Pro:
Flaschendesign, zwei Cocktails in einem
Kontra:
sehr wodkalastig
Empfehlung:
Ja
Good evening, liebe Fans des guten Cocktails,
„shake it up“ heißt die derzeitige Kampagne der Testerplattform „Buzzer.bizz“. Des Wodkaproduzenten Smirnoff neuster Streich sind drei bereits fertig gemixte Cocktailvarianten auf Basis des russischen Nationalgetränks. Grund genug, daraus eine Testphase einzurichten, in denen die Mitglieder diese drei Mixgetränke ausprobieren und ihre Meinung dazu kundtun können. Ich bin einer der Glücklichen, die diesen Job vollziehen dürfen. Heute, im zweiten Teil, ist es der „Grand Cosmopolitan“, der meinem Urteil zum Opfer fällt….
„Cos-mo-po-li… Verdammt! Passt nich´!“ Dabei liegt der Begriff doch anhand mehrerer bereits vorgelegter Buchstaben fast schon auf dem Brett. Mir fehlt tatsächlich eines der beiden O´s. Ich halt´s nicht aus! Das wären mehr Punkte gewesen als der HSV jemals in einer Saison hätte machen können! Aus dem frechen Grienen meiner mir angetrauten Mitspielerin schließe und lerne ich mal wieder: Erst überlegen, dann den Sieg bejubeln! Umgekehrt wird das nix! Ich leide!
Meine Frau und ich sitzen auf der Terrasse und genießen den heutigen fast schon sommerlichen Abend bei einem Scrabble-Spiel. Auch wenn wir beide derzeit aus eher unterschiedlichen Gründen den Spielverlauf genießen, geschehen hier wieder die seltenen Stunden in trauter Zweisamkeit, die sich sonst der derzeit ermüdende Arbeits- und Babyalltag einverleibt. Der Lütte schläft, der Hund versorgt, die Nachbarn verreist. Herrlich diese selige Ruhe. Und dazu noch das geniale Abendwetter. Was kann da noch schöner sein?
Und so formen wir also Buchstabe für Buchstabe zu Worten, hadern über die ein oder andere vom Gegenüber gelegten, nicht immer sinnreichen Vokabel und versuchen das jeweilige Endergebnis des anderen zu übertrumpfen. Natürlich im Stillen. Niemand würde sich hier und jetzt als übellauniger Verlierer outen wollen. Solch ein Versagen wird mit sich selbst abgegolten. Wie im Falle „Cosmopoliton“!
Wie ich überhaupt auf diesen überaus gigantischen, genialen, sensationellen, durchdachten und punktereichen Zwölf-Buchstaben-Segen komme?
Die offensichtliche Schuld an diesem Debakel hat die zwischenzeitlich nicht mehr wirklich volle Pulle des Smirnoff-Probanden Nummer zwei, deren Inhalt auf den verlockenden Namen „Grand Cosmopolitan“ hört. Aus dem Augenwinkel heraus im Kühlschrank erspäht, nun aus Selbigen gefischt und liebevoll in Cocktailgläser verfrachtet – Verziert mit je einem farbenfrohen Strohhalm! Sowas dient natürlich nicht nur der überaus wirkungsvollen Ablenkung des Gegners (auch wenn´s nach hinten losgeht), sondern vielmehr der Romantik an sich. Wann gab es das schon, dass wir zu zweit bei (hoffentlich) gutem Cocktail unter dem Abendhimmel hocken? Merkwürdig, ich kann mich kaum noch daran erinnern. Zumal ich mich bis dato durchweg selbst ans Werk begeben musste. Saft, Spirituose und Co höchstpersönlich zu prächtigem Glanzgetränk shaken durfte. Klebrige Finger inklusive. Nicht dass ich zu faul wäre, aber so ein bisschen Hilfe im Haushalt…
Womit wir im Grunde – wenn ich das mal so sagen darf - mittendrin in der Testphase der derzeitigen „Smirnoff-Cocktails“ wären. Proband Nummer zwei also: der „Grand Cosmopolitan“. Et voila.
Wer kennt ihn nicht, den Strategen aus dem New Yorker Nachtleben, deren Erfindung fast schon den Neandertalern in die Schuhe gelegt werden könnte. Erfunden, vergessen, verändert, wieder ins Leben gerufen – Traurig aber wahr. Die Geschichte des „Cosmopolitan“ ähnelt manch Schlagerbarden aus deutschen Landen, mit dem Unterschied, das der Cocktail auf den Bühnen der Bars und Trendschuppen bestehen und in Erinnerung bleibt. Seit den Neunzigern mag man das gute Stück wieder. Fein. Ich auch!
Apropos mögen. Ganz so unbedarft gehen wir das Werk hier natürlich nicht an. Nach der Misere mit der Smirnoff-Caipiroska-Variante begleitet uns der bittere virtuelle Vorgeschmack der Enttäuschung. Kurz zurück ins Gedächtnis gerufen wissen wir, dass der Proband Nummer eins zwar in Form und Design punkten konnte, die merkwürdigen Indigrenzien sowie der wohl daraus resultierende Geruch und Geschmack eher an ein steriles Gemisch aus chinesischen Chemiereaktoren erinnern, als an einen wohlschmeckenden und erfrischenden Sommercocktail. Kann der Rotling hier besser abschneiden und uns zumindest den heutigen Abend versüßen?
Bleiben wir doch gleich bei der Zutatenliste. Selbige bringt hier leider auch keine großartigen Klarheiten ans Tageslicht, da man ausschließlich Aroma-, Konservierungs- sowie Farbstoffe ausweist. Lediglich die 34 Prozent Wodka, die mit einem „Likör“ geschmacklich verstärkt werden, sind klar und deutlich zu verstehen. Um welchen Likör es sich hierbei handelt, erfährt der freudige Trinker am Frontlabel: Grand Manier. Warum man sich nicht für den klassischen Cointreau entschieden hat, der als Originalzutat des „Cosmopolitan“ gilt, scheint eine Geldfrage zu sein. Zudem gilt der Grand Manier mit seinem Schuss Cognac als edler als sein Konkurrenz-Pendent.
Natürlich ergeben sich im Flaschendesign nur wenige Unterschiede zu den Schwesterprodukten „Caipiroska“ und „Mojito“. Auch hier setzt man auf den renommierten Shaker im Null-Komma-Sieben-Format. Die Differenz liegt schlicht im Wiedererkennungswert, der auf einem satten Rot beruht. Klar, denn dank des (im Original beinhaltenden) Cranberrysaftes hat der „Cosmo“ nun einmal diese Farbe. Blöd, wäre die Aufmachung in himmelblau!
Während meine mir gegenüber sitzende Angetraute in eine regelrechte Überlegungstrance fällt, nutze ich die Zeit, um den „Grand Cosmo“ empfehlungsgerecht zuzubereiten. Zeit habe ich ja genug, denn offensichtlich fehlen auch meiner Mitspielerin so einige Buchstaben, um zumindest annähernd sinnvolle Vokabeln legen zu können. Glück für mich.
Schlichtweg setzt Hersteller Smirnoff auch bei dieser Cocktail-Variante auf das sich wohl bewährte Prinzip: „Chill-Shake-Ice-Served. Welch´ Schmach, den Probanden erst zu schütteln und dann auf Eis in das Glas befördern zu müssen. So zählt der „Cosmopolitan“ doch zu den Short-Drinks, deren Wege kurz und bündig sind: aus dem Shaker ohne Abweichungen direkt ins Glas. Hier spielt die gefrorene Kälte nur im Schüttelbecher eine Rolle. Na gut, wenn es so sein soll, dann ist das so. Bald wird mir allerdings klar, dass die Flasche natürlich als Shaker agieren soll, die Öffnung alles andere als Platz für das eben noch beschmunzelte Element bietet. Wie dumm von mir. Klar, dass man hier keine Alternative findet, den streng erforderlichen Kälte- und Erfrischungseffekt zu erhalten, womit man also die ganze Sauce über Eiswürfel schüttet. Obwohl ich ja heimlich immer noch der Ansicht bin, dass die Kühlschranktemperatur locker ausreicht. Aber gut, der Klügere gibt nach. Wenn Eiswürfel erwünscht sind…
Rot ergießt sich die Flüssigkeit namens „Grand Cosmopolitan“ nach dem Schüttelvorgang in die beiden bereitgestellten (mit Eis gefüllten) Gläser. Für eine Garnitur ist leider keine Zeit mehr, denn die Ausrufe, die mich von der Terrasse aus erreichen verkünden mir, dass dort soeben ein passendes Wort entdeckt, gelegt und für gut befunden wurde. Ich bin dran. Ja, ja, bin doch auch nur ein Mann, dessen Multitaskfähigkeiten mehr als begrenzt sind.
Also belasse ich die geplante, liebevoll, in Herzform mit einem Spieß am Glasrand angebrachte Limette in meiner Fantasie und begebe mich ohne Umwege zurück unter den abendlichen Himmel zu meiner wartenden Gattin. Selbige staunt über die von mir verwendete großen Gläser und verkündet: „Wow, willst du mich betrunken machen?“ Auch wenn die Versuchung da ist, nein, ich bin ein fairer Spielpartner – das habe ich nicht nötig!
Beim ersten Schluck allerdings muss ich zugeben, dass die Vermutung meiner mir Angetrauten gar nicht mal so weit hergeholt ist. Boh! Ist der stark! Wobei ich „stark“ tatsächlich im wahrsten Sinne des Wortes meine. Wie es scheint, beziehen sich die angegebenen 15,2 Prozent Alkohol pro Glas und nicht auf den gesamten Flascheninhalt. Krasses Nummer. Offensichtlich möchte Smirnoff mit aller Gewalt das Partyvolk auf seine Seite holen. Schnell mal gut drauf sein, auf kurzem Weg.
Und wieder wird mir klar, wozu die Eiswürfel im Glas dienen. Zur Verdünnung. Ich sollte viel öfter auf die Empfehlungen von Herstellern hören, als auf mein Allgemein- und Fachwissen. Dies hat sich ja zumindest beim Bau von IKEA-Möbeln schon einmal als wahr erwiesen.
Wir beschließen, dem ziemlich alkoholinjizierten „Grand Cosmopolitan“ erst einmal als gut einzustufen. Soweit es sich herausschmecken lässt, ähnelt der Geschmack dem des Originals. Immerhin. Das Leeren des Glases ist derzeit allerdings undenkbar. Es sei denn, ich stehe alle fünf Minuten auf, um den Verdünnungseffekt durch erneutes Aufschütten der Eismassen zu erreichen. Dazu bin ich (geschweige meiner Gegenüber) schlicht und ergreifend zu faul.
Also setzen wir auf Orangensaft, der den Probanden nicht nur auf die Trinkbarkeitsstufe herabsetzt, sondern sogar geschmacklich und farblich einen neuen Cocktail ergibt. Aus dem „Cosmopolitan“ wird ein „Campari Orange“. Na sieh mal einer an. Hat Smirnoff da unbewusst eine Zwei-In-Eins-Lösung auf den Markt geworfen? „Bist du schwach für den Cosmo? – Mix dir´n Campi!“ Womit ich wohl gerade eine Marktlücke geöffnet hätte. Gibt es eigentlich ein Scrabble-Spiel für Werbesprüche?
Zsssssch-schlüft…röhr…. Per Strohhalm (auch Trinkröhrchen genannt) entziehen wir dem jeweiligen Glas auch noch den letzten Tropfen des Probanden. In der Tat: Wir haben die silberne Flasche „gekillt“. Weg isser, der „Grand Cosmpolitan“! Auch wenn wir nicht so wirklich über das Urbild eines Klassikers sprechen können und wir die Smirnoff-Variante verdünnen, letztendlich sogar zu einem geschmacklichen Campari-Orange umformten, war das Gesöff gar nicht mal so verkehrt. Die Umformierung diente eigentlich nur der Verdünnung der beinhaltenden Wodka-Massen, die dem Geschmack schon einiges abverlangte.
Über die Zutatenliste sprechen wir heute einmal nicht. Auch wenn hier wieder mehr Zeug in Form von Geschmackgebern enthalten ist, als ein echter Cosmopolitan eigentlich verträgt, hat man sein Ziel nicht verfehlt. Es schmeckt und sieht annehmlich aus. Verziert man sein Getränk im Glas noch etwas mit Früchten etc., macht das Ganze noch einen richtig netten Eindruck für die lieben Äugelein.
Ob ich den „Smirnoff Grand Cosmopolitan“ jemals wieder im Laden käuflich erwerben würde? Gute Frage. Wäre ich ein Flaschensammler, dem witzige Formgebung en von Buddelagen etwas ausmachen, vielleicht. Da ich aber weder Platz noch Sinn für dieses Hobby habe, ich zudem die Zutaten des „Cosmopolitan“ so gut wie immer im Hause habe, eher nicht. So gut schmeckt der Proband hier dann doch nicht. Die Idee ist witzig und ausgefallen, doch dem eigenen Handschlag sind selbst die im Laden gesichteten € 10,00 für die Null-Komme-Sieben-Liter-Designer-Buddle nicht gewachsen.
Last but noch least seien dem „Smirnoff Grand Cosmopolitan“ sehr gute drei Sterne für Geschmack, Design und Idee zugesprochen. Einen Extra-Punkt darf das Mixgetränk dann noch für die Flexibilität hinsichtlich eines Alternativ-Cocktails einsacken. Dem Hersteller sei mit auf den Weg gegeben, dass die vierunddreißig Prozent Wodka & Likör zwar ausreichend, aber in Verbindung mit den restlichen Zutaten unserer Ansicht mehr als reichlich gelten. Manchmal ist weniger mehr.
Und auch bei uns ist der letzte Stein einem Wort gewichen, das auch noch „Ende“ heißt. Zufälle gibt´s. Viel können wir leider nicht mehr auf dem Brett erkennen, da die Natur sich langsam aber sicher auf ihr nächtliches Ritual der Dunkelheit vorbereitet. Dies wissen auch die kleinen Biester an Mücken, deren bissigen Geister sich ungehemmt an unseren Beinen, Armen und Hälsen zu schaffen machen. Genug Punkte, um den Rückzug anzutreten. In diesem Sinne grüße ich alle Wortleger und –verdreher…
Name: Smirnoff Grand Cosmopolitan
Hersteller: Smirnoff CO, London
Alkohol: 15,2%Vol
Größe: 0,7l
Preis: ca.€ 10,00
Zu kaufen:
http://www.rumundco.de/Likoer/Smirnoff-Cosmopolitan-Vodka-125Vol-07l--2285.html?sid=k07u6g4u969p3tbgh18ep367p6
Rezept des Cosmopolitan: http://www.cocktaildreams.de/cooldrinks/cocktailrezept.cosmopolitan.287.html
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