert sich vielleicht, dass mir dieser Westentaschen-Casanova auch da schon über den Weg gelaufen ist. Was kommt als nächstes? Die Hauptrolle des Klaus Störtebeker spielt Sascha Gluth, er soll schon in der Serie „Praxis Bülowbogen“ mitgespielt haben, mir war er jedenfalls nicht geläufig. Ein junger Mann mit langen blonden Haaren Typ Jung-Siegfried. An Verehrerinnen dürfte es ihm nicht mangeln. Im Stück geht es um den Kampf um die Stadt Stockholm zwischen Dänen und Mecklenburgern. Störtebeker und sein Freund Goedeke Michels unterstützen die Mecklenburger. Sie sind die „guten“ Helden, denen in solch einem Stück natürlich der Triumph gebührt. Karl May lässt grüßen. Die „Bösen“, das sind raffgierige Kaufleute und machtgierige Gestalten. Zwischenzeitlich führt uns das Stück auch nach Spanien. Die Handlung ist durchaus kurzweilig und witzig, dank einiger Stunts und artistischer Einlagen auch zeitweise spektakulär. Viele Schauspieler beweisen dabei ihre Kunst zu reiten. Manches Mal fegen sie im Galopp über die Bühne. Natürlich dürfen auch romantische Szenen nicht fehlen. Dafür sorgen attraktive Schauspielerinnen wie Jennifer Maria Preuss oder Beate Weidenhammer. So wird auch dem männlichen Auge etwas geboten. Und auch der Falkner, der im Hintergrund dafür sorgt, dass Falken und Adler durch die Lüfte steigen, rundet das Stück gut ab. Wenn Störtebeker resümiert „In Russland und Polen ist nichts zu holen und auch mit dem Westen steht’s nicht zum besten“, wird der Zuschauer schmunzelnd feststellen, dass sich auch heute gegenüber Störtebekers Zeiten, der um 1400 lebte, nicht viel geändert hat. Die Kulisse bildet der Kleine Jasmunder Bodden im Hintergrund. 4 Schiffe sind während des Stückes im Einsatz. Krönender Höhepunkt ist zum Schluss das Feuerwerk, das über dem Bodden entfacht wird.
Das Stück dauert 2 mal 60 Minuten, zwischendurch sind 25 Minuten Pause. Gegen 22 Uhr 30 ist das Spektakel zu Ende.
Zufrieden spenden wir den Akteuren gerne Applaus. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Sicherlich nicht mit der maximal möglichen Zahl von 9000 Zuschauern, aber einige Tausend waren sicherlich vor Ort, die gewiss fast alle zufrieden und vergnügt nach Hause gehen. Denn heute Abend kam sicher ein jeder irgendwie auf seine Kosten. Eltern sollten ihren abenteuergeschichtenhungrigen Sprösslingen dieses Spektakel auf keinen Fall vorenthalten. Es dauert natürlich eine Weile, bis sich die Massen alle hinausbewegt haben. In einer speziell eingerichteten Autogramm-Ecke stellt sich Publikumsliebling Sascha Gluth zur Verfügung. LosGatos’ Freundin möchte auch gern so ein Andenken haben, aber offensichtlich kann sie sich gegen Teenie-Schwärme ellenbogenmäßig nicht so recht durchsetzen. Sie gibt auf. Dafür gebe ich (LosGatos) ihr gerne ein Autogramm. Erstaunlicherweise entsteht bei der Abfahrt vom Parkplatz nicht das geringste Chaos. Schnell und zügig begeben wir uns auf den Heimweg.
Für das nächste Jahr ist bereits jetzt das Stück „Im Zeichen des Kreuzes“ angekündigt (26.6.-4.9.2004). Die Haupdarsteller scheinen dieselben zu sein. Pierre Brice lässt grüßen...
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Erstveröffentlichung 22.7.2003
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