Ich war Kind C (Taschenbuch) / Christopher Spry Testberichte

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Pro & Kontra
Vorteile
- eine wahres Erlebnis, bevorzugt nur für Erwachsene geeignet, regt zum Nachdenken an
Nachteile / Kritik
- ist wahrscheinlich nicht für Sensible und nah am Wasser gebaute Personen geeignet
Tests und Erfahrungsberichte
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in der hand einer sadistischen pflegemutter
25.09.2011, 21:29 Uhr von
margy
Ich lese sehr viel. In anderen Foren schreibe ich unter dem Namen Trolles.3Pro:
siehe bericht
Kontra:
siehe bericht
Empfehlung:
Ja
Zum Buch:
Die Originalausgabe dieses Buches erschien unter dem Titel: Child C im Simon & Schuster Verlag, London, United Kingdom. Die deutsche Erstausgabe erschien im RM Buch und Medien Vertrieb 2009, die englischsprachige Ausgabe 2008. Vermittelt hat das Buch durch die Literarische Agentur Thomas Schluck GmbH. Buchnummer: 946186, 382 Seiten, Preis: 2,50 € auf dem Flohmarkt. Untertitel des Buches: Ein hilfloser Junge in der Gewalt einer sadistischen Pflegemutter. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Greiner. Es handelt sich um eine Hardcoverausgabe.
Buchumschlag:
Auf dem hellbeigen Buchumschlag ist das Gesicht eines Jungen zu sehen.
Autor:
Christopher Spry wurde als Kind misshandelt und schreibt seine Autobiografie.
Klappentext:
Aufgewachsen bei einer sadistischen Pflegemutter. Eine wahre Geschichte - so erschütternd wie Dave Pelzer "Sie nannten mich "Es."
Mit dem Gesicht zur Wand stand ich da und kniff die Augen zusammen. Ich hörte das teuflische Sirren des Rohrstocks und wusste, was nun kommen würde. Ich stand in dem düsteren Wohnzimmer und empfing meine Strafe. Ein Fensterladen war offen. Der Boden war mit Müll übersät: Plastitüten voller Kleider, die auf den Teppich quollen, vergilbte Schachteln mit nicht mehr gebrauchtem Spielzeug, alte Decken, ausrangierte Küchengeräte, die nur noch für den Müll taugten...
"Wer sein Kind nicht schlägt, der liebt es nicht!" schrie Eunice. "Wer sein Kind liebt, der bestraft es beizeiten."
Sie sagte, sie müsse den Teufel in mir austreiben, um mich für die Apokalypse vorzubereiten, und zitierte Bibelstellen. Eunice war meine Mutter, und ich nannte sie bis zur Gerichtsverhandlung auch so: Mutter.
Buchinnenteil:
Ich kann unterschiedliche Spülmittelmarken allein am Geschmack voneinander unterscheiden. Ich habe beim Gehen chronische Schmerzen, weil sie eines meiner Knie mit einem Kricketschläger zertrümmert hat. Ich finde nicht leicht Freunde und habe immer noch Schlafstörungen. Ich kann niemals eigene Kinder haben.
Inhalt in eigenen Worten:
Die Geschichte spielt in Gloucester im Jahre 1992. Christophers Mutter wird krank, als er gerade mal 4 Jahre alt ist. Er und sein Bruder - er heißt Bradley - kommen zu Eunice, ihrer neuen Pflegemutter. Sie gehört denZeugen Jehovas an. Außer drei Pflegekindern hat sie außerdem noch zwei Töchter. Das sind ihre leiblichen Kinder. Eunice sammelt alles, nichts wirft sie weg. So sehen dann auch ihre Wohnungen aus. Die Kinder gehen nicht zur Schule, sondern Eunice erteilt ihnen Unterricht und sie dürfen auch nicht zu Freunden gehen. Alles verbietet die neue Mutter. Die Erziehung Christophers, um den es hier in der Hauptsache geht, muss nachts putzen, ihm drohen schreckliche Strafen, wenn er nicht ausführt, was seine Mutter ihm aufträgt. Christopher kommt keine Nacht früh genug und auch nicht kindgerecht zu Bett. Nie ist er ausgeschlafen. Die neue Mutter verweigert die Mahlzeiten, hören die Kinder nicht, Eunice sperrt sie nackt im Keller ein, schlägt auf die Zöglinge ein. Christopher muss Spülmittel trinken. Da Christopher seelisch unter diesen Qualen leidet, flüchtet er in eine für sich erschaffene Welt der Fantasie.
Leseprobe:
Prolog
"Erspar dem Knaben die Züchtigung nicht!" schrie Mutter, indem sie eine Bibelstelle zitierte. "Wenn du ihn schlägst mit dem Stock, wird er nicht steben."
...
Der Rohrstock brannte sich in meinen Rücken. Wieder brüllte ich vor Schmerzen, schrie: "Nein, bitte nicht!", und versuchte, mich wegzudrehen. Ich spürte, wie sie nach mir griff und mich gegen die Wand drückte. Noch ein Schlag auf meinen Rücken und noch einer. Ich presste meine Hände gegen die Wand und knallte die Fingernägel in die Tapete. Sirr, sirr.
Schreibstil:
erschütternd, Gänsehaut erzeugend, abschreckend, abstoßend, Mitleid erregend, macht wütend
Meinung:
Das Buch beginnt mit einer Widmung des Verfassers an seine Eltern.
Erschreckend allein ist schon die Einleitung mit dem Titel "Über dieses Buch". Hier heißt es an einer Stelle:
All diese grausamen Vorfälle ereigneten sich nicht in einem Kriegsgebiet und auch nicht in einer längst vergangenen Zeit, in der die Menschen es nicht anders kannten.
Darauf folgen der Prolog, 57 Kapitel und der Epilog.
Allein der Klappentext ist fesselnd und aufregend, spannend dargestellt. Das alleine reichte mir schon, das Buch auf dem Flohmarkt zu kaufen. Als Christopher Spry dieses Buch veröffentlichte, war er 20 Jahre alt. Das ist im Buch zu lesen.
Die neue Pflegemutter des Schriftstellers ist eine Anhängerin der Zeugen Jehovas, die meines Wissens nach eine Sekte ist. Sie lehnen den Krieg ab, da Waffen erheben und schießen Mord ist. Sie feiern keinen Geburtstag, da man sich selbst verehrt, feiern nicht das Weihnachtsfest, denn es fällt nicht auf das Datum, an dem wir es feiern. Die Kinder dürfen nicht an Schulausflügen teilnehmen und nicht an Theateraufführungen der Klasse usw. Sie müssen stattdessen den Wachtturm verteilen und sehen die anderen Christen außerhalb ihrer Überzeugung, ihrer Religion als Teufel an.
Das war auch der Grund der Mutter Eunice, ihre Kinder dermaßen zu züchtigen, dass sie nur noch in Angst, Qual und Pein gelebt haben.
Fesselnd und spannend, jedoch unmenschlich in den einfachen, fast kindlichen und naiven Schilderungen, zieht das Erzählte in den Bann, erzeugt ganz automatisch Gänsehaut, ruft Schrecken empor, Ekel breitet sich im Leser aus, wenn man liest, dass der Junge Spülmittel trinken musste, bis zur Schamesgrenze aushalten musste, was seine Mutter ihm befahl.
Die leiblichen Töchter der Frau halfen ihr, die Kinder zu misshandeln. Mit allen Dingen überfordert oder aber auch zu faul, übertrug sie alle Arbeiten an die Kinder, die Schutzbefohlenen.
Kinder müssen geschützt und nicht den Schlägen und anderen Qualen mehr ausgestzt werden.
Es ist haarsträubend, was es in diesem Buch zu lesen gibt.
Brutal ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, schildert der junge Mann aus seiner schrecklichen Vergangenheit.
Was da alles ans Tageslicht kommt, geht unter die Huat und lebt im Leser noch lange fort, arbeitet in ihm.
Am liebsten würde man den jungen Mann in den Arm nehmen und sagen: Ich hab dich lieb.
Absolut empfehlenswert, weil es unter die Haut geht. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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MelE, 26.09.2011, 08:55 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Ich war auch sehr betroffen von dem Buch und fühle mich außerstande darüber zu berichten, denn was sollte ich schreiben? Wenn ich daran denke, daß die armen Kinder auf die Fußsohlen geschlagen wurde, wird mir ganz anders!
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Ich weiß nicht, warum sie mich mit dem Bleirohr schlug.
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Die meisten Kinder gehen zu ihrer Mutter, wenn sie verletzt werden. Aber was soll man tun, wenn die eigene Mutter die Ursache der Verletzung ist?
Nicht nur jene Frage ist es, die der Leser sich selbst stellen wird, sobald er mit der Lektüre von
==Ich war Kind C==
beginnt. Christopher Spry wurde aufgrund einer schweren Erkrankung und dem damit verbundenen monatelangen Krankenhausaufenthalt seiner leiblichen Mutter im Jahre 1992 in die Obhut von Eunice Spry gegeben, obschon diese in der Vergangenheit bereits aufgrund „unspezifischer Bedenken“ abgelehnt wurde.
Natürlich können auch solche Entscheide fehlerhaft sein; doch im weiteren Verlauf wird klar, dass mehr und mehr Bedenken gegenüber Eunice angezeigt wurden ~ doch erst etliche Jahre später, als Christophers Pflegeschwester den Schritt zur Polizei wagt, nehmen die körperlichen Züchtigungen ein Ende. Eunice wurde zu einer Gesamtstrafe von 14 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.
Die gesamten 382 Seiten des autobiographischen Werks versuchen, Aufschluss darüber zu gehen, was in dem Hause Spry vor sich ging; welche Gründe die fünf Kinder hatten, sich lange Zeit nicht einmal zu wehren, welche Ängste und auch Hoffnungen sie durchmachten. Antworten nach dem Motiv der Mutter bzw. Pflegemutter gibt dieses Buch nicht, kann es nicht geben. Vermutlich kann nicht einmal Eunice selbst ihr Verhalten begründen.
==Die Umsetzung==
ist streckenweise harter Tobak, verstört, berührt und lässt den Leser fassungslos zurück. Vieles mag man sich nicht vorstellen könne, ist, um sich selbst zu beruhigen, gewillt, der Anschuldigung, die Christopher schließlich während der Gerichtsverhandlung an den Kopf geknallt wurde, ein bißchen Glauben zu schenken: dass er sich vieles ausgedacht habe, aus dem Buch „Sie nannten mich Es“ übernommen habe.
Doch man kann sich nichts vormachen ~ „Ich war Kind C“ überzeugt von einer absoluten Glaubwürdigkeit, vermittelt einen intensiven Einblick in Geschehnisse, die so oder so ähnlich hinter weiteren Häusermauern ablaufen.
Christopher beschränkt die Schilderung seiner Erlebnisse auf das, was er selbst auch wirklich miterlebt hat ~ so weist er an einer Stelle darauf hin, dass seine Pflegegeschwister sicherlich noch mehr erdulden mussten, als in diesem Buch bekannt gemacht wird, er jedoch bewusst darauf verzichtet, jenes allzu sehr in die Öffentlichkeit zu tragen. Sprich: er überlässt Lulu und Karen ihre eigene Wahl, ob sie sich noch intensiver bekannt machen (lassen) wollen, als es ohnehin schon erfolgt ist. Darüber hinaus hat er selbst nicht alles mitbekommen, was vor sich ging und will tunlichst vermeiden, ein völlig falsches Bild entstehen zu lassen.
Auch die Gerichtsverhandlung nimmt in der Veröffentlichung nur wenig Platz ein; und doch kommt es einem nicht so vor, als würde die Hauptthematik zu langgezogen sein. Hin und wieder geschieht es, dass in Erfahrungsberichten eine gewisse Langatmigkeit vorherrscht; dem ist hier keineswegs der Fall. „Ich war Kind C“ besticht vor allem durch die Besonderheit, in quasi-Zwischenkapiteln winzigen Aufschluss über das nachfolgende zu geben; so finden sich hin und wieder mitunter Stichpunktartige Aufstellungen wie jene auf S. 121:
„Liste der fünf schlimmsten Dinge, die mich meine böse Pflegemutter Eunice Spry zwang zu essen:
1. Bleiche
Spülmittel
Scheiße
Das Düngemittel TCP
Schweineschmalz
(Zitat, S. 121)
~ An dieser Stelle muss ich gestehen, dass mir die Worte „meine böse Pflegemutter“ irgendwie quer kamen, da sie so aufgesetzt wirken. Nicht, das mich jemand falsch versteht: ich halte Eunice nicht für eine gute Pflegemutter, keineswegs; und doch erscheint es so, als ob Christopher sich mittels dieser Beschreibung selbst von jenem Adjektiv zu überzeugen versucht.
Wer das Gesamtwerk gelesen hat, ahnt, warum: trotz allem, was Eunice ihren Pflegekindern antat (ihre zwei eigenen behandelte sie völlig anders), so hingen diese an ihr. Lange Zeit wussten sie nicht, dass es in der Tat „falsch“ war, dass sie so oft geschlagen, ausgehungert und auch psychisch misshandelt wurden. Sie kannten es ja nicht anders; lasteten sich zudem oft die „Ursache – Wirkung“ Schuld auf. Wer etwas falsches getan hatte, der wurde bestraft, so einfach waren die Regeln in dem Haus. Dass in anderen Haushalten Kinder nicht ans Auto gebunden wurden, um sie über den Acker zu schleifen; nicht mit Stöcken auf die Fußsohlen geschlagen wurden, nachts nicht das Haus putzen mussten konnten sie nicht wissen ~ sie hatten ja keinen Kontakt zu anderen.
„Ich war Kind C“ schockt nicht nur durch die sadistischen Quälereien seitens Eunice; vielmehr noch offenbart es, wie leicht es jener gemacht wurde. Oft wechselte die Familie den Wohnort, Termine des Jugendamtes wurden verschoben, die Kinder aus der Schule genommen und (angeblich) zu hause unterrichtet, während des Urlaubes in Florida rührte Eunice weder Christopher, Karen noch Lulu an.
Ohnehin dürfte der ein oder andere stutzig werden, dass die Familie tatsächlich einen mehrwöchigen Urlaub in Florida verbrachte; man geht irgendwie immer davon aus, dass dort, wo Kinder derartig misshandelt werden, kaum Freude vorherrschen könnte. Und doch gibt es diese Wechselbäder innerhalb der Familie Spry ~ immer wieder keimt Hoffnung auf, dass sich etwas ändern würde; und immer wieder wurde diese Hoffnung zerstört.
Zwar besann sich Eunice hin und wieder für ein paar Tage, kehrte dann jedoch rasch zur alten Manier zurück. Warum sie irgendwann „nur noch“ Ohrfeigen verteilte, wird ebenso ihr Geheimnis bleiben. Es fällt schwer, zu glauben, dass das Bewusstsein, ihre Pflegekinder fast umgebracht zu haben, tatsächlich ausgebremst haben mag. Der Umstand, dass Karen schlussendlich im Rollstuhl saß, hielt sie schließlich auch nicht davon ab, auf jene loszugehen.
==Summa summarum==
lässt sich zu dem Buch an für sich nicht viel weiteres sagen, als das es sich hier um einen weiteren Offenbarungsbericht handelt, welches bezüglich der Intensität mit „Monika B.“ oder „Ein falscher Traum von Liebe“ vergleichbar sein dürfte.
Somit eignet sich „Ich war Kind C“ sicherlich nicht für zartbeseitete Leser oder jene, die solche Erlebnisse lediglich in erfundener Form ertragen können. Ständig im Hinterkopf habend, dass all das tatsächlich passiert ist, lastet schwerer auf der Seele als man sich vielleicht im ersten Interessensmoment eingestehen konnte.
Der Autor selbst beschreibt seine Erinnerungen so explizit, schonungslos und lebendig dass man oft den Hauch einer Ahnung bekommt, welch vermeintliches „Glück“ es eigentlich schon für Christopher war, dass er im Grunde gar nichts anderes kannte. Klingt übel, in der Tat, doch Karen, der bewusst war, dass es in anderen Familien völlig anders sein konnte, wird dieses Wissen zum psychischen Verhängnis geworden sein.
„Ich war Kind C“ umfasst mehrere Passagen, die der Leser vermutlich nie wieder völlig vergessen kann; darunter zweifelsfrei das nachfolgende:
„Es schmeckt ekelhaft, aber ich zwinge mich, es nicht wieder auszuspucken. Sie schaut mir gebannt zu, wie ich meine eigenen Exkremente esse. Sie ist zufrieden. Es ist meine gerechte Strafe. Icdh habe das Zimmer schmutzig gemacht.“
_(Zitat, S. 112) weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Miraculix1967, 19.02.2010, 17:50 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Schönes Wochenende und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967
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cleo1, 19.02.2010, 12:35 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Schöner Testbericht. Freue mich immer über Gegenlesungen. LG cleo1
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Unfassbar, wie kann man nur sowas Kindern antun
15.12.2009, 17:27 Uhr von
catmum68
Treibe auf anderen Plattformen unter momo 40 und catmum68 auch mein Unwesen.Pro:
eine wahres Erlebnis, bevorzugt nur für Erwachsene geeignet, regt zum Nachdenken an
Kontra:
ist wahrscheinlich nicht für Sensible und nah am Wasser gebaute Personen geeignet
Empfehlung:
Ja
Ich schlenderte bei 'Der Club' die Regale entlang, weil ich mir ein Buch kaufen wollte, nur hatte ich keine Ahnung welches. Also schaute ich die Bücher in den Regalen an und da traf mein Blick auf das Buch 'Ich war Kind C' Irgendwie sprach mich der Titel des Buches sofort an, so nahm ich mir das Buch in die Hand und las mir kurz die Einleitung durch. Die Einleitung hat mich schon so gefesselt, das ich mir das Buch 'Ich war Kind C' zum Preis von 14,95 € gekauft habe.
Das Buch 'Ich war Kind C' ist ein 382 Seiten starkes Taschenbuch. In dem Taschenbuch schildert ein hilfloser Junge die Gewalt seiner sadistischen Pflegemutter. Auf der Vorderseite des Taschenbuches ist neben dem Titel und Namen des Autors ein Bild von einen Jungen zu sehen. Ich nehme an, es ist ein Kinderfoto von Christopher Spry, dem Kind C. Neben den insgesamt 57 Kapitel enthält es auch folgende Überschriften: Über dieses Buch, Prolog und Epilog. Bevor man zum Lesen 'Über dieses Buch' kommt, bekommt man zu lesen, wem das Buch 'Ich war Kind C' gewidmet wird, nämlich C's Mum, Dad, Chris und Kayleigh sowie dessen neugeborenen Sohn Blake. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, fast kindlich, obwohl Christopher Spry zum Zeitpunkt des Verfassen des Buches 20 Jahre alt war.
Titel: Ich war Kind C
Autor: Christopher Spry
Originaltitel: Child C
Copyright der Originalausgabe: 2008 von Christopher Spry und Andrew Holmes, Herausgegeben von Simon & Schuster UK LTD., London, England
Copyright der deutschen Ausgabe: 2009 von RM Buch und Medien Vertrieb GmbH. Diese Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, Garbsen
Redaktion: Monika Köpfer
Einbandgestaltung: Thierry Wijnberg, Berlin
Einbandfoto: image100 Lifestyle AS/Alamy
Satz: Buch – Werkstatt GmbH, Bad Aibing
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
Buch – Nr.: 094618
www.derclub.de
www.donauland.at
www.bertelsmannclub.ch
www.nsb.ch
Preis: 14,95 €
Zeugen Jehovas
Für mich persönlich ist die Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas' eine Sekte, die ihre Antworten nur nach der Bibel geben. Zu meiner Schulzeit wurden die verschieden Religionen durch genommen, dabei kamen auch Fragen zu 'Zeugen Jehovas' auf. Unser Religionslehrer hat dann mal von seinem Erlebnis mit den Zeugen Jehovas erzählt. Wie jeder von uns kennt, kommen die Zeigen Jehovas von Tür zu Tür und wollen uns von ihrer Glaubensgemeinschaft überzeugen. So auch damals bei unseren Religionslehrer. Er hat dann ihnen Fragen gestellt und prompt bekam er eine Antwort aus der Bibel, aber plötzlich hat er eine Frage gestellt, die sie nicht beantworten konnten, denn die Antwort stand nicht in der Bibel. Leider weiß ich heut nicht mehr die Frage, sind ja auch schon über 20 Jahre her. Ich finde aber auch, das besonders die Kinder, die in der Glaubensgemeinschaft der 'Zeugen Jehovas' groß werden, denn sie bekommen schon mit, das andere Geschenke zu Geburtstage, Weihnachten usw. erhalten und feiern, aber sie dürfen das nicht, weil ihr Glauben das verbietet. Meine Tochter war in der Musikschule um das Spielen der Blockflöte zu erlernen. In ihrem Kurs war auch ein Mädchen, was meine Tochter zu ihrem Geburtstag eingeladen hat, aber sie durfte nicht. Dann wurde der Kurs eingeladen in Holland aufzutreten. Das hieß für diesen Kurs ein Wochenende in Holland zu verbringen. Alle Kinder freuten sich und übten für ihren Auftritt. Nur dieses eine Kind, was der Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas' angehörige Kind durfte nicht mit. Alle habens versucht, das dieses Kind doch mitfahren durfte, aber dessen Eltern verboten es, besser gesagt, der Oberhaupt dieser Glaubensgemeinschaft gab nicht seine Zustimmung. Ich habe mich im Internet mal nach genauen Informationen über die Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas' umgeschaut und wer Informationen haben möchte sollte sich mal folgende Internetseite anschauen:
http://ema.bonn.de/reli/10/ZeugenJehovasEin.html
Auf dieser Seite erhält man alles Wissenswerte über die Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas'. Es gibt zwar noch mehr Internetseiten mit Informationen über die 'Zeugen Jehovas', aber ich finde diese Seite hat am besten die Informationen über diese Glaubensgemeinschaft Dargestellt.
Kurze Einleitung des Buches 'Ich war Kind C'
Eunice Spry gehört den Zeugen Jehovas an und hat neben ihren 2 leiblichen Kindern auch Pflegekinder, darunter Christopher Spry und sein jüngerer Bruder Bradley, bei sich aufgenommen. Wegen körperlicher und seelischer Misshandlung bei drei ihrer insgesamt 5 Pflegekinder wurde Eunice Spry zu vierzehn Jahre Gefängnis verurteilt. Christopher Spry, einer der misshandelten Pflegekinder schildert, wie auf grausame Art und Weise die Misshandlungen von Eunice Spry vorgenommen wurde. Christopher Spry nannte Eunice Spry bis zur Gerichtsverhandlung Mutter, während er seine leiblichen Eltern Mum und Dad nannte. Während Christopher ständig misshandelt wurde, wurde sein Bruder mit Spielzeugen überhäuft.
Inhaltliche Wiedergabe des Buches 'Ich war Kind C'
Christopher Spry hasste die Gerichtsverhandlung, wo es um die Misshandlungen von Eunice Spry an ihn und seine zwei Pflegegeschwister geht. Er hasst die Verhandlung so sehr, das er sich mit dem Gedanken spielte sich umzubringen, dies aber nicht in die Tat umsetzte. In der Verhandlung wurden die Misshandelten Kinder mit Kind A, B und C genannt, wobei Christopher Kind C, Kind A war seine Pflegeschwester Karen und Kind B war seine Pflegeschwester Lulu. Karen kam ein Jahr vor Christopher und Lulu, die ältere von den dreien, zur gleichen Zeit wie Christopher zu Eunice. Die anderen beide Pflegekinder waren Charlotte und Bradley, die beide kurz nach ihrer Geburt zu Eunice kamen. Vielleicht wurden die beiden deswegen nicht so grausam bestraft wie die anderen drei, aber dafür mit Spielzeugen überhäuft.
Christopher kam am 20. Dezember 1988 in Cheltenham geboren, aber seine Geburtstage durfte er nicht feiern, da seine Mutter Zeugin Jehovas war und bei dieser Glaubensgemeinschaft weder Geburtstage noch Weihnachten gefeiert wird.
Bevor Christopher und Bradley zu Eunice Spry kamen, hatte Christopher eine schöne Kindheit bei seinen leiblichen Eltern. Bradly war noch ein Baby, so kann man sagen er hatte eine kurze schöne Babyzeit bei seinen Eltern. Als Mum krank wurde und auch Dad nicht auf Christopher, Bradley war zu diesem Zeitpunkt noch nicht geboren, aufpassen konnte, wurde Eunice Spry zunächst nur als Tagesmutter von Christopher. Mum wurde wieder gesund und Eunice Tätigkeit als Tagesmutter endete. Doch Mum wurde wieder krank und musste für längere Zeit ins Krankenhaus. Christopher kam in eine Pflegefamilie, die aber nicht mit ihm zurecht kamen.
Eunice besuchte Mum im Krankenhaus auf, zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon Charlotte seit ihrer Geburt 1984 als Pflegekind aufgenommen, zwei Jahre später kam Karen dazu und danach Lulu, daher vertrauten Mum und Dad ihr. Bradley kam gerade erst zur Welt, 4 Monate nachdem Mum schwer erkrankte und sich jetzt von dieser Krankheit erholen musste. Eunice bot sich an Christopher und Bradley bei sich aufzunehmen, bis es Mum wieder besser geht. Mum und Dad schlossen mit Eunice einen privaten Pflegeabkommen und dadurch lebten Christopher und Bradley seit 1993 bei Eunice im George Dowty Drive. Eunice leibliche Töchter waren zu diesem Zeitpunkt schon ausgezogen. Christopher und Bradley waren zunächst jedes Wochenende bei Mum und Dad, immer in Begleitung von Eunice. Christophers Kindheitserinnerung endet mit seinem vierten Geburtstag, weil dann die Misshandlungen anfingen. Eunice übernahm Systematisch die Rolle in Mums und Dads Familie ein, nutzte die Ängste und Zweifel von Mum aus. Die Wochenendbesuche wurden immer weniger, bis sie gar nicht mehr stattfanden. Auch änderte Eunice die Vornamen: Christopher hieß vorher Damon, aus Lulu wurde Mary – Beth. Eunice hatte erreicht, das Mum für die legale Aufsichtspflicht ein Schriftstück unterschrieb. Somit hatte Eunice seit Ende 1993 die legale Aufsichtspflicht für alle fünf Pflegekinder Charlotte, Karen, Lulu, Bradley und Christopher und das Jugendamt hatte dadurch kein Interesse an die Kinder.
Alle fünf Kinder waren aufgeregt, denn am 07. Oktober 1994 fand ein Volksfest, der Twekesbury Mop Fair, statt. Eunice rief Christopher, Mary – Beth und Karen rein. Denn es fehlte eine bestimmte Praline, die rotem Stanniolpapier eingepackte Praline. Eunice wollte wissen wer diese Praline weggenommen hat. Die drei Kinder haben nichts gesagt, denn auch wenn keiner von ihnen die Praline weggenommen hat, werden sie bestraft. Christopher und die anderen beiden mussten nach oben, sie gingen in Charlottes Zimmer und warteten dort. Eunice kam mit einem Stuhlbein ins Zimmer. Ihr Blick war eiskalt, befahl allen drei Schuhe und Strümpfe auszuziehen und schlug dann mit dem Stuhlbein aus die Fußrücken, immer und immer wieder und jeder der drei kam dran. Christopher gestand einfach, das er es gewesen ist, der die Praline genommen hatte, denn er wollte einfach das die Misshandlung aufhörte. Doch Eunice schenkte ihm keinen Glauben und machte weiter bis wir zusammenbrachen, erst dann hörte sie auf. Trotz der Schmerzen waren sie mit auf dem Mop Fair. Während Charlotte auf die Fahrgeschäfte drauf durfte, Zuckerwatte und noch so einiges mehr bekam, mussten Christopher, Karen und Lulu zuschauen. Zuhause angekommen mussten alle Drei ohne Abendbrot ins Bett. Christopher, Karen und Lulu teilten sich ein Zimmer, wobei Christopher auf den Boden ohne Matratze schlafen musste. Christopher kam selten mal in den Genus im Bett zu schlafen. Eunice war auch ein Dorn im Auge, das Christopher, Karen und Lulu zusammen hielten und so sorgte sie dafür, das sie nicht mehr so zusammen hielten, in dem Eunice die drei gegeneinander ausspielte. Da Christopher, Karen und Lulu immer öfters die Hungerstrafe bekamen, fingen sie an, ihre Mitschüler das Essen zu klauen, damit sie etwas in den Magen bekommen. Als die Lehrer Eunice ansprachen, ob ihr was bei ihren Pflegekinder auffiele, nahm sie die Pflegekinder aus der Schule und unterrichtete sie zu Hause, denn in England dürfen Eltern ihr Kinder auch selbst unterrichten.
Das Haus, in dem die Pflegekinder aufwuchsen, war nicht gerade sauber, es sah immer und immer wieder so aus, als hätte ein Bombe eingeschlagen. Auch lebten viele Haustiere im Haus, die Dreck verursachten, was aber für die Pflegekinder zur Normalität wurden. Wenn es sehr übel aussah, führte Eunice dann eine Putzparty ein. Christopher war gar nicht begeistert, denn die Putzparty findet nur Nachts statt. Während Eunice, Charlotte und Bradley schlafen müssen Christopher, Karen und Lulu putzen und aufräumen. Das hieß für die drei wieder eine Nacht ohne Schlaf und auch noch auf Bradley aufpassen, denn er hatte Spaß daran, bei diesen Putzpartys wach zu werden.
Nach einer Putzparty waren Karen, Lulu und Christopher eine Stunde bevor Eunice wach wurde schlafen gegangen. Christopher lag wie immer auf den Boden und wollte einfach nur schlafen, doch immer wieder hörte er das Wort London. Eunice weckte Christopher mit Tritten und auch die anderen beiden mussten aufstehen. Sie fuhren nach London. Während der Fahrt bekamen alle außer Karen Süßigkeiten und bei McDonalds Cola ohne Ende. Als sie in London ankamen, besuchten Eunice und die Pflegekinder einen Arzt auf. Eunice hat das alles veranstaltet um bestimmte Diagnosen zu erhalten und die entsprechenden Medikamente. Sie bekam dann auch für 4 Pflegekinder die Diagnosen ADHS und für Karen die Diagnose Autismus bescheinigt. Somit konnte sie den Pflegekindern Ritalin verabreichen, nur Karen brauchte sie nicht nehmen.
Eunice war eine überzeugte Zeugin Jehovas, regelmäßige Besuche des Königreichssaal, die Versammlungsstätte der Zeugen Jehovas, gehörten zur Normalität. Auch konnte Eunice aus der Bibel endlose Zitate zitieren. Zu Eunice Erziehungsmethoden gehörte auch die Kinder zu zwingen, morgens um vier Uhr sich die Freddy Krueger Filme anzuschauen.
Eunice lernte George Parker, ein englischer Bauer, kennen. Sie fuhren regelmäßig zu George Parkers Bauernhof hin. Mr. Parker war vor allem von Charlotte angetan. Nur Karen, Lulu und Christopher mochte er anscheinend nicht, denn er hielt Abstand von den dreien. Da Mr. Parker erkrankte zog Eunice mit den Pflegekinder zu ihm auf den Bauernhof. Die Kinder erfüllten weiterhin ihre Pflichten und spielten nebenher in der Scheune, eine schöne Zeit für die Pflegekinder. Doch nach dem Tod von Mr. Parker änderte sich das schlagartig und die Misshandlungen gingen weiter. Mr. Parker vererbte das Haus Charlotte. Nachdem Tod von Mr. Parker zogen Eunice und die Pflegekinder in das Haus ein. Auch veränderte Eunice alles, besonders zog sie jetzt auch die Vorhänge zu, damit keiner mehr hineinschauen konnte.
Christopher, Karen und Lulu hatten nicht mehr viel zu lachen, als sie im Bauernhaus wohnten. Eunice war besessen davon, alles unter Kontrolle zu haben, und glaubte noch mehr Macht zu haben, da sie ja jetzt zwei Häuser besitzt. Immer und immer wieder schlug Eunice Christopher, Karen oder Lulu, wenn sie mal wieder was Falsch oder gar nicht gemacht haben.
Christopher musste sich immer um den Kamin, den Garten, die Hunde, die Kaninchen und den Schweinestall kümmern, Karen war für den Hühnerstall zuständig. Im Bauernhaus war soviel zu tun, das auch Christopher, Karen und Lulu mehr Fehler machten, war dann zwangsläufig. Somit wurden auch die Schläge, Hungerstrafen, Stuhlbeinstrafen usw. viel mehr und noch öfters als im Haus in der George Dowty Drive. Mit der Zeit mussten die drei sich im Wohnzimmer hinlegen, Schuhe und Strümpfe ausziehen und die Füße hochhalten. Dann schlug Eunice mit einem Stock auf die Fußsohlen von Christopher, Karen und Lulu. Ihre Strafen wurden immer Härter.
Eine der schlimmsten Bestrafungen die Eunice verabreichte, war die Stuhlfolter. Bei dieser Bestrafung muss man die Position eines Stuhles annehmen und diese Positionen halten. Wenn man hin fällt, muss diese Position wieder einnehmen, immer und immer wieder. Am nächsten Tag konnte Christopher sich nur humpelnd fortbewegen, da ihm alles weh tat. Eine Methode war auch, das Eunice zuschaute bei der Stuhlfolter und Christopher, Karen und Lulu sich Gegenseitig Striche machen musste, wenn einer von denen hingefallen ist. Als Christopher und Karen den Hühnerstall ausmisteten rief Eunice die beiden. Beide hatten Angst und als sie das Haus betreten, zog Eunice Lulu am Ohr und zerrte sie in die Küche. Sie hatte die Brotscheiben gezählt und es fehlte eine Scheibe. Die drei wussten, das sie es nicht waren, sondern Bradley, der öfters mal Essen stibitzte. Auch wenn Christopher, Karen und Lulu die Brotscheibe nicht entwendet haben, wurden sie trotzdem bestraft, diesmal wieder mit Stuhlbeinschläge auf die Fußsohlen und wenn sie schrien, steckte sie auch noch den Stuhlbein in den Rachen, bis sie ruhig waren.
Trotz all den Misshandlungen hat Christopher auch ein paar schöne Erinnerungen, wie zum Beispiel nach einem kleinen Autounfall bekamen Christopher und die anderen an einem Wurststand jeder ein Hotdog oder die Lagerfeuer, besonders das bei der Renovierung des Bauernhauses gemacht wurde, denn es wurde alles verbrannt, was verbrannt werden durfte. Auch hatten Christopher, Karen und Lulu einen geheimen Rückzugsort im Hühnerstall, von dem Eunice nichts wusste. Meistens versteckten sie sich dort Stundenlang, wenn sie eine harte Prügelstrafe hinter sich hatten und konnte sich so in ihre Traumwelt verfallen.
Die schlimmste Strafe für Christopher war, als er mit Karen zur Strafe in ein Zimmer eingesperrt waren und das nur in Unterwäsche und ohne was zu Essen zu haben, zwischendurch bekamen sie mal eine Frikadelle oder eine Scheibe Brot und Wasser. Sie waren dort tagelang eingesperrt, das einzige was sie gemachten haben war tagein, tagaus reden und schlafen oder zwischendurch aus dem Fenster schauen. Immer wenn Christopher und Karen eingesperrt waren, wurde Lulu von Eunice gut behandelt. Seit 14 Tagen sind Christopher und Karen als Bestrafung in einem Zimmer eingesperrt. In dieser Zeit wurden beide auch noch von Eunice gezwungen, ihre Exkremente zu essen und es vergingen einige Tage die die beiden in dem Zimmer eingesperrt waren. Endlich durften Christopher und Karen sich anziehen und das Zimmer wieder verlassen. Ihre erste Mahlzeit war Spaghetti Bolognese, was Christopher aber nicht in sich halten konnte, kein Wunder, waren er und Karen doch einen Monat in diesem 'Hungerzimmer' eingesperrt, ohne richtiges Essen, da muss sich erst mal der Magen wieder dran gewöhnen.
Tagsüber verbrachten sie im Bauernhaus und zum Schlafen fuhren sie zum Haus in der George Dowty Drive. Christopher hatte keine Ahnung warum Eunice dies so machte. Das einzige was Christopher wusste, das Eunice nur ein Motiv hatte: Kontrolle. Denn jedes mal wenn sie die Kontrolle verliert, schlug sie zu. Eunice Großprojekt war die Renovierung des Bauernhaus, doch da Verlor sie die Kontrolle, desto mehr sie dort was machten, desto Chaotischer wurde es.
Es verging kaum noch ein Tag wo Christopher, Karen und Lulu von Eunice nicht geschlagen, mit dem Messer geschnitten, gewürgt wurden oder ein Fausthieb ins Gesicht bekamen. Immer wenn Eunice der Meinung war, sie haben ihre Pflichten nicht erledigt, bekamen drei eine Strafe von Eunice. Auch gehörte zu Christophers, Karens und Lulus Strafen das Trinken von Spülmittel, Düngemittel TCP usw.
Doch dann fuhr Eunice mit den Kindern für 6 Wochen in den Urlaub nach Florida. In dieser Zeit war Eunice wie verwandelt, denn sie misshandelte Christopher, Karen und Lulu nicht. Sie umarmte sogar die drei Kinder. Während dieser 6 Wochen in Florida konnte Christopher auch mal in einem richtigen Bett schlafen. Christopher dachte jetzt fest daran, das sich jetzt alles ändern würde, die Misshandlungen endlich aufhören würden und sie ein richtige normale Familie werden. Aber da hatte Christopher nur falsch gedacht, denn nach den & Wochen in Florida hatten Chrisopher, Karen und Lulu noch etwas Ruhe von den Misshandlungen, aber nach und nach fingen die Misshandlungen wieder an, sie bekamen Schläge, mussten sich der Hungerstrafe aussetzen usw.
Bei einem Kurzurlaub durften Karen, Christopher und Lulu nur mit, weil Oma und Opa, die eigentlich auf die drei Kinder aufpassen sollten, sich entschlossen hatten, mitzufahren. So blieb Eunice Spry nichts anderes übrig, als dir drei vom Teufel besessene Kinder, wie sie Karen, Chrisopher und Lulu auch nannte, mit zu nehmen. Für Christopher, Karen und Lulu hieß es, einige Tage keine Schläge oder sonstige Strafen. Bei der Rückfahrt saßen Eunice mit Oma, Opa, Lulu und Christopher in einem Auto. In Judiths Auto saßen Charlotte, Karen und Bradly. Da Judith und Charlotte noch ins Einkaufszentrum wollten, waren Eunice und die anderen eher zu Hause. Aber am späten Nachmittag waren die anderen immer noch nicht da. Plötzlich kam eine Nachbarin von Oma und berichtete von einem Unfall und meinte das Auto von Judith erkannt zu haben. Dann kam ein Anruf aus einem Krankenhaus. Eunice fuhr mit einer Freundin ins Krankenhaus, während Lulu und Christopher bei Familie Benson, die auch zu den Zeugen Jehovas gehörten, untergebracht wurden. Am nächsten Tag wurden auch Lulu und Christopher ins Krankenhaus gebracht. Dort erfuhren dann Lulu und Christopher von Eunice, das Judith und Charlotte den Unfall nicht überlebt haben, Karen noch auf der Intensivstation liegt und und Bradley außer Gefahr ist. Beide weinten, aber Eunice zeigte keinerlei Reaktion. Das fatale ist auch noch, obwohl Karen sich weigerte, bekam sie eine Bluttransfusion, denn Zeugen Jehovas dürfen keine Bluttransfusion erhalten. Da Karen aber noch keine 18 Jahre alt war, wurde dies nicht akzeptiert und ihr eine Bluttransfusion gegeben, dadurch hat sie den Unfall überlebt.
Selbst bei der Beerdigung von Judith und Charlotte war keinerlei Regung von Eunice zu sehen. Christopher schaute ständig auf seine Mutter um zu sehen, das sie ihre Kontrolle verliert, aber nichts geschah. Nach einem Monat, früher als gedacht, holte Eunice Karen und Bradly aus dem Krankenhaus und brachte sie nach Hause. Für Christopher und Lulu war nun die schöne Zeit bei der Familie Benson vorbei. Ihnen blieben aber noch eine Schonfrist, denn sie wohnten noch eine Weile bei Oma und Opa. Karen saß im Rollstuhl und Bradley ging mit Gehilfen. Auch die Zeit bei Oma und Opa ging vorbei und es ging nach Hause. Die Strafen die Christopher zu spüren bekam, wurden nach dem Unfall immer unberechenbar und willkürlicher. Lulu war für immer weg, sie war schon vorher abgehauen, aber wieder zurückgekehrt, diesmal nicht, denn sie kam in ein Wohnheim unter.
Doch ab dem 26. Dezember 2004 bekam eine Polizistin einen Anruf von einem Mädchen, das ihr von den Misshandlungen ihre Pflegemutter berichtete. Karen war es, sie konnte mit Hilfe von Lawrence fliehen. Christopher wohnte zu diesem Zeitpunkt bei Oma und Opa, um sie zu pflegen. Nachdem Karen ihre Aussage bei der Polizei gemacht hat, kam alles ans Tageslicht. Am 05.Februar 2005 änderte sich das Leben von Christopher. Er wurde von einem Polizeibeamten und einer Sozialarbeiterin bei Oma und Opa abgeholt, Bradley saß schon im Auto. Eunice Spry wurde verhaftet. Erst hatte Christopher sich geweigert, die Wahrheit zu sagen, aber nach einer Unterhaltung mit Karen und Lulu hat er sich durchgedrungen und die Wahrheit erzählt..................
Meine Erfahrungen und Fazit
Beim Lesen dachte ich immer wieder, wie kann man nur Kinder so misshandeln. Zwischendurch schluckte ich und musste auch das Buch zur Seite legen, denn ich war entsetzt auf welche Art und Weise Christopher, Karen und Lulu misshandelt wurden. Beim Lesen dachte ich auch immer nur, das in meinen Augen Eunice Spry mehr als nur 14 Jahre Gefängnis verdient hätte, für alles was sie Christopher , Karen und Lulu angetan hat. Mir wurde auch beim Lesen zum Teil übel und mir verging das Essen, wenn ich an Stellen ankam, wie die Misshandlungen beschrieben wurde. Was ich auch nicht begriffen habe, wie sich die Behörden sich von Eunice all die Jahre um den Finger wickeln ließen. Die Mitarbeiterinnen hätten doch mal unangekündigt erscheinen können, da wären vielleicht dann eher die Misshandlungen aufgefallen. Auch frage ich mich, warum damals der Lehrer sich nicht an das Jugendamt gewendet hat, sondern nur mit Eunice Spry sprach, als ihm die Veränderungen an den Kindern auffielen. Ich fand es auch schade, das es Lulu, die zweimal versucht hat, abzuhauen, es nicht geschafft hat und jedes mal wieder zurück zu Eunice Spry gebracht wurde.
Beim Lesen kam mir auch immer wieder der Gedanke, wie konnten Christopher, Karen und Lulu all die Misshandlungen nur ertragen. Unverständlich für mich war auch, das es Eunice Spry vollkommen egal war, welche Verletzungen sie den Kindern zu zog. Christopher, Karen und Lulu haben sich gegenseitig ihre Verletzungen verarztet, in meinen Augen unfassbar.
Auch habe ich beim Lesen festgestellt, wie raffiniert Eunice Spry auch war. Immer wenn sich irgendeine Behörde ihren Besuch angekündigt hat oder sie in den Urlaub fuhren, dann achtete sie akribisch darauf, das sie die Kinder so misshandelte, das die Misshandlungen nicht sichtbar waren. Auch war sie immer in der Nähe von Christopher, Karen und Lulu, damit sie sicher sein konnte, das die drei Kinder nichts erzählten von den Misshandlungen.
Was ich aber nicht Begriff, war, warum Eunice Spry Bradly und Charlotte, die ja bei einem Unfall um Leben kam nicht misshandelte, so wie Christopher, Karen und Lulu. Nein, die beiden hat sie Mit Liebe und Spielzeugen überhäuft, Bradley und Charlotte bekamen von ihr alles was sie haben wollten. Vielleicht lag es daran, das Bradley und Charlotte noch Babys waren, wie sie zu Eunice Spry kamen und sie die beiden in dem Sinne als ihre eigenen Kinder ansah.
Ich selbst habe zwei Kinder - wobei der jüngere eine Hörbehinderung hat und es zwischendurch mal auf Mitleidstour versucht -, die versucht haben, ihre Grenzen auszutesten. Da brauchte ich aber nur etwas lauter werden und mit unter nur die Hand heben, da wussten sie, bis hier her und nicht weiter. Mir kam gar nicht in den Sinn meine Kinder zu schlagen. Ich muss aber zugeben, das ich bei meinem Sohn etwas strenger war, denn er meinte durch seine Hörbehinderung dürfe er sich alles erlauben. Ich brauchte in all den Jahren nie zuschlagen, denn meine Kids wussten schon an meinem Tonfall, bis hier her und nicht weiter.
Eigentlich ist das Buch 'Ich war Kind C' zu empfehlen. Aber ich würde es keinem empfehlen die Sensible und nah am Wasser gebaut sind. Auch ich musste an manchen Stellen nicht nur Schlucken, sondern hatte auch mit Tränen zu kämpfen.
Zum Schluss eine Leseprobe
...An dem Abend, an dem Mutter die rote Linie überschritt, senkte sich dichter Nebel herab. Er verwandelte die Northway – Siedlung in eine graue, dampfende Waschküche, ließ die Umrisse der Häuser verschwimmen und verbarg uns vor den Augen unserer Nachbarn.
Als ich hinausging, um die Hühner zu füttern, schien der Nebel aus meinen Händen zu strömen, als ob sie rauchten.
Es war der 7.Oktober 1994. Ich war fünf Jahre alt.
Es war ungefähr sechs oder sieben Uhr abends. Das Haus war in Aufruhr und summte wie ein Bienenstock voller erwartungsfroher Kinder, weil wir wegen des Volksfestes, der Tewkesbury Mop Fair, alle so aufgeregt waren. Die Mop Fair sollte an diesem Abend beginnen – und deshalb weiß ich das genaue Datum des Tages, an dem Mutter die rote Linie überschritt. Dieses Volksfest ist eines der größten Ereignisse des Jahres in Tewkesbury. Das ganze Stadtzentrum verwandelt sich in einen kolossalen Rummelplatz. Es gibt großartige Fahrgeschäfte, die besten weltweit, wie es heißt! Ein gigantisches, erleuchtetes Riesenrad, das man meilenweit sehen kann, nostalgische Karussells und alte Dampfzugmaschinen. Und natürlich gibt es dort auch die hochtechnischen neuzeitlichen Fahrgeschäfte – eben alles, was das Kinderherz begehrt. Kein Wunder, dass wir vor Aufregung fast vergingen.
Doch dann kam ein Schrei: >>Christopher!<< Stille. Dann: >>Christopher, Mary – Beth, Karen. Kommt rein. Alle.<<
Wenn Mutter uns rief, zögerten wir nicht lange. Wir rasten polternd über die Treppe in unsere große Küche, wo wir uns vor Mutter, die neben dem Küchentischstand, zusammenscharten. Auf dem Tisch stand die Pralinenschachtel. Der Deckel war offen, und die Pralinen mit ihren kunterbunten Stanniolpapierchen lachten uns an.
Mit diesen Pralinen hatte es etwas Besonderes auf sich: In der Mitte ist eine Praline in einem roten Stanniolpapier. Sie ist die beste, die Königin der Schachtel. Diese Eine hebt man sich für eine ganz besondere Gelegenheit auf.Nur derjenige, der wirklich gut ist bekommt sie. Das Lieblingskind.
>>Wer hat sie genommen?<< Mit großen Augen standen wir vor Mutter, zuckten mit den Schultern ein kollektives >>keine Ahnung<< und schauten sie an.
Die Fotos in den Zeitungen, die nach der Verhandlung gemacht wurden, zeigen eine bebrillte Frau Mitte sechzig, deren starrer Blick voller Stolz, Selbstgerechtigkeit und Verachtung ist. Sie wirkt eindrucksvoll, nahezu wie ein Ikone.
Aber das ist nicht die Eunice, an die ich mich erinnere. Nicht Mutter. Nicht die Frau, die am Tag der Tewkesbury Mop Fair in der Küche vor uns stand. Zunächst einmal trug sie an diesem Tag keine Brille. Daran erinnere ich mich ganz genau. Sie hatte Jeans und einen weißen Fleecepulli an, ihr Lieblingsstück. Den trug sie, bis er auseinanderfiel.
>>Wer hat die Praline genommen?<<
Wie meine Mum hat auch sie einen starken südwestenglischen Akzent, aber ihrer ist nicht so sanft wie der meiner Mum, sondern eher schroff, fordernd.
>>Kommt schon, wer hat sie genommen?<< Sie starrte uns mit stechendem Blick an.
Wir sagte nichts, weil jeder von uns dachte, dass ein anderer die Praline genommen habe, wir aber dennoch alle dafür bestraft würden. Ich hoffte nur, dass sie nicht wieder Hausschuh nehmen würde. Der Hausschuh tat so weh.
>>Ab nach oben.<<
Das war neu. Doch wir taten, was und befohlen wurde. Wir rasten die Treppe zu Charlottes Zimmer hinauf und stellten uns in einer Reihe vor ihrem Bett auf.
Sowohl im George Dowty Drive als auch später im Bauernhaus hatte Charlotte immer ein eigenes Zimmer. Mutter und Bradley schliefen gemeinsam in einem anderen Zimmer – bis zum Schluss. Im Bauernhaus gab es noch Judiths Zimmer, das meistens leer stand, da Judith ständig mit ihren Leuten aus der Folk – Musik – Szene herumreiste. Das letzte Zimmer teilte Karen, Lulu und ich uns. Es war ein winziges Zimmer mit nur einem Stockbett, weshalb einer von uns auf dem Boden schlafen musste. Und ratet mal wer das war.
Im George Dowty Drive war Charlottes Zimmer das größte. Sie hatte auch ein Stockbett, schlief aber meistens unten. Oben auf dem Bett stapelte sich eine Unmenge an Spielzeug und anderen Kram. In dem Zimmer gab es alles Erdenkliche. All diese Dinge hatte Mutter für Charlotte gekauft. Ich erinnere mich an ein Panasonic – Radio, eines der besten Radios, die es jemals gab. Als wir in einer Reihe vor dem Bett standen, starrte ich das Radio an und war, wie immer furchtbar neidisch.
Mutter kam mit einem Stuhlbein in der Hand herein.
Dieses Stuhlbein hat die Polizei in Gewahrsam genommen. Es stammte von einem Küchenstuhl, mit dem Meg, unser Hund, gekämpft hatte – und Meg sollte man sich besser nicht anlegen. So hatte dieser Stuhl ein Bein verloren.
Das Stuhlbein war dunkelbraun und gab einen großen, dicken Knüppel ab. Mutters Augen waren eiskalt. Unten in der Küche war sie wütend gewesen, kurz davor zu explodieren, aber nun schien sie jegliches Gefühl verlassen zu haben.
Sie zeigte auf unsere Füße: >>Schuhe und Strümpfe ausziehen.<<
Folgsam zogen wir unsere Schuhe und Strümpfe aus und standen wie drei kleine Soldaten beim Waffenappell barfuß vor Charlottes Bett. Unten machte sich Charlotte für das Volksfest fertig. Oder vielleicht saß sie auch am Küchentisch und aß Pralinen.
Ich weiß nicht mehr genau, in welcher Reihenfolge sie uns misshandelte, aber ich weiß noch, das Karen die Erste war. Mutter schlug mit dem Stuhlbein so stark wie sie konnte auf Karens Fußrücken. Es gab ein dumpfes Geräusch, noch einmal ein Schrei. Und wieder und wieder.
Dann war ich an der Reihe. Mir blieb kaum Zeit zu realisieren, was geschah. Ich hörte wieder den dumpfen Schlag und dann kam der Schmerz. Ein Schmerz, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Eine vollkommen neue Qualität. Wie hatte ich nur vor dem Hausschuh Angst haben können?
Sie nahm sich einen nach dem anderen vor und schlug uns mit dem Stuhlbein auf die Fußrücken. Eins, zwei, drei. Eins zwei, drei.
Sie bevorzugte die Füße, weil man dort besonders schmerzemfindlich ist und man auf den Füßen keine blauen Flecke bekommt – das wusste sie aus ihrer Zeit als Krankenschwester. Auf dieses Wissen war sie unglaublich stolz.
Wir schrien, brüllten, heulten und flehten sie an, aufzuhören. Als ich auf dem Boden zusammenbrach, zerrte sie mich an meinen Kleidern wieder hoch und schlug weiter zu. Sie zeigte keinerlei Gefühlsregung. Als ob sie, ganz die tüchtige Hausfrau, Teppich klopfen würde. Regelmäßig und ausdauernd. Eins, zwei, drei.
>>Gesteht!<<, sagte sie. >>Wer von euch war es?<<
Natürlich war es irgendeiner von uns, wahrscheinlich Lulu. Aber schließlich sagte ich, dass ich die Praline geklaut hätte. Ich hatte sie wirklich nicht genommen, aber ich wollte einfach, dass der Schmerz aufhörte.
Doch Mutter glaubte mir nicht und auch nicht den anderen – eine Methode, die sie all die Jahre hinweg anwandte. Sie schlug zu, bis man alles gestand. Wenn man es dann gestanden hatte, sagte sie man lüge. Und dann verprügelte sie einen, weil man gelogen hatte.
Diese Prügelstrafe dauerte ungefähr fünf Minuten für jeden. Am Ende brachen wir einer nach dem anderen zusammen. Erst dann hörte sie auf. Sie befahl uns, die Strümpfe und Schuhe wieder anzuziehen, und verließ das Zimmer.
An diesem Abend gingen wir dennoch auf die Mop Fair. Nach dem wir verprügelt worden waren, machten wir uns zum Gehen bereit. Aber wir verspürten keine Vorfreude, keine Begeisterung mehr. Das Haus, das vorher wie ein Bienenstock gesummt hatte, war jetzt mucksmäuschenstill. Wir versuchten, unser Schluchzen und unsere laufenden Nasen zu verbergen, und senkten die Köpfe. Aber die Schmerzen ließen nur langsam nach. Und der Schock saß noch viel tiefer. Als ich meine Schuhe anzog, zuckte ich vor Schmerzen zusammen, stand ganz vorsichtig auf und folgte meiner Familie hinaus zu unseren Van. Ich sah, dass Karen humpelte. Meine geschwollenen Füße fühlten sich riesengroß an, als ob es die Füße von einem anderen wären. Sie waren so empfindlich wie rohes Ei. Aber man sah keine blauen Flecken. Man sah rein gar nichts.
Als wir an den Häusern des George Dowty Drive vorbeifuhren, konnten wir die Nebelschwaden hindurch die hinter den vorgezogenen Vorhängen gemütlich erleuchten Wohnzimmer erahnen.
Bevor wir zu Mop Fair fuhren, lieferten wir Bradley bei Eunice Eltern ab, da er noch zu klein war. Die Mop Fair war so wie von uns erhofft – oder zumindest so, wie wir es uns noch vor Mutters >>Disziplinierung<< erhofft hatten. Lärm, Lichter, Musik, Klingeln und Tröten und das wundervolle Riesenrad, auf das wir uns schon so gefreut hatten. Kinder, deren Eltern sich nicht weiter um sie sorgten, rannten ringsumher. Das ganze Fest war eine Mischung aus Lärm, Farben und purer Lebensfreude – außer für Karen, Lulu und mich. Es reichte anscheinend noch nicht, das wir verprügelt worden waren. Wir mussten auch noch all den fröhlichen Kindern zuschauen und spürten erst recht, was uns entging.
Sofort zogen die Feuerschlucker unsere Blicke auf sich.Die Feuerbälle, die aus den Mündern der Männer hervorschossen, schienen den Nebel zu vertreiben, der alle anderen Geräusche und lichter des Rummels dämpfte.
>>Los, weiter<<, blaffte Eunice, als sie sah, dass wir an etwas Gefallen fanden. Sie zog so fest an meiner Jacke, dass ich fast gestolpert wäre.
Eunice hatte eine Videokamera mitgebracht, mit der sie ununterbrochen Charlotte filmte. Charlotte entschied sich als Erstes mit dem Musikexpress zu fahren. Wir ungezogenen Kinder mussten danebenstehen und zuschauen. Als Nächstes bekam Charlotte eine Zuckerwatte, die ich für sie halten durfte, als sie in ein weiteres Karussell einstieg. Sie durfte ins Spiegelkabinett, und wir standen nur da und schauten ihr zu. Von einem zum nächsten Fahrgeschäft trotteten wir hinter ihr und Mutter mit ihrer Videokamera her. Sie unterbrach die Aufnahme nur, um uns mit einem bissigen >>Los, weiter!<< voranzutreiben. Einer der wenigen Sätze, den sie zu uns an diesem Abend sagte.
Mit unseren brennenden Füßen kamen wir uns wie müde, verwundete Soldaten vor. Zudem mussten wir noch Charlottes Ausbeute – Zuckerwatte, Süßigkeiten und Stofftiere – schleppen, während sie Ringe warf, mit der Hand unzählige Lose aus Eimern fischte – alles in allem einen wunderbaren Abend verbrachte.
Eunice bemerkte natürlich, wie ich sehnsüchtig zum Autoskooter hinüberblickte – schon damals war ich von Autos besessen, wie wohl die meisten kleinen Jungs. Doch sogleich kam wieder ihr üblicher Sermon: >>Wenn du nicht gestohlen hättest, dürftest du jetzt damit fahren.<<
Als Charlotte genug hatte, verließen wir Mop Fair und fuhren wieder nach Hause. Während Charlotte ihr belegtes Toastbrot aß, mussten karren, Lulu und ich ohne Abendbrot ins Bett. Hungrig gingen wir nach oben und zogen unsere Schlafanzüge an. Karen und Lulu legten sich in das Stockbett, uns ich versuchte, es mir unter meiner Decke auf dem Boden bequem zu machen. Während meiner Kindheit kam ich nur selten in den Genuss einer Matratze. Und sogar heute noch kommt es vor, dass ich nachts aus dem Bett steige, um auf dem Boden zu schlafen.
In unserem Zimmer war es absolut still. Von unten hörten wir nur die Geräusche des Fernsehers, den Charlotte zur Abendunterhaltung angeschaltet hatte. Ich lag im Bett und war absolut erschüttert. Es war, als ob ich aus einem schönen Traum erwacht wäre und nun in einer neuen, widerwärtigen Realität leben musste. Das, was an diesem Tag geschehen war, hatte bis dahin jenseits meiner Vorstellungskraft gelegen. Aber mir war vollkommen klar, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein würde. Es gehörte wohl zum Älterwerden.
Es gab ein bestimmtes Lied aus dem Film Aristocats, das wir oft sangen: >>Jeder will eine Katze sein<<. Dieses Lied sang Karen auch jetzt, eine brüchige Stimme, die die Stille des dunklen Zimmers durchbrach. Sie sang ein paar Zeilen, ganz leise, um ja nicht gehört zu werden. Die Melodie beruhigte mich ein wenig, und als auch noch Lulu mit einfiel, musste ich sogar lächeln. Ihre Stimmen hörten sich eher wie ein Wispern als wie Gesang an. Bei der vierten oder fünften Zeile stimmte ich ebenfalls mit ein, und zusammen sangen wir den Refrain, dann die nächste Strophe und noch eine, bis einer von uns mit den Lippen ein Pupsgeräusch machte und wir vor lauter Kichern nicht mehr weitersingen konnten.
Dann war Ruhe.
>>Ich hau ab<<, sagte Lulu in die Stille hinein.
>>Psst<<, zischte Karren.
>>Ich mach es<<, flüsterte Lulu. >>Ich werde abhauen und mir andere Eltern suchen.<<
>>Sei still!<<, zischte Karren beharrlich. >>Du bringst uns nur in größere Schwierigkeiten.<<
Vielleicht ahnte Lulu, dass der zurückliegende Tag nur der Anfang gewesen war, dass es noch weitaus schlimmer werden würde. Vielleicht wusste sie, dass es noch viele Nächte geben würde, in denen wir zusammen in der Dunkelheit liegen, unsere Wunden vergleichen und uns gegenseitig immer wieder den gleichen Satz an den Kopf werfen würden: >>Reiß dich zusammen, du bringst uns alle in Schwierigkeiten.<<
Am nächsten Abend ging Charlotte wieder auf die Mop Fair. Aber dieses Mal mussten wir nicht mit. Es war eine laue Oktobernacht, und von unserem Haus aus konnten wir den verheißenden Geräuschen des Rummelplatzes sehnsuchtsvoll lauschen.
Ein paar Tage später ließ mich Eunice zum ersten Mal einen Tag lang hungern. Mein Magen knurrte ununterbrochen. Das nächste Mal waren es zwei Tage. Und dann wurde es zur Normalität. Ich sollte die nächsten fünf Jahre hungern.... weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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