Pro:
interessantes Thema, informativ, gute Darsteller
Kontra:
das Ende hat viel von Hokuspokus
Empfehlung:
Ja
Nun gibt es wieder einen Filmtip von mir für heute abend. Zu später Stunde, nämlich um 22 Uhr wird auf Pro7 ein Film wiederholt, den ich ganz interessant finde.
Was mich bewegt hat, diesen Film anzusehen, weiß ich nicht mehr. Vermutlich die gute Rezension in der Fernsehzeitschrift, die für mich meistens sowas wie eine Bibel ist. Außerdem waren auch die Darsteller nicht von der Hand zu weisen und dei Erinnerung an solche Filme wie "Das Omen" oder "Dei Prophezeiung" taten ein Übriges, mir den Film schmackhaft zu machen.
Hat es sich gelohnt?
** Die Story **
Südamerika: Im südbrasilianischen Belo Quinto ist die Kirche zur Pilgerstätte geworden wegen einer Madonna, die seit dem Tod des Priesters Almeida Blut weint. Der vatikanische Ermittler Pater Andrew Kiernan (Gabriel Byrne) untersucht die Statue, kann aber keine Manipulation finden. Von seinem Vorgesetzten Kardinal Houseman (Jonathan Pryce) wird er nach der Rückkehr nach Rom trotz seiner dringlichen Empfehlung, dieses Phänomen weiter zu untersuchen, von dem Fall abgezogen.
USA: Die schrille, flippige Frankie Page (Patricia Arquette) arbeitet in einem etwas alternativen Friseursalon in Pittsburgh und ist zufrieden mit sich und der Welt. Eines Tages bekommt sie ein Päckchen von ihrer Mutter mit einem Rosenkranz geschickt, die sich gerade in Brasilien auf einer Pilgerreise befindet und auch das Dorf Belo Quinto besucht hat.
Bei einem Bad in der Wanne wenige Tage später flattert plötzlich eine Taube durchs Zimmer und Frankie wird unvermittelt von Krämpfen geschüttelt. Kurz danach findet sie sich in der Notaufnahme wieder, wo sie gerade wegen Herzstillstand reanimieren werden sollte. Außerdem sind ihre Handgelenke mit einem scharfen Gegenstand durchstochen worden und bluten bei jeder Berührung. Natürlich denkt jeder, daß sie sich die Verletzungen selbst zugefügt hat.
Fortan hat die junge Frau öfter Visionen und hört seltsame flüsternde Stimmen.
Nach einem Vorfall in der U-Bahn, bei dem sie vor den Augen der Passagiere von einer unsichtbaren Kraft geradezu ausgepeitscht wird, informiert ein Priester, der das mitangesehen hat, den Vatikan.
Houseman schickt wieder Kiernan nach Pittsburgh, um die Vorfälle zu untersuchen. Gleich bei der ersten Begegnung mit Frankie will der Ermittler die Geschichte zu den Akten legen. Frankie ist nämlich konfessionslos, und in der Geschichte bekamen bisher nur tief religiöse Menschen Stigmata, sozusagen als Ausdruck des Kampfes zwischen Gut und Böse in ihren Körpern. Kiernan ist überzeugt, das Mrs. Page als erklärter Atheist einfach nicht die Wunden Christi aufweisen kann. Es muß eine andere Erklärung geben.
Doch die seltsamen Vorfälle gehen weiter. Frankie spricht und schreibt in Sprachen, die sie nicht kennen kann, bemalt ihre Wände mit Zeichen, die sich als eine Form von Aramäisch herausstellen, die vor 1900 Jahren in Galiläa gesprochen wurde und als Sprache Jesu gilt. Eines Abends bekommt sie in einer Diskothek das dritte Stigma, die Wunden der Dornenkrone, zugefügt.
** Filmkritik **
Ich halte den Film für eine Mischung aus "Exorzist", "Das siebte Zeichen" und dem Roman "Das fünfte Evangelium" von Vandenberg. Nicht uninteressant, aber keineswegs bemerkenswert.
Informativ ist für mich als "Ungläubige" allerdings der theologische Hintergrund, der hier vermittelt wird: Ursache und Erscheinung von Stigmata, die Frage der 35 Evangelien, die alle nur Reflektionen, Träume und persönliche Eindrücke von Jesus darstellen und die Geschichte um das Thomas-Evangelium. Eigentlich ein tolles Leitwort: "Spalte ein Stück Holz und ich bin da, hebe einen Stein auf und du wirst mich finden."
Ich kann mir durchaus vorstellen, daß diese Worte der auf weltliche Güter und Machterhaltung bedachten Kirche nicht so recht waren (was bin ich wieder ketzerisch!).
Kleiner Einschub zur Info - im Abspann war folgender Text zu lesen:
"1945 wurde in Nag Hamadi ein Schriftrolle gefunden. Man bezeichnete sie als 'Die geheimen Worte Jesu' oder auch als Thomas-Evangelium, Dieses Evangelium wurde von Gelehrten in aller Welt als die genaueste Aufzeichnung der Worte Jesu anerkannt. Der Vatikan hat das Thomas-Evangelium bis heute nicht in den Kanon der heiligen Schrift aufgenommen.
Eine vom Vatikan abweichende Meinung bezeichnet man als Häresie."
Die Inszenierung des Films ist jedenfalls im Gegensatz zum Exorzisten nicht auf eklige Effekte und vordergründigen Grusel ausgerichtet. Die unheimliche Stimmung und die Spannung wird hauptsächlich durch dämonisch flüsternde Stimmen in Vermischung mit der manchmal recht poppigen Musik, Großaufnahmen, Zeitlupen und Schwarz-Weiß-Aufnahmen aufgebaut. Man ist dann schon so darauf fixiert, daß man bei der nächsten Sequenz wieder etwas Unvorhergesehenes erwartet.
(Allerdings erinnerten mich die stakkatohaften Bilder, die Schnellabläufe und die schnellen Blenden in der Kameraführung manchmal sehr an "Lola rennt".)
Der gekonnte Einsatz von Licht und Dunkelheit und der permanente Regen machen einen als Zuschauer dann noch ganz verrückt und man ist bestens vorbereitet für die paranormalen Dinge, die da geschehen.
Der Film wird im Prinzip nur von Gabriel Byrne und Patricia Arquette getragen. Während ich mir für die Rolle der Frankie keine bessere Besetzung vorstellen kann, finde ich Byrne als Mann im Zwiespalt zwischen Priester und Wissenschaftler nicht so gelungen. Als Teufel in End of Days fand ich ihn passender. Aber er spielt hier trotzdem gut.
Zwei Dinge haben mich an dem Film gestört: Diesen platten Verführungsversuch von Mädchen und Priester à la "Dornenvögel" hätten sich die Drehbuchautoren sparen können. Die Story wäre auch ohne so etwas Abgedroschenes ausgekommen.
Und das Ende war reichlich von Hokuspokus durchdrungen.
Deshalb bekommt der Film gerade noch ein "Gut".
** Daten **
USA 1999
Genre: Mysterythriller
Originaltitel: Stigmata
Regie: Rupert Wainright
FSK 12 weiterlesen schließen
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