Pro:
Wissenserweiterung, Aussicht auf besseren Job
Kontra:
weniger Geld, Lernen lernen, auf sich selbst gestellt
Empfehlung:
Ja
Deshalb studiere ich!
Heute habe ich meine erste Klausur für mein Studium wiederbekommen. Seit ich 1996 Abitur gemacht habe, habe ich keine richtige Klausur mehr geschrieben und war dementsprechend nervös als ich sie Mitte Februar geschrieben habe. Ich hab nicht nur länger keine Klausur geschrieben sondern auch schon sehr lange nichts wissenschaftliches in Kurzform niedergeschrieben.
Das ist einer der Nachteile, wenn man sich nach einer Ausbildung entschließt nochmal die Schulbank zu drücken.
Eigentlich hatte ich kurz nach dem Abitur schon entschlossen, dass ich studieren will, aber weil ich ein Mensch bin, der Sicherheiten braucht, habe ich erstmal eine Ausbildung gemacht. Industriekauffrau war absolut nicht mein Traumberuf, aber ich habe die Ausbildung abgeschlossen und danach noch anderthalb Jahre in der Buchhaltung gearbeitet.
Dann bekam ich Ärger mit meinem Arbeitgeber und habe entschlossen, dass es nun soweit wäre ein Studium anzufangen. Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, denn schließlich weiß ich auch wie es auf dem Arbeitsmarkt aussieht und dass viele Akademiker arbeitslos. Ich habe also nach einiger Überlegung entschlossen zu kündigen und mich an der Uni einzuschreiben.
Allen, denen ich von meinen Plänen erzählte, fragten mich, ob ich BWL studieren würde. Das ist wohl das logischste nach einer kaufmännischen Ausbildung, aber da mir das kaufmännische und überhaupt das Jonglieren mit Zahlen überhaupt nicht zusagt, habe ich mich entschlossen Germanistik zu studieren, weil das meinem Berufswunsch am Nähesten kommt und ich aus finanziellen Gründen nur in Düsseldorf studieren konnte.
Ich habe das Glück, dass ich eine Schwester habe, die mit mir einen Tag lang zur Uni fuhr und mir alles zeigte. Ich einem Raum der Uni liegen die verschiedenen Studienordnungen aus, die man sich mitnehmen kann. Dort steht drin, was ein Fach bedeutet, welche Scheine man für den Studienabschluss braucht, welchen Abschluss man in dem Fach erreichen kann und ob es einen Numerus Clausus gibt etc. Also alles, was man wissen muss.
Ich kann nur empfehlen, sich die Studienordnung verschiedener Fächer durchzulesen und sich dann für ein Haupt- oder Nebenfach zu entscheiden. Hätte ich dies nicht getan, würde ich wahrscheinlich jetzt allgemeine Sprachwissenschaft studieren und Japanisch lernen.
Also: Information ist alles!!
Hat man sich für seine Fächerkombination entschlossen, geht man zum Sekretariat und holt sich die Einschreibeformulare, die sehr leicht auszufüllen sind. Im Prinzip schreibt man nur seinen Lebenslauf und trägt die gewünschte Fächerkombination ein. Zusammen mit beglaubigten Zeugnissen schickt man diese dann an die Uni oder gibt sie persönlich ab. Dann muss man nur noch den Semesterbeitrag von 110 Euro überweisen und ein paar Tage später bekommt man seinen Studentenausweis.
An dem Tag, an dem ich meinen Ausweis in der Hand hatte, bin ich erstmal feiern gegangen, weil es schon ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben war und ich glücklich war, dass ich die Anmeldung zum Studium gegen den Willen meiner Eltern durchgezogen habe.
Wer aber nun denkt, das Studentenleben sei durch Partys bestimmt, den muss ich enttäuschen. Gerade, wenn man wie ich schon einige Zeit aus der Schule ist und sein Gehirn mit anderen Sachen vollgestopft hat, ist die Um- bzw. Eingewöhnung schon etwas schwierig. Ich musste zum Beispiel erstmal wieder lernen zu lernen.
In der ersten Semesterwoche bekommt man von der Fachschaft eine Einführung. Die Tutoren erklären einem, wie man seinen Stundenplan erstellt, wie man Bücher in der Bibliothek ausleiht, wo die Mensa ist etc. Man darf sich auch nicht scheuen den Tutoren Fragen zu stellen, denn sie erklären einem wirklich alles. Aber schließlich ist man auf der Uni mit einer abgeschlossenen Ausbildung nicht anders als die anderen Studienanfänger - nur älter.
Meine Kommilitonen sind meistens 5 Jahre jünger als ich und haben kurz zuvor ihr Abi gemacht. Das Alter war für mich kein Problem, denn ich seh nicht älter aus als die anderen und finde es eher lustig, die anderen mit meinem Ausweis zu überraschen. Außerdem hatte ich direkt im ersten Semester ein Seminar, in dem eine Frau saß, die bestimmt schon jenseits der 80 war.
Man muss sich halt einfach nur mit den Leuten arrangieren und da komme ich auch schon zu einem Punkt, der mir am Anfang schon arge Probleme bereitete.
Ich habe natürlich Freundschaften geschlossen und kann an diesen nichts aussetzen, aber in vielen Seminaren sitzen Studenten, für die das Studium wirklich Party ist. Die studieren, weil es cool ist und weil sie das harte Leben so noch ein wenig herauszögern können. Meistens durfte ich mit solchen Leuten Gruppenarbeit oder Referate machen und es regt mich einfach auf, wenn jemand destruktiv arbeitet.
Ich studiere schließlich, weil ich im Leben was erreichen möchte und ich möchte mein Studium auch schnell abschließen, weil ich auch nicht jünger werde. Ich habe aber keine Lust bei einer Gruppenarbeit die einzige zu sein, die arbeitet.
Einzusehen, dass man im Studium trotz anderer Studenten auf sich alleine gestellt ist, ist schon etwas hart, aber das sind Erfahrungen, die man einfach machen muss und nach denen man sich in der Zukunft richten kann.
Ein weiterer negativer Aspekt des Studiums nach der Ausbildung ist, dass man weniger Geld zur Verfügung hat. Ich bekomme leider kein Bafög, wohne noch zu Hause und konnte (und wollte) auch nicht bei meinem alten Arbeitgeber als Aushilfe arbeiten.
Während der Arbeit habe ich etwas Geld angespart, das mir für das erste Semester reichen sollte. Ich wollte einfach genug Zeit haben mich auf das Studium zu konzentrieren und mich richtig einzufinden. Nebenbei zu arbeiten hätte mich irgendwie gestört.
Ich hab aber die Erfahrung gemacht, dass man mit einer abgeschlossenen Ausbildung gute Chancen auf einen gut bezahlten Nebenjob hat.
Man hat aber trotzdem weniger Geld und mehr Ausgaben, denn Bücher und sonstige Unterlagen kosten Geld, da man nicht alles in der Bibliothek ausleihen kann. Man muss schon lernen mit seinem Geld zu haushalten, was mir persönlich immer noch schwer fällt.
Man sollte sich wirklich ganz genau überlegen, ob man nach einer abgeschlossenen Ausbildung noch ein Studium anfängt, denn einen sicheren Job aufzugeben für eine ungewisse Zukunft ist in der heutigen Zeit nicht so leicht.
Ich habe diesen Schritt aber absolut nicht bereut, da ich in meinem erlernten Beruf einfach nicht glücklich war . Das Studium ist zwar manchmal sehr hart und macht einem nicht jeden Tag Spaß, aber es ist besser als 8 Stunden unzufrieden in einem miefigen Büro zu sitzen.
Man sollte sich nur vor Beginn des Studiums ausführlich über die einzelnen, für einen interessanten, Studiengänge informieren und sich nicht scheuen jede Hilfe und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, die man bekommen kann.
Sich nach dem Berufsleben wieder in das Leben eines Schülers einzugewöhnen ist für viele bestimmt nicht so leicht. Mir hat es keine großen Probleme bereitet, nur finde ich dass sich viele ein Studium eben zu leicht vorstellen, aber das sind alles Erfahrungen, die vermutlich jeder anders macht.
Heute gibt es aber auch genug Möglichkeiten neben dem Beruf noch zu studieren, was meiner Meinung nach eine gute Alternative ist, da man seinen Job nicht aufgeben muss.
Für mich wäre das nichts gewesen, da mir das zu stressig wäre.
Ich bin mit meinem Leben als Studentin sehr zufrieden, werde mein Studium schnell durchziehen und dann hoffentlich einen Job bekommen, der mich glücklich macht, denn glücklich-sein ist mir das wichtigste, bei allem was ich mache. weiterlesen schließen
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