Pro:
spannend; flüssiger Schreibstil; ergreifende Story etc.
Kontra:
teilweise zu konstruiert ...
Empfehlung:
Ja
Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, wieder mehr zu lesen und zu schreiben, habe ich doch meine eigentlich so geliebten Hobbys im letzten Jahr zu sehr vernachlässigt. Den Anfang macht das Buch:
"Der Menschenräuber"
von
Sabine Thiesler
Die Autorin
Autorin dieses Thrillers ist Sabine Thiesler, eine gebürtige Berlinerin, die Germanistik und Theaterwissenschaften studierte. Sie arbeitete einige Jahre als Schauspielerin, war auch Ensemblemitglied beim Kabarett "Stachelschweine", schrieb Theaterstücke und etliche Drehbücher für´s Fernsehen, unter anderem auch für Serien wie "Tatort" und "Polizeiruf 110".
Ihre Bücher:
„Hexenkind“
„Der Kindersammler“
„Die Totengräberin“
„Der Menschenräuber“
Das Buch
"Der Menschenräuber" ist der vierte Roman von Sabine Thiesler. Als gebundene Ausgabe erschien er bereits im Mai 2010. Ich habe auf das Taschenbuch gewartet, welches endlich im Oktober 2011 beim Heyne Verlag unter der ISBN 978-3-453-43525-4 erschien. Das Buch umfasst 463 Seiten und kostet 9.99 €.
Rückentext
Zuerst verliert er durch einen schrecklichen Unfall seine Tochter. Dann seinen Beruf und schließlich seine Frau. Als der erfolgreiche Medienmanager Jonathan in einem einsamen Bergdorf in der Toskana ankommt, scheint er am Ende zu sein. Doch dann trifft er die junge Sofia und beginnt mit ihr ein neues Leben, bis ihn die Vergangenheit einholt. Aus Rache wird er zum Mörder, aber das ist erst der Anfang…
Meine Meinung
Einen geliebten Menschen zu verlieren ist stets sehr schmerzvoll, doch am schlimmsten ist es wohl, sein Kind zu verlieren. Jonathan, die Hauptfigur in Sabine Thieslers „Der Menschenräuber“, hat seine über alles geliebte Tochter durch einen tragischen Autounfall verloren. Sie wurde von einem betrunkenen Mann überfahren, der jedoch wegen engen Beziehungen seines Vaters zum Richter mit einer glimpflichen Jugendstrafe davonkam. Der junge Mann lebte sein Leben genüsslich weiter, Jonathans Leben änderte sich allerdings drastisch. Nie kam er über den Tod seiner Tochter hinweg. Das Urteil konnte er ebenso wenig verkraften.
Sabine Thiesler hat in ihrem vierten Roman einen sehr tragischen Fall konstruiert, der den Leser von Anfang an ungemein gefangen nimmt. Zu gut kann man Jonathans Gefühle nachvollziehen, dem das Urteil des – in seinen Augen - Mörders seiner Tochter wie blanker Hohn erscheint. Irgendwie verständlich, dass er sein Leben in Deutschland hinter sich lässt, um in der Toskana ein neues zu beginnen, andererseits hofft man anfangs jedoch, dass Jonathan mit seiner Frau zusammen trauert und versucht, gemeinsam weiterzuleben. Aber jeder Mensch trauert halt auf seine Weise.
Jonathans neues Leben in der Toskana könnte erfüllt sein, findet er doch eine Frau, die ihn liebt. Er liebt sie auch, unendlich sogar, aber auf eine ganz spezielle Weise, scheint sie doch optisch ein Ebenbild seiner Tochter zu sein. Probleme sind da vorprogrammiert und Sabine Thiesler weiß sie spannend zu gestalten, so dass der Leser eigentlich nie genau weiß, was als nächstes geschieht.
Letztendlich findet Jonathan einen bizarren Weg der Genugtuung. Allerdings zahlt er dafür einen hohen Preis. Erschüttert und traurig, aber vor allem sehr nachdenklich, lässt einen das Buch zurück. Es lässt einen nicht nur gefühlsmäßig sehr aufgewühlt zurück, sondern auch verärgert, teilweise schon wütend, was die deutsche Rechtsprechung betrifft. Jeder mag dazu seine eigene Meinung haben, doch jeder weiß auch, dass das Recht nicht immer gerecht ist und man bei weitem nicht jedes Urteil nachvollziehen kann.
Sabine Thieslers vierter Roman hat mir, wie auch ihre drei vorherigen, sehr gut gefallen. Durchweg spannend und eben nicht vorhersehbar geschrieben las ich ihn vollends gefesselt hintereinanderweg durch. Zuträglich war hierbei auch die angenehme Kapitellänge, die mich immer wieder animierte, doch noch ein weiteres zu lesen. Die 463 Seiten teilen sich neben Prolog und Epilog auf 49 Kapitel auf.
An Sabine Thieslers Romanen gefällt mir, dass sie stets zwischen Berlin und der Toskana hin- und herpendelt. Als Berliner mag ich natürlich gut nachvollziehen, wo sich die Romanfiguren gerade befinden. Dadurch fühle ich mich den Büchern auch sehr zugetan. Die Beschreibungen der Toskana betreffend lassen mich nach Urlaub dürsten. Für manche Leser sind diese Textpassagen eventuell zu lang und zu intensiv, ich nehme sie hingegen als kleine Pause zwischen zwei Spannungsbögen und genieße diese entsprechend.
Als Psychothriller würde ich „Der Menschenräuber“ nun aber nicht bezeichnen wollen, eher als Schicksalsroman. Immerhin kommt es erst nach knapp 300 Seiten zu einem mörderischen Vorfall, der eventuell aber nicht eingetreten wäre, wenn Jonathan verbal nicht derart angegriffen worden wäre. Sicherlich ist er depressiv und psychisch labil, aber vielleicht wäre er gar nicht etrst zum Mörder geworden, wenn ihn das Schicksal in der Toskana nicht so makaber mitgespielt hätte. Das macht das Buch aber nicht weniger spannend. Es ist lesenswert, wenn auch teilweise etwas zu konstruiert. 4 Sterne sollen meine Empfehlung unterstreichen…
( Mein Bericht erschien bereits auf Ciao, ebenfalls am 14. Januar 2012 ) weiterlesen schließen
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