Pro:
Nette Geschichte rund um Carl Mörck
Kontra:
Unrealistisches Verbrechen
Empfehlung:
Nein
Vor geraumer Zeit schon hatte ich damit begonnen, die Fälle von Carl Mörck, dem von Jussi Adler Olsen geschaffenen dänischen Kommissar, zu verfolgen. Und die Lektüre der entspechenden Bücher hatte mich derart begeistert, dass ich die beste Ehefrau von allen auch daran teilhaben lassen wollte. Weil die Gattin aber ganz besonders den Genuss von Hörbüchern liebt, wurde sie mit den entsprechenden CDs versorgt. Dass ihre Kritik über den ersten Fall Carl Mörcks ganz anders ausfiel als meine eigene, ist die eine Sache. Dass sie voraussichtlich weitere Mörck-Abenteuer akkustisch abends im Bett wird verfolgen können, wenn ich bereits schlafe, die andere. Hier nun aber der Bericht über das Hörbuch, dessen Meinungs-Teil nicht von mir, sondern von der mir Angetrauten stammt.
Der Kauf
Gesucht und gefunden wurde dieses Hörbuch einmal mehr beim Internet-Anbieter buecher.de, der für das im Audio-Verlag erschienene Werk, bestehend aus fünf CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 386 Minuten, 16,99 Euro verlangte. Geliefert wurde innerhalb von drei Tagen nach der Bestellung per DHL, Versandkosten waren nicht zu zahlen.
Das Aussehen
Die einzelnen CDs sind in durchsichtigem Kunststoff verpackt, das von einem Papp-Umschlag ummantelt wird. Das Titelbild der CD-Box nennt Namen des Autoren, Titel des Buches und die Namen der Sprecher im oberen Drittel. Zudem ist eine durchgerissene Kette auf offenbar mit Blut durchsetztem Beton zu sehen. Auf der Rückseite gibt es Informationen über den Inhalt. Die einzelnen CDs sind in grün-schwarz gehalten und natürlich nummeriert.
Der Inhalt (Rückseite der CD-Box)
Kommissar Carl Mörck hat ausgedient. Nach einem traumatischen Ereignis im Dienst wird er in das Sonderdezernat Q versetzt, um ungelöste Fälle neu aufzurollen. Die Geschichte einer jungen Politikerin, die vor fünf Jahren spurlos verschwand, weckt seine verschüttet geglaubten Ermittlerinstinkte. Je mehr sich Mörck in die alten Akten vertieft, desto größer werden die Ungereimtheiten. Ist es wirklich denkbar, dass die Frau noch am Leben ist? Ein atemberaubendes Debüt, packend gelesen von Wolfram Koch, das den Hörer mitnimmt in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele.
Der Autor
Jussi Adler-Olsen wurde am 2. August 1950 unter dem bürgerlichen Namen Carl Valdemar Jussi Henry Adler-Olsen in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film. Bevor er 1995 mit dem Schreiben begann, arbeitete er in verschiedensten Berufen: als Redakteur für Magazine und Comics, als Koordinator der dänischen Friedensbewegung, war Verlagschef im Bonnier-Wochenblatt TV Guiden und Aufsichtsratsvorsitzender bei verschiedenen Energiekonzernen. Sein Hobby: das Renovieren alter Häuser. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes. 1997 erschien sein erster Roman, "Das Alphabethaus". Er erreichte in Schweden, Holland, Deutschland und Finnland, Spanien, Südamerika und Norwegen die Spitzen der Bestsellerlisten. Es folgten weitere Romane, bevor er 2007 mit dem ersten Fall für Carl Mörck, "Erbarmen", einen Riesenerfolg hatte. Die auf zehn Teile angelegte Carl-Mörck-Serie wird ab 2013 im Rahmen einer europäischen Co-Produktion für Kino und Fernsehen verfilmt. Jussi Adler-Olsen wurde unter anderem ausgezeichnet mit dem Harald-Mogensen-Krimipreis 2009 für "Erlösung", dem Reader's Bookprize 2010, einem der bedeutendsten Literaturpreise Dänemarks, dem Glass Key Award 2010, dem bedeutendsten Krimipreis Skandinaviens. Jussi Adler-Olsen ist außerdem Preisträger des Goldenen Lorbeers 2011, der wichtigsten literarischen Auszeichnung Dänemarks für das Gesamtwerk eines Autors.
Die Sprecher
Wolfram Koch, geboren 1962 in Paris, gab sein Filmdebüt bereits als 13-jähriger: In der Verfilmung von "Ansichten eines Clowns" (1975) verkörperte er die Hauptfigur Hans in jungen Jahren. Später studierte Koch an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und erhielt Engagements an zahlreichen Theatern, so etwa an der Freien Volksbühne Berlin, den Schiller-Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt. 1995 wurde er festes Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum, seit seinem Ausscheiden im Jahr 2000 arbeitet er als freier Schauspieler und war in zahlreichen Inszenierungen unter anderem am Schauspiel Frankfurt, der Berliner Volksbühne und am Deutschen Theater Berlin zu sehen. Neben seiner umfangreichen Theatertätigkeit wirkte Koch seit Ende der 1990er Jahre regelmäßig auch in kleineren und größeren Nebenrollen in Fernsehproduktionen mit. Auf der Kinoleinwand war er in Haupt- und tragenden Nebenrollen zu sehen. Zuletzt verkörperte er in "Die feinen Unterschiede" (2012) einen locker eingestellten, allein erziehenden Vater, der sich auf die Suche nach der verschwundenen Freundin seines Sohnes begibt.
Ulrike Hübschmann, 1963 in Potsdam geboren, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Rostock und Berlin. Seit 1987 hatte sie Engagements an mehreren Bühnen in ganz Deutschland. Im Fernsehen war sie in verschiedenen Serien wie "Hallo, Onkel Doc", "Die Cleveren", "Küstenwache", "Unser Charly" und "Soko Kitzbühel" zu sehen. Seit 2005 widmet sie sich verstärkt ihrer Sprechertätigkeit für Funk, Fernsehen, Synchron und Hörbücher.
Meine Meinung
Nicht alles, was meinem Mann gefällt, sagt auch mir zu. Das war in diesem Falle ganz genau so. Und auch wenn ich dieses Hörbuch von ihm geschenkt bekommen habe: So richtig gefallen hat es mir nicht - und ich muss auch nicht unbedingt weitere Folgen aus dieser Reihe hören. Dabei fand ich die Rahmenhandlung rund um Kommissar Carl Mörck eigentlich noch recht ansprechend, der Ermittler hat durchaus Sympathien verdient. Aber das eigentliche Verbrechen ging mir doch viel zu weit an der Realität vorbei, denn niemand kann mehrere Jahre lang in einem dunklen Raum eingesperrt sein, dazu noch ständigem Überdruck ausgesetzt - das kann einfach niemand überleben. Im Hörbuch allerdings ist genau das der Fall - und darüber habe ich mich schon etwas geärgert. Wer all die Seitenaspekte bedenkt wie fehlender Kleidungswechsel, Hygiene usw., der wird sicher zum gleichen Schluss kommen wie ich und diesen Handlungsstrang in den Bereich der Fabel verweisen müssen.
Zudem hatte das Hörbuch in seinem Mittelteil auch einige unnötige Längen, erst im letzten Drittel stieg der Spannungsbogen an und verstand es, den Hörer zu fesseln. Nicht anzukreiden ist das Wolfram Koch, der mir als Sprecher recht gut gefallen hat und es durchaus verstand, die Spannung der literarische Vorlage gekonnt umzusetzen. Eigentlich mag ich bei Hörbüchern zudem keine Frauenstimmen, das Wechselspiel zwischen Wolfram Koch und Ulrike Hübschmann allerdings ist in diesem Fall durchaus geschickt eingesetzt und verdeutlicht dem Hörer stets, welcher Handlungsstrang gerade aktuell ist - allerdings gefiel mir auch in diesem Falle die Männer- besser als die Frauenstimme. In der Summe also war dies ein Hörbuch, das ich bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen würde. Und da es sich dabei um eine "autorisierte Lesefassung" handelt, muss ich davon ausgehen, dass es keine Sinn entstellenden Kürzungen gegeben hat. Insofern wird Jussi Adler Olsen nicht in die Reihe meiner Lieblings-Autoren aufsteigen. weiterlesen schließen
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