Pro:
Schauspieler, Umsetzung, Thema, Musik . .
Kontra:
Wirkt ab und an etwas abgekupfert, schockt zum Schluß hin nichtmehr
Empfehlung:
Ja
"Gott ist in dir und um dich herum,
nicht in einem Gebäude aus Holz und Stein.
Spalte ein Stück Holz und ich werde da sein,
hebe einen Stein und du wirst mich finden."
Jesus
"Hannibal" von Ridley Scott ist ein Film, den ich eigentlich schon immer haben wollte. Nein, keine Angst, ich irre mich hier nicht in der Kategorie, also lest ruhig weiter ;) Es gab mit dem Film allerdings das Problem, nämlich, dass ich keine andere Version als die "Special Limitied Edition" wollte und die ist, wie ich schmerzlich erfahren musste, leider ziemlich rar. Eines Tages surfte ich nichtsahnend zu ebay, suchte nach dem euch mittlerweile bekannten Film - und was sah ich? "Hannibal", ungeschnitten, für nur 5 €, sogar noch mit einem anderen Film zusammen, der den Namen "Stigmata" trug. Nun, von letzterem hatte ich zwar schon gehört, aber gesehen hatte ich ihn auch noch nicht. So wurden beide DVDs zusammen für einen unschlagbaren Preis gekauft. Es dürfte wohl nicht schwer zu erraten sein, welchen Streifen ich mir dann zuerst angesehen habe - "Stigmata" hingegen verstaubte erstmal eine Zeit lang im Regal. Heute Mittag aber, als ich mal wieder nichts anderes zu tun hatte als zu schwitzen, fiel mir spontan wieder dieser Film ein und ich beschloss, ihm mal eine Chance zu geben. Gesagt, getan: Meine Meinung gibt es jetzt zu lesen :-)
Story
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Die junge und lebenslustige Frankie Page lebt mit einer guten Freundin, Donna Chadway, zusammen in einer WG und arbeitet auch mit dieser in einem Friseursalon. Das Leben geht seinen gewöhlichen Gang, man hält Ausschau nach süßen Männern, quatscht darüber, Babys zu bekommen, trinkt viel, ist ein bisschen unverantwortlich usw. Wie gesagt, das übliche eben. Doch eines Tages bekommt Frankie von ihrer Mutter, die sich gerade in einem kleinen Dorf in Südamerika befindet, eine kleine Kette mit einem Kreuzanhänger geschickt. Frankie, die nicht an Gott glaubt, beachtet das Geschenk nicht weiter. Doch ein paar Tage darauf ereignet sich dann das Unfassbare: Frankie nimmt ein Bad, wird aber plötzlich von heftigen Krämpfen geschüttelt und bekommt darauf 2 Wunden an jedem Handgelenk, die dieses sogar komplett durchdringen und anscheinend garnicht aufhören wollen zu bluten. Im Krankenhaus schließt man natürlich sofort auf einen Selbstmordversuch, doch Frankie ist eine im Prinzip starke Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Nachdem ihr nichtmehr geholfen werden kann, wird Frankie wieder entlassen.
Doch die beängstigenden Ereignisse gehen weiter. Bei einer U-Bahnfahrt greift Frankie zuerst einen Priester an, bekommt dann wieder Krämpfe, woraufhin ihr Rücken von schrecklichen Peitschenhieben, die wie von Geisterhand auftauchen, gegeißelt wird. Der Vatikan, dem das Überwachungsvideo des Wagons zugeschickt wird, wird auf die Sache aufmerksam und entsendet zu diesem Zweck Andrew Kiernan, einen Priester, der sich auch mit der Wissenschaft auseinandersetzt und schon des öfteren mit solchen Angelegenheiten zu tun hatte.
Nach einem Gespräch mit Frankie glaubt er, sie könne die Stigmata, also plötzlich auftretende, blutende Wunden, die denen von Christi ähneln, nicht haben, da sie nicht gläubig ist. Als Frankie kurz darauf allerdings beginnt in Aramäisch zu reden, einer Sprache, die seit 2000 Jahren von keiner Menschenseele in den Mund genommen wurde und die die Sprache Jesu´ und seiner Jünger war, bekommt Kiernen bedenken. Doch das Grauen geht noch weiter: An die Wand ihres Wohnzimmers schreibt Frankie plötzlich wie besessen einen unidentifizierbaren Text, den Kiernen fotografiert und an den Vatikan schickt. Das hätte er aber besser nicht tun sollen, denn der Text ist kein sinnloses Gekritzel, sondern ein vergessen geglaubtes Evangelium, welches bisher von den Oberhäuptern der Kirche streng geheim gehalten wurde.. Wie das ganze weitergeht, werde ich der Spannung willen natürlich nicht verraten.
Schauspieler
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Nun, ich muss zugeben, dass ich im Voraus nur sehr wenig bis garnichts über die Besetzungsliste wusste. Um so erstaunter und zugleich erfreuter war ich dann, als ich las, dass der mir bestens bekannte Gabriel Byrne einen nicht unwesentlichen Part im Film übernahm, aber dazu gleich mehr, kommen wir erstmal zur eigentlichen Hauptdarstellerin: Patricia Arquette spielt Frankie Paige, deren Namen übrigens an den ersten Menschen angelehnt ist, der die Stigmata aufwies: Franz von Assisi. Arquette war bislang schon in beachtlich vielen Filmen zu sehen, von denen ich einige, aber längst nicht alle gesehen habe. Die meisten dürften sie wohl ohne Frage aus "True Romance" oder "Lost Highway" kennen. Egal, wollen wir uns lieber dem wesentlichen zuwenden, nämlich ihre Verkörperung der Frankie Paige, die man ihr, wie ich finde, voll und ganz abnimmt. Zuerst das lebenslustige, junge Mädchen, welches nichts andere als Party im Kopf hat und zum Schluß dann die verzweifelte Frau. Beides bringt Arquette sehr erstaunlich auf die Leinwand, denn: Sie gehört der Art Menschen an, denen man auf einen Blick sowohl Stärke, als auch eine große Schwäche ansieht. Deshalb wohl eine sehr gute Wahl der Hauptdarstellerin.
Weiter geht es nun mit Gabriel Byrne, einem bekannten und symphatischen Schauspieler, der aber den richtig großen Durchbruch nie geschafft hat, was ich ziemlich schade finde. Aber nun gut, darum soll es ja nun nicht gehen, stellen wir uns lieber die Frage, wie Gabriel Byrne den Charakter Andrew Kiernen auf die Leinwand bringt. Wie ich finde durchaus überzeugend, da Anfangs seine Zweifel gegenüber Frankie stark zur Geltung kommen, mit der Zeit schwinden diese aber immer mehr, bis er sich selbst eingestehen muss, sich in sie verliebt zu haben. Auch dieser Gewissenskonflikt wurde von Gabriel Byrne durchaus authentisch dargestellt.
Weltstars sucht man ansonsten vergebens, was aber natürlich nicht heißen muss, dass alle anderen schlecht spielen, was zum Glück nicht so ist. Nein, regelrecht überzeugt haben mich nämlich auch: Nia Long als Donna Chadway, die Freundin Frankie´s und natürlich Jonathan Pryce als Kardinal Daniel Houseman.
Daten zum Film
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Originaltitel: Stigmata
Alternativtitel: -
Land: USA (1999)
Regie: Rupert Wainwright
Länge: ca 97:58 min.
Freigabe: 16
Indiziert: Ja
@ Realjackass
Die Deutsche DVD
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Die Deutsche DVD, welche ich auch selbst besitze und die von MGM/20th Century Fox vertrieben wird, kann ich eigentlich nur empfehlen. Der Film ist in guter Qualität auf der Scheibe anzufinden, genauso wie eine 27 minütige Dokumentation über Stigmaten, sowie ein Trailer, ein Alternatives Ende und ein paar gelöschten, höchst interessante Szenen.
Kritik
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STIGMATA: WISSENSCHAFT ODER WUNDER?
Unerklärliche Blutungen aus frischen Wunden, die ohne Vorwarnung auftreten, würden die meisten Menschen erschrecken.. Doch für diejenigen, die aufgrund von Stigmata bluten, ist es oft eine Ehre und eine Segnung, die nur den Frommsten zuteil wird. Stigmata sind im Laufe der Jahrhunderte weltweit auf den Körpern tief religiöser Menschen erschienen. Sie befinden sich immer an den Stellen der heiligen Wunden Christi: den mit Nägeln durchbohrten Händen und Füßen, dem durch Peitschenhiebe verletzten Rücken, den durch die Dornenkrone geschundenen Kopf und der mit dem Schwert durchbohrten Seite.
In den Fällen von authentischen Stigmata treten die Wunden plötzlich auf und werden fast immer von einem Ausbruch des Entzückens und intensiven Schmerzen begleitet. Sie sind gewöhnlich sehr tief und durchdringen alle Glieder. In den meisten Fällen kehren sie über Jahre hinweg regelmäßg wieder. Im Verlaufe der Geschichte waren diese Wunden dafür bekannt, dass sie frisches, helles Blut produzieren, das häufig entgegen den Gesetzen der Schwerkraft fließt und oftmals den süßlichen Duft von Parfüm ausströmt. Die Wunden sind außerdem gegen jede medizinische Behandlung immun.
Es gibt 300 dokumentierte Stigmata-Fälle - zu 90 Prozent waren Frauen betroffen. Der erste, schriftlich dokumentierte Vorfall handelt vom Heilligen Franz von Assisi im 13. Jahrhundert, einem wohlhabenden Lebemann, der nach einem Traum von der Kreuzigung dieselben Wunden wie Jesus hatte und von diesem Moment an ein Anhänger Christi wurde. Seitdem sind 62 Heilige und eine ganze Reihe anderer frommer Menschen von Stigmata heimgesucht worden. Laut einer Heiligen Legende muss es zu jeder Zeit zwölf lebende, mit Stigmata behaftete Menschen auf der Welt geben - entsprechend der Anzahl der Jünger Christi. Historiker haben bestätigt, dass dies in den beiden vorangegangenen Jahrhunderten in etwa der Fall war.
Das Phänomen Stigmata beschränkt sich nicht auf die dunkle, schattige Vergangenheit, sondern offenbart sich bis zum heutigen Tag. Auf der ganzen Welt hat diese faszinierende und schreckliche Erscheinung Wissenschaftlern Rätsel aufgegeben und Ärzte in Erstaunen versetzt. Doch nicht alle, die die Wundmale tragen, sind durch den Willen Gottes gesegnet worden. Die römisch-katholische Kirche untersucht jeden Fall gründlich, um etwaige Simulanten zu entlarven. Die falschen Stigmata unterscheiden sich deutlich von den echten. Sie sind oberflächlich, von kurzer Dauer, das Blut ist nicht so hell und sie können medizinisch behandelt und geheilt werden. Außerdem sind sie nicht mit anderen übernatürlichen Gaben wie der übersinnlichen Heilung verbunden. Traurigerweise haben sich manche Menschen diese Wunden einfach selbst zugefügt.
(Quelle: DVD Booklet)
Sinnloses in die Länge ziehen eines onehin schon langen Berichts, oder nur interessante Fakten? Nun, ich würde definitiv sagen letzters, da sich so Leute, die noch nie etwas von Stigmata gehört haben, ein besseres Bild von dem ganzen machen können. Doch nicht nur diese rätselhaften Verletzungen, die exakt denen Christi gleichen, sind es, die diesen Film so interessant und spannend machen. Nein, auch ein sehr kontroverses und umstrittenes Thema wird aufgegriffen, welches wirklich existent und nicht den Köpfen ein paar Drehbuchschreibern entsprungen ist: Ein längst vergessen geglaubtes Evangelium, welches angeblich von Jesus selbst geschrieben wurde. Doch dieses wurde vom Vatikan nie an die Öffentlichkeit gegeben, da die darin enthaltenen Inhalte die gesamte Kirche hinterfragen. Jesus war nämlich bei weitem nicht der ach so tolle Sohn Gottes, für den ihn jeder hält, nein, er war nur ein Prophet, der selbst Probleme mir sich herumtrug und an Gott zweifelte. NATÜRLICH muss dazugesagt werden, dass nicht eindeutig bewiesen werden kann, was Fakt und was Fiktion ist, aber das muss es ja auch nicht unbedingt. Die Grundthematik ist interessant genug, um daraus einen spannenden und anspruchsvollen Thriller zu machen.
Jetzt haben wir also 2 äußerst interessante Themen in einem Film, was braucht es jetzt noch? Richtig, einen Regisseur, der weiß, wie man so etwas umsetzt. Rupert Wainwright war für diese Aufgabe genau der Richtige. Obwohl Wainwright vor "Stigmata" keinen wirklichen Topstreifen gedreht hat, hat er hier voll und ganz gezeigt, was in ihm steckt. Ich habe einen schlampigen 08/15 Thriller erwartet, aber was ich dann zu sehen bekam, war ein Streifen, der absolut nicht billig und schlampig wirkte und sogar so etwas wie einen künstlerischen Anspruch besitzt. Dies möchte ich kurz erklären:
Um das Blut, welches in dem Film zwar hin und wieder vorkommt, aber nie um extreme Brutalität zu zeigen, eindrucksvoller zu gestalten, hat man einen schlichten, aber wirkungsvollen Trick angewandt. Das Rot aus sämtlichen anderen Bildern und Szenen wurde derart ausgebleicht, dass das Blut richtig hell und farbenfroh daherkommt. So denkt man sich als Zuschauer nicht einfach: "Ja, super, schon wieder Blut", sondern richtet seine Konzentration auf das gezeigte. Super Idee, wie ich finde. Doch nicht nur diese offensichtlichen Mittel der Kunst wissen zu überzeugen, sondern auch die indirekten, die man als geneigter Zuschauer aber sofort als solche entlarven kann. Als erstes fällt mir da die "Badewannen Szene" ein, kurz bevor Frankie ihren Anfall bekommt: Die Kamera filmt unter Wasser, welches überraschend bläulich und klar erscheint. Beim Blick auf die Wasseroberfläche sieht man, dass sich Frankie exakt darin spiegelt, es also so aussieht, als würde sie spiegelverkehrt auf sich selbst liegen. Sehr schwer zu erklären, das ganze.
2 weitere, immer wieder anzutreffende Stilmittel: Die Musik, die, um es mal so zu sagen, ziemlich unberechenbar ist. Während einem im Einen Moment noch ruhige Klänge ins Ohr flüstern, erwartet einem in der Nächsten Szene wieder barbarische Rockmusik. Auch wenn sich mir daraus keine direkte Aussage erschlossen hat, so muss ich doch sagen, dass das ganze durchaus seine Wirkung hat. Und nun zum Zweiten, eben genannten Stilmittel: Es sind im Film immer wieder Tropfen zu sehen, die quasi verkehrt herum fallen. Seien es nun Regentropfen oder auch Blut: Schön anzusehen ist das ganze allemal.
Aber es ist natürlich nicht so, dass ich den Streifen hier loben möchte, ohne auch auf die Kritkpunkte eingegangen zu sein, welche leider auch exisitieren. So fühlt man sich an manchen Stellen ganz unwillkürlich an "Der Exorzist" erinnert. Ich will jetzt nicht sagen, dass der gesamte Film von eben "Der Exorzist" abgekupfert sei, aber die Szene, in der Frankie plötzlich zu fliegen beginnt, schon und mit dieser leider auch ein paar anderen. Zudem kommt noch hinzu, dass man Anfangs noch wirklich Angst vor den Anfällen Frankie´s hat. Ganz einfach deshalb, weil sie so darunter leidet und man selbst nicht weiß, was los ist.. Mit der Zeit entsteht diese Angst aber einfach nichtmehr, spätestens dann nichtmehr, wenn Frankie zum zweiten oder dritten Mal mit einer anderen Stimme spricht.. Ansonsten ist mir aber nichts Negatives aufgefallen, selbst die so oft kritisierte Liebesbeziehung zwischen Andrew und Frankie hat mich nicht sonderlich gestört.
Fazit
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Von "Stigmata" habe ich nicht mehr erwartet, als dass er ein billiger, aufgesetzter und langweiliger Pseudothriller ist, von denen es schon viel zu viele gibt. Doch was ich dann sah, hat mich die ganze Zeit über vor den Bildschirm gefesselt und mich die Frage stellen lassen, wie das ganze denn nun ausgehen wird. Das hießt, man fiebert als Zuschauer wirklich mit, was nicht bei jedem Film der Fall ist. Einen sicherlich großen Beitrag dazu liefern die Schauspieler, die allesamt überzeugen können, sowie der künstlerische Anspruch, den der Film von Zeit zu Zeit aufweist. Sowas ist sicherlich nicht typisch für einen Hollywoodfilm, passt sich aber gut dem kontroversen Thema des Films an, also der Hinterfragung der Kirche, sowie den Wunden, den Stigmata. Toller und spannender Thriller, allerdings sollte man als all zu gläubiger Mensch vielleicht die Finger davon lassen.
Mfg
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