Pro:
Darsteller, Drehorte
Kontra:
Etwas langwieriger Spannungsaufbau
Empfehlung:
Ja
Über viele Jahre war Castle Rock eine Ortschaft, die in Stephen Kings Romanen oder Kurzgeschichten angesiedelt, immer mal wieder auftauchte. Mit dem 1991 erschienenen Buch „In einer kleinen Stadt“ (Needful Things) machte der Autor einen Schlussstrich unter die Episoden, die mittel- oder unmittelbar mit diesem fiktiven Ort zu tun hatten. Ein letztes Mal konnte man miterleben, wie eine neue Bedrohung das beschauliche Küstenstädtchen in Main, dessen Einwohnerschaft dem treuen Leser schon ans Herz gewachsen sein dürfte, auf eine letzte Bewährungsprobe stellte.
Nicht lange nach Erscheinen des Romans nahm die Produktionsfirma, die Rob Rainer nach seiner erfolgreichen King–Verfilmung (Stand By My) gründete - und ihr den beziehungsreichen Namen „Castel Rock Entertainment“ gab, die Arbeit für eine Filmumsetzung auf.
Obwohl eine hervorragende Riege an Darstellern verpflichtet werden konnte, gab es Schwierigkeiten bei der Erstellung eines Drehbuchs.
Die ungemein komplexe Struktur von Kings Kleinstadtszenario auf die Leinwand zu bringen, war eine Nuss, die erst mal geknackt werden musste.
Handlung des Films
In Castle Rock recken sich die Hälse, um auszumachen was sich wohl hinter den zugetünchten Fensterscheiben des neu bezogenen Ladens mit der auffälligen Markise verbirgt.Eine Anzeige in der örtlichen Presse steigert die Spannung noch mehr: Needful Things – sie werden ihren Augen nicht trauen. Sämtliche Einwohner der Stadt sind vollkommen aus dem Häuschen, die Neugier lässt sie dem Tag der Eröffnung entgegenfiebern.
Auf Sheriff Pangborn macht der ganze Zirkus allerdings wenig Eindruck. Als Vertreter des Gesetzes heißt er natürlich den Geschäftsmann willkommen, der sich als Leland Gaunt vorstellt . Allerdings kommt ihm der alte Knabe mit dem einnehmenden Auftreten gleich etwas seltsam vor.
Der Junge Brian ist der erste der einen Fuß in das neu bezogene Geschäft setzt. Wie aus dem nichts steht plötzlich der neue Eigentümer vor ihm. Sofort hat der herausgefunden was dem Jungen am allermeisten gefallen könnte - eine Baseballkarte mit einer persönlichen Widmung seines Lieblingssuperstars.
Um dieses wertvolle Stück zu bekommen, muss Brian nur ein paar Leutchen kleine Streiche spielen.
Doch das ist erst der Anfang. Immer mehr unbescholtene Bürger finden ein Objekt ihrer Begierde im Laden, wofür sie nur all zu gerne ihre Seele verkaufen würden. Doch Gaunt verlangt immer nur diese so harmlos aussehenden Streiche, die sie ihren Mitbewohnern spielen sollen. Doch diese unheilvolle Saat trägt bald Früchte. Und so kommt es, dass Sheriff Bangborn es mit einer Vielzahl von Streitereien zu tun bekommt, die immer mehr eskalieren.
Bangborn zieht es zu Needful Things, doch das Geschäft scheint verlassen. Tief unten im Keller findet der Gesetzeshüter schließlich alte Zeitungsausschnitte, die seinen aufkeimenden Verdacht auf schlimmste bestätigen.
Leland Gaunt kann kein Mensch sein - in den zum Teil total vergilbten Artikeln geht es nur um Krieg, Chaos und Zerstörung. Und immer scheint der teuflische Fremde seine uralten Finger mit im Spiel gehabt zu haben, als das Verhängnis dann seinen Lauf nahm...
Kritik
Für den Hintergrund des Streifens hätten sich die Macher keinen passenderen Platz aussuchen können: Eine eigentlich anheimelnde neuenglische Bilderbuchkulisse - die herbstlich zwar, aber durch ihre düstere Farbgebung jederzeit den bedrohlichen Einfluss ahnen lässt, der sich wie ein verwaschener Schleier langsam über die Gemeinde legt.
Dies wird gleich in der Eingangssequenz sehr schön deutlich, wenn der Zuschauer per Helikopterkamera immer tiefer -, am Leuchtturm vorbei über die Küstenlandschaft gleitet, und sich schließlich Auge in Auge mit dem personifizierten Bösen befindet.
Ein standesgemäßer Auftritt in einer alten - und wie könnte es auch anders sein - schwarzen Mercedes-Limousine, zeigt die Ankunft von dem weitgereisten Fremden, der in Sachen Angst und Zerstörung unterwegs ist.
Bei der Inszenierung hatte Fraser C. Heston (der Sohn von Charlton- „Ben Hur“ Heston) die undankbare Aufgabe der Geschichte die richtige Form zu geben, und dabei auch noch die zahlreichen Protagonisten, die fast alle ihren Weg vom Roman auf die Leinwand finden sollten, unterzubringen. Deswegen kommt auch die Verfilmung sehr schnell zum eigentlichen Thema, dass sich um den neueröffneten Laden dreht, der in der kleinen Gemeinde schnell in aller Munde ist.
Heston schlägt mit dieser Arbeitsweise denn auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Erst stellt er uns die Einwohnerschaft vor, und gleichzeitig treibt er die mit vielen Nebenereignissen vollbepackte Handlung voran.
Leider nimmt diese auf so viele Personen bezogene Erzählweise ein wenig das Interesse an den jeweiligen Leuten. Auch leidet darunter etwas das Tempo, wenn die Bürger beginnen sich unter dem teuflischen Einfluss von Leland Gaunt gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, oder noch viel schlimmeres. So bleibt im Gegensatz zum Buch für jeden einzelnen nur noch eine kleine Anekdote übrig, und wenn sie schließlich Opfer dieser außer Kontrolle geratenen Auseinandersetzungen werden, weint ihnen wohl kaum ein Zuschauer eine Träne nach. (Vielleicht bis auf Ausnahme des unschuldigen Hundes, dem buchstäblich das Fell über die Ohren gezogen wurde.)
Im Großen und Ganzen ist die Story aber immer noch halbwegs spannend anzuschauen, weil man auf die nächsten gemeinen Streiche gespannt ist, die den kleinen Flecken immer mehr zu einem Pulverfass werden lassen.
Hervorragende Schauspieler unterstützen das ganze Szenario. Besonders erwähnen möchte ich den in der Zwischenzeit leider verstorbenen J.T. Walsh als spielsüchtigen Bürgermeister, der richtig gut seine bösartige und zynische Rolle auszufüllen versteht.
Natürlich nicht zu vergessen Max- „Der Exorzist“ von Sydow, der quasi die Verkörperung des Belzebuben mimt, (obwohl wenn ich mich recht erinnere, King im Roman ihn nie direkt beim Namen nennt) und ihn mit einer erfreulich ruhigen Subtilität darstellt.
Erst gegen Ende darf er wild mit den Hufen scharren und giftigen Dampf durch die Nüstern ablassen, aber nur im übertragenen Sinne.
Ein wenig enttäuscht war ich von Ed Harris, der den Sheriff Bangborn zwar routiniert, aber etwas eindimensional rüberbringt. Wenn man weiß, um wie viel besser er´s eigentlich kann, fällt einem das natürlich in diesem Zusammenhang besonders ins Auge.
Fazit
Wer seine verschlagene und zur Gehässigkeit neigende Ader, sich in aller Öffentlichkeit nicht zu zeigen traut, bietet dieser fast 2 Stunden dauernde Streifen eine ins Auge zu fassende Alternative.
Auch leichte Durchhänger im Spannungsaufbau, werden relativ gut durch die schauspielerischen Leistungen überbrückt.
Wenn man bedenkt, dass der Roman von King sicher nicht gerade leicht zu Verfilmen war, bleibt immer noch eine sehenswerte Geschichte, die einen noch einmal einlädt in Castle Rock zu Gast zu sein, bevor der Autor nach einem dramatischen Schlussakt, den Vorhang ein für allemal über diesem Ort fallen lässt.
DVD
Noch ein paar Worte zur DVD, die Grundlage dieses Berichts war.
Da der Silberling schon ein Oldie in diesem noch jungen Medium ist, muss man natürlich Abstriche an fast allem, was diese Technik Heute eigentlich an Möglichkeiten zu bieten hat machen.
Das fängt bei den Extras an, die bis auf winzige Filmografien der Schauspieler und zwei zu vernachlässigende Trailer, praktisch nicht vorhanden sind.
Geht weiter beim 4:3 Bildformat und immerhin 2.0 Surround – Ton. Beide Punkte sind aber noch einigermaßen akzeptabel umgesetzt.
Leider ist auch keine Original-Tonspur vorhanden, die einem die Schauspieler in ihrer Muttersprache zu Gehör bringt.
Das ist aber alles zu verschmerzen, habe ich doch die Scheibe letztens für unter 6 Euro beim Media – Markt entdeckt. Ein Preis- Leistungsverhältnis, das sich wirklich sehen lassen kann.
Laufzeit:115
Sprachformat: Deutsch
Audioformat: Dolby Digital 2.0
Bildformat: 4:3 Vollbild
(c) winterspiegel für Ciao & Yopy weiterlesen schließen
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