Pro:
sehr beeindruckender Film über ein beeidruckendes Einzelschicksal
Kontra:
ein bißchen wenig Bonusmaterial
Empfehlung:
Ja
Spätestens seit der Oscarverleihung wird wohl jedem der Film "Der Pianist" ein Begriff sein. Der Film ist mittlerweile auf DVD in diversen Varianten erschienen (darüber später mehr) und natürlich gehört die DVD jetzt in meine Sammlung.
HANDLUNG
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Wladyslaw Szpilmann (Adrien Brody) ist ein erfolgreicher Pianist in der Vorkriegszeit in Polen. Seiner Familie geht es sehr gut und Szpilmann selbst arbeitet beim Warschauer Rundfunk. Nachdem Nazi-Deutschland 1939 Polen überrannt hat, bekommen die polnischen Juden sofort den Judenhass der Nazis zu spüren. Auch die Familie Szpilmann ist davon betroffen, denn bald ist ihr gesamtes persönliches Leben vollkommen eingeschränkt. Und sie müssen nicht nur um ihr Vermögen und ihre Wohnung bangen, denn bald geht es um das nackte Überleben. Sämtliche Juden werden in einen eigens abgesperrten Bezirk von Warschau gesperrt, dem Warschauer Ghetto. Dort arbeitet Szpilmann als Pianist in einer Bar, aber auch er kann nichts gegen den Hunger tun.
1942 wird die gesamte Familie Szpilmann in das Umschlaglager gebracht, von wo aus die Transporte in die Konzentrationslager losgehen. Wladyslaw Szpilmann wird von einem jüdischen Aufpasser vom Transport weggezerrt - er kann fliehen, aber seine Familie wird ins Konzentrationslager transportiert. Doch die Flucht ist noch keine Rettung, denn wie soll er in dem faschistischen Warschau überleben? Im Ghetto kommt er in einen Arbeitstrupp, der ihn lange vor der Deportation schützt. Später flieht er aus dem Ghetto und er wird von Helfern versteckt. Da aber sein Versteck nicht sicher ist, flieht er in eine verlassene Villa, die aber von einem deutschen Offizier bewohnt wird...
MEINE MEINUNG
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Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, aber das wurde ja im Vorfeld der Premiere tausendfach angesprochen, so dass wahrscheinlich schon jeder die Story kennt. Wladyslaw Szpilmann gab es wirklich und der Film beruht auf seiner Autobiografie, wo er seine Erlebnisse im Warschauer Ghetto niedergeschrieben hat. Szpilmann selbst konnte den Film nicht mehr bewundern, da er im Jahr 2000 88jährig verstorben ist. Als Regisseur wirkte Roman Polanski, dem als Kind ein ähnliches Schicksal wiederfahren ist. Als Kind konnte er aus dem Krakauer Ghetto fliehen, während seine Mutter im Konzentrationslager umgekommen ist.
"Der Pianist" ist einfach ein beeindruckender Film - noch lange muß man darüber nachdenken und eine gewisse Bedrückung bleibt. Ich habe mir im Vorfeld einige Kritiken zum dem Film durchgelesen und viele habe das Zeigen von stereotypischen Grausamkeiten kritisiert. Doch wie bitte soll ein Film über das Warschauer Ghetto ohne solche Gewaltdarstellungen auskommen? Das man anscheinend solche Gewaltakte als stereotyp bezeichnen kann, zeugt schon von einiges Abgestumpftheit. Natürlich will man nicht jeden Tag mit den Grausamkeiten des Holocaust konfrontiert werden, aber so viele Filme gibt es nun auch nicht zu diesem Thema, das man schon von Stereotypen sprechen kann. "Der Pianist" zeigt ja noch verhältnismäßig wenig solche Gewaltakte, diese erscheinen dann allerdings sehr nüchtern und damit sehr grausam. Aber an den Holocaust muß erinnert werden und so was geht doch am besten mit dem Medium Film. Und wenn ich schon mal bei stereotypicher Darstellung von Gewalt bin, Tarantino hat ja anscheinend mit "Kill Bill" die Gwalt jenseits von Stereotypen getragen, aber bekommt man durch einen solchen Film eine Message?
Obwohl der Film über einen Pianisten handelt, kommt er mit überraschend wenig Musik aus. Meiner Meinung hätte mehr von diesem Medium einsetzen können, das hätte vielleicht in einigen Szenen geholfen. Natürlich konnte man damit den Film nicht überladen, ansonsten wäre das Klavierspiel in den wichtigen Szenen nichts besonderes mehr gewesen. Das wäre eigentlich der einzige Kritikpunkt meinerseits, denn ansonsten hat mir der Film wirklich gut gefallen. Der Film kommt ohne kitschige Szenen aus, er wirkt fast wie ein Dokumentarfilm. Mir hat diese Dramaturgie gefallen, allerdings schafft dies auch eine Distanz zu den Personen, aber das Mitfühlen kommt auch so automatisch.
Über die schauspielerischen Leistungen brauche ich ja eigentlich nicht mehr viel schreiben, denn schließlich hat Adrien Brody für seine Rolle den Oscar bekommen. Über den Oscar läßt sich streiten, aber ich denke Brody hat ihn verdient. Neben Brody fällt eigentlich nur noch Thomas Kretschmann als deutscher Offizier auf, denn ansonsten handelt es sich doch um die Ein-Mann-Show Brody. Kretschmann spielt den einzigen "guten" Deutschen in dem Film, nämlich den Offizier, der schließlich Szpilmann nicht verraten hat und ihm zum Überleben verholfen hat.
DIE DVD
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Die DVD (Universum Film) ist in verschiedenen Versionen erschienen, u.a. als Deluxe Edition, welche zwei DVDs und eine Audio-CD enthält. Außerdem gibt es die Deluxe-Version ohne Audio-CD und auch noch die normale Variante mit zwei DVDs. Irgendwie sehe ich in diesem DVD-Dschungel nicht so ganz durch, denn was ist der Unterschied zwischen der Deluxe Edition ohne Audio-CD und der Variante mit der Doppel-DVD (letztere Fassung ist bei amazon.de auch noch teurer)? Egal, ich besitze die Deluxe Edition mit der Audio-CD, die in limitierter Auflage erschienen ist und bei amazon.de auch schon ausverkauft ist (dort nennt sich diese Variante übrigens Special Edition, aber auf meiner DVD steht Deluxe Edition).
Mal abgesehen von den diversen DVD-Varianten, wartet die Deluxe Edition mit einer hervorragenden Optik auf, denn es handelt sich hier um einen sehr ansehlichen Digipack. Die DVDs befinden sich in einem Pappschuber, der im schlichten Schwarz gehalten ist. Im Schuber befindet sich eine aufklappbare Pappbox, in der sich die DVDs befinden. Insgesamt sehr schön gestaltet.
Neben der äußerlichen Optik warten auch die DVD-Menüs mit einer schönen Optik auf. Sie sind animiert und mit der Klaviermusik des Films unterlegt.
Das Bild und der Ton sind sehr gut. Der Ton verhält sich insgesamt sehr center-lastig, Raumklang gibt es fast keinen. Allerdings gibt es auch keine größeren Effekte, die einen solchen Raumklang benötigen würden. Selbst die Musicscore verhält sich sehr dezent. Da aber die Dialoge sehr gut verständlich sind, kann man nicht über den Ton meckern. Das Bild ist ebenfalls sehr gut. Der Kontrast und die Farben sind super - die ziemlich grauen Farben sind ja bezweckt und bei einem solchen Film kann man auch keine leuchtenden Farben erwarten. Die Bildschärfe ist ebenfalls ok.
Bonusmaterial
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Einen Großteil des Bonusmaterials macht das Making Of (~40min) aus. Und hier handelt es sich auch um ein richtiges Making Of, d.h. man erfährt hier wirklich etwas über die Entstehung des Films und es gibt nicht nur Lobeshymnen von den Mitwirkenden. Insgesamt dreht sich das Making Of um den Regisseur Roman Polanski, der auch in einem Großteil der Statements zu hören ist. Er beschreibt, wie der Film entstanden ist, wie die Erinnerungen von Wladyslaw Szpilman in den Film eingegangen sind und wie seine eigenen Erfahrungen aus dem Krakauer Ghetto für den Film verwendet wurden. Neben Polanski kommen natürlich auch noch andere Mitwirkende zu Wotz, wie z.B. der Hauptdarsteller Brody, die Verantwortlichen für die Gestaltung der Kostüme und Szenen und der Darsteller des deutschen Offiziers, der Szpilmann gerettet hat. Außerdem gibt es natürlich Bilder von den Dreharbeiten, also man sieht wie an einigen Szenen gearbeitet wurde, man erfährt, wie die Crew zu den Ruinen des Ghettos gekommen ist, etc. Dies ist alles ziemlich interessant, und deshalb ist dieses Making Of auch wirklich sehr sehenswert.
Neben diesem Making Of gibt es außerdem noch Filmografien in Textform von Roman Polanski, Adrien Brody und Thomas Kretschmann. Man kann zwei Trailer (~3min) anschauen, zum einen den deutschen Trailer und zum anderen den französischen Trailer. Der deutsche Trailer kommt ganz ohne Worte aus und bei dem französischen Trailer hat man auch keine Probleme mit dem Verstehen, denn es gibt kaum Worte. Beide Trailer sind sehr bewegend und stimmen hervorragend auf den Film ein. Dann wäre da noch eine Foto- und Postergalerie. Die Fotogalerie beinhaltet eine Menge Bilder vom Film und von den Dreharbeiten (bunt gemischt), während die Postergalerie nur drei Poster umfaßt.
Als zusätzlichen Bonus gibt es noch eine Audio-CD mit Soundtrack-Auszügen. Leider handelt es sich hier nicht um die komplette Music-Score, aber diese CD ist ja schon mal ein Anfang. Auf der Audio-CD sind zwei Stücke von Frederic Chopin aus dem Film zu hören - Andante spianato G-Dur. Tranquillo (~5min) und Grande Polonaise Es-Dur. Molto Allegro (~9min). Außerdem befindet sich auf der CD auch eine Originalaufnahme von Wladyslaw Szpilmann, Fantasie C-Dur op.17. langsam getragen von Robert Schumann (~10min). Diese audio-CD ist ein Vorgeschmack auf die beiden assoziierten CDs, nämlich zum einen den Soundtrack und zum anderen die Originalaufnahmen von Szpilmann.
Weitere Daten
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Sprachen : Englisch, Deutsch
Untertitel : Englisch, Deutsch
Bildformat : 1,85:1 (anamorph)
Audiokanäle : DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Spielzeit : 143 min
FSK : ab 12 Jahre
FAZIT
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Zusammenfassend kann man sagen, daß "Der Pianist" ein beeindruckender Film ist, den man auf jeden Fall mal gesehen haben sollte. Die DVD lohnt ebenfalls, obwohl es als Bonusmaterial eigentlich nur ein Making Of gibt. Bei der Deluxe Edition gibt es zusätzlich eine Audio-CD, aber ansonsten kommt die DVD eben mit sehr wenig Bonusmaterial aus.
Die DVD bekommt zwei Punkte (von drei möglichen Punkten), und der Film erhält die Höchstpunktzahl von zwei Punkten.
25.10.2003 weiterlesen schließen
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