Pro:
TOLLE POOLS - KLASSE SÜSSSPEISEN
Kontra:
VOLLKOMMEN ISOLIERTE LAGE - STRAND NICHT FÜR KINDER GEEIGNET - LANGWEILIGES ESSEN - DURCHFALL VORPROGRAMMIERT
Empfehlung:
Nein
Ein Geschäftstermin in Suez lieferte den willkommenen Anlaß für eine Reise nach Ägypten. Mit der ganzen Familie sollte es ans Rote Meer gehen zu einem Bade- und Erholungsurlaub.
Viele Angebote hat der Leiter eines Reisebüros für uns durchforstet bevor er mir dann das Iberotel Makadi Saraya empfohlen hat. Inklusive Hin- und Rückflug sowie Reiserücktritts- und Reisekrankenversicherung hat der Urlaub für 4 Personen (2 Erwachsene und 2 Kinder) 1.910,00 Euro gekostet. Selbstverständlich all inklusive und das ganze für 11 Tage.
Vorher hatte ich mich bei Holidaycheck über das Hotel informiert und war ob der überwältigenden Weiterempfehlungsquote von 97 % für das nach ägyptischen Maßstäben mit 5 Sternen ausgezeichnete Hotel dann auch bereit dort zu nächtigen. Angekommen sind wir gegen 21 Uhr Ortszeit. Nach dem Entladen der Koffer aus dem Bus, blieben diese bewacht am Eingang liegen und wir wurden in eine kleine Eingangshalle im maurischen Stil geführt. Die Rezeption war mit einem netten Ägypter besetzt, der hat uns dann nach der langen Anreise einfach in die Bar verfrachtet und uns dort mit Apfelsaft bewirten lassen. Dann ging das Ausfüllen für die Hotelzimmer los und schließlich brauchte der gute Mann noch Paßkopien. 10 Euro Trinkgeld verhalfen dann schließlich zu etwas mehr Tempo bei der Zimmervergabe und zwei nebeneinanderliegenden Suiten. Dann durften wir noch vor dem Hotel unsere Koffer mit der korrekten Zimmernummer beschriften und wurden dann in die Zimmer verbracht. Unseres lag genau gegenüber einer traumhaft schönen Poollandschaft. Doch von Ruhe war nichts zu erwarten. Entgegen der Zusage des Reiseveranstalters waren die Kinderbetten nicht fertig. Darüberhinaus ließ das Gepäck auf sich warten und wir mußten uns beeilen um das Restaurant noch bis 22.30 Uhr zu erreichen. Dann nämlich schließt sich das Büffet und unsere knurrenden Mägen konnten einfach nicht mehr länger warten. 200m war der Weg durch die Anlage in der warmen Wüstennacht zu einem Restaurant, daß einem Kolonialfilm entnommen sein könnte. Eine Holzterrasse führte in einen gut klimatisierten Raum mit dunkler Möblierung und hellen Bodenfliesen. Im Rechteck in der Mitte ein riesiges Büffet. Unsere Mägen wurden verwöhnt mit Kürbissuppe. Dann folgten Reis, Lammfleisch, Zucchinis und schließlich noch eine Riesenauswahl an köstlichen Desserts. Salate, Fisch und frisches Obst haben wir bewußt nicht in unseren Speiseplan mit einbezogen.
Der Service allerdings ließ an diesem ersten Abend im Restaurant zu wünschen übrig. So wurde ganz bewußt um Trinkgeld gebettelt und auch nur nach mehrmaligem Nachhaken wurden Getränke serviert.
Zurück auf unseren Zimmern fanden wir auch endlich unser Gepäck und zwei Kinderbetten, die auf den Sofas des Wohnzimmers gebaut wurden. Schnell waren mein Mann und ich uns einig, daß unsere Kinder auf den wirklich ungeeignet dünnen Auflagen der Sofas auf keinen Fall schlafen konnten und haben die beiden in das große Doppelbett in unserem Schlafzimmer einquartiert.
Die Suite bestand aus einer Kochnische mit Kühlschrank, Kaffee- und Teekocher. Optisch abgetrennt durch einen Tresen, der mit dem schönen Marmor aus den Steinbrüchen in der Nähe des Roten Meeres belegt war. Das Eßzimmer bestand aus einem runden Tisch mit 4 Stühlen und einer Kofferablage aus Stahl. Das Wohnzimmer aus 2 Sofas, und einem Hocker. Dazu ein 2 Tische und ein kleiner Fernseher.
Im Eingangsbereich auch ein großzügiger aus dunklem Holz eingepaßter Schrank mit 4 Türen, der ausreichend Platz für unser Aller Schuhe und die kleinen Gepäckstücke bot. Im Schlafzimmer wiederum ein identischer eingebauter Schrank und ein riesiges Doppelbett mit 2 Nachttischen und zwei pompösen goldfarbenen Nachttischlampen. Dazu noch ein großer Spiegel über einem großen Ankleidetisch und 1 Hocker sowie ein Stuhl. Die große verglaste Front führt direkt auf einen überdachten Balkon, der wiederum den Blick auf die grandiose Poollandschaft des Hotels eröffnet.
Das Bad bestand aus einer großen Spiegelfläche mit einem Becken in der Mitte und einer Dusche, die durch eine Wand abgetrennt großzügigen Raum zum Duschen anbietet. Die Toilette ergänzte das Ambiente. Vorhanden waren Kosmetiktücher und ein Seifenspender zum Händewaschen am Waschbecken sowie ein Dusch- und Shampoospender in der Dusche. Dazu pro Person 1 großes Handtuch und ein kleines Handtuch.
Nach der langen Anfahrt waren wir alle müde und so gingen wir zusammen in die mit weißen Laken bezogenen Betten, die uns von den sehr abgenutzten Kamelhaardecken trennten. Ach.. vorher brauchten wir bei 35° C allerdings noch die Klimaanlage. Die stellten wir im Wohnzimmer auf niedrige 17° C und haben dafür das Schlafzimmer nicht abgekühlt.
Unangehm überrascht waren wir erst mal am Morgen: die Kinder waren von Schnakenstichen übersät und auch wir Erwachsene hatten unangenehme rote, stark juckende Erinnerungen an die Nacht auf unserer Haut. Nach dem Duschen und Anziehen machten wir uns auf den Weg zum Frühstück. Dort erwartete uns von Reispudding über Weißbrot und Vollkornbrötchen, Obst, Yoghurts und natürlich frisch zubereitete Eierspeisen ein breites Angebot an Essen. Abraten würde ich trotzdem vom Verzehr von Obst und anderen ungekochten Zutaten. Für uns wurde es regelmäßig Spiegelei oder Omelett mit Pfannkuchengesichtern für die Kinder.
Das Personal im Restaurant ist besonders zu Kindern sehr freundlich. Der Koch Said z. B. machte für unsere Kinder jeden morgen Pfannkuchengesichter und dekorierte diese wirklich auf eine reizende Art. Dazu gab es "Orangensaft" - der leider Orangennektar oder Orangenlimonade war. Für frisch gepreßten Orangensaft mußte man im "all inklusive" Hotel leider extra bezahlen.
Den Morgen haben wir dann alle am Pool verbracht. Der glänzte mit Wassertemperaturen von 27°C bei einer Außentemperatur von knappen 34°C bereits um 10 Uhr morgens. Für die Kinder ein Riesenspaß und wir haben ausgiebige 2 Stunden im Wasser mit Schwimmen und Ballspielen verbracht. Danach ging es zum Umziehen und natürlich ins Restaurant für einen kurzen und kleinen Imbiß.
Erfeut hat uns vor allem die warme Suppe, die auch wirklich jeden Tag köstlich war und variierte. Weniger erfreulich war sehr oft der Rest des Buffets. Eintönig und langweilig waren die Speisen bereits am 3. Tag und eine ständige Wiederholung. Ewig die gleichen Pasta Speisen mit Tomatensoße oder Bolognese, Reis und fade schmeckende Kartoffeln. Selten unterbrochen von Couscous oder einer anderen Variation. Die Fleischauswahl beschränkt auf gegrilltes Hähnchen und diverse Fleischspeisen nach "europäischen" Rezepten, die aber sowohl beim Sauerbraten als auch beim Gulasch deutlich den Koch als Liebhaber der Firma Maggi oder Knorr kennzeichneten. Verschlimmbessert wurden die Soßen durch die Beigabe von sehr viel Pfeffer, der besonders von den Kindern gehaßt wurde. Die Gemüseauswahl war sehr gut und wenn das Gemüse nur gegart wurde auch durchaus genießbar. Die Dessertauswahl war zu jedem Zeitpunkt perfekt mit einer Unzahl von Variationen und verdiente jeden Tag am Mittags- und Abendbüffet die Bestnote.
Nach dem Mittagessen ging es zurück aufs Zimmer. Dort erlebten wir dann die Reinigung à la Ägypten. Da in Ägypten in den muslemischen Familien Frauen im Regelfall nicht arbeiten dürfen, wurde unser Zimmer von einem jungen Ägypter gereinigt. Ein Eimer Wasser wurde dabei für sämtliche Böden und Oberflächen benutzt. Die Reinigung bestand aus einmal Wischen und das wars. Dafür bekamen die Kinder dann mal ein Krokodil aus Handtüchern oder eine Schildkräte oder einen Schwan. Sauber war es deshalb noch lange nicht in dem Zimmer. Zudem war es anscheinend unmöglich, die 4 Waschhandschuhe einfach im Zimmer zu hinterlassen - nein die wurden TÄGLICH 3 Stunden später in unser Zimmer gebracht. Überhaupt wurde hier offensichtlich eine Menge Trinkgeld erwartet.
Der Weg zum Strand dauert etwa 10 Minuten zu Fuß. Feiner Sandstrand ist es, was sich da am Roten Meer entlang zieht und zum Sandburgenbauen auch bestens geeignet. Leider war der Sand tatsächlich auf den Bereich außerhalb des Meeres begrenzt und sobald die Kinder die Füße ins Meerwasser setzten begannen die Korallenriffe. Zum Glück hatten wir alle Neopren Schuhe dabei. Interessant war es die kleinen Krebse in den Muscheln zu beobachten und deren Aktivität am Meeresboden zu studieren. Weniger schön fanden wir, daß sich das Meer nach 5 Metern für die Kinder als zu tief zum Stehen erwies. Unruhig haben mich auch die vielen Stachelrochen gemacht, die munter und schön zwischen den Schwimmenden dahin gleiten. Und ein weiteres Manko gilt es zu erwähnen. Der penetrante Gestank nach Abgas von den Booten. Die schöne salzige Meeresbrise wurde davon völlig überdeckt. Die Riffe, die wir dann schließlich mit einem kleinen Schlauchboot angeschaut haben, waren voller Leben und schön zu beobachten - aber eben auch nicht ungefährlich. So wurde 3 Tage nach unserer Ankunft bei Marsa Salam eine Taucherin von einem Hai getötet. In Makadi Bay wurden daraufhin Bojen und geschützte Zonen ausgewiesen.
Nach genau 5 Tagen hat sich dann übrigens bei uns allen die "ägyptische Krankheit" breitgemacht. Schwere Magenkrämpfe und der Run auf die Toiletten waren bei allen europäischen Gästen des Hotels verbreitet. Die Apotheke hatte ebenso wie der Hotelarzt Hochkonjunktur. Das Versprechen des Hotels, daß man hier sicher sei vor jedweden Baktieren durch eine eigene Wasseraufbereitung mutet dann schon an wie aus dem Reich der Märchen aus 1001 Nacht.
Überhaupt fand ich die Preise für alle Zusatzleistungen schon deftig. 1 Stunden Internet umgerechnet 6,00 Euro. Die Benutzung der Minibar extrem teuer und Telefonanrufe schlugen anscheinend mit 20,00 Euro pro versuchtem Gespräch nach Deutschland zu Buche wie mir eine Mitreisende wutentbrannt mitgeteilt hat.
Dafür konnten wir einen großen Beutel Wäsche für 9,00 Euro innerhalb 1 Tages gewaschen und gebügelt zurückerhalten. Die beiden Poollandschaften waren absolut klasse und in der Hitze auch unsere Hauptanlaufstelle. Das Rote Meer hat uns nach 2 Besuchen einfach nicht mehr gereizt. Und nach den vielen Verletzungen an Beinen und Armen durch Korallen, würde ich wirklich jedem zur Vorsicht raten. Die Animation für Kinder haben wir glücklicherweise nicht in Anspruch genommen. Das Kind einer anderen Reisenden ging nämlich verloren und wurde erst nach Stunden wieder gefunden.
Alles in allem ist das Hotel in keinem Fall ein 5 Sterne Hotel. Da ich schon öfters in Ägypten war, fand ich die hygienischen Bedingungen keinesfalls optimal. Dazu kommt diese absolut künstliche Lage von Makadi Bay. Es gibt keinen Kontakt zu der Bevölkerung und die Hotelangestellten stammen ausnahmslos alle aus dem Niltal. Bezahlt werden die Angestellten mit 500 - 700 ägyptischen Pfund. Das entspricht in etwa 70 - 100 Euro. Natürlich sind die Lebenshaltungskosten in Ägypten entsprechend niedrig - trotzdem sind die Menschen auf die Trinkgelder angewiesen.
Die Läden, die um das Hotel herum angesiedelt sind, glänzen durch exorbitante Preise. Nur nach langem Verhandeln konnten wir beispielsweise Zigaretten für den ortsüblichen Preis von 70,00 ägyptischen Pfund für Marlboro (knapp unter 10,00 Euro) kaufen.
Recycling würde großgeschrieben in dem Hotel und so hat man für die europäischen Touristen und wahrscheinlich besonders für uns deutsche Gäste Amphoren mit Recyclingzeichen bemalt. Daß man direkt hinter den Mauern von Makadi Bay die vielen blauen Abfallsäcke einfach in der Wüste abkippt, vergißt man dabei wohl zu erwähnen. Und noch etwas grenzt an den absoluten Wahnsinn: die paradiesischen Gärten und Golfplätze, die in Makadi Bay innerhalb der Mauern entstanden sind. Grandios sehen sie aus - doch zu welchem Preis wird hier kostbares Wasser für eine künstliche Pracht vertan. Mit Umweltfreundlichkeit und sanftem Tourismus jedenfalls hat Makadi Bay nichts gemeinsam.
Personenkontrollen, Mauern und Stacheldraht schützen die Touristen vor was? Vor dem wahren Ägypten, daß es hier inmitten der Wüste schon seit 4000 Jahren nicht mehr gibt?
Natürlich sind hier nur die Berge des Sinai, die mit ihrem ockerfarbenen spitzen Bergkämmen die Macht der heutigen Wüste demonstrieren. Das war so ziemlich das einzig natürliche was Makadi Bay aufzufahren hatte. Das und das Wissen, daß hier vor 4000 Jahren einst Pharaonen Giraffen, Antilopen und Löwen gejagt haben und irgendwo dort in dieser Wüste noch Reste dieser größten aller Weltmächte liegen und warten irgendwann einmal ausgegraben zu werden.
Das Hotel Saraya kann ich Leuten empfehlen, denen es nichts ausmacht "eingesperrt" zu sein und die sich nicht für die Kultur und die Tradition eines Landes interessieren. 5 Sterne allerdings sind für das Hotel bei weitem zu hoch gegriffen und nach ägyptischem Standard sind die allenfalls 3,5 Sterne.
Ich aber plane eine Wiederholung meiner Hochzeitsreise entlang dem großen Fluß Nil mit einem Jeep im nächsten Jahr und freue mich auf das wahre Ägypten mit seiner herzlichen Gastfreundschaft und seinem bunten Völkergemisch. Auf die Toleranz, die Ägypten seit Jahrtausenden prägt: auf den Ursprung allen Lebens und aller Religionen. Auf das friedliche Zusammenleben von koptischen Christen, Juden und Moslems. weiterlesen schließen
Bewerten / Kommentar schreiben